Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 324
Aristophanes, Manuel Chrysoloras
Papier, Pergament · 1, 136, 1 Bll. · 23,9–24,5 × 16,8–17,4 cm · I. Venedig (?) / II. Venedig oder Vicenza · I. 15. Jh. / II. spätes 15. Jh.
- Schlagwörter (GND)
- Komödie / Grammatik / Humanismus / Biographie.
- Diktyon-Nr.
- 66045.
Faszikel I | ||
1) | 1r–2r | Magister Thomas, Vita Aristophanis |
2v | vacat | |
2) | 3r–46r | Aristophanes, Plutus |
3) | 46v–47v | Anonymus, Scholia in Nubes |
4) | 48r–98v | Aristophanes, Nubes |
Faszikel II | ||
99r–102v | Annotationen eines Nutzers | |
5) | 103r–133r | Manuel Chrysoloras, Erotemata grammaticalia |
Kodikologische Beschreibung
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Westliches Papier, Pergament.
- Umfang
- 1, 136, 1 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 23,9–24,5 × 16,8–17,4 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- Hs. aus 2 Faszikeln zusammengesetzt (I. Bl. 1–98; II. Bl. 99–134*). (I-1)1a + … + (I-1)135*. Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 135*.
- Foliierung
- Vatikanische Foliierung (f. 1–133). Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 2a, 13a, 134*, 135*).
- Lagenzählung
- Zu Lagenbeginn am unteren rechten Blattrand verso mit griechischen Zahlen (beginnt ab f. 103r neu).
- Zustand
- Gut erhalten, leichte Schäden durch Abnutzung am Anfang und Ende der Faszikel.
- Einband
- Roter Ledereinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten), vgl. Schunke, Einbände, II, S. 909.
- Provenienz
- Augsburg / Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Der Zustand der Faszikel lässt darauf schließen, dass beide ursprünglich getrennt waren. Faszikel II weist keine Fuggersignatur auf und ist auch im Katalog Pal. lat. 1916 nicht eigens aufgeführt. Wahrscheinlich waren beide daher bereits in Augsburg zusammengebunden. Die Herkunft beider Teile kann über Wasserzeichen und Schreiber auf Oberitalien gedeutet werden. Auch Venedig ist nicht unwahrscheinlich. Aus dem Bestand von Henri Estienne (vgl. den Eintrag 324 Hen, 1r) ist die Hs. an Ulrich Fugger gelangt. Fugger übersiedelte 1564 nach Heidelberg, wohin ihm seine Bibliothek 1567 folgte, und vermachte sie nach seinem Tod 1584 an Kurfürst Friedrich IV. 1623 wurde die Hs. als Kriegsbeute nach Rom gebracht, wo sie sich seitdem befindet.
- Literatur
- Stevenson, Graeci, S. 187f; Antonio Rollo, Gli Erotemata tra Crisolora e Guarino, Messina 2012, S. 74; Schunke, Einbände II, S. 909; Stefec 2014, S. 137–206.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
Faszikel I (Bl. 1–98)
- Sachtitel / Inhalt
- Aristophanes, Comoediae duo.
Kodikologische Beschreibung
- Entstehungsort
- Venedig (?).
- Entstehungszeit
- 15. Jh.
- Typus (Überlieferungsform)
- Faszikel.
- Beschreibstoff
- Westliches Papier.
- Umfang
- 100 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 24,5 × 17,4 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- 6 V58 + IV66 + 3 V96 + I98.
- Foliierung
- S. zum Codex.
- Lagenzählung
- S. zum Codex.
- Zustand
- Bei leichten Feuchtigkeitsschäden und Rissen insgesamt guter Erhaltungszustand ohne Beeinträchtigungen der Lesbarkeit.
- Wasserzeichen
- Armbrust im Kreis ohne Beizeichen, zweikonturig (f. 29–76); vgl. Harlfinger, Arbalète 33, auch genutzt bei der Hs. BnF, Par. graec. 2352, datiert auf 1487/88.
- Schriftraum
- 14 × 10 cm.
- Spaltenanzahl
- 1 Spalte.
- Zeilenanzahl
- f. 1–2: 25–28 Zeilen; f. 3–98: 14 Zeilen.
- Schriftart
- Leicht rechtsgeneigte Kursive mit Worttrennung, Oberlängen bei τ, ζ und γ.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Schreiber ist unbekannt.
