Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 135

Isocrates, Orationes

Papier · 3, 166, 1 Bll. · 18,5 × 12,5 cm · Konstantinopel (?) · 1. Hälfte 14. Jh.


Schlagwörter (GND)
Klassische Philologie / Rhetorik / Isocrates.
Diktyon-Nr.
65867.
1ar-Ir vacat
Iv Index
IIr-v vacant
1) 1r–166v Isocrates, Orationes

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
Konstantinopel (?).
Entstehungszeit
1. Hälfte 14. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
3, 166, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
18,5 × 12,5 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
Aufgrund der Neubindungen ist davon auszugehen, dass die Lagenstruktur nicht mehr original ist. (I-1)1a + (I-1)I + 9 IV71 + (IV-2)77 + (IV-1)84 + IV92 + (IV-2)98 + 6 ΙV146 + III152 + IV160 + (IV-2)166 + (I-1)167*. Fehlende Bll. hinter 71, 77 (2 Bll.), 92 (2 Bll.), 160, 166.
Foliierung
Vatikanische Blattzählung (I, II, 1–166). Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 167*).
Lagenzählung
Bei einigen Lagen auf der ersten Rectoseite oben.
Zustand
Starke Schäden, die Bindung musste fast überall restauriert werden (vgl. Marke der Vat. Restaurierungswerkstatt auf dem Hinterspiegel, 7.6.2011). Blattverluste am Anfang und Ende sowie mehrfach im Inneren. Aus dem Umfang der Lacunae kann geschlossen werden, dass vorn 1–2 Bll. und hinten mind. 1 Bl. fehlen.
Wasserzeichen
Wasserzeichen aufgrund der Größe der Hs. nicht digitalisiert.

Schriftraum
15 × 9 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
f. 1r–17v: 35–42 Zeilen; f. 18r–166v: 26–33 Zeilen.
Schriftart
Schriften in der Nachfolge der Fettaugenmode, mit vielen Ligaturen. Zirkumflexe sind sehr geschwungen. Datierbar auf das 14. Jh. (um 1300 laut Stefec 2013, S. 130), lokalisierbar auf den Raum Konstantinopel. Die Unterschiede beider Hände sind minimal: Hand 1 schreibt etwas kleiner, mit engerem Zeilenabstand, und hat mehr Schnörkel beim Buchstaben Phi. Hand 1 verwendet schwarze Tinte, Hand 2 braune.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Eine oder zwei Hände: Auf 17v könnte eine neue Hand einsetzen. Hand 1 f. 1r–17v; Hand 2 f. 17v–166v (laut Stefec 2013, S. 130, identisch mit dem Schreiber von BnF, Par. gr. 1733).
Buchgestaltung
Die Texte folgen ohne Lücke aufeinander. Das Vorsatzbl. I hat ein größeres Format als die Hs. Normalerweise ist es eingeklappt.
Buchschmuck
Goldschnitt. Die meisten Überschriften sind rot unterstrichen und haben rubrizierte Initialen, sind selbst aber nicht rubriziert. Der auf sie folgende Text beginnt auch mit einer rubrizierten Initiale.

Nachträge und Benutzungsspuren
Stempel der BAV auf Ir, 1r und 166v. Auf Ir Annotation NB. Nec perdatur ista scheda. Auf der Rückseite ist ein griechisches Inhaltsverzeichnis, teilweise mit Seitenangaben, und mit lateinischen Anmerkungen zu Textverlusten, die Hand dürfte auf ca. 1600 zu datieren sein.
Provenienzvermerk cyp auf IIr.
Zeichnung (Heiligenfigur?) auf 49v. 139r oben THEODORI CONSTAN[TINOPOLITANI]. Damit identifiziert Martinelli Tempesta (2007, S. 179) den Dominikaner Theodorus Chrysoberges. Informationen über fehlende Bll. sind bereits auf Griechisch (λείπει φωλ.) vor und hinter den Lücken annotiert.

