Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 81
Iohannes Chrysostomus, Homiliarum in Genesim pars prima
Papier · 2, 168, 1 Bll. · 26,5 × 18,3 cm · Venedig (?) · 1. Hälfte 16. Jh.
- Schlagwörter (GND)
- Theologie / Alte Kirche / Patristik / Exegese / Altes Testament / Johannes Chrysostomus.
- Diktyon-Nr.
- 65814.
Ir | Lateinische Inhaltsbezeichnung | |
Iv | vacat | |
1) | 1r–168v | Iohannes Chrysostomus, Homiliae in Genesim |
Kodikologische Beschreibung
- Entstehungsort
- Venedig (?).
- Entstehungszeit
- 1. Hälfte 16. Jh. Aufgrund der Schrift.
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Westliches (?) Papier, Vorsatzbll. modernes Papier.
- Umfang
- 2, 168, 1 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 26,5 × 18,3 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- (I-1)1a + 1I + 21 IV168 + (I-1)169*. Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 169*.
- Foliierung
- Vatikanische Foliierung (f. I, 1–168) mit schwarzer Tinte im Kopfsteg rechts. Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 169*).
- Lagenzählung
- Im Fußsteg rechts der jeweils ersten Rectoseite einer Lage, zum größeren Teil aber aufgrund des Beschnitts der Ränder verloren.
- Zustand
- Feuchtigkeitsschäden u. Stockflecken in der gesamten Hs., besonders an Anfang und Ende. Dort auch der an f. 168 anschließende Folgetext verloren.
- Wasserzeichen
- Figuren, anthropomorphe, Hand/Handschuh, mit
Beizeichen, Blume/Blatt/Stern, vierblättrig, ohne weiteres Beizeichen,
einfache Manschette.
Die Wasserzeichen der Hs. sind in heidICON erschlossen (Wasserzeichen Pal. gr. 81).
- Schriftraum
- 18,7 × 12,5 cm.
- Spaltenanzahl
- 1 Spalte.
- Zeilenanzahl
- 22 Zeilen.
- Linierung
- LEROY 20B1n.
- Schriftart
- An die Entstehungszeit der Hs. bereits etwas angepasster, leicht nach rechts geneigter sog. Hodegon-Stil, ein in Konstantinopel entstandener, archaisierender Schriftduktus, der über Kreta auch in Venedig Verbreitung fand. Für den Schreiber bes. charakteristisch ist extensive Mitnutzung der Außenstege für Vokale sowie Ober- und Unterlängen, ein Beta in Majuskelform und das überhöhte Gamma mit kurzer Querhaste in der ersten Textzeile.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Ein Schreiber. Trotz der sehr charakteristischen Schrift ist eine sichere Bestimmung ohne Subskription nur sehr schwer möglich, da zahlreiche Schreiber des 14. bis 16. Jhs. den u.g. Hodegon-Stil verwendeten und die unterschiedlichen Hände sehr schnell verwechselt werden können (vgl. dazu Dieter Harlfinger, Zu den griechischen Kopisten und Schriftstilen des 15. und 16. Jahrhunderts, in: Bompaire/Glénisson/Irigoin 1977, S. 332–333), zudem ist noch mit Duktusschwankungen zu rechnen. Einige Buchstaben wie etwa das Alpha am Zeilenbeginn, das Theta oder auch das groß geschwungene Kürzel für καὶ lassen an Nikolaos Malaxos denken, doch gibt es auch markante Unterschiede (Gamma, Tau u.a.m.). Ähnliches gilt für Iohannes Rhosos und andere.
- Buchgestaltung
- Text einspaltig fast unter Einhaltung des sog. goldenen Schnitts mit schwarzer Tinte eingetragen. Dabei ist es Charakteristikum der verwendeten Schriftart, dass die Außenstege für längere Auf- und Abstriche bei Bedarf mitverwendet wurden. Die einzelnen Predigten beginnen nur selten auf einer neuen Seite. In der Regel wurde nur der Platz für die nicht mehr ausgeführten Zwischenüberschriften freigelassen. Ansonsten fortlaufender Text ohne klare Absatztrennung. Gelegentlich einfache Anführung am Rand zur Zitatenkennung.
