Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 204

Paulus, Epistolae cum interpretationibus

Pergament · 2, 186, 1 Bll. · 28,5–34 × 21,5–24 cm · s.l. · I. 13. Jh. / II. u. III. 11. Jh.


Schlagwörter (GND)
Christliche Theologie / Poimenik / Apostel / Vita / Kommentar / Katene / Paulinische Briefe.
Diktyon-Nr.
65936.
1ar–v vacat
2ar Schenkungsexlibris
2av vacat
Faszikel I
1) 1r–2v, 181r–181av Prochorus, Vita Sancti Iohannis Evangelistae
Faszikel II
2) 3r–6v Euthalius Diaconus, Prologus in apostoli Pauli vitam
3) 178r Anonymus, Martyrium Pauli apostoli
4) 178v–180v Euthalius Diaconus, Hypothesis epistolae ad Romanos
Faszikel III
5) 7r–177r Paulus, Epistolae cum interpretationibus
177v vacat

Kodikologische Beschreibung

Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament.
Umfang
2, 186, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
28,5–34 × 21,5–24 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
Hs. aus 3 Faszikeln zusammengesetzt (I. Bl. 1–2, 181–181a; II. Bl. 3–6, 178–180; III. Bl. 3–6, 7–177). (I-1)1a + 12a + … + (I-1)182*. Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 182*.
Foliierung
Vatikanische Foliierung (f. 1–181). Die Bezeichnung der ungez. und doppelt bezifferten Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 2a, 181a, 182*).
Lagenzählung
Nur auf wenigen Seiten Überreste, z.B. f. 23r ε, 47r ε oder ς, 55r ζ.
Zustand
Schäden am Falz, auch starke Spuren von Feuchtigkeit, die das Lesen beeinträchtigen. Teilweise Einritzungen für das Liniensystem, die eingerissen sind, zum Teil genäht (z.B. f. 25).

Schriftart
Die Autographe von Marcus Mamunas werden beschrieben bei Cataldi Palau 1991, S. 525–528.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Vier unbekannte Hände: f. 7–86v Hand 1; f. 87–177v Hand 2; f. 3–6 und f. 178–180 Hand 3; f. 1r–2v und 181r–181av Hand 4; Hand 5: Marcus Mamunas (RGK III, Nr. 432e) schrieb einige Anmerkungen.
Buchgestaltung
An mehrere Vorreden schließt sich die Sammlung der Paulusbriefe an. Der Episteltext wird von ausführlichen Klammerglossen kommentiert. Die Faszikel I und II sind jeweils zweigeteilt und umrahmen so den Hauptteil.

Nachträge und Benutzungsspuren
Aus Sylburgs Hand: f. 1r : Duo haec prima folia e Prochore de vita S. Joannis Evangelistae; 6v Martyrium Pauli exstat in fine Voluminis. - f. 1r Capsa-Nr. C. 101 / 263.

Einband
Roter Ledereinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten), vgl. Schunke, Einbände, Bd. 2, S. 909.
Provenienz
Italien? / Augsburg / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Die Hs. wurde vermutlich von Marcus Mamunas (Vgl. Pingree 1977, S. 358) um das Jahr 1500 zusammengefügt und gelangte später in den Besitz von Graf Georg von Korinth. Der Zusatz seors. zeigt, dass die Hs. an Ulrich Fugger kam, aber nicht von seinen großen Agenten, sondern einzeln. Möglicherweise wurde sie während eines Italienaufenthalts Georgs zwischen 1540 und 1550 verkauft. Fugger übersiedelte 1564 nach Heidelberg, wohin ihm seine Bibliothek 1567 folgte, und vermachte sie nach seinem Tod 1584 an Kurfürst Friedrich IV. 1623 wurde die Hs. als Kriegsbeute nach Rom gebracht, wo sie sich seitdem befindet.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_gr_204
Literatur
Stevenson, Graeci, S. 105; Karl Staab, Die Pauluskatenen: nach den handschriftlichen Quellen untersucht, 1926, S. 136–140; Pingree 1977, hier S. 358; Carlo Gallavotti, Note su testi e scrittori di codici greci, in: Rivista di studi Bizantini e neoellenici 1980–82, S. 229–245; Karl Staab, Pauluskommentare aus der Griechischen Kirche. Aus Katenenhandschriften gesammelt und herausgegeben, Münster 21984, S. XLIII; Annaclara Cataldi Palau, La biblioteca di Marco Mamuna, in: Cavallo/De Gregorio/Maniaci 1991, Bd. 2, S. 521–575; Vemund Blomkvist, Euthalian traditions. Text, translation and commentary, Berlin/Boston 2012; Annaclara Cataldi Palau, La vita di Marco Musuro alla luce di documenti e manoscritti, in: Italia medioevale e umanistica 45, 2004, S. 295–369.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Faszikel I (Bl. 1–2, 181–181a)

