Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 430

Johannes Stobaeus, Florilegium (in Auszügen; Fragment)

Papier · 3, 80, 2 Bll. · 12,2 × 10 cm · Südwesten des Hl. Römischen Reiches dt. Nation · Nach 1532


Schlagwörter (GND)
Johannes Stobaeus / Anthologie / Anthologium / Dichtung / Rezeption.
Diktyon-Nr.
66162.
1av–2av vacant
3ar Schenkungsexlibris
3av vacat
1) 1r–80v Johannes Stobaeus, Florilegium (in Auszügen; Fragment)
81*r–82*r vacant

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
Südwesten des Hl. Römischen Reiches dt. Nation. Die Druckminuskel, die dem Anschein nach von einem lateinisch geprägten Schreiber stammt, sowie der Druckort der Vorlage (Basel) weisen als Entstehungsort auf den Südwesten des Hl. Römischen Reiches dt. Nation hin.
Entstehungszeit
Nach 1532 . Als terminus post quem dient der 1532 erschienene Druck [N.N.], Καλλιμάχου κυρηναίου ὕμνοι, Basel 1532 (VD16 C 270, http://gateway-bayern.de/VD16+C+270), welcher der Hs. als Vorlage diente.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Westliches Papier.
Umfang
3, 80, 2 Bll.
Format (Blattgröße)
12,2 × 10 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 12a + 13a + 10 IV80 + 181* + (I-1)82*. Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 82*. Auf die Spiegel sowie die zugehörigen Vorsatzbll. wurde jeweils ein Doppelbl. aus Marmorpapier geklebt, so dass das Marmorpapier die Rectoseite von Bl. Spiegel bzw. die Versoseite von Bl. 82* bildet.
Foliierung
Es sind zwei Blattzählungen mit arabischen Ziffern vorhanden. Die ältere, aber heute gültige Zählung a) befindet sich in der Ecke Kopfsteg – Außensteg und ist in dunkler Tinte aufgetragen und unterstrichen (f. 1–80). Die Zählung beginnt auf f. 1r mit 1. Zählung b) wurde mit Bleistift eingetragen und scheint daher jünger zu sein. Die Zahlen sind in der Ecke Fußsteg – Außensteg (f. 2–81); die Zählung beginnt auf f. 1r mit 2. Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a–3a, 81*–82*).
Lagenzählung
Keine Lagenzählung erkennbar, wobei der Verlust durch nachträglichen Seitenbeschnitt nicht ausgeschlossen werden kann. Reklamanten werden auf jeder Blattseite parallel zum Text genannt.
Zustand
Der Einband ist trotz einer kleineren Verschmutzung auf der Vorderseite und des beriebenen Wappenstempels auf der Rückseite in einem guten Zustand. Das Papier des Buchblocks weist nur geringfügige Vergilbungen auf und ist nahezu völlig unbeschädigt. Die Tinte ist nur leicht verblichen, wobei die rote Farbe deutlicher verblasst ist. Insgesamt ist die erhaltene Hs. in einem guten bis sehr guten Zustand.
Die Reklamante auf Folium 80v weist jedoch darauf hin, dass mindestens eine Lage des ursprünglichen Umfangs fehlt. Der Text muss somit als Fragment gelten.

Schriftraum
8,8 × 6,8 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
20–21 Zeilen.
Linierung
Das Liniensystem ist mit roter Tinte eingezeichnet.
Schriftart
Die Schrift orientiert sich an der griechischen Druckschrift der Zeit (Druckminuskel von Anfang bis Mitte 16. des Jhs.). Der Schreiber bemüht sich, möglichst viele der gängigen Ligaturen und Abkürzungen zu verwenden. In den Kapitelüberschriften wird versucht, ein monokondylisches Schriftbild nachzuahmen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Der unbekannte Schreiber ist eindeutig westlich geprägt.
Buchgestaltung
Die Hs. ist einheitlich gestaltet und folgt der Reihenfolge der Gnomen der Vorlage. Auf jedem Bl. steht beidseitig im Kopfsteg (ganz wie in der gedruckten Vorlage) γνῶμαι.
Buchschmuck
Die Überschrift der Schrift (f. 1r) sowie die Kapitelüberschriften auf f. 1r–4v sind in epigraphischer Auszeichnungsschrift verfasst; die Buchstaben sind im Wechsel in roter und dunkler Tinte geschrieben. Die Kapitelüberschriften werden von verschiedenen schmückenden Zeichen und Ornamenten gesäumt und die Kapitelanfänge werden durch Initialmajuskeln hervorgehoben Die Kapitelüberschriften ab f. 5r setzen sich hingegen durch die rote Tinte und die leicht vergrößerte Schrift ab. Die jeweils ersten Wörter (teilweise auch die gesamte erste Zeile) der Kapitel sind rubriziert.