- Buchgestaltung
- Der erste Faszikel enthält zwei Aristophanes-Komödien mit jeweils vorangehenden Scholien. Diese haben einen kleineren Zeilenabstand als die Komödien.
- Buchschmuck
- Zierkreuz in roter Tinte unter dem Textende (98v).
- Provenienz
- Italien / Augsburg / Heidelberg.
- Geschichte des Faszikels
- Das Wasserzeichen gibt einen Hinweis auf Venedig: Dort befand sich einst Cod. Par.
2352 (der dasselbe WZ hat, vgl. Pinakes).
Aufgrund der Signatur Hen. (f. 1r) kann man schließen, dass dieser Faszikel auch schon im Besitz von Henri Estienne war. Anschließend ging die Hs. an Ulrich Fugger. Fugger übersiedelte 1564 nach Heidelberg, wohin ihm seine Bibliothek 1567 folgte, und vermachte sie nach seinem Tod 1584 an Kurfürst Friedrich IV. 1623 wurde die Hs. als Kriegsbeute nach Rom gebracht, wo sie sich seitdem befindet.
Inhalt
1) 1r–2r
- Verfasser
- Magister Thomas.
- Titel
- Vita Aristophanis.
- TLG-Nummer
- 4158.009.
- Angaben zum Text
- An die Vita schließen sich die 5. Ὑπόθεσις zum Plutus und die Aufzählung der dramatis personae an.
- Incipit
- 1r Ἀριστοφάνης ὁ κωμῳδοποιὸς, γένος μὲν ἦν Ἀθηναῖος.
- Explicit
- 2r … σχετλιάζων καὶ δὺς φορῶν, λέγει τοῦτο.
- Schrift / Schreiber
- Sorgfältige, leicht nach rechts geneigte Kopistenschrift des 16. Jhs.; bisweilen υ und ι mit Trema, η und γ in Maiuskeln; auffallendes, aus zwei Anstrichen zusammengesetztes ν sowie nach unten gezogenes ρ.
- Textgestaltung
- Überschrift und Initialen am Text- und Kapitelbeginn in roter Tinte. Große, rote Initialien.
- Edition
- William J. Koster, Prolegomena de comoedia. Scholia in Acharnenses, Equites, Nubes, fasc. I A, Groningen 1975, S. 146–147; Nigel Guy Wilson, Aristophanis Fabulae, Vol. 2, Oxford 2007.
2) 3r–46r
- Verfasser
- Aristophanes (GND-Nr.: 118503987).
- Titel
- Plutus.
- TLG-Nummer
- 0019.029.
- Angaben zum Text
- Vollständig überliefert.
- Schrift / Schreiber
- S. Inhalt 1.
- Textgestaltung
- Sprecherwechsel mit roter Tinte markiert. Rubrizierte Überschrift: Große, rote Initiale zu Textbeginn. Der Text schließt mit einem rubrizierten ἈΜΉΝ.
- Nachträge und Rezeptionsspuren
- Keine späteren Einträge außer einer Verbesserung des Griechischen von späterer Hand am Rand (29r).
- Edition
- Nigel Guy Wilson, Aristophanis Fabulae, Vol. 2, Oxford 2007 (Hs. nicht erwähnt).
3) 46v–47v
- Verfasser
- Anonymus.
- Titel
- Scholia in Nubes.
- TLG-Nummer
- 5014.005.
- Angaben zum Text
- Nach der Ὑπόθεσις folgt die Aufzählung der dramatis personae, dann die Ἔκθεσις mit Erklärung der Versmaße.
- Textgestaltung
- Überschrift und Initialen am Text- und Kapitelbeginn in roter Tinte.
- Edition
- William J. Koster, Prolegomena de comoedia. Scholia in Acharnenses, Equites, Nubes, fasc. III B. Groningen 1974, S. 8–9, 13, 14 (Hs. nicht erwähnt).
4) 48r–98v
- Verfasser
- Aristophanes (GND-Nr.: 118503987).
- Titel
- Nubes.
- TLG-Nummer
- 0019.021.
- Angaben zum Text
- Text ist vollständig überliefert.
- Schrift / Schreiber
- S. Inhalt 1.
- Textgestaltung
- Überschrift und Initialen am Text- und Kapitelbeginn in roter Tinte. f. 46r–47v Ὑπόθεσις.
- Edition
- Nigel Guy Wilson, Aristophanis Fabulae, Vol. 2, Oxford 2007 (Hs. nicht erwähnt).
