Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 397
Constantinus Manasses, Chronicum
Papier · 1, 111 Bll. · 30,6 × 19,7 cm · Augsburg · Um 1560
- Schlagwörter (GND)
- Geschichte / Byzanz / Chronistik / Weltchronik / Constantinus Manasses.
- Diktyon-Nr.
- 66129.
2ar | Schenkungsexlibris | |
2av | vacat | |
1) | 1r–110v | Constantinus Manasses, Breviarium chronicum |
111r–v | vacat |
Kodikologische Beschreibung
- Entstehungsort
- Augsburg. Lokalisierung aufgrund der Wasserzeichen und des damals in Augsburg lebenden Schreibers.
- Entstehungszeit
- Um 1560.
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Westliches Papier.
- Umfang
- 1, 111 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 30,6 × 19,7 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- (I-1)1a + 12a + 13 IV104 + (IV-1)111 + (I-1)112*. Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 112*.
- Foliierung
- Vatikanische Foliierung (f. 1–111. Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a–2a, 112*).
- Lagenzählung
- Am Lagenende und –anfang jeweils in der Blattmitte von Schreiberhand; außerdem Kreuz im Kopfsteg des Lagenanfangs.
- Zustand
- Dem Alter entsprechend gut, kein Textverlust, aber durchgehend stockfleckig.
- Wasserzeichen
- Engel/Ange 17 (f. 1–17; vgl.
Harlfinger II:
Augsburg 1558 u. 1559 u. Register S. 33) u. Adler 51
(f. 24–111; vgl. Harlfinger, Bd. 2: Augsburg 1559 u. Register S.
33).
Die Wasserzeichen der Hs. sind in heidICON erschlossen (Wasserzeichen Pal. gr. 397).
- Schriftraum
- 22,7 × 10 cm.
- Spaltenanzahl
- 1 Spalte.
- Zeilenanzahl
- 30 Zeilen.
- Schriftart
- Individuelle Gelehrtenschrift der Entstehungszeit.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Schreiber ist Hieronymus Tragodistes Cyprius (f. 110v: Δόξα σοι ὁ θεὸς ἡμῶν, δόξα σοι. Τῷ παναρίστῳ τῆς παλαιτέρας ῥώμης, | ἄνακτι ὀρθῶς δογματίζοντι σέβας, | προσῆξα δῶρον ἱερώνυμος κύπρου, | ὅπερ ἔγραψα, ταῖν χεροῖν ταῖν ἰδίαιν). Allerdings liegen hier zwei unterschiedliche Ausprägungen seiner Schrift vor. Die erste, die einen eher sorgfältigen Eindruck erweckt, zeigen die ersten beiden Quaternionen. Ab dann liegt ein wesentlich schnellerer Schriftduktus vor. Man könnte den Eindruck haben, dass zwischen der Enstshung beider Textblöcke ein größerer Zeitraum läge (vgl. hier die Datierung in RGK III), was jedoch aufgrund der Wasserzeichen nicht möglich ist. Das 1545 von Hieronymus geschriebene Exemplar der Chronik (Par. gr. 1770) zeigt eine dritte Ausprägung seiner Schrift, die noch viel mehr in der byzantinischen und nicht in der westlich-humanistischen Tradition griechischer Handschriften steht wie der vorliegende Codex. Charakteristische Buchstaben wie etwas das Beta oder das weit unter die Linie gezogene Lambda zeigen jedoch die innere Konsistenz der Schrift des Hieronymus auf. In formaler Hinsicht könnte man den Textabschnitt f. 1r–17v allenfalls zwischen den Cod. Paris. gr. 1770 und den Hauptabschnitt ab f. 17r stellen.
- Buchgestaltung
- Der Text wurde entsprechend der Struktur des sog. politischen Verses der Byzantiner mit klar erkennbarer Zäsur eingetragen. Sinnabschnitte im fortlaufenden Text werden durch vergrößerten Zeilenanfang gekennzeichnet. Aus der Vorlage werden Marginalnoten übernommen.
- Buchschmuck
- Bis auf zwei dunkelrote Initialbuchstaben mit Fleuronné auf f. 1r keinerlei Buchschmuck.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Signaturenmarke der BAV auf dem Vorderspiegel. Schenkungsexlibris an Papst Gregor XV. auf 2ar aufgeklebt. Capsa-Nr.: [C.] N; 61.
- Einband
- Roter Ledereinband der BAV aus der Zeit der von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; zwischen 1854 u. ca. 1870 ersetzter Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai, vgl. Schunke, Einbände, II, S. 909.
