Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 293

Sammelhandschrift

Pergament · 1, 86, 1 Bll. · 25,9 × 17,3 cm · Herzogtum von Urbino (?) · 2. Hälfte des 15. Jhs.


Schlagwörter (GND)
Antike / Archaik / Epos / Hesiodus / Theater / Komödie / Aristophanes.
Diktyon-Nr.
66025.
1ar–1av vacat
2ar Inhaltsvermerk, Fuggersignatur
2av–3ar vacant
3av Schenkungsexlibris
1) 1r–14v Hesiodus, Opera et dies
2) 15r–15v Anonymus, Vitae Aristophanis (Vitae Thomana 1 et 2)
3) 15v–16r Anonymus, Argumentum Pluti
4) 16r–36r Aristophanes, Plutus
5) 36r–36v Iohannes Tzetzes, Argumentum Nubium
6) 36v–59v Aristophanes, Nubes
7) 60r–60v Anonymus, Argumentum Ranarum
8) 60v–82v Aristophanes, Ranae cum scholiis
83*r–85*v vacant

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
Herzogtum von Urbino (?). Da es sich beim Palatinus um einen descriptus des Vaticanus Urbinas graecus 143 (BAV) handelt (Muttini 2019, S. 26) und sich dieser zur Entstehungszeit im Besitz des Federico da Montefeltro, dem Herzog von Urbino befand (Muttini 2019, S. 6), könnte der Palatinus im Herzogtum von Urbino entstanden sein.
Entstehungszeit
2. Hälfte des 15. Jhs. Datierung aufgrund der Schrift.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament, Vor- und Nachsatzbll. Papier.
Umfang
1, 86, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
25,9 × 17,3 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + I3a + 8 V80 + II84* + (I-1)85* (Bl. nicht gezählt; hinteres Blatt auf Hinterspiegel geklebt). Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 85*.
Foliierung
Vatikanische Foliierung in der rechten oberen Ecke der Rectoseite (f. 1–83). Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a–3a, 84*, 85*).
Lagenzählung
Der Lagenbeginn wird in der Mitte der Rectoseite unten mit griechischen Ziffern markiert, was zu Beginn abgeschnitten ist (sichtbar ab f. 21r: Γ; Ende: f. 81r: θ).
Zustand
Sehr guter Zustand mit minimalen Flecken und wenigen Löchern im Pergament jenseits des Textes (z. B. auf f. 29), welche die Lesbarkeit aber nicht beeinträchtigen.

Schriftraum
18 × 9,7 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
30 Zeilen.
Schriftart
Individuelle Gebrauchsschrift der Entstehungszeit.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Es handelt sich um denselben Schreiber wie in BAV, Pal. gr. 181, der Überschriften mit Zierlinien mit Tierkopf schmückt (f. 1r; vgl. BAV, Pal. gr. 181, f. 178r). Der Schreiber ist nicht zu identifizieren. Für den Plutus stellt Muttini 2019, S. 6 Anm. 20 leichte Ähnlichkeit mit Kaisar Strategos fest (RGK II, Nr. 292 = III, Nr. 348eb); dabei dürfte es sich jedoch nur um einen ähnlichen Duktus handeln.
Buchgestaltung
In den Opera et Dies erscheinen teilweise Randscholien mit Zusammenfassungen, Überschriften und Anmerkungen. Nach dem Ende dieses Werkes ist der Rest von f. 14v freigelassen.
Die Vita des Aristophanes, die Zusammenfassungen der jeweiligen Komödien sowie die Dramen selbst folgen unmittelbar aufeinander ohne Trennelemente (nur Initialen und Überschriften fungieren, sofern vorhanden, als Kennzeichen für einen neuen Text). Die Sprecherbezeichnungen in den Komödien sind, sofern hinzugefügt, links abgesetzt vom Text positioniert. Die Ranae besitzen vereinzelte Randscholien.
Buchschmuck
Opera et Dies weisen auf f. 1r eine rote Überschrift auf, über der sich ein rotes umrahmtes Flechtornament befindet, dessen Ausläufer als Ranken oder Tiere gestaltet sind. Der Text weist eine Initiale mit floralen Elementen auf, über der ein Tierkopf erscheint. Im Text finden sich weitere Initialen sowie rote Randscholien.
Die Vita des Aristophanes besitzt eine rote Überschrift und in beiden Teilen jeweils eine rote Initiale.
Die Zusammenfassung des Plutus weist eine rote Initiale auf, ebenso die einzelnen Figuren in der Liste der dramatis personae. Der Plutus besitzt eine rote Überschrift und eine rote Initiale; Sprecherbezeichnungen erscheinen in Rot am Rand bis f. 23v, danach wurden sie nicht mehr hinzugesetzt, obwohl entsprechend Raum frei gelassen wurde.
Die Überschrift der Zusammenfassung der Nubes besitzt eine rote Initiale und ist mit roter Tinte unterstrichen.
Alle Rubrizierungen sind in derselben Farbe ausgeführt, allerdings fehlen sie in der Regel ab f. 23v.

