Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 310

Homer, Ilias

Papier · 2, 287, 1 Bll. · 36,3 × 27,1 cm · Kreta (?) · Mitte 15. Jh.


Schlagwörter (GND)
Epos / Biographie / Scholien.
Diktyon-Nr.
66042.
1ar–1av vacat
2ar Titel, Schenkungsexlibris
2av vacat
1) 1r Argumenta de belli Troiani origine
2) 1r–v Nonnulla de Homerica poesia
3) 1v De ortu Homeri
4) 1v–4v Pseudo-Herodotus, Vita Homeri
5) 4v Hypothesis libri primi
6) 4v–5v Scholia in Iliadem
6r Titel
6v vacat
7) 7r–287r Homerus, Ilias

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
Kreta (?).
Entstehungszeit
Mitte 15. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Westliches Papier.
Umfang
2, 287, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
36,3 × 27,1 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 12a + 31 IV247 + I249 + 4 IV281 + (IV-2)287 + (I-1)288*. Vorderspiegel ist Gegenbl. zu 1a, Hinterspiegel Gegenbl. zu 288*. Zwischen den Blättern 49 und 72 ist die Lagenformel unsicher, vermutlich wurden hier mehrfach Einzelblätter eingeheftet bzw. Doppelblätter sekundär durch das Aneinanderfalzen von Einzelblättern gebildet. Zählfehler: 161 ist doppelt vergeben. Zwei Bll. entfernt hinter 287.
Foliierung
Foliierung mit arabischen Ziffern am rechten oberen Seitenrand recto (f. 1–287). Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 2a, 288*).
Lagenzählung
Keine Lagenzählung erkennbar.
Zustand
Schlechter Zustand der ersten Seiten, manche sind restauriert, mit Textverlust an wenigen Stellen; der Deckel weist Kratzer auf Vor Bl. 7 gingen zwei Bll. (vgl. Sylburg-Annotation auf f. 7r in margine) bereits vor der heutigen Bindung und Foliierung verloren, denn ihr Verlust wirkt sich nicht auf die Lagenformel aus. Stockflecken zeigen sich vor allem an den Rändern. Ansonsten ist die Hs. gut erhalten.
Wasserzeichen
Buchstabe A im Kreis, zweikonturig, ohne Beizeichen: Drahtabstand 35–40 mm, Kreishöhe 38mm, Breite 36 mm (ähnliche WZ mit anderen Abmessungen: Briquet 7930 aus Cesena 1441; 1451 aus Wiener Neustadt).
Die Wasserzeichen der Hs. sind in heidICON erschlossen (Wasserzeichen Pal. gr. 310).

Schriftraum
29,2 × 22,2 cm.
Spaltenanzahl
1–2 Spalten (Text 7 zweispaltig, siehe Textgestaltung dort).
Zeilenanzahl
f. 1–5: 42 Zeilen; danach variierend: 32 Verszeilen sind Standard.
Schriftart
Hand 1 Humanistische Minuskel, leicht nach rechts geneigt, mit Tendenz zur Worttrennung; Hand 2 charakteristische Minuskel mit markanten Akzentzeichen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Michael Lygizus (Μιχαὴλ Λύγιζος), RGK I, Nr. 282 = RGK II, Nr. 386 = RGK III, Nr. 465; Georgius Kalophrenas (Γεώργιος Καλοφρενᾶς) 244v, Col. 2, Z. 1–8; 261r, Col. 1, Z. 6–17; 266v, Col. 2, Z. 2–10 (Stefec 2014, S. 180).
Buchgestaltung
Jeder neue Text beginnt mit einer roten Initiale; Überschriften sind rot geschrieben und rot unterstrichen, stechen aber ansonsten nicht besonders hervor; die Scholien habe eine geringere Schriftgröße und kleineren Zeilenabstand als die Verse, weswegen die Zahl der Zeilen stark variiert.
Buchschmuck
Teilweise existieren rubrizierte Überschriften, sonst ist die Hs. einfach gehalten.

Nachträge und Benutzungsspuren
Keine Capsa-Nr. erkennbar; f. 2ar Homerus cum scholiis et metaphrasis; f. 7r bibliothekarische Annotation: Desunt duo priora folia.

