Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 365

Sammelhandschrift

Papier · 2, 224, 1 Bll. · 21,5 × 12,5 cm · Kreta (?) · Um 1465–1480


Schlagwörter (GND)
Gemmenkunde / Agrarwissenschaft / Veterinärmedizin.
Diktyon-Nr.
66097.
1ar–v vacat
2ar Schenkungsexlibris
2av vacat
1) 1r–3r Michael Psellus, De lapidum
3v vacat
2) 4r–202r Cassianus Bassus, Geoponica
202v–203v vacant
3) 204r–224r Anonymus, Hippiatrica

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
Kreta (?).
Entstehungszeit
Um 1465–1480. Vgl. Doyen-Higuet, S. 152.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Westliches Papier.
Umfang
2, 224, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
21,5 × 12,5 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 12a + 9 IV72 + 375 + 18 IV219 + (IV-3)224 + (I-1)225*.
Foliierung
Vatikanische Foliierung (f. 1–224). Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a–2a, 225*).
Lagenzählung
Zählung in griechischen Zahlen mit schwarzer Tinte (meist am Lagenende im Fußsteg, im Kopfsteg am Lagenanfang).
Zustand
Im Verlauf des gesamten Buchblocks treten regelmäßig Stockflecken auf, die Ränder sind an vielen Stellen leicht eingerissen. Der Text ist aber überall gut lesbar. Blattverluste gibt es nicht, der Textverlust am Ende von Text 3 wird sich auf die Vorlage zurückführen lassen.
Wasserzeichen
Wasserzeichen aufgrund der Größe der Hs. nicht digitalisiert. Laut Doyen-Higuet, S. 152–153, finden sich folgende Wasserzeichen: f. 1–8: keine; f. 33 und 37: Hand, Briquet 11159 (datiert auf 1483); f. 9–180: Waage, Briquet 2472 (datiert auf ca. 1464–1482) und Piccard, V, 191–204 (datiert auf 1468–1504); f. 181–204: Ochsenkopf, ähnlich Briquet 14741-14771 (datiert zwischen 1394 und 1508) und Piccard, XII, 376 (datiert auf 1464–1467). Tatsächlich findet man auch auf Bl. 224 noch einen ähnlichen Ochsenkopf.

Schriftraum
15,5 × 12,5 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
25 Zeilen.
Schriftart
Routinierte Minuskelschrift des 15. Jhs., in kretischem Stil mit häufigem Einsatz von Ligaturen und exakter Akzentsetzung, aber ohne Einsatz von Iota subscriptum.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Ein einziger, nicht identifizierter Schreiber. Eine gewisse Ähnlichkeit mit der Schrift von Aristoboulos Apostoles (RGK I, Nr. 27) ist erkennbar, was kretische Provenienz vermuten lässt. Möglicherweise handelt es sich um den sogenannten Pseudo-Hieronymus (vgl. Stefec 2014, S. 198).
Buchgestaltung
In margine sind griechische Zahlen zur Kapitelzählung eingetragen. Dabei steht häufig der Name des dort zitierten Autors. Die Texte 1 und 2 sind im Ende nach Art eines Botryonum formulae gestaltet. Bei Text 3 ist das nicht der Fall: dieser bricht abrupt innerhalb eines Satzes ab.
Buchschmuck
Rubrizierungen sind ein häufiges Mittel zur Auszeichnung von Zierleisten, Überschriften und Initialen, aber auch für Kapitelzählungen etc.

Nachträge und Benutzungsspuren
Stempel der BAV auf 1r, 4r und 224v. Besitzvermerk Papa Nathaniel auf 1r. Schenkungsexlibris auf 2ar.

Einband
Hochroter Ledereinband über Pappe der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten); vgl. Schunke, Einbände, Bd. 2, S. 909.
Provenienz
Venedig / Augsburg / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Die Hs. war im Besitz des kretischen Priesters Johannes Nathaniel (vgl. Besitzeintrag auf f. 1r). Daraus und durch die Schrift ist die Verortung der Entstehung auf Kreta nicht unwahrscheinlich. Die Hs. wurde am 1.3.1559 zusammen mit 14 anderen Hss. in Venedig an Ulrich Fugger verkauft.
Fugger übersiedelte 1564 nach Heidelberg, wohin ihm seine Bibliothek 1567 folgte, und vermachte diese nach seinem Tod 1584 an Kurfürst Friedrich IV. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Hs. als Kriegsbeute nach Rom gebracht, wo sie sich noch heute befindet.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_gr_365
Literatur
Stevenson, Graeci, S. 228; Canart 1977, S. 417–438, hier S. 426 und 436–437; Anne-Marie Doyen-Higuet, L’Epitome de la collection d’hippiatrie grecque, Histoire du texte, édition critique traduction et notes, Vol. 1, Louvaine-la-Neuve 2006, S. 152–154; Anna McCabe, A Byzantine encyclopaedia of horse medicine: the sources, compilation, and transmission of the Hippiatrica, Oxford 2007, S. 19; Stavros Lazaris, Art et science vétérinaire à Byzance, Turnhout 2010 (Bibliologia 29), S. 24 und 135; Stavros Lazaris, Des chevaux, des textes et des images dans l'antiquité tardive et à Byzance, in: Mélanges Cécile Morrisson, Paris 2010 (Travaux et mémoires 16), S. 485–502, hier S. 492; Stefec 2014, hier S. 198.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Inhalt