- Buchschmuck
- Da die Hs. nicht fertiggestellt wurde, fehlen die meisten Zierelemente. Vergleichbare Hss. legen nahe, dass Haupt- und Zwischenüberschriften wohl mit derselben hellrot-wässrigen Tinte eingetragen werden sollten, mit der auch die Predigtinitialen ab f. 107 gestaltet wurden. Bei letzteren handelt es sich um zeittypische, auf den linken Außensteg ausgerückte Buchstaben in Höhe von bis zu vier bis fünf Zeilen (nur auf f. 1r wurde eine kleine Initiale mit dunkelroter Tinte zu einem unbekannten Zeitpunkt nachgetragen), die mit Fleuronné und Rankenmustern verziert wurden.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Signaturenmarke der BAV auf dem Vorderspiegel. Capsa-Nr. C. 70, Fuggersignatur 81, Besitzer- /Erwerbervermerk Cyp(rius) (dazu siehe Geschichte der Handschrift) u. latein. Inhaltsbezeichnung Chrysostomi Homiliae aliquot (beides von Henri Estienne eingetragen) auf f. Ir oben. Auf f. 1r Signatur, darunter ein Nachtrag von Leo Allatius D. Chrysostomi in Genesin homiliae XIII. Von ihm auch die lat. Predigtzählung am Beginn der einzelnen Texte.
- Einband
- Roter Ledereinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; späterer Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten), vgl. Schunke, Einbände, Bd. 2, S. 909.
- Provenienz
- Augsburg / Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Die Hs. wurde nicht fertiggestellt, es fehlen der Haupttitel, die Zwischentitel sowie die Werkinitialen der Homilien I–VIII (das anlautende Chi auf f. 1r wurde von anderer Hand nachgetragen). Dabei ist durchaus vorstellbar, dass die Hs. noch vor Abschluss der Schreibarbeiten verkauft wurde. – Der Vermerk Cyp(rius) auf f. Ir ist auf Hieronymus Tragodistes Cyprius zu beziehen, der aus Zypern stammte und im Auftrag von Ulrich Fugger Hss. in Italien (Venedig, Toskana, Rom), auf Kreta sowie in seiner zyprischen Heimat erwarb. Er hat aber auch selbst griechische Codizes besessen und geschrieben (etwa den BAV, Pal. gr. 367), womöglich auch an seinen Auftraggeber weiterverkauft. Ab Ende der 1550er Jahre erlöschen die Nachrichten über ihn, möglicherweise verstarb er in Augsburg. – Wie diese Hs. nach Augsburg gelangte, kann aber nicht mit Sicherheit gesagt werden. Auf jeden Fall befand sie sich 1563 im Besitz Ulrich Fuggers, als die Bestandsliste des BAV, Pal. lat. 1950 erstellt wurde (siehe f. 184v). Im Zuge der Vertreibung Fuggers aus Augsburg gelangte seine Bibliothek 1567 nach Heidelberg. Ob diese Hs. bereits damals in der Heilighgeistkirche aufgestellt wurde, ist nicht bekannt. Spätestens nach Fuggers Tod im Februar 1584 auch formaljuristischer Übergang in den Bestand der Bibliotheca Palatina. 1622/23 als Geschenk des bayerischen Herzogs Maximilian an Papst Gregor IX, Verbringung über München nach Rom, seither Aufbewahrung in der BAV.
- Literatur
- Stevenson, Graeci, S.
41–42; Lehmann,
Fuggerbibliotheken, Bd. 2, S. 83.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
Inhalt
1) 1r–168v
- Verfasser
- Johannes Chrysostomus (GND-Nr.: 118557831).
- Titel
- Homiliae in Genesim I–XIII.
- TLG-Nummer
- 2062.112.
- Angaben zum Text
- CPG 4409. - f. 1r–9v Hom. I; f. 10r–20r Hom. II; f. 20r–33r Hom. III; f. 33r–49v Hom. IV; f. 49v–62r Hom. V; f. 62r–77v Hom. VI; f. 78r–94r Hom. VII; f. 94r–106v Hom. VIII; f. 107r–118r Hom. IX; f. 118v–136v Hom. X; f. 136v–151v Hom. XI; f. 151v–165r Hom. XII; f. 165v–168v Hom. XIII (Frgm.).
- Incipit
- 1r Χαίρω καὶ εὐφραίνομαι ὁρῶν σήμερον …
- Explicit
- 168v … τὴν συγκατάβασιν λογιζόμενοι, λέγειν …
- Edition
- Migne PG 53, Sp. 21–10651 (diese Hs. nicht herangezogen).
- Bearbeitet von
- Dr. Lars Martin Hoffmann, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2020.
Zitierempfehlung:
Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 81. Beschreibung von: Dr. Lars Martin Hoffmann (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2020.
- Katalogisierungsrichtlinien
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