Einband
Roter Ledereinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; späterer Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten); vgl. Schunke, Einbände, Bd. 2, S. 909.
Provenienz
Venedig / Augsburg / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Die Hs. enthält keine fuggersche Provenienzbezeichnung, findet sich aber im fuggerschen Katalog (BAV, Pal. gr. 1950, S. 188r) mit der Signatur Egna. und befand sich demnach im Besitz des Venezianers Giovanni Battista Cipelli, genannt Egnatius. Von diesem gelangten zahlreiche Bücher zu Ulrich Fugger. Die Hs. ist wohl ein Apograph von R (Codex Parisinus 2766, so Vasiloudi, S. 58f.) und gehört somit zur Hs.-Gruppe γ. Daher kann man die Entstehung in Kreta annehmen. 1584 gelangte der Nachlass Ulrich Fuggers in die Bibliotheca Palatina.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_gr_310
Literatur
Stevenson, Graeci, S. 174; Vassis 1991, S. 107–109, 145–148; Paul Moore, Iter Psellianum: a detailed listing of manuscript sources for all works attributed to Michael Psellos, including a comprehensive bibliography, Toronto 2005 (Subsidia mediaevalia 26), S. 466; Maria Vasiloudi, Vita Homeri Herodotea. Textgeschichte, Edition, Übersetzung, Berlin/Boston 2013 (Beiträge zur Altertumskunde 256), S. 57–63; Stefec 2014, S. 137–206, hier S. 180; Nousia 2016; Eleonora Gamba, Libri greci nella biblioteca di Pietro da Montagnana, in: Stefano Martinelli Tempesta/David Speranzi/Federico Gallo (Hrsg.), Libri e biblioteche di umanisti tra Oriente e Occidente, Accademia Ambrosiana, Classe di studi greci e latini, Milano, 2019 (Fonti e studi 31), S. 61–122, hier S. 83, Anm. 74.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Inhalt

1) 1r Digitalisat

Titel
Argumenta de belli Troiani origine.
Incipit
1r Θεοὶ τοὺς Θέτιδος καὶ Πηλέως γάμους.
Explicit
1r εμβολαὶ προδεδήλωκεν.
Edition
A. Severyns, Histoire de la pomme de discorde et jugement des déesses, in: Mélanges J. Hombert, Brüssel 1950–1951, S. 145–172; Epit. Vat. ex Apollodori Bibl., ed. R. Wagner, Leipzig 1891.

2) 1r–1v Digitalisat

Titel
Nonnulla de Homerica poesia.
Incipit
1r Τ[ὴν Ὁμή]ρου ποίησιν οἱ πολλοὶ ψιλήν τινα διήγησιν.
Explicit
1r …τῆς φιλοσοφίας μέρος.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Schlecht lesbarer Textanfang ist am Rand von späterer Hand ergänzt. Evtl. weitere Vorrede 1r unten bis 1v: […] ἐλθεῖν τῆς φαγάκων .

3) 1v Digitalisat

Titel
De ortu Homeri.
Angaben zum Text
Vitae Homeri IV (Z. 1–6) und V (Z. 35–52).
Titel (Vorlage)
1v Ὁμήρου γένεσις.
Incipit
1v Ὅμηρος ὁ ποιητὴς υἱὸς ἦν κατά τινας μὲν μάρωνος.
Explicit
1v ἀνδρῶν ἡρώων κοσμήτορα θεῖον Ὅμηρον.
Edition
Thomas William Allen, Homeri opera, vol. V, Oxford 1912, S. 245–250 (Hs. nicht herangezogen).

4) 1v–4v Digitalisat

Verfasser
Pseudo-Herodotus.
Titel
Vita Homeri.
Titel (Vorlage)
1v Ηροδότου περὶ Ὁμήρου γενέσεως.
Incipit
1v Ἡρόδοτος ἁλικαρνασεύς, περὶ ὁμήρου γενέσεως ἡλικίας.
Explicit
4v […]ἑκατὸν ἐξηκονταοκτὼ.
Edition
Maria Vasiloudi, Vita Homeri Herodotea. Textgeschichte, Edition, Übersetzung, Berlin/Boston 2013 (Beiträge zur Altertumskunde 256) (Hs. als Sigle Pa herangezogen).

