Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 290
Philologische Sammelhandschrift
Papier · 2, 78, 1 Bll. · 24,9 × 17 cm · Italien (?) · 15. Jh.
- Schlagwörter (GND)
- Hesiod / Werke und Tage / Plato / Alcibiades.
- Diktyon-Nr.
- 66022.
1ar–v | vacat | |
2ar | Schenkungsexlibris | |
2av | vacat | |
1) | 1r–19r | Hesiodus, Opera et dies |
19v–20v | vacant | |
2) | 21r–51v | Plato, Alcibiades I |
3) | 51v–64v | Plato, Alcibiades II |
4) | 65r–77v | Plato, Crito |
78r–79*v | vacant |
Kodikologische Beschreibung
- Entstehungsort
- Italien (?).
- Entstehungszeit
- 15. Jh. Nach Stevenson, Graeci, siehe auch Berti, I manoscritti, S. 417.
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Westliches Papier.
- Umfang
- 2, 78, 1 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 24,9 × 17 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- (I-1)1a + 12a + 6 V60 + II64 + V74 + II78 + (I-1)79*. Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 79*.
- Foliierung
- Vatikanische Blattzählung (f. 1–78) sowie teilweise eine ältere Foliierung vorhanden. Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 2a, 79*).
- Lagenzählung
- Eine Lagenzählung ist nicht erhalten (evtl. durch späteren Seitenbeschnitt verloren gegangen); Reklamanten sind im Fußsteg parallel zum Text in hellerer Tinte angegeben.
- Zustand
- Der Einband der Hs. ist leicht fleckig. Das Papier der Vorsatzbll. ist vergilbt und leicht fleckig; im Falz sind Wurmlöcher vorhanden. Das Pergament ist zu Beginn des Buchblocks leicht fleckig; insgesamt ist es gut erhalten. Die Schrift ist trotz leichter Verblassung der Tinte gut zu lesen. Das Pergament ist nicht von bester Qualität.
- Wasserzeichen
- Wasserzeichen aufgrund der Größe der Hs. nicht digitalisiert.
- Schriftraum
- 18 × 10 cm.
- Spaltenanzahl
- 1 Spalte.
- Zeilenanzahl
- 26–28 Zeilen.
- Linierung
- Auf dem Pergament ist ein Liniensystem vorhanden.
- Schriftart
- Gelehrtenschrift des 15. Jhs.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Unbekannter Schreiber.
- Buchgestaltung
- Die Hs. ist einheitlich und schlicht gestaltet. Die Textanfänge werden durch leicht vergrößerte Initialen in roter Tinte markiert.
- Buchschmuck
- Bis auf die nur leicht verzierten Initialen in roter Tinte und die rubrizierten Lombarden weist die Hs. keinen Buchschmuck auf.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Eine lilafarbene Besitzmarke der BAV wurde auf den Vorderspiegel geklebt. Auf f. 2ar wurde das Schenkungsexlibris aufgeklebt; zudem wurde am oberen Seitenrand die Nr. 290 eingetragen. Auf f. 1r findet sich in der Ecke Kopfsteg – Bundsteg die Capsa-Nr. C. 46 sowie die Allacci-Nr. 131. Der vatikanische Besitzstempel wurde auf derselben Seite im Fußsteg angebracht. Dort wurde auch die Signatur 290. Pal: notiert. Auf f. 77v wurde erneut der vatikanische Besitzstempel angebracht.
- Einband
- Brauner Ledereinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; späterer Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten), vgl. Schunke, Einbände, Bd. 2, S. 909 (hier: ‚hochroter‘ Einband).
- Provenienz
- Augsburg / Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Die Hs. ist f. 188r mit dem Vermerk 290. Hen(ricus) im
Katalog der Fuggerbibliotheken (BAV, Pal.
lat. 1950) gelistet.
Für die mit Hen. bzw. Henr. gekennzeichneten Manuskripte kann keine eindeutige Aussage bezüglich der Provenienz getroffen werden. Hier wurden bislang zwei Vorschläge zur Identifikation des Vorbesitzers gemacht, die beide davon ausgehen, dass es sich um ein Kürzel des Vornamens Heinrich/Henricus/Henri handelt: Zwischen 1558 und 1568 hatte Henri Estienne (1531–1598), protestantischer Buchdrucker, Philologe und Humanist aus Frankreich, enge Beziehungen zu Fugger. Er durfte u.a. Handschriften aus der Bibliothek Fuggers nutzen, um sie in seiner Offizin zu drucken.
