Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 280

Apollonius Rhodius

Pergament · 1, 129, 1 Bll. · 26 × 10 cm · Florenz · Vor 1472


Schlagwörter (GND)
Antike / Apollonius Rhodius / Hellenismus / Epos.
Diktyon-Nr.
66012.
1ar–1av vacat
1r Schenkungsexlibris, Inhaltsvermerk
1) 1v–125r Apollonius Rhodius, Argonautica cum scholiis
2) 125v–127r Anonymus, Prolegomena scholiorum in Apollonium Rhodium
127v–130*v vacant

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
Florenz. Da die Handschrift einen descriptus des Ambrosianus B 98 sup. darstellt (Fränkel 1929, S. 169) und beide von Georgios Chrysokokkes kopiert wurden, dürfte der Palatinus in räumlicher Nähe zu diesem Codex entstanden sein. Die Machart deutet auf Florenz als Entstehungsort hin, vielleicht im Auftrag des Cristoforo Garatone, für den Chrysokokkes u. a. tätig war (vgl. RGK II Nr. 95).
Entstehungszeit
Vor 1472 . Als terminus ante quem kann 1472 gelten, da der descriptus des Palatinus, der Vaticanus Graecus 1691 zwischen 1468 und 1472 datiert wird (Schade/Eleuteri 2008, S. 44).
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament, Vorsatzbll. Papier.
Umfang
1, 129, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
26 × 10 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 12 V120 + (V-1)129* + (I-1)130*. Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 130*.
Foliierung
Vatikanische Foliierung in der rechten oberen Ecke der Rectoseite mit schwarzer Tinte (f. 1–128). Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 129*–130*).
Lagenzählung
Der Lagenanfang und das Lagenende werden jeweils am äußeren unteren Blattrand mit griechischen Ziffern gezählt (Beginn: f. 10v, 11r; Ende: f. 120v, 121r).
Zustand
Sehr guter Zustand.

Schriftraum
18,1 × 8–13,2 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
22–26 Zeilen.
Schriftart
Individuelle Gelehrtenschrift der Entstehungszeit in schwarzbrauner Tinte.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Beim Palatinus handelt es sich um einen descriptus des Ambrosianus B 98 sup. (Fränkel 1929, S. 169), der von Georgios Chrysokokkes geschrieben wurde (Mazzucchi 1979, S. 138). Nach Schriftvergleich mit dem von Chrysokokkes signierten Parisinus 3047 (f. 1–160v; vgl. RGK II Nr. 95) dürfte es sich bei Chrysokokkes ebenfalls um den Schreiber des Palatinus handeln.
Buchgestaltung
Der Titel der Argonautica findet etwa in der Mitte von f. 1v Platz. Im unteren Viertel der Seite beginnen die Argonautica. Der Codex wurde von vornherein für die Kombination des Argonautica-Textes zusammen mit den Scholien konzipiert: Diese umgeben den Text bisweilen an drei Seiten (niemals jedoch zum Falz hin). Ohne Scholien sind lediglich f. 9r–9v und 95v sowie die Prolegomena scholiorum (f. 125v–127r).
Buchschmuck
Alle Rubrizierungen sind in derselben hellroten Tinte ausgeführt, die heute verblasst ist.
Die Überschriften der Argonautica-Bücher sind in Hellrot gehalten und vom Text des vorherigen Buches mit einem Abstand von etwa einer Zeile abgesetzt (f. 1v, 31v, 58v, 88r). Nur die des ersten Buches weist eine Initiale mit Fleuronné auf. Ebenfalls hellrot ist die Überschrift der Prolegomena scholiorum (f. 125v).
Die Initiale am Beginn des ersten Buches der Argonautica ist mit Fleuronné in Rot verziert. Die Initialen der folgenden Bücher sind nicht hinzugesetzt worden. Es fehlt ebenfalls die Initiale der Prolegomena scholiorum (f. 125v).
Die Initialen der Scholien neben dem Argonautica-Text sind in hellroter Tinte ausgeführt (teilweise mit floralen Elementen versehen, besonders ausgearbeitet ist nur die auf f. 1v).
Das Scholion auf f. 56r besitzt keine hellrote Initiale; stattdessen sind dort die Namen der Söhne des Aeolus kreisförmig als Ornament angeordnet.
Den Bezug der Scholien zum Text verdeutlicht der Schreiber bis f. 10v nicht durchgängig mit roten Verweiszeichen; dort entspricht die Reihenfolge der Scholien nicht der der annotierten Passagen im Text, so dass eine zusätzliche Markierung notwendig war. Scholien erhalten nur selten eigene Überschriften in Hellrot, so etwa die Zusammenfassung der Bücher auf f. 31v, 58v, 88v.
Im Argonautica-Text selbst hat der Schreiber teilweise Interlinearglossen mit roter Tinte hinzugefügt.

Nachträge und Benutzungsspuren
Signaturschild der BAV auf dem Vorderspiegel. Schenkungsexlibris an Papst Gregor XV. und Inhaltsvermerk auf f. 1r.