1) 1r–3r Digitalisat

Verfasser
Michael Psellos (GND-Nr.: 118733605).
Titel
De lapidum.
TLG-Nummer
2702.010.
Angaben zum Text
Die Namen der 25 Steine bzw. Gemmen sind am Rand in rubrizierter Schrift eingetragen. Der erste ist Ἀδάμας, der letzte Τοπάζιον.
Titel (Vorlage)
1r τοῦ σοφωτάτου ψελλοῦ καὶ ὑπερτίμου, περὶ λίθων.
Incipit
1r Αἰτιολογήσασθαι μέν σοι τὰς ἐν τοῖς λίθοις δύναμις, οὐκ ἂν τολμήσαιμι.
Explicit
3r τοὺς δὲ λόγους αὐτῶν καὶ τὰς αἰτίας παρὰ τοῖς ἄνω θησαυροῖς ἔασον.
Edition
J. M. Duffy, Michaelis Pselli philosophica minora, Vol. I, Leipzig 1992, S. 116–119 (Hs. herangezogen als Sigle v42).

2) 4r–202r Digitalisat

Verfasser
Cassianus Bassus (?) (GND-Nr.: 119305852).
Titel
Geoponica.
Angaben zum Text
Die Hs. enthält alle 20 Bücher des Werks. f. 4r–16v Index (umfasst als 21. Buch die Hippiatrica, siehe Text 3); f. 17r–v Prooemium; f. 17v–27r Buch I; f. 27r–47v Buch II; f. 48r–54r Buch III; f. 54r–61r Buch IV; f. 61v–78v Buch V; f. 78v–84v Buch VI; f. 84v–94r Buch VII; f. 94r–98v Buch VIII; f. 98v–108v Buch IX; f. 109r–130v Buch X; f. 130v–137v Buch XI; f. 137v–152r Buch XII; f. 152r–158v Buch XIII; f. 159r–168v Buch XIV; f. 168v–176r Buch XV; f. 176r–181v Buch XVI; f. 182r–186v Buch XVII; f. 186v–192r Buch XVIII; f. 192r–196r Buch XIX; f. 196v–202r Buch XX.
Die Zählung der Bücher erfolgt auch über eine griechische Zahl im Kopfsteg jeder Rectoseite.
Textgestaltung
In margine werden Bücher und Kapitel mit rubrizierten griechischen Zahlen gezählt. Außerdem steht zu Beginn des Index eine Angabe mehrerer Autoren: τοῦ αράτου· δημοκρίτου· ζωροάστρου, καὶ ἑτέρων. Im weiteren Verlauf des Textes folgen in margine Stichwörter, Autorangaben und Zeigehände. Die Nummer des jeweils vorliegenden Buches ist auf jeder Seite durch eine rubrizierte Zahl im Kopfsteg vermerkt.
Edition
Heinrich Beckh, Geoponica, Leipzig 1895, S. 1–529 (Hs. nicht herangezogen).

3) 204r–224r Digitalisat

Verfasser
Anonymus.
Titel
Hippiatrica.
Angaben zum Text
Der Text bietet eine Epitome, also eine Kurzfassung der Collection hippiatrique. Sie bricht abrupt ab in Kapitel 44,6.
Titel (Vorlage)
204r ἰατρικὸν ἐν επιτόμω ἀρίστον· περὶ ἵππων κατ’ἐκλογὴν· ἔχον κεφάλαια διάφορα: περὶ πυρετῶν γενομένων ἐν ἵππω.
Incipit
204r Τὴν κεφαλὴν κλίνει ἐπὶ γῆν· καὶ οῦ δύναται ἀνανεύσαι.
Explicit
224r ἀναλαβὼν μετὰ μέλετος καὶ μετὰ μωταρίων.
Edition
Der Standardtext der Hippiatrica ist bei Karl Hoppe/Eugen Oder, Corpus hippiatricorum Graecorum, Vol. I-II, Leipzig 1924/1927 ediert; Die Edition der hier vorliegenden Kurzfassung ist angekündigt für den 2. Band von: Anne-Marie Doyen-Higuet, L’Epitome de la collection d’hippiatrie grecque, Histoire du texte, édition critique traduction et notes, Vol. 1, Louvaine-la-Neuve 2006, S. 152–154 (Hs. beschrieben und herangezogen als Sigle S.).


Bearbeitet von
Vinzenz Gottlieb, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2020.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 365. Beschreibung von: Vinzenz Gottlieb (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2020.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Gefördert durch
The Polonsky Foundation Greek Manuscripts Project: a Collaboration between the Universities of Cambridge and Heidelberg – Das Polonsky-Stiftungsprojekt zur Erschließung griechischer Handschriften: Ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Cambridge und Heidelberg.