Einband
Roter Ledereinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; späterer Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten), vgl. Schunke, Einbände, Bd. 2, S. 909.
Provenienz
Venedig / Augsburg / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Die Hs. ist vermutlich ein Apograph von Vat. gr. 65 (Sigle Λ, nicht mehr erhalten) und war vielleicht Grundlage der Aldus-Edition von 1513 (das schließt Menchelli 2005, S. 34 aus der textkritischen Analyse). Die Hs. befand sich wahrscheinlich im Besitz von Theodor Chrysoberges, dem Bischof von Olene (vgl. Besitzvermerk THEODORI CONSTAN[TINOPOLITANI] f. 139r), nach dessen Tod (vor 1430) ging sie an seinen Bruder Andreas Chrysoberges über (ab 1432 Erzbischof von Rhodos, ab 1447 Erzbischof von Nikosia/Zypern), später an Hieronymus Tragodistes Cyprius (vgl. Provenienzvermerk cyp. auf f. IIr), und wurde von Ulrich Fugger aufgekauft und nach Augsburg verbracht, 1567 nach Heidelberg. Fugger vermachte sie 1584 dem Kurfürsten Friedrich IV., der sie in seine Bibliothek integrierte. 1622 wurde sie als Kriegsbeute aus Heidelberg mitgenommen und vom Bayernherzog Maximilian dem Papst Gregor XV. geschenkt. Seit 1623 befindet sie sich in der Biblioteca Vaticana.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_gr_135
Literatur
Stevenson, Graeci, S. 66; Basilius G. Mandilaras, Isocrates, opera omnia. Vol. I-III, München/Leipzig 2003, S. 51f.; Mariella Menchelli, Isocrate commentato tra manoscritti e stampa. Il Laur. LVIII 5 e l'incunabolo di Demetrio Calcondila e Sebastiano da Pontremoli. Il Vat. Pal. Gr. 135 e l'aldina di Marco Musuro, in: Res publica litterarum 28, 2005, S. 5–34, hier S. 17–18, 30–32, 34; Stefano Martinellei Tempesta, La tradizione manoscritta del Panegirico di Isocrate, in: Segno e Testo 5, 2007, S. 173–224, S. 179–180 u.ö.; Marco Fassino, La tradizione manoscritta dell‘ „Encomio di Elena“ e del „Plataico“ di Isocrate, Mailand 2012, S. 21–23; Rudolf Stefec, Die Überlieferung der Deklamationen Polemons, in: Römische historische Mitteilungen 55, 2013, S. 99–154, hier S. 130; Stefano Martinelli Tempesta, Missing Archetype : the Transmission of the Isocratean Corpus and the Problems of the constitutio textus, in: Christian Brockmann u.a. (Hrsg.), Handschriften- und Textforschung heute: Zur Überlieferung der griechischen Literatur: Festschrift für Dieter Harlfinger aus Anlass seines 70. Geburtstages, Wiesbaden 2014, S. 43–54, hier S. 53–54; Maddalena Valloza (Hrsg.), Isocrate. Per una nuova edizione critica, Florenz 2017 (Studi 251); Mariella Menchelli, Forme di circolazione delle parenetiche e lettura umanistica di Isocrate. Prime osservazioni su stemmatica e flussi di contaminazione nella seconda famiglia, in: Stefano Martinelli Tempesta u.a. (Hrsg.), Libri e biblioteche di umanisti tra Oriente e Occidente, Mailand 2019, S. 233–268, hier S. 238, 241, 247–248, 253 (Fonti e studi 31).
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Inhalt

1) 1r–166v Digitalisat

Verfasser
Isocrates (GND-Nr.: 118556010).
Titel
Orationes.
TLG-Nummer
0010.001–021.
Angaben zum Text
Die Hs. enthält alle 21 Reden; die erste ist am Anfang und die letzte am Ende verstümmelt.
f. 1r–4v Helenae encomium (beginnt in cap. 16); f. 4v–10r Evagoras (argumentum 4v–5r in margine); f. 10r–14r Busiris (davon 10r–v Hypothesis); f. 14r–17v Ad Nicoclem, de regno; f. 17v–24r Ad Demonicum; f. 24r–32r Nicocles oder συμμαχικὸς; f. 32r–52r Panegyricus; f. 52r–54r Contra Sophistas; f. 54r–59v Plataicus; f. 59v–67v Areopagiticus; f. 67v–79v Ad Philippum (Textverluste durch fehlende Bll.); f. 89v–92r De Pace; f. 92r–100r Archidamus (Textverluste durch fehlende Bll.); f. 100r–127r Panathenaicus; f. 127r–143r Antidosis (De permutatione); f. 143r–145r Contra Lochitem; f. 145r–146r Adversus Euthynum; f. 146r–151r De bigis; f. 151r–155r Aegineticus; f. 155r–162r Trapeziticus (Ende fehlt ab cap. 51); f. 162r–166v Adversus Callimachum (Anfang fehlt bis cap. 3; Ende bricht in cap. 61 ab). Zu mehreren Reden gibt es Marginalscholien, die in anderen Hss. nicht überliefert sind.
Incipit
1r πλείστων γὰρ ἡμιθέων.
Explicit
166v οὕτω φιλοτίμως εἴχομεν πρὸς τὴν πόλιν.
Textgestaltung
Scholien in margine.
Edition
Basilius G. Mandilaras, Isocrates, opera omnia, Vol. I-III, München/Leipzig 2003 (Handschrift herangezogen: Vol. I, S. 51).


Bearbeitet von
Vinzenz Gottlieb, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2020.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 135. Beschreibung von: Vinzenz Gottlieb (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2020.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Gefördert durch
The Polonsky Foundation Greek Manuscripts Project: a Collaboration between the Universities of Cambridge and Heidelberg – Das Polonsky-Stiftungsprojekt zur Erschließung griechischer Handschriften: Ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Cambridge und Heidelberg.