Nachträge und Benutzungsspuren
Auf dem Vorderspiegel wurde die Besitzmarke der BAV geklebt. Auf Folium 2av wurde mit Bleistift die Signatur Pal. Greco 430. notiert. Folium 3a ist vollständig mit dem Schenkungsexlibris Maximilians I. beklebt. Auf Folium 1r wurde die Capsa-Nr. C. 90 und die Allacci-Nr. 65 sowie die durchgestrichene alte Signatur 459. und zweimal die Signatur 430 (einmal eingekreist) verzeichnet. Der Besitzstempel der BAV wurde f. 1r und f. 80v angebracht.

Einband
Roter Ledereinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI. mit den Wappenstempeln von Pius VI. (Vorderseite) und Zelada (Rückseite); der Rücken ist mit goldenen Blütenstempeln, Zierleisten und der alten Signatur 430 geprägt. Oben auf dem Rücken ist die Besitzmarke der BAV geklebt, die möglicherweise den Wappenstempel von Pius VI. verdeckt. Bei Schunke wird der Band als in weißem Pergament eingebunden gelistet, vgl. Schunke, Einbände, II, S. 912.
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Bei der Hs. handelt es sich um eine Abschrift des 1532 in Basel bei Hieronymus Froben d. Ä. erschienenen Drucks Καλλιμάχου κυρηναίου ὕμνοι, Basel 1532, S. 67–181 (VD16 C 270, http://gateway-bayern.de/VD16+C+270). Indizien hierfür sind die übereinstimmende (aber nicht gängige) Auswahl und Anordnung der Gnomen, die am Druck orientierte Gestaltung der Hs. sowie einzelne auffällige Übereinstimmungen (z.B. wird in der Hs. auf f. 56v an exakt derselben Stelle wie im Druck auf S. 142 das sonst kaum gesetzte Tremazeichen bei νομΐζω genutzt) oder auch die in der Hs. markierte Korrektur der Vorlage (auf f. 76v steht in der Hs. korrekt λάβοις statt wie in der Vorlage λάμοις; die korrigierte Stelle ist leicht unterschrichen). Der Schreiber orientierte sich weitgehend an den Buchstabenformen der Vorlage, scheute aber auch nicht davor zurück, eigene Formen einzubringen. Die Kapitelüberschriften im Druck sind in Majuskelschrift ohne Akzente; der Schreiber der Hs. machte hieraus eine Kursive und fügte zum Teil die fehlenden Akzente ein, jedoch öfters auf dem falschen Vokal. Obwohl es sich bei der Hs. um keine diplomatische Umschrift des Druckes handelt, stimmen die Inhalte der letzten Hs.-Seite und S. 181 der Vorlage überein.
Die Signatur der Hs. ist im Katalog der Fuggerbibliotheken BAV, Pal. lat. 1950 nicht gelistet.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_gr_430
Literatur
Stevenson, Graeci, S. 278.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Inhalt

