Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 335
Sophocles, Aiax et Electra cum argumentis et scholiis
Papier · 1, 121, 1 Bll. · 21,8 × 14,5 cm · Kreta (?) · Mitte/ 2. Hälfte 15. Jh.
- Diktyon-Nr.
- 66067.
1ar–2ar | vacant | |
2av | Schenkungsexlibris | |
1r | Inhaltsvermerk, Fuggersignatur | |
1) | 1v–120v | Sophocles, Aiax et Electra cum argumentis et scholiis |
121*r–121*v | vacat |
Kodikologische Beschreibung
- Entstehungsort
- Kreta (?). Gemäß dem zweiten Schreiber Michael Lyzigos könnte die Handschrift auf Kreta entstanden sein (vgl. RGK I, Nr. 282).
- Entstehungszeit
- Mitte/ 2. Hälfte 15. Jh. Die Schriften beider Kopisten deuten in die Zeit von der Mitte bis in die zweite Hälfte des 15. Jhs. (vgl. den zweiten Schreiber Michael Lyzigos in RGK I Nr. 282).
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Papier.
- Umfang
- 1, 121, 1 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 21,8 × 14,5 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- (I-1)1a + 12a + 8 IV64 + (III+2)67 + 6 IV120 + (I-1)121*. Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 121*. Bl. 67 folgt auf 72.
- Foliierung
- Vatikanische Foliierung in der rechten oberen Ecke der Rectoseite mit schwarzbrauner Tinte (f. 1–120). Zusätzlich findet sich eine zweite Foliierung unten in der Mitte der recto- und Versoseite, die auf f. 2r mit 1 beginnt und erst ab f. 5v mit den Seitenzahlen oben übereinstimmt; ab f. 52v divergieren beide Systeme wieder aufgrund eines Zählfehlers in der unteren Angabe. Das obere und das untere System sind vor dem Bindefehler entstanden, bei dem f. 67 fälschlicherweise hinter f. 72 eingefügt wurde. Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 2a, 121*).
- Lagenzählung
- Der Lagenbeginn wird unten in der Mitte der
Rectoseite mit griechischen Ziffern markiert (Beginn: f. 1r: α; Ende: f. 120r: ις); ebenso wird
das Lagenende auf der Versoseite gekennzeichnet (Beginn: f. 8v: α; Ende: f. 119v: ιε). Bis f. 72v
findet sich zusätzlich zur Ziffer eine weitere Markierung für das
Lagenende, in die wiederum das Zahlzeichen integriert ist.
Die Lagenzählung auf f. 119v/120r ist falsch: Erst auf f. 120v endet die 15 Lage (ιε).
- Zustand
- Das Papier weist besonders an den äußeren Rändern sowie am Falz Beschädigungen auf (am Falz befinden sich bisweilen Restaurierungsspuren). Es ist vergilbt und fleckig, wobei die Rubrizierungen bis f. 34v aufgrund von Schäden durch Feuchtigkeit nur schwer lesbar sind.
- Wasserzeichen
- Wasserzeichen aufgrund der Größe der Hs. nicht digitalisiert.
- Schriftraum
- 14 × 9,5–12,6 cm.
- Spaltenanzahl
- 1 Spalte.
- Zeilenanzahl
- 12–15 Zeilen (ohne Interlinearglossen).
- Schriftart
- Jeweils individuelle Gebrauchsschrift der Entstehungszeit.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Es finden sich zwei Hauptschreiber im Palatinus (zusätzlich zu mehreren
Händen, die Scholien und Korrekturen hinzugefügt haben): Vom ersten Kopisten
stammen f. 2r–60r und 61v–88v, vom zweiten f. 61r und 89r–120v sowie die
Rubrizierungen im ersten Teil.
Der erste Schreiber ist nicht zu identifizieren, beim zweiten handelt es sich gemäß Stefec 2014, S. 195 um Michael Lyzigos (RGK I, Nr. 282, RGK III, Nr. 465).