5) 4v Digitalisat

Titel
Hypothesis libri primi.
Titel (Vorlage)
4v Ὑπόθεσις τῆς πρώτης ῥαψωδίας.
Incipit
4v Χρύσης ἱερεὺς Ἀπόλλωνος, παραγίνεται
Explicit
4v […] εἰς ὕπνον τρέποντας.
Edition
Maria Vasiloudi, Vita Homeri Herodotea. Textgeschichte, Edition, Übersetzung, Berlin/Boston 2013 (Beiträge zur Altertumskunde 256) (Hs. als Sigle Pa herangezogen).

6) 4v–5v Digitalisat

Titel
Scholia in Iliadem.
Angaben zum Text
Sogenannte D-Scholien zur Ilias.
Titel (Vorlage)
4v Μήνιν ἄειδε θεὰ Πηληιάδεῳ Ἀχιλλῆος.
Incipit
4v Ἐζήτηται εὐθὺςδιὰ τί ἀπὸ τῶν τελευταίων
Explicit
5v […] καὶ προσέειπεν εξήνεγκαν.
Edition
Maria Vasiloudi, Vita Homeri Herodotea. Textgeschichte, Edition, Übersetzung, Berlin/Boston 2013 (Beiträge zur Altertumskunde 256) (Hs. als Sigle Pa herangezogen).

7) 7r–287r Digitalisat

Verfasser
Homerus (GND-Nr.: 11855333X).
Titel
Ilias.
TLG-Nummer
0012.001.
Angaben zum Text
f. 7r–18v Buch Α; f. 18v–36v Buch Β; f. 36v–45v Buch Γ; f. 45v–57r Buch Δ; f. 57r–73r Buch Ε; f. 73r–81v Buch Ζ; f. 82r–89v Buch Η; f. 89v–99v Buch Θ; f. 99v–112v Buch Ι; f. 112v–122v Buch Κ; f. 122v–137r Buch Λ; f. 137r–145r Buch Μ; f. 145r–159v Buch Ν; f. 159v–168r Buch Ξ; f. 168r–181r Buch Ο; f. 181r–196r Buch Π; f. 196r–208v Buch Ρ; f. 208v–219r Buch Σ; f. 219v–227r Buch Τ; f. 227r–237v Buch Υ; f. 237v–249v Buch Φ; f. 249v–258v Buch Χ; f. 259r–274r Buch Ψ; f. 274r–287r Buch Ω.
Umfasst Ilias Α ab Vers 51 bis Ω und die sog. Psellos-Paraphrase als Glosse (Α 51-Ψ 897; bei Vassis 1991 als Sigle J).
Incipit
7r αὐτὰρ ἔπειτ’ αὐτοῖσι βέλος ἐχεπευκὲς ἐφιεὶς.
Explicit
287r ὣς οἵ γ’ἀμφίεπον τάφον ἕκτορος ἱπποδάμοιο.
Textgestaltung
Vor den Beginn jedes Buchs ist die griechische Hypothesis (Zusammenfassung des Inhalts) gestellt. Es folgt der rubrizierte Titel und (meist) ein rubrizierter Initialbuchstabe. Dann größtenteils zweispaltiger Aufbau: Der Text des Epos befindet sich in der inneren Spalte (mit schwarzer Tinte), auf der äußeren ist der Text in roter Tinte versweise erklärt (Psellos-Paraphrase, inc. διά τὶ ὁ χρύσης κατὰ τῶν οἰκείων ηὔχετο); häufig sind ganze Absätze mit Scholien (D- und h-Klasse) in schwarzer Tinte und etwas kleinerer Schrift eingeschoben, die dann nur eine Spalte einnehmen, mit roten Initialbuchstaben ohne Vergrößerung; im letzten Buch (ab 274v) findet sich nach der Hypothesis nur noch die Textspalte, keine weitere Kommentierung.
Edition
Martin L. West, Homeri Ilias, 2 Bde. Leipzig 1998/2000 (Hs. nicht herangezogen).


Bearbeitet von
Vinzenz Gottlieb, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2020.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 310. Beschreibung von: Vinzenz Gottlieb (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2020.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Gefördert durch
The Polonsky Foundation Greek Manuscripts Project: a Collaboration between the Universities of Cambridge and Heidelberg – Das Polonsky-Stiftungsprojekt zur Erschließung griechischer Handschriften: Ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Cambridge und Heidelberg.