Sachtitel / Inhalt
Prochorus, Vita Sancti Iohannis Evangelistae.

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
s.l. Unbekannt.
Entstehungszeit
13. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Faszikel.
Beschreibstoff
Pergament.
Umfang
4 Bll.
Format (Blattgröße)
31 × 23 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
I2 + … + I181a.
Foliierung
Vatikanische Foliierung (f. 1–2, 181–181a).
Lagenzählung
Keine Lagenzählung erkennbar.
Zustand
Auf f. 1r und 181av an den Rändern rote Farbspuren, wahrscheinlich von einem früheren, eingeklappten roten Einband abgefärbt.

Schriftraum
22 × 17 cm.
Spaltenanzahl
2 Spalte.
Zeilenanzahl
30–34 Zeilen.
Schriftart
Minuskelschrift mit Ähnlichkeiten zur Minuscule Bouletée (vgl. BAV, Pal. gr. 15).
Angaben zu Schrift / Schreibern
Hand 4.
Buchgestaltung
Die Blätter sind am Anfang und am Ende der Hs. angeheftet, möglicherweise als Ersatz für einen Einband. Die Texte sind verstümmelt.
Buchschmuck
Rubrizierte Initialen.

Provenienz
Augsburg / Heidelberg.
Geschichte des Faszikels
Im Besitz des Markus Mamunas; man weiß nicht, ob der Rest der Hs. zu diesem Zeitpunkt schon beigebunden war. Laut der Fuggersignatur seors. auf f. 1 kam die Hs. bereits zusammengesetzt an Ulrich Fugger.

Inhalt

1) 1r–2v, 181r–181av Digitalisat

Verfasser
Prochorus (GND-Nr.: 108464814).
Titel
Vita Sancti Iohannis Evangelistae.
TLG-Nummer
0317.003.
Angaben zum Text
BHG II, 916. - In der Edition findet man den Text von f. 1rv auf S. 49–52; f. 2rv: S. 56–59; f. 181rv: S. 22–26; f. 181arv: S. 35–38.
Titel (Vorlage)
1r Pauli epistola cum interpretationibus diversorum.
Incipit
1r Χυ Ἰώ ἐλύπηθη σφόδρα καὶ αὐτὸς ἐπι τῇ ἀπωλεία τοῦ παιδός. Καῖ ἐπὶ τῷ πένθη πάντων. Καὶ εἶπε πρός με …
Weiteres Initium
181r … χωμεν παραστήσασα καὶ τρεῖσ μάρτυρας ἀξιοπίστοις …
Explicit
2v … καὶ τὸ ἀποσταλὲν ὑπ’ αὐτοῦ πνεῦμα κατεδίωξεν με; 181av … καὶ εἶπεν αὐτοῖς ὁδαίμεν.
Edition
Theodor von Zahn, Acta Joannis, Erlangen 1880 (Hs. nicht herangezogen).

Faszikel II (Bl. 3–6, 178–180)

Sachtitel / Inhalt
Vita apostoli Pauli.

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
s.l. Unbekannt.
Entstehungszeit
11. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Faszikel.
Beschreibstoff
Pergament.
Umfang
7 Bll.
Format (Blattgröße)
32 × 23 cm (f. 3 und 6); 28,5 × 21,5 cm (f. 4–5).
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
II6 + … + (II-1)180.
Foliierung
Vatikanische Foliierung (f. 3–6, 178–180).
Lagenzählung
Keine Lagenzählung erkennbar.
Zustand
Faszikel ist beschnitten, f. 4 und 5 sind kleiner; Textverlust durch Entfernung von Material am oberen Rand. Mehrere Blätter wurden entfernt, mindestens jeweils eine vor f. 178 und nach f. 180, wobei von letzterem noch einzelne Buchstaben einer weiteren, unbekannten Hand zu erkennen sind.

