Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 185

Thucydides, Historiae

Papier · 2, 230, 1 Bll. · 29,2 × 20,3 cm · Florenz (?) · Mitte 15. Jh.


Schlagwörter (GND)
Antike / Griechenland (Altertum) / Historiographie / Thucydides.
Diktyon-Nr.
65916.
Ir vacat
Iv Schenkungsexlibris
1) 1r–228v Thucydides, Historiae
229r–230v vacant

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
Florenz (?). Da Johannes Skutariotes dort lebte.
Entstehungszeit
Mitte 15. Jh. Datierung aufgrund der Schrift. Als Handschriftenschreiber ist Johannes Skutariotes für die Jahre zwischen 1442 u. 1494 belegt (vgl. Biedl, Skutariotes, siehe Literatur, S. 97). Da Giannozzo Manetti am 27. Oktober 1459 verstarb, müßte der Pal. gr. etwa zwischen 1442 u. 1459 geschrieben worden sein. Die Hs. bietet keine Merkmale für eine exaktere Datierung. Plausibel wäre es jedoch, Manettis Interesse an Thukydides im Kontext seiner bekannten Schrift De dignitate et excellentia hominis (ersch. 1452) zu sehen.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Westliches Papier.
Umfang
2, 230, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
29,2 × 20,3 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 1I + 28 IV224 + III230* + (I-1)231*. Vorderspiegel ist Gegenbl. zu 1a, Hinterspiegel Gegenbl. zu 231*.
Foliierung
Vatikanische Foliierung (f. I, 1–228). Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 229*, 230*, 231*).
Lagenzählung
Griechische Reklamanten von der Hand des Schreibers befinden sich jeweils am Lagenende in der Mitte des unteren Randes. Unter den Reklamanten am Heftanfang befindet sich eine entsprechende lateinische Zählung (von jüngerer Hand u. mit dunklerer Tinte geschrieben; nur auf f. 41v irrtümlich die griech. Zahl wiederholt). Gelegentlich Randglossen von der Hand Friedrich Sylburgs (f. 81v, 148r).
Zustand
Bis auf einige Stockflecken, bes. an den Rändern, gut erhalten. Die Hs. weist insgesamt nur sehr wenige Benutzerspuren auf.
Wasserzeichen
Die Wasserzeichen der Hs. sind in heidICON erschlossen (Wasserzeichen Pal. gr. 185).

Schriftraum
20,8 × 12,5 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
31 Zeilen.
Schriftart
Ruhige und auffällig abkürzungsfreie Gelehrtenschrift der Entstehungszeit. Individuelle Schrift von einem Berufsschreiber, die in dem Rahmen der Buchherstellung der humanistischen Zeit eingeordnet werden kann. Das Fehlen von Abkürzungen kann dadurch erklärt werden, dass die Hs. für ein westliches Publikum hergestellt wurde.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Johannes Skutariotes, der auch Überschriften und Buchinitialen einfügte. Die Hs. ist zwar nicht von ihm subskribiert und möglicherweise auch nicht fertig ausgestaltet worden. Allerdings kann sie aufgrund des Schriftvergleichs eindeutig Skutariotes zugewiesen werden, der den Text vermutlich auch in Florenz als Antigraphon des Cod. Laurent. Plut. 69.2 abschrieb.
Buchgestaltung
Der Textblock wurde sehr gleichmäßig und sorgfältig geschrieben. Die einzelnen Bücher der Historiae werden nur durch knappe Überschriften in Zeilenhöhe voneinander getrennt und beginnen jeweils mit auf den Rand ausgerückten Textinitialen in der Höhe von etwa drei Zeilen. Sonst keine Gliederungsmerkmale.
Buchschmuck
Nur die Überschriften der einzelnen Bücher sowie die jeweilige Initiale am Buchbeginn wurden mit blassroter Tinte eingetragen. Die Buchinitialen wurden mit etwas Fleuronné verziert.

Nachträge und Benutzungsspuren
Capsa-Nr.: C. 81 (f. 1r). Signaturenmarke der BAV auf dem Vorderspiegel. Schenkungsexlibris des Herzogs Maximilian v. Bayern auf f. Iv, darüber Signatur. Allacci-Signatur 122 (f. 1r im Kopfsteg links) sowie ebd. Bibliotheksstempel der BAV auf dem Außensteg u. vatikanische Signatur auf dem Fußsteg. Aus der Vorlage übernommen wurden, wenn vorhanden, gelegentlich auch Inhaltsmarken.