Nachträge und Benutzungsspuren
Signaturschild der BAV auf dem Vorderspiegel. Capsa-Nr. C. 71, Allacci-Signatur 361, Inhaltsvermerk und Fuggersignatur 293 seors. auf f. 2ar. Schenkungsexlibris (Papierseite auf Pergament aufgeklebt) auf f. 3av.

Einband
Roter Ledereinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; späterer Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten), vgl. Schunke, Einbände, II, S. 909.
Provenienz
Augsburg / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Die Handschrift gelangte als Einzelanschaffung (seors.) in den Besitz Ulrich Fuggers (Fuggersignatur auf f. 2ar; vgl. BAV, Pal. lat. 1950, f. 188r: Hesiodus et Aristophanes. perg. 293. seors.). Fugger übersiedelte 1564 nach Heidelberg, wohin ihm seine Bibliothek 1567 folgte, und vermachte sie nach seinem Tod 1584 an Kurfürst Friedrich IV. 1623 wurde die Hs. als Kriegsbeute nach Rom gebracht, wo sie sich seitdem befindet.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_gr_293
Literatur
Stevenson, Graeci, S. 164; Micol Muttini, Appunti sulla circolazione del Pluto di Aristofane in età umanistica (I). Gli apografi dei vetustiores e delle recensioni bizantine, in: RHT 14, 2019, S. 6 mit Anm. 20, 26.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Inhalt

1) 1r–14v Digitalisat

Verfasser
Hesiodus (GND-Nr.: 118550292).
Titel
Opera et dies.
TLG-Nummer
0020.002.
Titel (Vorlage)
1r Ἡσιόδου ἔργα καὶ ἡμέραι.
Explicit
14v τέλος τῶν ἔργων καὶ ἡμέρων ἡσιόδου ποιητοῦ.
Edition
Hesiod, Works & Days edited with Prolegomena and Commentary by M. L. West, Oxford 1978, S. 95–135 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen); Hesiodi Theogonia, Opera et dies, Scutum edidit Friedrich Solmsen, Fragmenta selecta ediderunt R. Merkelbach et M. L. West, Oxford 1970, S. 49–85 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen).

2) 15r–15v Digitalisat

Verfasser
Anonymus.
Titel
Vitae Aristophanis (Vitae Thomana 1 et 2).
TLG-Nummer
4158.009.
Angaben zum Text
Der Leerraum in den letzten beiden Zeilen auf f. 15r deutet auf eine Lücke bzw. unleserliche Stelle in der Vorlage hin (es fehlen σώφρονες und ἐδόκει).
Titel (Vorlage)
15r τοῦ σοφωτάτου καὶ λογιωτάτου κυρίου θωμᾶ τοῦ μαγίστρου, σύνωψις τοῦ τε βίου ἀριστοφάνους, καὶ τῆς τοῦ δράματος ὑποθέσεως.
Edition
Prolegomena de comoedia, Scholia in Acharnenses, Equites, Nubes, Fasc. IA continens prolegomena de comoedia edidit Willem Johann Wolff Koster, Groningen 1975 (Scholia in Aristophanem 1A), S. 146–149 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen).