Schriftraum
22 × 17 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
27 Zeilen; f. 178r: 14 Zeilen; f. 178v–180r: 20 Zeilen.
Linierung
22C1, 22D1, 32D1.
Schriftart
Minuskelschrift mit Elementen der Perlschrift, teilweise aber etwas hektisch und ungleichmäßig geschrieben.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Hand 3.
Buchgestaltung
Der Text enthält kleine Lücken, wo möglicherweise einzelne Wörter fehlen. f. 178r–180v weichen in der Gestaltung ab; daher ist es nicht ganz sicher, dass sie wirklich zu diesem Faszikel gehören.
Buchschmuck
Rubrizierte Initialen.

Nachträge und Benutzungsspuren
f. 3r βίβλος Μαμουνᾶ ἦν εὖτε τάδ’ ἐγράφετο.

Provenienz
Augsburg / Heidelberg.
Geschichte des Faszikels
War im Besitz des Marcus Mamunas (vgl. Besitzereintrag f. 3r oben).

Inhalt

2) 3r–6v Digitalisat

Verfasser
Euthalius Diaconus (GND-Nr.: 100998623).
Titel
Prologus in Apostoli Pauli vitam.
Angaben zum Text
CPG 3640.
Titel (Vorlage)
3r Πρόλογος περὶ τοῦ …
Incipit
3r Παῦλος ἀποστολος. ἑβραῖος μὲν ἦν τὸ γένος ἐκ φυλῆς βενιαμιν, φαρισαῖος δὲ τὴν αἴρεσιν ὑπὸ διδασκάλῳ τὲ πιστῷ …
Explicit
6v … αὐτοῦ μέχρι τῆς τελειώσεως. Τριάκονα καὶ πέντε.
Textgestaltung
Die Blätter sind etwas größer als in Teil 1), auch Material und Schrift sind anders. Rote Initialen, Zierleiste zu Beginn, rubrizierte Überschrift (teilweise abgeschnitten).
Nachträge und Rezeptionsspuren
βίβλος μαμου να’ ἦν … von anderer Hand ergänzt.
Edition
Louis Charles Willard, A critical study of the Euthalian Apparatus, Berlin/New York 2009; Blomkvist, S. 100–111 (Hs. nicht erwähnt) (entspricht Migne PG 85, Sp. 696A–712B).

3) 178r Digitalisat

Verfasser
Anonymus.
Titel
Martyrium Pauli apostoli.
TLG-Nummer
2021.023.
Titel (Vorlage)
178r μαρτύριον παύλου τοῦ ἀποστόλου.
Incipit
178r Ἐπὶ Καίσαρος Ῥωμαίων Νέρωνος. Ἐμαρτύρησεν αὐτόθι Παῦλος ὁ ἀπόστολος …
Explicit
178r … τῆς τοῦ σωτηρὸς ἡμων Ἰησοῦ Χριστοῦ παρουσίας.
Schrift / Schreiber
Hand 3.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Fußnote des Mamunas mit Exzerpt aus Platons Timaeus 90a, siehe Cataldi Palau, Biblioteca, S. 563 (dort fälschlich der Hs. Pal. gr. 208 zugeordnet).
Edition
Willard, S. 59.

4) 178v–180v Digitalisat

Verfasser
Euthalius Diaconus (GND-Nr.: 100998623).
Titel
Hypothesis epistolae ad Romanos.
Titel (Vorlage)
178v Ὑπόθεσις τῆς πρὸ Ῥωμαίους ἐπιστολῆς Παύλου.
Incipit
178v Ταύτην ἐπιστέλλει ἀπὸ κορίνθου.
Explicit
180v … λόγους εἰς τὰ ἤθη διδάξας. Τελειοῖ τὴν ἐπιστολήν.
Schrift / Schreiber
Hand 3.
Edition
Blomkvist, S. 73–75 (Migne PG 85, Sp. 748A–749C).