Einband
Roter Ledereinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; späterer Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten), vgl. Schunke, Einbände, II, S. 909.
Provenienz
Florenz / Augsburg / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Erster Eigner und wohl auch Auftraggeber war Giannozzo Manetti († 1459), aus dessen Nachlass die Hs. um 1550 im Auftrag Ulrich Fuggers erworben wurde. Fugger übersiedelte 1564 nach Heidelberg, wohin ihm seine Bibliothek 1567 folgte, und vermachte sie nach seinem Tod 1584 an Kurfürst Friedrich IV. 1623 wurde die Hs. als Kriegsbeute nach Rom gebracht, wo sie sich seitdem befindet.
Auch wenn in der Hs. Manettis Namenseintrag und einer Schreibersubskription fehlen, beweisen die Bestandslisten in den BAV, Pal. lat. 1916, f. 550v u. BAV, Pal. lat. 1950, f. 194r, dass sie einst Manetti gehörte. In der von Artur Biedl, Skutariotes, siehe Literatur, S. 96–98, als Ergänzung zu VG erstellten Liste fehlt diese Hs., da sie nicht namentlich subskribiert wurde. In der Bibliothek Ulrich Fuggers befand sie sich in einem Signaturenblock zusammen mit den übrigen griechischen Hss. aus Manettis Nachlass. Der Weg er Hs. von Florenz nach Rom über Augsburg u. Heidelberg ist oben bereits skizziert.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_gr_185
Literatur
Stevenson, Graeci, S. 95; Dain, Liste, S. 24; Artur Biedl, Der Handschriftenschreiber Joannes Skutariotes. Eine Skizze, in: ByzZ 38 (1938), S. 97 mit Anm. 1 u. 98 (alle seinerzeit bekannten, namentlich gezeichneten Skutariotes-Hss.); Kleinlogel, Geschichte, S. XIV; Lehmann, Fuggerbibliotheken, Bd. 2, S. 104; Marianne Pade, La fortuna della traduzione di Thucydide di Lorenzo Valla con una edizione delle postille al testo, in: Niccolò V nel sesto centennario della nascità. Atti … Saragoza, 8–10 ott. 1998, a cura di Franco Bonatti, Città del Vaticano 2000, S. 271.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Inhalt

1) 1r–228v Digitalisat

Verfasser
Thucydides (GND-Nr.: 11862234X).
Titel
Historiae.
TLG-Nummer
0003.001.
Angaben zum Text
F. 1r–31r Buch 1; f. 31r–58v Buch 2; f. 58v–88v Buch 3; f. 88v–124v Buch 4; f. 124v–150v Buch 5; f. 150v–177v Buch 6 (Zählung vom Schreiber nachträglich korrigiert); f. 177v–202v Buch 7; f. 202v–228v Buch 8.
Titel (Vorlage)
1r Θουκυδίδου συγγραφῆς βιβλίον (πρῶτον).
Nachträge und Rezeptionsspuren
Am Beginn von Buch 3 wurde links oben im Kopfsteg vom Schreiber die entsprechende Zählung angegeben. Ob die gesamte Hs. entsprechend markiert war und dieser Kopfeintrag durch Beschnitt verlorenging, lässt sich nicht mehr sagen. Auf den Blatträndern zahlreiche Textergänzungen vom Schreiber selbst, der nach Fertigstellung des Textes demnach selbst einen Korrekturdurchgang oder einen Abgleich mit Parallelhss. vorgenommen hat.
Edition
Thucydidis Historiae editio maior rec. Carolus Hude, I–II, Leipzig 1901–1913 (diese Hs. Sigle Vn und geht auf den Cod. Laur. Plut. 69.2 zurück).


Bearbeitet von
Dr. Lars Martin Hoffmann, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2020.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 185. Beschreibung von: Dr. Lars Martin Hoffmann (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2020.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Gefördert durch
The Polonsky Foundation Greek Manuscripts Project: a Collaboration between the Universities of Cambridge and Heidelberg – Das Polonsky-Stiftungsprojekt zur Erschließung griechischer Handschriften: Ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Cambridge und Heidelberg.