Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 171
Novum Testamentum graece
Pergament · 1, 180, 1 Bll. · 35,5 × 23 cm · Italien · ca. 1442–1453
- Schlagwörter (GND)
- Bibel / Neues Testament / Katene / Novum Testamentum graece.
- Diktyon-Nr.
- 65903.
1arv | vacat | |
2ar | Schenkungsexlibris | |
2av | Manetti-Index | |
1) | 1r–179v | Novum Testamentum Graece |
Kodikologische Beschreibung
- Entstehungsort
- Italien. Höchstwahrscheinlich Florenz.
- Entstehungszeit
- ca. 1442–1453. Diese Datierung ergibt sich aus den Biographien des Kopisten Scutariota und des Auftraggebers Manetti. Der ausführliche Index auf 2av ist typisch für die Bibliothek von Gianozzo Manetti. Es ist noch ungeklärt, ob sie in Florenz verblieb, als er die Stadt 1453 oder 1454 Richtung Rom verließ. Da es aber keinen Hinweis darauf gibt, dass Scutariota ihn begleitet hätte, ist es wahrscheinlich, dass die Hs. sich schon damals in der Bibliothek befunden hat. 1442 ist das früheste Datum, das für eine Kopie des Scutariota belegt ist (BAV, Pal. gr. 159). In Anbetracht seines langen Wirkens (bis 1494 nachgewiesen) ist ein Datum vor 1442 zwar nicht unmöglich, aber auch nicht sehr wahrscheinlich.
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Pergament, Vorsatzbll. Papier.
- Umfang
- 1, 180, 1 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 35,5 × 23 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- (I-1)1a + 12a + 17 V170 + (V-1)179 + (I-1)180*. Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 180*.
- Foliierung
- Vatikanische Foliierung (f. 1–179). Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a–2a, 180*).
- Lagenzählung
- Auf der ersten Rectoseite jeder Lage (außer der ersten) ist im Fußsteg eine griechische Zahl zur Zählung der Lage angebracht (β’–ιθ’).
- Zustand
- Bis auf einige Stockflecken ist das Material noch sehr gut erhalten.
- Schriftraum
- 23–24 × 14,5 cm.
- Spaltenanzahl
- 1 Spalte.
- Zeilenanzahl
- 34 Zeilen.
- Schriftart
- Individuelle Gelehrtenschrift der Entstehungszeit.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Iohannes Scutariota (RGK I, Nr. 183 = RGK II, Nr. 242 = RGK III, Nr. 302). Der Index auf 2av ist von einer anderen Hand. Zudem gibt es einige textkritische Marginalien von anderer Hand (im Stil italienischer Humanisten).
- Buchgestaltung
- Abgesehen von den Vorreden zu den Briefen gibt es noch einige wenige Scholien: Textergänzungen sind von späterer Hand in margine vorgenommen.
- Buchschmuck
- Wie es für den Kopisten üblich ist, ist die Hs. sehr einfach gehalten. Zierleisten kommen nicht vor. Überschriften haben die Schriftgröße des Textes, sind aber rubriziert. Die ebenfalls rubrizierten Initialen haben die Höhe von zwei Zeilen.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Stempel der BAV auf 2av, 1r und 179v. 2ar: Schenkungsexlibris; Capsa-Nr. C. 138 und eine Signatur P. 171 (von einer anderen Hand, die noch in mehreren anderen Hss. die Signaturen geschrieben hat); 2av: Manetti-Index mit Folio-Angaben. Heutige Signatur 171 Pal. G. auf 1r. Vereinzelt gibt es in margine Anmerkungen von der Hand des Schreibers.
- Einband
- Roter Ledereinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; späterer Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten), vgl. Schunke, Einbände, Bd. 2, S. 909.
- Provenienz
- Augsburg / Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Man kann davon ausgehen, dass Scutariota diese Hs. im Auftrag von Gianozzo Manetti in Florenz hergestellt hat, wie das auch bei anderen Hss. der Fall war. Nach Manettis Tod 1459 wurde die Bibliothek von seinem Sohn Agnolo weitergeführt und blieb auch danach noch in Familienbesitz. Die Hss. wurden in den 1550er Jahren an Ulrich Fugger verkauft und gelangten 1567 mit dessen Bibliothek nach Heidelberg. 1584 wurden sie Teil der Bibliotheca Palatina, die 1623 nach Rom gebracht wurde. Dort befindet diese Hs. sich noch heute.