Faszikel III (Bl. 7–177)

Sachtitel / Inhalt
Epistolae apostoli Pauli cum Catenis.

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
s.l. Unbekannt.
Entstehungszeit
11. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Faszikel.
Beschreibstoff
Pergament.
Umfang
175 Bll.
Format (Blattgröße)
34 × 24 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
21 IV170 + (IV-1)177. Bei ungezählten Bll. folgt die Zählung dem Digitalisat (127a, 159a, 163a). Blatt entfernt hinter 177.
Foliierung
Vatikanische Foliierung (f. 7–177).
Lagenzählung
Keine Lagenzählung erkennbar.
Zustand
Wurmlöcher und Beschädigungen beeinträchtigen vor allem die Lesbarkeit der Katenen. Die eigentlichen Episteln sind noch sehr gut lesbar.

Schriftraum
26,5 × 20 cm ((Katenen), variierende Abmessungen beim Episteltext).
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
51–57 Zeilen (Katenen).
Linierung
20C2.
Schriftart
Hand 1 (f. 7r–86v) Minuskelschrift mit Elementen der Fettaugenschrift, in den Katenen mit vielen Abkürzungen. Hand 2 (f. 87r–177v) ist sehr ähnlich, sticht aber durch große Oberlängen in der ersten Zeile hervor (besonders bei κ und τ).
Angaben zu Schrift / Schreibern
Unbekannt.
Buchgestaltung
Klammerglossen: Der Episteltext steht in der Mitte, die Katenen in etwas kleinerer Schrift darum herum.
Buchschmuck
Vergrößerte Initialen.

Nachträge und Benutzungsspuren
Häufige Anmerkungen von der Hand des Mamunas.

Provenienz
Augsburg / Heidelberg.
Geschichte des Faszikels
War im Besitz des Markus Mamunas.

Inhalt

5) 7r–177r Digitalisat

Verfasser
Paulus (GND-Nr.: 118641549).
Titel
Epistulae cum interpretationibus.
TLG-Nummer
4102.010–039.
Angaben zum Text
f. 7r–51v Epistola ad Romanos; f. 52r–82r Epistola ad Corinthios I; f. 82v–105v Ad Corinthios II; f. 106r–113v Ad Galatas; f. 114r–124r Ad Ephesios; f. 124r–131r Ad Philippenses; f. 131v–135v Ad Colossenses; f. 136r–140v Ad Thessalonicenses I; f. 141r–143v Ad Thessalenicenses II; f. 144r–150r Ad Timotheum I; f. 150v–154v Ad Timotheum II; f. 155r–156v Ad Titum; f. 157r–158v Ad Philemonem; f. 158v–177r Ad Hebraeos, cum duplici argumento.
Schrift / Schreiber
Manchmal zusätzliche Annotationen von schneller, krakeliger Hand mit vielen Abkürzungen (z.B. f. 27r, wohl von Mamunas).
Es gibt gelegentlich Handwechsel, unter anderem sticht die Hand auf f. 163rv durch starke Fettaugenelemente heraus.
Textgestaltung
Der eigentliche Episteltext steht immer auf dem Inneren einer Seite. Er nimmt oft sehr wenig Platz ein, weil die Katenen sehr umfangreich sind. Dieses Format wird auf f. 150r unterbrochen (hypothesis ad Timotheum B: Trichterform) und auf 158r (einspaltiger Textblock).
Nachträge und Rezeptionsspuren
Zusätze u.a. auf 177r, darunter auch die Subskription von Markus Mamunas. f. 7r Argumentum huius epistolae ad Romanos positum in fine voluminis. Die Katenen bilden den Normaltyp des Pauluskommentars, ergänzt durch Fragmente aus Photius, Arethas und Origenes.
Edition
28Nestle-Aland, Novum Testamentum Graece; Zu den Katenen: Staab, Pauluskommentare, zieht die Hs. heran als Sigle E; Eine erste Beschreibung der Katenen bei Staab, Pauluskatenen, S. 136–140. Demnach sind einige der Katenen nur in dieser Hs. erwähnt.


Bearbeitet von
Vinzenz Gottlieb, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2020.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 204. Beschreibung von: Vinzenz Gottlieb (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2020.


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