Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 295

Lebenswissenschaftliche Sammelhandschrift

Papier · 2, 232, 1 Bll. · 22,4 × 14,5 cm · Kreta · 2. Hälfte 15. Jh.


Schlagwörter (GND)
Naturwissenschaft / Physik / Medizin / Mathematik / Philologie / Musik / Ethik / Meteorologie / Geographie / Astronomie.
Diktyon-Nr.
66027.
1av–Ir vacant
Iv Schenkungsexlibris
1) 1r–165v Aristoteles, Problemata
166r–176v vacant
2) 177r–187r Galenus, De crisibus
3) 187r–204r Anonymus, De partibus corporum
4) 205r–v Galenus, De febrium implicatione mutua (Fragment)
206r–210v vacant
5) 211r–230v Iohannes Damascenus, Expositio fidei
231*r–232*r vacant
6) 232*v Anonymus, De ventis

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
Kreta.
Entstehungszeit
2. Hälfte 15. Jh. Wasserzeichendatierung auf ca. 1470–1480. Datierungen auf das 16. Jh. (vgl. Louis, Vol. I, XXXIX) sind damit nur schwer haltbar.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Westliches Papier.
Umfang
2, 232, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
22,4 × 14,5 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 1I + 20 IV160 + III166 + 1176 + 3 IV200 + II204 + III210 + IV218 + V228 + 2 I232* + (I-1)233*. Vorderspiegel ist Gegenbl. zu 1a, Hinterspiegel Gegenbl. zu 233*. Möglicherweise Lagenverlust nach f. 184 (Textlücke).
Foliierung
Vatikanische Foliierung (f. I; 1–230). Die Bll. 167–175 fehlen. Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 231*–233*).
Lagenzählung
Zählung der Lagen durch griechische Zahlen auf der ersten Rectoseite (meist unten), manchmal zusätzlich am Lagenende. Ab 177r beginnt die Zählung von Neuem, ab f. 211 abermals.
Zustand
Das Papier ist stockfleckig, viele Falze wurden beschädigt. In geringerem Umfang wurden Beschädigungen restauriert (z.B. f. 232*). Wasserschaden im Falz ab Bl. 150, der die Lesbarkeit stellenweise beeinträchtigt.
Wasserzeichen
Wasserzeichen aufgrund der Größe der Hs. nicht digitalisiert. Harlfinger, Bd. 2, Cercle 62. Entspricht Cod. Laurent. 71,5 (lokalisiert in Kreta, datiert auf 1480) und BAV, Pal. gr. 74 (Kreta, ca. 1470–1480).

Schriftraum
17 × 9,5 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
23–27 Zeilen.
Schriftart
Hand 1 (1r–128v, 161r–232*v): Gebrauchsschrift oder Gruppe von Gebrauchsschriften mit orthographischen Fehlern, insbesondere bei der Akzentsetzung. Das Schriftbild ist sehr ungleichmäßig, die Schriftgröße variiert gelegentlich, Zeilenverlauf und –breite sind ungleichmäßig. Man kann nicht sicher sagen, wieviele Hände am Schreibprozess beteiligt waren.
Hand 2 (129r–159r): Möglicherweise als Ersatz verlorener Lagen eingefügter Text. Eng geschriebene humanistische Minuskel, mit einigen Ligaturen; senkrechte Buchstaben, wobei gleichzeitig diagonale Linien deutlich hervortreten. Möglicherweise 15. Jh.
Hand 3 (205r–v): Gebrauchsschrift mit vielen Ligaturen; der Zeilenverlauf wird eingehalten.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Hand 1 ist sehr ähnlich oder identisch zu anderen medizinischen Hss. der Kollektion: BAV, Pal. gr. 296 (dort Hand A); dagegen ist der Schreiber von BAV, Pal. gr. 400 (nur Annotationen und Ergänzungen) wahrscheinlich nicht identisch.
Buchgestaltung
Eine Sammelhandschrift verschiedener Texte zu naturwissenschaftlichen Themen.
Buchschmuck
Die Hs. ist überwiegend schmucklos. Überschriften sind nur in Text 3) rot unterstrichen, Initialen sind nur selten vergrößert (f. 177r, 203r, 205r, 205v) und nur einmal rubriziert (205r). Der Bereich der Hand 2 (f. 129r–159r) hebt sich ab: hier sind Textanfänge oft durch Flechtleisten hervorgehoben. Für Initialen ist zwar Platz gelassen, jedoch wurden sie fast nie ausgeführt (nur f. 146v und 155r).

Nachträge und Benutzungsspuren
Auf Ir finden sich die Capsa-Nr. C. 68, die Allacci-Signatur 240, die Signatur 295 und der Provenienzvermerk seorsum sowie Angaben zum Inhalt (geschrieben von verschiedenen Händen). Auf Iv ist das Schenkungsexlibris.
Stempel der BAV auf f. 1r und 232*v.