- Provenienz
- Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Die Hs. wurde wohl im Auftrag Ulrich Fuggers um das Jahr 1560 in Augsburg erstellt. Als Vorlage diente der Cod. Paris. gr. 1770, den Hieronymus Cyprius noch auf Zypern im Jahr 1545 für seinen damaligen Auftraggeber Lucius Synkletikos geschrieben hatte. Parallelhandschrift zum Pal. gr. 397 ist der Cod. Monac. gr. 189, f. 58rff., der zur selben Zeit (dazu s. Odysseus Lampsidis, Eine cypriotische Handschrift der Chronik des K. Manasses, in: Athanasios Papageorgiu [red.], Πρακτικὰ τοῦ Πρώτου διεθνοὺς κυπρολογικοῦ Συνηδρίου [Λευκωσία, 14–19 Ἀπριλίου 1969], B: Μεσαιωνικὸν τμῆμα, Leukosia 1972, S. 122–123, 140–142) und, von Lampsides unbemerkt, auf Papier gleicher Herstellung entstand. Auf Hieronymus gehen insgesamt vier Exemplare der Manasses-Chronik zurück. Auf f. 110v findet sich eine Widmung an einen namentlich nicht bezeichneten Papst (den Text der Widmung s. zum Schreiber). Mit Blick auf die Entstehungszeit der Hs. müsste es sich dabei um den theologisch rigorosen Paul IV. (1555–1559) oder um den gemäßigteren sowie eher den schönen Künsten zugewandten Pius IV. (1559–1565) handeln. Aus sachlichen Gründen sollte man eher an letzteren denken. Es gibt jedoch keinen Anhaltspunkt dafür, dass die Hs. Augsburg um 1560 verlassen hätte. Möglicherweise kam es durch den Tod des Schreibers nicht mehr zu der geplanten Schenkung, da es ab dem Jahr 1560 keine Nachrichten mehr über etwaige Aktivitäten des Hieronymus Cyprius mehr gibt. Im Zuge der Vertreibung Ulrich Fuggers aus Augsburg im Jahr 1567 gelangte die Hs. als Teil seiner Bibliothek nach Heidelberg, dort erfolgte wohl auch die Aufstellung in der Heiliggeistkirche. Spätestens nach seinem Tod im Februar 1584 aufgrund entsprechender testamentarischer Verfügungen rechtsgültiger Übergang in den Bestand der Bibliotheca Palatina. Nach der Eroberung und Zerstörung der Stadt zu Beginn des 30jährigen Krieges gelangte sie 1622/23 als Schenkung des Herzogs Maximilians von Bayern an Papst Gregor IX. über München nach Rom, seither Aufbewahrung in der BAV.
- Literatur
- Stevenson, Graeci, S. 254; RGK III, Nr. 253; Robert Browning/Costas N.
Constantinides, Dated Greek Mansucripts from
Cyprus to the Year 1570, Washington DC, 1993, S. 85, 89, 93, 100,
101; Constantini Manassis Breviarium Chronicum rec. Odysseus
Lampsidis, Pars prior praefationem et textum continens,
Athen 1996, S. XCII; Odysseus Lampsidis, Eine cypriotische Handschrift
der Chronik des K. Manasses, in: Athanasios
Papageorgiu (red.), Praktika tu Protu diethnus
kyprologiku syenedriu (Leukosia, 14–19 Apriliu 1969), B: Mesaionikon tmema, Leukosia 1972, S. 121–142; Odysseus Lampsidis, Zu eliminierende Handschriften
der Chronike Syonpsis von Konstantinos Manasses. Erste Auswahl, in:
Platon 32 (1980), S. 134; Odysseus Lampsidis, Zwei Fragmente der Dioptra des
Philippos Monotropos im Atheniensis 1217, in: Jahrb. der
österr. Byzantinistik, 54 (2002), S. 197–220; Andreas Rhoby, Quellenforschung am Beispiel der
Chronik des Konstantinos Manasses, in: Juan Signes
Codoñer/Inmaculada Perez Martin,
Textual Transmission in Byzantium. Between Textual Criticism und
Quellenforschung, Turnhout 2015, S. 397 mit Anm. 7.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
Inhalt
1) 1r–110v
- Verfasser
- Constantinus Manasses (GND-Nr.: 118979345).
- Titel
- Breviarium chronicum.
- TLG-Nummer
- 3074.005.
- Angaben zum Text
- Formal stellt diese Hs. zusammen mit ihrer auf Zypern
entstandenen Vorlage und den Paralleltexten einen eigenen
Überlieferungsstrang dar, dessen Vorlage man nicht mehr kennt (dazu
Lampsidis, Cypriotische Handschrift, S.
123). Zur ihrer editorischen Bewertung s. Odysseus
Lampsidis, Zu eliminierende Handschriften der
Chronike Syonpsis von Konstantinos Manasses. Erste Auswahl, in:
Platon 32 (1980), S. 134.
Exemplarische Kollationierung der Hs. bei Lampsidis, Cypriotische Handschrift, S. 125–139.
- Titel (Vorlage)
- Τοῦ μακαριστάτου φιλοσόφου, κυροῦ κωνσταντίνου τοῦ μανασσῆ, σύναψις [!] χρονικὴ διὰ στίχων, ἀπὸ κτίσεως κόσμου τὴν ἀρχὴν ποιουμένη, καὶ διήκουσα μέχρι τῆς βασιλείας, κυροῦ νικηφόρου τοῦ βοτανϊάτου· προοίμιον, εἰς τὴν σεβαστοκρατόρισσαν κυρίαν εἰρήνην τὴν νύμφην τοῦ βασιλέως κυροῦ μανουῆλ, ἐπὶ τῷ αὐταδέλφῷ αυτοῦ, κυρῷ ἀνδρωνίκῳ.
- Edition
- Constantini Manassis Breviarium Chronicum rec. Odysseus Lampsidis, Pars prior praefationem et textum continens, Athen 1996, S. 4–358 (Hs. ausgewertet, aber nicht für die Edition herangezogen).
- Bearbeitet von
- Dr. Lars Martin Hoffmann, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2020.
Zitierempfehlung:
Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 397. Beschreibung von: Dr. Lars Martin Hoffmann (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2020.
- Katalogisierungsrichtlinien
- Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.