Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 29

Sammelhandschrift

Bombycin · 2 , 233, 1 Bll. · 28 × 21 cm · Byzantinisches Reich (?) / Kreta (?) / Zypern (?) · Mitte 14. Jh.


Schlagwörter (GND)
Rhetorik / Geschichtsschreibung.
Diktyon-Nr.
65762.
1ar–2av vacant
1) 1r–116v Aelius Aristides, Orationes
2) 117r–233r Thucydides, Historiae

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
Byzantinisches Reich (?) / Kreta (?) / Zypern (?).
Entstehungszeit
Mitte 14. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Bombyzin.
Umfang
2 , 233, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
28 × 21 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 12a + (III-1)5 + IV13 + (IV+1)22 + II26 + 5 IV66 + V76 + 6 IV124 + V134 + 11 IV222 + V232 + 1233 + (I-1)234*. Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 234*.
Foliierung
Vatikanische Foliierung (f. 1–233). Bl. 62 fälschlich als 61 foliiert (im Digitalisat als 61a bezeichnet). Die Bezeichnung der ungez. Bll. und der doppelt vergebenen Nummer folgt dem Digitalisat (1a–2a, 61a, 234*).
Lagenzählung
An einigen Stellen gibt es Ansätze einer Lagenzählung mit griechischen Zahlen. Sie ist aber nicht konsequent.
Zustand
Die Hs. weist viele Beschädigungen auf: die meisten Blätter haben Wasserschäden. Bei einigen Blättern ist die Bindung restauriert worden. Die Lesbarkeit ist aber durchgängig uneingeschränkt.
Wasserzeichen
Die Wasserzeichen der Hs. sind in heidICON erschlossen (Wasserzeichen Pal. gr. 29).

Schriftraum
21 × 15–17 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
40 Zeilen.
Schriftart
Hand 1: 1r–26v, 38v–233r. Hand 2: 27r–38r Minuskelschrift mit Elementen der Fettaugenmode und des Beta-Gamma-Stils. Auf 117rv ist das Schriftbild so ungleichmäßig, dass dort die Präsenz mehrerer Schreiber möglich ist.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Unbekannte Hände, höchstwahrscheinlich Griechen.
Buchgestaltung
Die Texte werden oft von Marginalglossen begleitet, die manchmal zu Klammerglossen und in seltenen Fällen sogar zu Schachtelglossen anwachsen. Überdies gibt es mancherorts Interlinearglossen, die aber sehr klein sind.
Buchschmuck
Zu Beginn ist eine breite, rubrizierte Zierleiste zu sehen. Am Textende Botryonum formulae. Die einzelnen Reden und Historienbücher sind mit unterschiedlichen Zierelementen, oft rubrizierten Zierleisten, und rubrizierten Initialen gekennzeichnet. Diese wurden in wenigen Fällen vergessen.

Nachträge und Benutzungsspuren
Stempel der BAV auf 1r und 233r.

Einband
Roter Ledereinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; späterer Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten), vgl. Schunke, Einbände, Bd. 2, S. 909.
Provenienz
Kreta / Venedig / Augsburg / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Alberti (S. CXLVIII) geht davon aus, dass die Hs. im 15. Jh. nach Kreta gelangt ist, wo sie als Vorlage weiterer Kopien diente. Später war sie im Besitz von Johannes Battista Cipelli, gen. Egnatius (vgl. Signatur egnat auf 2ar), nach seinem Tod 1553 wurde sie in Venedig über Mittelsmänner an Ulrich Fugger verkauft und gelangte 1567 mit dessen Bibliothek nach Heidelberg, bevor sie 1623 nach Rom gebracht wurde. Dort befindet sie sich noch heute.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_gr_29
Literatur
Stevenson, Graeci, S. 16–17; Friedrich Walter Lenz, Aristidesstudien, Berlin 1964, S. 78; Iohannes Baptista Alberti, Thucydidis historiae, Vol. I, Rom 1972, S. XXIII, CXLV-CLIX; Filippo Ferlauto, Un codice cretese di Tucidide, il Mosquensis gr. 216 del sec. XV (I), in: Bollettino dei Classici, terza seria, Fascicolo VIII, 1987, S. 129–166; Filippo Ferlauto, Un codice cretese di Tucidide, il Mosquensis gr. 216 del sec. XV (II), in: Bollettino dei Classici, terza seria, Fascicolo IX, 1988, S. 57–83; Marianne Pade, La fortuna della traduzione di Tucidide di Lorenzo Valla con una edizione delle postille al testo, in: Franco Bonatti (Hrsg.), Niccolò V nel sesto centenario della nascita. Atti del convegno internazionale di studi, Sarzana, 9 – 10 ottobre 1998, Vatikan 2000, S. 255–293, hier S. 271, 284 und 285; Stefano Martinelli Tempesta, Nuovi manoscritti copiati da Giorgio Trivizia, in: Studi Medievali e Umanistici 8–9, 2010–2011, S. 406–436, hier S. 411.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Inhalt