Einband
Roter Ledereinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; späterer Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten), vgl. Schunke, Einbände, Bd. 2, S. 909.
Provenienz
Augsburg / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Eventuell wurde der Palatinus für Cristoforo Garatone angefertigt, für den der Kopist Georgios Chrysokokkes u. a. arbeitete (vgl. RGK II Nr. 95). Das Manuskript ging als Einzelanschaffung in den Besitz Ulrich Fuggers über (vgl. BAV, Pal. lat. 1950, f. 183v: Apollonii Rhodii argonautica. perg. 280. seors.). Dieser übersiedelte 1564 nach Heidelberg, wohin ihm seine Bibliothek 1567 folgte, und vermachte sie nach seinem Tod 1584 an Kurfürst Friedrich IV. 1623 wurde die Hs. als Kriegsbeute nach Rom gebracht, wo sie sich seitdem befindet.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_gr_280
Literatur
Stevenson, Graeci, S. 157; Fränkel 1929, S. 168–171; Lehmann, Fuggerbibliotheken, S. 455; Carlo Maria Mazzucchi, Alcune vicende della tradizione di Cassio Dione in epoca bizantina, in: Aevum 53, 1979, S. 138; Schade/Eleuteri, 2008, S. 44; Vian 1976, S. XLVIII; Wendel 1932, S. 17f.; Scholia in Apollonium Rhodium vetera rec. Carl Wendel, Berlin 1935, S. XIV.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Inhalt

1) 1v–125r Digitalisat

Verfasser
Apollonius Rhodius (GND-Nr.: 118503677).
Titel
Argonautica cum scholiis.
TLG-Nummer
0001.001 (Apollonius), 5012.001 (Scholien).
Angaben zum Text
f. 1v–31v Liber 1; f. 31v–58v Liber 2; f. 58v–88r Liber 3; f. 88r–125r Liber 4.
Titel (Vorlage)
1v AΠΟΛΛΩΝΙΟΥ ΑΡΓΟΝΑΥΤΙΚΑ μετὰ σχολίων.
Incipit
1v Ἀπολλωνίου ῥοδίου ἀργοναυτικῶν πρῶτον.
Textgestaltung
Aufgrund von gemeinsamen Lesarten im Argonautica-Text lässt sich dieser Codex als descriptus des Ambrosianus B 98 sup. identifizieren (Fränkel 1929, S. 169). Er ahmt sogar das Schriftbild dieser ebenfalls scholiierten Vorlage und die Verteilung des Textes auf den einzelnen Seiten nach (Fränkel 1929, S. 168, 170f.). Die Scholien zum Text entsprechen weitestgehend der Auswahl, die sich im Ambrosianus findet, jedoch werden manche Scholien von dort nicht übernommen.
Aus dem Palatinus entstammt der Vaticanus Graecus 1691 (Fränkel 1929, S. 169; Schade/Eleuteri 2008, S. 44).
Edition
Fränkel 1961, S. 1–243 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen, aber besprochen in Fränkel 1929, S. 168–171); Vian 1976, Vol. 2: Chant III, Paris 1980, Vol. 3: Chant IV, Paris 1981 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen, vgl. Vol. 1, S. XLVIII); Scholia in Apollonium Rhodium vetera rec. Carl Wendel, Berlin 1935, S. 7–328 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen, aber besprochen in Carl Wendel 1932, S. 17).

2) 125v–127r Digitalisat

Verfasser
Anonymus.
Titel
Prolegomena scholiorum in Apollonium Rhodium.
TLG-Nummer
5012.001.
Titel (Vorlage)
125v ἀπολλωνίου τινος ποιητοῦ τῶν ἀργοναυτικῶν.
Explicit
127r τέλος ἀπολλωνίου τοῦ ποιητοῦ.
Textgestaltung
Dass die Prolegomena scholiorum dem Text der Argonautica nachgestellt werden, bildet einen weiteren Hinweis dafür, dass der Codex ein descriptus des Ambrosianus B 98 sup. ist (Wendel 1932, S. 17f.). Es fehlen die Überschriften (etwa Γένος Ἀπολλωνίου τοῦ ποιητοῦ τῶν Ἀργοναυτικῶν oder Ἀπολλωνίου βίος). Der Text setzt sich gemäß der Edition von Wendel 1935 zusammen aus Aa, Ba, Bb.
Edition
Scholia in Apollonium Rhodium vetera rec. Carolus Wendel, Berlin 1935, S. 1–4 (Hs. wurde besprochen, aber nicht für die Edition herangezogen, vgl. S. XIV).


Bearbeitet von
Dr. Anne-Elisabeth Beron, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2020.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 280. Beschreibung von: Dr. Anne-Elisabeth Beron (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2020.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Gefördert durch
The Polonsky Foundation Greek Manuscripts Project: a Collaboration between the Universities of Cambridge and Heidelberg – Das Polonsky-Stiftungsprojekt zur Erschließung griechischer Handschriften: Ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Cambridge und Heidelberg.