Einband
Roter Ledereinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; späterer Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten), vgl. Schunke, Einbände, Bd. 2, S. 909.
Provenienz
Augsburg / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Die Entstehung wird durch Vergleich von Wasserzeichen und Schreiberhänden auf Kreta lokalisiert. Die Hs. kam als Einzelstück an Ulrich Fugger (vgl. Vermerk seorsum auf f. Ir). Dieser übersiedelte 1564 nach Heidelberg, wohin ihm seine Bibliothek 1567 folgte, und vermachte sie nach seinem Tod 1584 an Kurfürst Friedrich IV. 1623 wurde die Hs. als Kriegsbeute nach Rom gebracht, wo sie sich seitdem befindet.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_gr_295
Literatur
Stevenson, Graeci, S. 165; Mario Manfredini, Michele Apostolis scriba, dalla sua corrispondenza, in: AION – Annali dell’Istituto universitario orientale di Napoli. Dipartimento di studi del mondo classico e del Mediterraneo antico. Sezione filologico-letterarie 7, 1985–86, S. 139–153, hier S. 152; Florian Gärtner, Galeni de locis affectis I–II, Corpus medicorum Graecorum V6, 1, 1, Berlin 2015, S. 161, http://cmg.bbaw.de/epubl/online/cmg_05_06_01_01.php (Hs. erwähnt als Sigle De cris. E).
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Inhalt

1) 1r–165v Digitalisat

Verfasser
Aristoteles (GND-Nr.: 118650130).
Titel
Problemata.
TLG-Nummer
0086.036.
Angaben zum Text
Die Hs. enthält den gesamten Text, der auch in der Edition abgedruckt ist: Er behandelt vorwiegend physikalische Probleme, aber auch medizinische, mathematische, philologische, musikalische und ethische.
159v–160v vacant.
Titel (Vorlage)
1r ἀριστοτέλους φυσικὰ προβλήματα κατείδος συναγωγὴς· ὅσα ἰατρικά.
Incipit
1r Διατὶ αἱ μεγαλαί υπερβολαὶ νοσήδεις.
Explicit
165v τὸ γαρ γεῶδες καὶ ὄμενον, ὰπαν γὶνεται μέλαν+++. Δόξα τὼ θεῶ ἡμὼν.
Nachträge und Rezeptionsspuren
f. 159r in margine Reklamant und Annotation tertio ab hinc folio; unter dem Text (von Hand 1) eine Ergänzung, inc. τι διὰ φέρει, πεῖρα έμπειρίας. 165v Annotation Hic definit etiam vulg. editio.
Edition
Aristote Problèmes, Texte établi et traduit par Pierre Louis, Vol. I–III, Paris 1991–1994 (Hs. herangezogen als Sigle t).

2) 177r–187r Digitalisat

Verfasser
Galenus (GND-Nr.: 118537202).
Titel
De crisibus.
TLG-Nummer
0057.064.
Angaben zum Text
Hs. enthält den Anfang des zweiten (f. 177r–185r) und des dritten Buches (f. 185r–187r). Bedeutende Teile sind verloren.
Titel (Vorlage)
177r τὸν δεύτερον νὺν ἄρξομεν λὸγον γράφειν περι κρίσεων βιβίον (!).
Incipit
177r Εἰρηται μεν ἤδη καὶ πρὸσθεν εὐθὺς
Explicit
187r και τοὺς ημιτριταίους εί χολώδη τὴ άμα καὶ φαεγματόδη.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Überschrift von späterer Hand Galeni De Iudiciis liber II. Es gibt viele Anmerkungen von derselben Hand, teils in margine, teils oben, unten oder als Klammerglosse.
Edition
Bengt Alexanderson, Galenos ΠΕΡΙ ΚΡΙΣΕΩΝ, Überlieferung und Text, Göteborg 1967, S. 126–142 und 167–171 (Hs. herangezogen als Sigle E).

3) 187r–204r Digitalisat

Verfasser
Anonymus.
Titel
De partibus corporis.
Angaben zum Text
Sylburg vermutet einen christlichen Autoren.
Titel (Vorlage)
187r περὶ γαργαρεῶν.
Incipit
187r ὁ δὲ γαργαρεών όν καὶ σταφύλην καλέουσι, οὐ μόνον δίκην.
Explicit
204r ἀπό τούτων τεπάλιν κακεῖνα σκεψώμεθα· τοῖς μὲν.
Nachträge und Rezeptionsspuren
187r Annotation (von Sylburgs Hand) in margine: Hucusque Galeni verba. Cetera recentioris, et quidem christiani esse videntur De partib. corporis humani. 204r Annotation Imperfect.