3) 15v–16r Digitalisat

Verfasser
Anonymus.
Titel
Argumentum Pluti.
TLG-Nummer
5014.014.
Angaben zum Text
Auf die Zusammenfassung folgt unten auf f. 15v eine Auflistung der dramatis personae (bis oben f. 16r).
Edition
Scholia Graeca in Aristophanem cum prolegomenis grammaticorum … inseruit Friedrich Dübner, Paris 1877, S. 323 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen); Scholia in Thesmophoriazusas; Ranas; Ecclesiazusas et Plutum, Fasc. IVb continens scholia recentiora in Aristophanis Plutum edidit M. Chantry, Groningen 1996 (Scholia in Aristophanem III 4b), S. 1 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen); Aristophanis fabulae, Tomus II: Lysistrata, Thesmophoriazusae, Ranae, Ecclesiazusae, Plutus recognovit brevique adnotatione critica instruxit Nigel Guy Wilson, Oxford 2007, S. 270f. (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen).

4) 16r–36r Digitalisat

Verfasser
Aristophanes (GND-Nr.: 118503987).
Titel
Plutus.
TLG-Nummer
0019.029 (Plutus), 5014.014 (Scholium in Plutum).
Angaben zum Text
Unmittelbar auf die Überschrift folgt ein Scholion (siehe ‚Incipit‘; S. 324 Edition Dübner; Scholion 1b bei Chantry).
Titel (Vorlage)
16r ἀριστοφάνους πλοῦτος.
Incipit
16r Ὁρῶν ὁ Καρίων τὸν ἑαυτοῦ δεσπότην Χρεμύλον μετὰ τὸ ἐξελθεῖν τοῦ μαντείου τυφλῷ ἀνδρὶ ἑπόμενον, σχετλιάζων καὶ δυσφορῶν φησὶν· ὡς ἀργαλέον κτλ.
Explicit
36r ἀριστοφάνους ὧδε τὸ τέρμα πέλει δράματος πρώτου· χαριεστάτου πάνυ.
Edition
Scholia Graeca in Aristophanem cum prolegomenis grammaticorum … inseruit Friedrich Dübner, Paris 1877, S. 324 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen); Scholia in Thesmophoriazusas; Ranas; Ecclesiazusas et Plutum, Fasc. IVb continens scholia recentiora in Aristophanis Plutum edidit M. Chantry, Groningen 1996 (Scholia in Aristophanem III 4b), S. 2 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen); Aristophanis fabulae, Tomus II: Lysistrata, Thesmophoriazusae, Ranae, Ecclesiazusae, Plutus recognovit brevique adnotatione critica instruxit Nigel Guy Wilson, Oxford 2007, S. 273–326 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen).

5) 36r–36v Digitalisat

Verfasser
Iohannes Tzetzes (GND-Nr.: 118712608).
Titel
Argumentum nubium.
TLG-Nummer
5014.017.
Angaben zum Text
Auf die Zusammenfassung folgt auf f. 36v eine Auflistung der dramatis personae.
Titel (Vorlage)
36r Ὑπόθεσις ἀριστοφάνους νεφελῶν.
Textgestaltung
Die Initialen in der Zusammenfassung und in der Liste der dramatis personae wurden nicht hinzugesetzt.
Edition
Jo. Tzetzae commentarii in Aristophanem, Fasc. II continens Commentarium in Nubes quem edidit D. Holwerda, Groningen 1960 (Scholia in Aristophanem IV.2), S. 367–371 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen).