Ungefähr zur selben Zeit hielt sich auch der Schotte Henry Scrimger (1506–1572), Jurist und Philosoph, auf Einladung Fuggers in Augsburg auf, wo er selbst eine umfangreiche Bibliothek mit Drucken und Handschriften aufbaute (Lehmann, Fuggerbibliotheken I, S. 132–153). Von 1553 bis 1563 arbeitete er für Fugger und erwarb u.a. in Italien zahlreiche Handschriften für ihn.
- Literatur
- Stevenson, Graeci, S.
163; Ernesto Berti, I Manoscritti del Critone di
Piatone: Gli apografi del Venetus append. Cl. IV I, Spl. 542, in:
Hermes. Zeitschrift für klassische Philologie 97 Heft 4
(1969), S. 412–431, hier: S. 417–420; Robert Sherrick/Rulon Wells (Hrsg.),
The Plato manuscripts. A new index, Yale 1968, S. 59.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
Inhalt
1) 1r–19r
- Verfasser
- Hesiodus (GND-Nr.: 118550292).
- Titel
- Opera et dies.
- TLG-Nummer
- 0020.002.
- Titel (Vorlage)
- Ἡσιόδου ποιητοῦ ἔργα καὶ ἡμέραι.
- Textgestaltung
- Im Kopfsteg auf f. 1r wurde ΙΗΣ(ΟΥΣ) notiert. Der Text ist in Versen (Hexameter) gestaltet. Die Verse enden nicht bündig.
- Nachträge und Rezeptionsspuren
- Der Titel der Schrift ist von späterer Hand ergänzt.
- Edition
- Hesiod, Theogonia, Opera et dies, scutum, ed. Friedrich Solmsen, Fragmenta selecta, edd. Reinhold Merkelbach et Martin L. West, 3. Aufl., Oxford 1990.
2) 21r–51v
- Verfasser
- Plato (GND-Nr.: 118594893).
- Titel
- Alcibiades I.
- TLG-Nummer
- 0059.013.
- Titel (Vorlage)
- ἀλκιβιάδης πρῶτος ἢ περὶ φύσεως ἀνθρώπου.
- Textgestaltung
- Über dem Text ist lediglich der Name des Autors, nicht aber der Titel der Schrift genannt. Die erste Zeile des Texts ist rubriziert; die Initiale ist drei Zeilen hoch und wenig verziert. Hochgestellte Buchstaben sowie Satzzeichen sind ebenfalls in roter Tinte geschrieben. Die Personen des Dialogs werden nicht angegeben. Hier und da finden sich Semeiosis-Zeichen im Randbereich.
- Nachträge und Rezeptionsspuren
- Von späterer Hand wurde f. 21r der Name des Autors (πλάτωνος) sowie passim Korrekturen und Nachträge eingetragen.
- Edition
- Platon, Opera vol. 2, ed. John Burnet, Oxford 1901 (Nachdruck 1967), 104a–135e.
3) 51v–64v
- Verfasser
- Plato (GND-Nr.: 118594893).
- Titel
- Alcibiades II.
- TLG-Nummer
- 0059.013.
- Nachträge und Rezeptionsspuren
- Auf f. 51v wurde im Außensteg der Name des Autors (πλάτωνος) genannt. Von der gleichen Hand wurde der Titel der Schrift (ἀλκιβιάδης δεύτερος, ἢ περὶ εὐχῆς) ergänzt und passim Korrekturen und Nachträge eingetragen. Auf f. 64v ist unter dem Text die τέλος-Zeile τέλος τοῦ πλάτωνος ἀλκιβιάδου δευτέρου, περὶ εὐχῆς.
- Edition
- Platon, Opera vol. 2, ed. John Burnet, Oxford 1901 (Nachdruck 1967), 138a–151c.
4) 65r–77v
- Verfasser
- Plato (GND-Nr.: 118594893).
- Titel
- Crito.
- TLG-Nummer
- 0059.003.
- Textgestaltung
- Auf der letzten beschriebenen Seite ist der Text zum Teil in einer figuralen Bildfläche gestaltet (griechisches Kreuz).
- Nachträge und Rezeptionsspuren
- Die Hauptinitiale sowie der Titel der Schrift (Πλάτωνος κρίτων, ἢ περὶ φυγῆς) wurden f. 65r von späterer Hand eingetragen. Auf derselben Seite wurde zuvor in der Ecke Kopfsteg – Außensteg ebenfalls der Titel (κριτ. η π<ερὶ φυγῆς>) sowie passim Korrekturen und Nachträge eingetragen.
- Edition
- Platon, Opera vol. I, ed. John Burnet, Oxford 1900 (Nachdruck 1967), 43a–54e.
- Bearbeitet von
- Dr. Paul Achim Neuendorf, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2020.
Zitierempfehlung:
Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 290. Beschreibung von: Dr. Paul Achim Neuendorf (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2020.
- Katalogisierungsrichtlinien
- Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.