- Buchgestaltung
- Der Tragödientext ist auf bis zu drei Seiten von Scholien umgeben (nicht zum Falz hin). Außerdem finden sich Interlinearglossen. Die Randscholien stammen nicht alle vom jeweiligen Schreiber, sondern teils von späteren Bearbeitern.
- Buchschmuck
- Die Rubrizierungen sind bis f. 34v teils so stark verblasst, dass sie nur noch schwer zu erkennen bzw. zu lesen sind. Die Tragödien weisen rote Initialen sowie rote Interlinearglossen auf. Die Sprecherbezeichnungen am Rand sind ebenfalls rot. Die Randscholien zum Aiax haben teilweise rote Initialen.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Signaturschild der BAV auf dem Vorderspiegel. Schenkungsexlibris an Papst Gregor XV. auf f. 2av. Inhaltsvermerk und Fuggersignatur (335. seors) auf f. 1r. Scholien, Glossen und Korrekturen durch mehrere Hände.
- Einband
- Roter Ledereinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; späterer Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten), vgl. Schunke, Einbände, Bd. 2, S. 909.
- Provenienz
- Augsburg / Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Das Manuskript gelangte als Einzelanschaffung und ungebunden in den Besitz Ulrich Fuggers (Fuggersignatur 335. seors auf f. 1r; BAV, Pal. lat. 1950, f. 193r: Sophoclis Aiax. Electra. char. non liga. 335. seors.). Fugger übersiedelte 1564 nach Heidelberg, wohin ihm seine Bibliothek 1567 folgte, und vermachte sie nach seinem Tod 1584 an Kurfürst Friedrich IV. 1623 wurde die Hs. als Kriegsbeute nach Rom gebracht, wo sie sich seitdem befindet.
- Literatur
- Stevenson, Graeci, S.
194f.; Stefec 2014, S. 195; Alexander Turyn, The Manuscripts of
Sophocles, in: Traditio 2, 1944, S. 35; Alexander Turyn, The Sophocles Recension of Manuel
Moschopulus, in: TAPhA 80, 1949, S. 168.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
Inhalt
1) 1v–120v
- Verfasser
- Sophocles (GND-Nr.: 118615688).
- Titel
- Aiax et Electra cum argumentis et scholiis.
- TLG-Nummer
- 0011.011 (Aiax), 0011.012 (Electra), 5037.007 (Argumentum Electrae).
- Angaben zum Text
- f. 1v Anonymus, Scholia in Aiacem; f. 2r–60r Aiax cum scholiis; f. 60v vacat; f. 61r Anonymus, Argumentum Electrae; f. 61v–120v Electra cum scholiis. - Das nach f. 72 eingebundene f. 67 gehört vom Textfluss zwischen f. 66 und 68, die Foliierung ist also korrekt und lediglich die Bindung falsch. Eine spätere Hand hat das zunächst leere f. 1v genutzt, um dort weitere Scholien zum Anfang des Aiax zu platzieren. Die Scholien zu Aiax und Electra haben nach Stichproben keine Entsprechung im TLG (vgl. Turyn 1944, S. 35 und 1949, S. 168).
- Explicit
- 60r; 120v (60r) τέλος σὺν θεῷ: σοφοκλέους αἴας μαστιγοφόρος; (120v) τέλος ἠλέκτρας.
- Edition
- Sophoclis fabulae rec. Hugh Lloyd-Jones/Nigel Guy Wilson, Oxford 1990, S. 3–57, 61–118 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen); Georgios A. Xenis, Scholia vetera in Sophoclis Electram, Berlin/New York 2010, S. 103f. (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen).
- Bearbeitet von
- Dr. Anne-Elisabeth Beron, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2020.
Zitierempfehlung:
Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 335. Beschreibung von: Dr. Anne-Elisabeth Beron (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2020.
- Katalogisierungsrichtlinien
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