4) 205r–v Digitalisat

Verfasser
Galenus (GND-Nr.: 118537202).
Titel
De febrium implicatione mutua (Fragment).
TLG-Nummer
0057.064.
Angaben zum Text
Hier erscheint ein Teil des Textes, der in De crisibus (siehe Text 2) fehlt.
Titel (Vorlage)
205r De Febrium implicatione mutua.
Incipit
205r Επιπλέκονται δ’οἱ πυρετὶ πολάκης (!).
Explicit
205v εἰσι δ’οἱ καὶ μέμφονται.
Schrift / Schreiber
Eine andere Hand als in der restlichen Hs.: Gleichmäßigeres Schriftbild, sorgfältigere Schrift, mehr Ligaturen. Der Farbton der Tinte variiert, möglicherweise wurden Ausbleichungen nachgetragen.
Textgestaltung
Am Beginn des Textes steht eine rubrizierte Initiale, andere sind lediglich vergrößert. In dieser Hs. sind Rubrizierungen selten.
Edition
Bengt Alexanderson, Galenos ΠΕΡΙ ΚΡΙΣΕΩΝ, Überlieferung und Text, Göteborg 1967, S. 142–144.

5) 211r–230v Digitalisat

Verfasser
Johannes Damascenus (GND-Nr.: 118557971).
Titel
Expositio fidei.
TLG-Nummer
2934.004.
Angaben zum Text
f. 211r–213v περὶ φωτὸς· πυρὸς· φωστήρων ἡλίου· καὶ σελήνης· καὶ αστέρων· λόγος; f. 213v–218r τὰ σχήματα τῆς σελήνης; f. 218r περὶ ἀερος καὶ ανέμων; f. 218v–219r περὶ ὑδάτων; f. 219r–220v περὶ γὴς καὶ τὼν ἐξ αυτὴς; f. 220v–222v περὶ τοῦ μήκος, τῆς γῆς; f. 222v–223r τῆς γῆς; f. 223r–224r περὶ τοῦ πόσον ἄπέχει ὁ οὐρανὸς ἀπό τὴν γὴν; f. 224r–v περὶ τῶν τεσσάρων θαλασσῶν; f. 224v–225r περὶ τὴς δευτέρας θαλάσσης; f. 225r περὶ τῆς τετάρτης θαλάσσης; f. 225v–226r περὶ τὼν νεφελῶν; f. 226r–227r βρονταὶ καὶ αστραταὶ; f. 227r–228r περὶ τοῦ οὐρανού; f. 228v–230v ἀρχὴ τὴς αστρονομίας κεφ. Α’ περὶ τοὺ σχήματου τὴς γῆς. - Der Text ist ein Auszug aus der Expositio fidei, wobei der Teil ab 222v nicht ediert ist. Es könnte sich hier um einen späteren Zusatz handeln. In der Hs. sind nur naturwissenschaftliche Texte vorhanden, keine theologischen. Daher könnte es sich um eine spätere Rezension handeln.
Titel (Vorlage)
211r λόγου τοῦ ἁγίου ιωάννου τοῦ δαμασκινοῦ - περὶ οὐρανοῦ.
Incipit
211r ὁ ἄνθρωπός ἐστὶ περὶ ὁ χὴ ὁρατῶν τε καὶ ἀοράτων κτισμάτων.
Explicit
230v μητὲ τοῦ ἡλίου.
Textgestaltung
Überschriften sind rubriziert, Initialen in der Regel leicht vergrößert. Eine rubrizierte Initiale gibt es auf 218r.
Edition
Die Schriften des Johannes von Damaskos, Band 2: Expositio fidei, besorgt von Bonifatius Kotter, Berlin/New York 1973, S. 50–69.

6) 232*v Digitalisat

Verfasser
Anonymus.
Titel
De ventis (Fragment).
Titel (Vorlage)
232*v ἀνέμων.
Incipit
232*v ὁ ἀνεμος, τὴς μέσις ἀνατολὼν πνέων· ἐστιν ὁ απειλιώτης.
Explicit
232*v εἰσι μὲν τέσσαρ.· καὶ τοι πῶ ὄκτω.
Textgestaltung
Das Blatt ist schlecht erhalten, auf die Rectoseite ist aus restauratorischen Gründen neueres Papier aufgeklebt. Textverluste sind sehr wahrscheinlich.


Bearbeitet von
Vinzenz Gottlieb, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2020.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 295. Beschreibung von: Vinzenz Gottlieb (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2020.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Gefördert durch
The Polonsky Foundation Greek Manuscripts Project: a Collaboration between the Universities of Cambridge and Heidelberg – Das Polonsky-Stiftungsprojekt zur Erschließung griechischer Handschriften: Ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Cambridge und Heidelberg.