1) 1r–116v Digitalisat

Verfasser
Aelius Aristides (GND-Nr.: 118503979).
Titel
Orationes.
TLG-Nummer
0284.011–015, 0284.020–021, 0284.040–041, 0284.043–047, 0284.050, 2031.003.
Angaben zum Text
f. 1r–24v Panathenaicus; f. 25r–26v Prolegomena in rhetorica opera (mit Hypotheseis zu einigen Reden: bei Dindorf III, ab S. 744 u.ö.); f. 27r–47v Contra Platonem pro rhetorica; f. 47v–87v Contra Platonem pro quattuor viris (die einzelnen Reden sind: f. 47v–54r Pericles; f. 54r–55v Cimon; f. 55v–58v Miltiades; f. 58v–67v Themistocles; f. 68r–87v Communis apologia); f. 87v–90v Ad Capitonem; f. 91r–97v In Romam (Romae encomium); f. 97v–100v κατὰ ἐξορχουμένων; f. 100v–102r περὶ τοῦ μη δεῖν κωμωδεῖν; f. 102r–106r Rhodiacus; f. 106r–109v Ad Rhodios, de concordia; f. 109v–112r In Alexandrum Cotyaensem funebris oratio; f. 112r–v In Eteoneum funebris oratio; f. 113r–v In Smyrnam monodia; f. 113v–114v Epistula pro Smyrna restauranda ad Marcum Aurelium et Lucium Commodum; f. 114v–115v In Smyrnam et Smyrnae instaurationem Palinodia; f. 115v–116v Smyrnaica civilis oratio.
Die Scholien in margine gehören zu den sogenannten jüngeren Scholien. „Ihre Scholienfassung ist insofern merkwürdig, als sie in I der in Dindorfs A C, in II der in A und Oxoniensis, aber in III nur der des Oxoniensis, nicht mehr der in A entspricht.“ (Lenz 1964, S. 78).
Titel (Vorlage)
1r ἀριστείδου ῥήτορος παναθηναικὸς.
Incipit
1r Νόμος ἐστὶ τοῖς ἕλλησι παλαιὸς.
Explicit
116v ἡττᾶσθαι τὰ τοιαῦτα.
Schrift / Schreiber
Auf 67v ist der letzte Absatz nachträglich ergänzt.
Edition
Friedrich Walther Lenz/Charles Allison Behr, P. Aelii Aristidis Opera quae exstant omnia, Leyden 1976, Vol. I, passim (Hs. erwähnt als Nr. 208); Bruno Keil, Aelii Aristidis quae supersunt omnia, Berlin 1898, Vol. II, S. 1–23, 54–124, 191–200, 212–227 und 237–252 (Hs. gelegentlich herangezogen); Für die Scholien: Aristides ex recensione Guilelmi Dindorfii, Vol. III, Leipzig 1829, ab S. 3.

2) 117r–233r Digitalisat

Verfasser
Thucydides (GND-Nr.: 11862234X).
Titel
Historiae.
TLG-Nummer
0003.001.
Angaben zum Text
Die Hs. enthält den vollständigen Text (alle acht Bücher): f. 117r–134v Buch I; f. 135r–148v Buch II; f. 148v–162v Buch III; f. 162v–179r Buch IV; f. 179r–192r Buch V; f. 192r–206r Buch VI; f. 206r–219r Buch VII; f. 219r–233r Buch VIII.
Die Hs. wird meist unter der Sigle Vk geführt. Sie ist wohl ein indirekter Apograph von der Hs. (Paris, Bibliothèque national) Coislinianus gr. 317 (Sigle Pk) und dürfte ihrerseits die Vorlage bilden für die Hss. Oxford, Canonicianus 48 (Sigle Ob) und Corpus Christi College 80 (Sigle O; vgl. Ferlauto 1987, S. 136). Alberti, S. CXLVIII, nennt insgesamt sieben Hss. als Apographe von Vk.
Titel (Vorlage)
117r Θουκυδίδου συγγραφῆς α’.
Incipit
117r Θουκυδίδης Ἀθηναῖος ξυνέγραψε τὸν πόλεμον τῶν Πελοποννησίων καὶ Ἀθηναίων, ὡς ἐπολέμησαν πρὸς ἀλλήλους,.
Explicit
233r ὅταν ὁ μετὰ τοῦτο τὸ θέρος χειμὼν τελευτήση, ἓν καὶ εικοστὸν ἔτος πληροῦται.
Schrift / Schreiber
Die Scholien auf 117v–119v sind in größerer Schrift als der Haupttext, wahrscheinlich von jüngerer Hand. Hier werden zahlreiche Poleisnamen aufgelistet.
Nachträge und Rezeptionsspuren
127v: im Fußsteg ist von späterer Hand ein Zitat aus Platons Gorgias eingefügt (ediert: Platon, Werke, Band 2, bearb. von Heinz Hofmann, Paris 1973/Nachdr. Darmstadt 2011, S. 296).
Edition
Iohannes Baptista Alberti, Thucydidis historiae, Vol. I, Rom 1972, Vol. II, Rom 1992, Vol. III, Rom 2000 (Hs. als Sigle Vk herangezogen).


Bearbeitet von
Vinzenz Gottlieb, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2021.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 29. Beschreibung von: Vinzenz Gottlieb (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2020.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Gefördert durch
The Polonsky Foundation Greek Manuscripts Project: a Collaboration between the Universities of Cambridge and Heidelberg – Das Polonsky-Stiftungsprojekt zur Erschließung griechischer Handschriften: Ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Cambridge und Heidelberg.