Faszikel II (Bl. 99–134*)
- Sachtitel / Inhalt
- Griechische Grammatik.
Kodikologische Beschreibung
- Entstehungsort
- Venedig oder Vicenza.
- Entstehungszeit
- spätes 15. Jh.
- Typus (Überlieferungsform)
- Faszikel.
- Beschreibstoff
- Pergament.
- Umfang
- 36 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 23,9 × 16,8 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- II102 + 4 IV134*.
- Foliierung
- S. zum Codex.
- Lagenzählung
- Griechische Zahlen zu Lagenbeginn.
- Schriftraum
- rund 17 × 10 cm (ohne Initialen und Marginalien; variiert stark).
- Spaltenanzahl
- 1–3 Spalten.
- Zeilenanzahl
- Zeilenzahl variierend.
- Schriftart
- Leicht rechtsgeneigte Kursive mit Worttrennung, Oberlängen bei τ, ζ und γ.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Immanuel Rusotas (103r–133r): RGK I, Nr. 154; Annotationen von weiteren Händen.
- Buchgestaltung
- Erklärende Passagen wechseln sich ab mit Tabellen (oft zur Deklination), die meist dreispaltig angelegt sind. Erklärungen, Initialen usw. sind rubriziert.
- Buchschmuck
- Überschriften und Initialen rubriziert.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- f. 100r griechische Zusätze πόσαι προσωδίαι δέκα οξεια βαρεια περισπωμένη, f. 101r Vokabelliste eines Griechischlernenden: ὡς, sicut, sic, certe, q[uonia]m, ualde, ut, que, in, in motu, ὡς etiam dicit post quomodo: magister in sua grammatica hoc ait; darunter griechische Wörter aus dem Text in lateinischer Transkription.
f. 134*v πόσαι προσωδίαι δέκα οξεια βαρεια (Beginn des 2. Textkapitels).
- Provenienz
- Augsburg / Heidelberg.
- Geschichte des Faszikels
- Der Schreiber ist um 1465 in Venedig und gegen Ende des Jhs. in Vicenza belegt. Daher ist die Entstehung der Hs. in Norditalien äußerst wahrscheinlich.
Inhalt
5) 103r–133v
- Verfasser
- Manuel Chrysoloras (GND-Nr.: 100952828).
- Titel
- Erotemata grammaticalia.
- TLG-Nummer
- 3348.004.
- Angaben zum Text
- CPG 3640. - Hs. entspricht umfassenden Auszügen aus der Edition, mit gelegentlichen Einschüben und Vertauschungen der Reihenfolge.
- Titel (Vorlage)
- 103r εἰσαγωγὴ γραμματικῆς ἰμανουήλου βυζαντίου τοῦ χρυσολουρᾶ.
- Incipit
- 103r Εἰς πόσα διαιροῦνται τὰ εἰκοσιτέσσαρα γράμματα.
- Explicit
- 133r … καὶ συλλογιστικὸς καὶ συμπλεκτικὸς καὶ ἄλλοι πλεῖστοι.
- Schrift / Schreiber
- Immanuel Rusοtas (Ἰμμανουὴλ Ῥουσωτᾶς); siehe Stefec 2014, S. 185; vgl. RGK I, Nr. 154, RGK II, Nr. 203, RGK III, Nr. 255.
- Textgestaltung
- Ziergirlande und Überschrift in roter Tinte; Initiale des ersten Wortes in roter Tinte verziert; ebenfalls rubriziert sind die Initalien der einzelnen grammatikalischen Lemmata.
- Nachträge und Rezeptionsspuren
- Eine einzelne lateinische Übersetzung der griechischen Überschrift am Rand (quinta declinatio, 105v); zwischen Textende und τέλος-Signatur des Schreibers findet sich in lateinischer Sprache, doch mit griechischen Buchstaben (!) in hellerer Tinte der Kommentar λαβορες γενεραντ vιρτυτεμ (labores generant virtutem), 133r.
- Edition
- Antonio Rollo, Gli Erotemata tra Crisolora e Guarino, Messina 2012, S. 301–338 (Hs. erwähnt als Sigle V14).
- Bearbeitet von
- Dr. Janina Sieber, Vinzenz Gottlieb, Universitätsbibliothek Heidelberg, 02.06.2020.
- Katalogisierungsrichtlinien
- Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.