- Literatur
- Stevenson, Graeci, S. 90; Kurt Aland/Michael Welte/Beate
Köster/Klaus Junack,
Kurzgefaßte Liste der griechischen Handschriften des Neues
Testaments, 2., neubearb. und erg. Aufl., Berlin/New York 1994, S. 55; Caspar René Gregory, Textkritik des Neuen
Testaments, Leipzig 1900, vol. 1, S. 158–159 u.ö.; Antonio Manfredini, Manoscritti biblici nelle
biblioteche umanistiche tra Firenze e Roma, in: Paolo
Cherubini, Forme e modelli della tradizione
manoscritta della Bibbia, Vatikan 2005 (Littera antiqua 13), S.
459–501, hier S. 495; Stefan Mattheus Royé, An Assessment of Byzantine
Codex and Catalogue Research: Towards the Construction of a New Series of
Catalogues of Byzantine Manuscripts, in: Sacris Erudiri.
Jaarboek voor Godsdienstwetenschappen 47, 2008, S. 5–145, hier S.
109; Haan 2019 S. 267–280.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
Inhalt
1) 1r–179v
- Titel
- Novum Testamentum graece.
- TLG-Nummer
- 0031.001–027.
- Angaben zum Text
- Aland-Nr.: 149 für die Evangelien; für
die Apostelgeschichte 77; für die Paulusbriefe 88; für die Offenbarung
25.
Die Hs. enthält das komplette Neue Testament. Bei der Reihenfolge fällt auf, dass die Katholischen Briefe vor den Paulusbriefen angeordnet sind. f. 1r–24r Matthäusevangelium; f. 24r–38v Markusevangelium; f. 39r–63r Lukasevangelium; f. 63v–81r Johannesevangelium; f. 81v–106r Apostelgeschichte.
Die Briefe beginnen jeweils mit einer Hypothesis. f. 106r–108v Jakobusbrief (Hypothesis: ed. John Anthony Cramer, Catenae in Sancti Pauli epistolas ad Corinthios ad fidem codd. Mss., Vol. VIII, S. 1); f. 108v–111r 1. Petrusbrief (Hypothesis: ed. Cramer, Vol. VIII, S. 41); f. 111r–113r 2. Petrusbrief (Hypothesis: ed. Cramer, Vol. VIII, S. 84); f. 113r–115v 1. Johannesbrief (Hypothesis: ed. Cramer, Vol. VIII, S. 105–106); f. 115v–116r 2. Johannesbrief (Hypothesis: ed. Cramer, Vol. VIII, S. 146); f. 116rv 3. Johannesbrief (Hypothesis: ed. Cramer, Vol. VIII, S. 149); f. 116v–117v Judasbrief (Hypothesis: ed. Cramer, Vol. VIII, S. 153).
Paulinische Briefe: f. 117v–126v Römerbrief; f. 126v–135r 1. Korintherbrief (Hypothesis: ed. Cramer, Vol. V, S. 1–2); f. 135r–141r 2. Korintherbrief (Hypothesis: ed. Cramer, Vol. V, S. 345–346); f. 141r–144r Galaterbrief; f. 144r–147v Epheserbrief; f. 147v–149v Philipperbrief; f. 149v–152r Kolosserbrief; f. 152r–154r 1. Thessalonikerbrief (Hypothesis: ed. Cramer, Vol. VI, S. 341); f. 154r–155v 2. Thessalonikerbrief; f. 155v–158r 1. Brief an Timotheus; f. 158r–160r 2. Brief an Timotheus; f. 160r–161r Brief an Titus; f. 161rv Brief an Philemon; f. 161v–168v Hebräerbrief (mit zwei Hypotheseis); f. 169r–179v Johannesoffenbarung.
Die Paulinischen Briefe haben stark formalisierte Hypotheseis. Die meisten davon sind nicht ediert.
- Edition
- 28Nestle-Aland für die Bibeltexte. Die Hypotheseis sind ediert bei John Anthony Cramer, Catenae Graecorum patrum in Novum Testamentum, vol. IV–VIII, Oxford 1844.
- Bearbeitet von
- Vinzenz Gottlieb, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2020.
Zitierempfehlung:
Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 171. Beschreibung von: Vinzenz Gottlieb (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2020.
- Katalogisierungsrichtlinien
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