6) 36v–59v Digitalisat

Verfasser
Aristophanes (GND-Nr.: 118503987).
Titel
Nubes.
TLG-Nummer
0019.021 (Nubes); 5014.005 (Scholium in Nubes).
Angaben zum Text
Der Text beginnt mit einem einleitenden Scholion (siehe ‚Incipit‘; S. 14 Edition Koster).
Incipit
36v δ]υσφορῶν ὁ στρεψιάδης ὑπὸ τῆς τῶν χρεῶν φροντίδος καὶ μὴ δυνάμενος ὑπνώττειν ταῦτα σχετλιάζων βοᾷ. τ]ὸ προοίμιον σχετλιαστικὸν, ἐκ τοῦ δράματος.
Explicit
59v τέλος τῶν νεφελῶν δρᾶμα.
Textgestaltung
Die Initialen und Sprecherbezeichnungen wurden nicht hinzugesetzt.
Edition
Aristophanis fabulae, Tomus I: Acharnenses, Equites, Nubes, Vespae, Pax, Aves recognovit brevique adnotatione critica instruxit Nigel Guy Wilson, Oxford 2007, S. 137–202 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen); Prolegomena de comoedia, Scholia in Acharnenses, Equites, Nubes. Fasc. III2 continens scholia recentiora in Nubes edidit Willem Johann Wolff Koster, Groningen 1974 (Scholia in Aristophanem I32), S. 14 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen).

7) 60r–60v Digitalisat

Verfasser
Anonymus.
Titel
Argumentum Ranarum.
TLG-Nummer
5014.012.
Angaben zum Text
Auf die Zusammenfassung folgt auf f. 60v eine Auflistung der dramatis personae.
Textgestaltung
Die Initialen in der Zusammenfassung und in der Liste der dramatis personae wurden nicht hinzugesetzt.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Da die Zusammenfassung keinen Titel besitzt, hat eine rezentere Hand am rechten oberen Rand von f. 60r Βάτραχοι und Ranae hinzugefügt.
Edition
Scholia Graeca in Aristophanem cum prolegomenis grammaticorum … inseruit Friedrich Dübner, Paris 1877, S. 273 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen); Scholia in Thesmophoriazusas; Ranas; Ecclesiazusas et Plutum, Fasc. Ia continens scholia vetera in Aristophanis Ranas edidit M. Chantry, Groningen 1999 (Scholia in Aristophanem III Ia), S. 1f. (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen); Aristophanis fabulae, Tomus II: Lysistrata, Thesmophoriazusae, Ranae, Ecclesiazusae, Plutus recognovit brevique adnotatione critica instruxit Nigel Guy Wilson, Oxford 2007, S. 128f. (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen).

8) 60v–82v Digitalisat

Verfasser
Aristophanes (GND-Nr.: 118503987).
Titel
Ranae cum scholiis.
TLG-Nummer
0019.027 (Ranae); 5014.029 (Scholia in Ranas).
Angaben zum Text
Der Text beginnt mit einem einleitenden Scholion (siehe ‚Incipit‘; S. 5 Edition Chantry). Ab f. 77r erscheinen am Rand weitere Scholien, die der Schreiber hinzugefügt hat.
Incipit
60v ὁ] ξανθίας ἐπὶ ὄνου καθεζόμενος εἰσάγεται καὶ τὰ στρώματα ἐπὶ τῶν ὤμων φέρων γελοίου χάριν. διὸ καὶ ἀστεῖόν τι λέξαι βουλόμενος ὑπὸ διονύσου κωλύεται.
Textgestaltung
Die Initialen und Sprecherbezeichnungen wurden nicht hinzugesetzt.
Edition
Scholia in Thesmophoriazusas; Ranas; Ecclesiazusas et Plutum, Fasc. Ia continens scholia vetera in Aristophanis Ranas edidit M. Chantry, Groningen 1999 (Scholia in Aristophanem III Ia), S. 5 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen); Aristophanis fabulae, Tomus II: Lysistrata, Thesmophoriazusae, Ranae, Ecclesiazusae, Plutus recognovit brevique adnotatione critica instruxit Nigel Guy Wilson, Oxford 2007, S. 135–204 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen).


Bearbeitet von
Dr. Anne-Elisabeth Beron, Universitätsbibliothek Heidelberg, 04.05.2020.
Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Gefördert durch
The Polonsky Foundation Greek Manuscripts Project: a Collaboration between the Universities of Cambridge and Heidelberg – Das Polonsky-Stiftungsprojekt zur Erschließung griechischer Handschriften: Ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Cambridge und Heidelberg.