1) 1r–80v Digitalisat

Verfasser
Johannes Stobaeus (GND-Nr.: 118965786).
Titel
Florilegium (in Auszügen; Fragment).
TLG-Nummer
2037.001.
Angaben zum Text
Die einzelnen Kapitel sind nicht vollständig, die Reihenfolge der Gnomen innerhalb der Kapitel folgt nicht der gängigen Anordnung. Teilweise finden sich in den Kapiteln auch Gnomen aus anderen Abschnitten und auch hier und da einzelne Gnomen, die nicht aus dem Werk des Stobaeus stammen. Folgende Kapitel sind angegeben (in Klammern die entsprechenden Kapitel aus der Edition von Wachsmuth/Hense).
f. 1r–3r Περὶ αἰδοῦς (Buch III, 31); f. 3v–4r Περὶ ἀναιδείας (ibd., 32); f. 4v–8v Περὶ ἀδικίας (ibd., 10); f. 8v–11r Περὶ ἀκράσιας [!] (ibd., 18); f. 11r–12v Περὶ ἀληθείας (ibd., 11); f. 12v–14r Περὶ ἀνεξικακίας (ibd., 19); f. 14r–17v Περὶ ἀφροσύνης (ibd., 4); f. 17v–18v Περὶ ἀπόῤῥητων [!] (ibd., 41); f. 18v–19v Περὶ ἀσωτιας [!] (ibd., 15); f. 20r–23v Περὶ ἀφροδίτης (Buch IV, 20a); f. 24r–26v Ψογος [!] αφροδιτης [!] και [!] ὅτι φαῦλος ὁ ἔρως (ibd., 20b); f. 26v–28v Περὶ βασιλείας (ibd., 7); f. 28v–29r Tῶν ἑπτῶν σοφῶν (--); f. 29r–30v Περὶ βραχυλογίας (Buch III, 35); f. 30v–35r Περὶ τοῦ βίου ὅτι βραχὺς καὶ εὐτελής (Buch IV, 34); f. 35r–36v Περὶ γάμου ὅτι κάλλιστον (--); f. 37r–40v Ὅτι οὐκ ἀγαθὸν τὸ γαμεῖν (idb., 22b); f. 40v–46v Ψόγος γυναῖκων [!] (ibd., 22g); f. 46v–51r Γαμικα [!] παραγγέλματα (ibd., 23); f. 51r–52r Περὶ τοῦ γνῶθι σαυτὸν [!] (ibd., 21); f. 52r–54v Ψόγος γῆρως [!] (Βuch IV, 50b); f. 54v–55r Ὅτι ὅ [!] γῆρας ἀνεπαχθες [!] (ibd., 50c); f. 55v–56r Περὶ γραμμάτων (--); f. 56v–57r Περὶ δειλίας (Buch III, 8); f. 57r–60r Περὶ Δικαιοσύνης (ibd., 9); f. 60v–61r Περὶ διαβολῆς (ibd., 42); f. 61r–63r Περὶ εὐγενείας, ὅτι εὐγενεῖς οἱ κατὰ ἀρετὴν ζῶντες (Buch IV, 29a); f. 63r–64v Ἔπαινος ζωῆς (ibd., 52a); f. 64v–65v Περὶ ἡσυχίας (ibd., 16); f. 65v–67v Περὶ θανάτου (ibd., 51); f. 67v–69r Ἔπαινος θανάτου (ibd., 52b); f. 69r–70r Περὶ ἰατρὼν καί [!] ἰάτρικῆς [!] (ibd., 38); f. 70r–71r Περὶ κακοδαιμονίας (ibd., 40); f. 71r–72v Περὶ λύπης ὅτϊ ἐπώδενος τρῖς φροντίζοισιν; f. 72v–73r Περὶ ληθῆς [!] (Buch III, 26); f. 73r–74v Περὶ μελέτης καὶ φιλοπονίας (ibd., 29); f. 74v–75r Περὶ μνηστείας (Buch IV, 22d); f. 75v–76v Περὶ νόμων καὶ ἐθῶν (ibd., 2); f. 76v–77v Περὶ ναυτιλίας καὶ ναυαγίου (ibd., 17); f. 77v–78r Περὶ ξένης (Buch III, 40); f. 78r–80v Περὶ οργῆς (ibd., 20); f. 80v Περὶ ὀρκοῦ καὶ περιορκίας (ibd., 27).
Titel (Vorlage)
1r ΓΝΩΜΑΙ ΕΚ ΔΙΑΦΟΡΩΝ ΠΟΙΗΤΩΝ ΦΙΛΟΣΟΦΩΝ ΤΕ ΚΑΙ ΡΗΤΟΡΩΝ ΣΥΛΛΕΓΕΙΣΑΙ ΚΑΤΑ [ΣΤΟΙ=]ΧΕΙΟΝ συντεταγμέναι.
Incipit
1r Ὦ πότνι’ αἰδώς, εἴθε τοῖς πᾶσιν βροτοῖς.
Explicit
80v βοηθεῖν τοῦ μὴ ἐπιορκεῖν.
Edition
Johannes Stobaeus, Anthologium, vol. III, rec. Curt Wachsmuth / Otto Hense, Berlin 1894 (Hs. wurde für die Edition nicht berücksichtigt); [N.N.], Καλλιμάχου κυρηναίου ὕμνοι, Basel 1532, S. 67–181 (VD16 C 270, http://gateway-bayern.de/VD16+C+270).


Bearbeitet von
Dr. Paul Achim Neuendorf, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2020.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 430. Beschreibung von: Dr. Paul Achim Neuendorf (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2020.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Gefördert durch
The Polonsky Foundation Greek Manuscripts Project: a Collaboration between the Universities of Cambridge and Heidelberg – Das Polonsky-Stiftungsprojekt zur Erschließung griechischer Handschriften: Ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Cambridge und Heidelberg.