Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 86
Sammelhandschrift
Papier · 1, 201, 1 Bll. · 32,5 × 23,4 cm · Venedig? · 1549
- Schlagwörter (GND)
- Geschichtsschreibung / Byzantinisches Reich / Konstantin VII., Byzantinisches Reich, Kaiser / Theologie.
- Diktyon-Nr.
- 65819.
Kodikologische Beschreibung
- Entstehungsort
- Venedig?
- Entstehungszeit
- 1549 . Diese Jahresangabe findet sich am Ende des zweiten Textes (199v).
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Westliches Papier.
- Umfang
- 1, 201, 1 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 32,5 × 23,4 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- (I-1)1a + 11 + 11 IV89 + (V-1)98 + [V108 + (IV-1)115 + IV123] oder [(V-1)107 + 2 IV123] + [IV131 + (IV-1)138] oder [(IV-1)130 + IV138] + 7 IV194 + III200 + 1201 + (I-1)202*. Die Lagenformel ist mit Hilfe der Wasserzeichen erschlossen. Bei den Bll. 108 und 131 konnte die Lagenzugehörigkeit nicht geklärt werden. Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 202*. Bl. entfernt hinter 91.
- Foliierung
- Vatikanische Foliierung (f. 1–201). Die Bezeichnung der ungez. Bl. folgt dem Digitalisat (1a, 202*).
- Lagenzählung
- Statt einer Lagenzählung gibt es Reklamanten am Lagenende (im ersten Teil; im 2. sind sie auf jedem Bl.).
- Zustand
- Neben Stockflecken gibt es auch Verfärbungen des Papiers durch die Tinte. Ab f. 146 werden die Verfärbungen stärker. Blatt 150 ist leer, überdies gibt es mehrere kleinere Textlücken, die sicher auf Lücken in der Vorlage beruhen.
- Wasserzeichen
- Ähnlich Harlfinger II, Ancre 21 corr.
- Schriftraum
- 22 × 13 cm.
- Spaltenanzahl
- 1 Spalte.
- Zeilenanzahl
- 30 Zeilen.
- Schriftart
- Hand 1 ist eine eher kursive Gelehrtenschrift der Entstehungszeit, während Hand 2 senkrechter gehalten ist (bis auf den Buchstaben Gamma, der deutliche Schräglage zeigt). Sie bietet ein Erscheinungsbild wie eine Druckschrift, mit Trennung der Zeichen und dickerem Strich.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- 2 Hände: Hand 1: 2r–98v, Hand 2: 99r–199v. Angeblich aus dem Kreis des Arnold Arlenius (vgl. Harlfinger II, Ancre 21 corr.), was auf venezianische Herkunft deutet.
- Buchgestaltung
- Die Hs. besteht aus zwei Teilen aus dem gleichen Papier. Jeder Teil umfasst ein Werk und ist jeweils von einer anderen Hand geschrieben. Auf 149v unten steht eine Annotation von Sylburg: Deest pagina una, das folgende Blatt ist leer. Im ersten Teil sind die jeweils behandelten Kaiser mit ihrer Regierungsdauer an den Rand geschrieben.
- Buchschmuck
- Im ersten Teil ist die Überschrift rubriziert und von zwei kleinen Ranken
als Ornamenten umgeben. Die einzige Initiale ist ganz am Anfang: Das
Minuskel-Alpha ist vergrößert, rubriziert und etwas nach links gerückt.
Der zweite Teil ist etwas mehr ausgeschmückt: Jedes Kapitel wird von einer rubrizierten Überschrift eingeleitet, die von Zierranken begleitet wird. Die jeweils folgende Initiale ist rubriziert, vergrößert und nach links abgesetzt. Bei einigen Kapitelanfängen fehlt sie allerdings.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Auf 1r befinden sich eine durchgestrichene Capsa-Nr. C. 107
sowie die Signatur 86., die Provenienzbezeichnung
Henr. und die Titel der enthaltenen Werke: Chronicon à
Julio Caesare incipiens sine authoris note. Clementis Stromatei
Paedagogus. Daneben von einer anderen Hand Augustae Caesareae
historiae compendium a Julio Caesare usque ad Romanum Imp. - Kein
Stempel der BAV. Auf 199v ist das Jahr der Herstellung 1549
eingetragen.
Auf den Vorderspiegel sind zwei Zettel aufgeklebt, zwischen denen sich ein Bleistifteintrag findet. Trovati tra i ff. 150–151. Links steht nur Clementis Paedagogus, rechts Theodori meliteni nondum nota edita. Historia haec codicis pal. 96 (sic!) est adamussim continuatio historiae codicis vat. 193, cuius continuatio in multis congruit cum historia Iulii Pollucis (?) edita a [Giovanni Baptista] Bianconio; sed tamen vaticana in dicto codice vat. 193. est plenior. Das bezieht sich auf folgende Edition: Anonymi scriptoris Historia Sacra ab orbe condita ad Valentianum et Valentem Impp. e vetere codice graeco descripta Joannes Baptista Bianconi, Bonn 1779.
- Einband
- Hochroter Ledereinband über Pappe der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; Rücken mit goldenem Wappenstempel von Papst Pius IX. (oben); der Wappenstempel des Kardinalbibliothekars ist nicht zu sehen; vgl. Schunke, Einbände, II, S. 909.
- Provenienz
- Augsburg / Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Der Eintrag Henr. (1r) weist auf einen Henricus (Stephanus oder Scrimger) hin, der viele Hss. für Ulrich Fugger gesammelt hat. Fugger übersiedelte 1564 nach Heidelberg, wohin ihm seine Bibliothek 1567 folgte, und vermachte sie nach seinem Tod 1584 an Kurfürst Friedrich IV. Die Hs. diente als Grundlage der Clemens-Edition, die von Friedrich Sylburg 1592 besorgt wurde. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Hs. als Kriegsbeute nach Rom gebracht, wo sie sich seit 1623 befindet.
- Literatur
- Stevenson, Graeci,
S.42; Otto Stahlin, Clemens Alexandrinus, Erster Band:
Protrepticus und Paedagogus, Leipzig 1905, S. XXIV,
LXVI-LXVII; Otto Kresten, Phantomgestalten in der
byzantinischen Literaturgeschichte. Zu vier Titelfälschungen des 16.
Jahrhunderts, in: JÖB 25,
1976, S. 207–222; Staffan Wahlgren, Symeonis Magistri et Logothetae
Chronicon, Berlin / New York 2006, S. 75–343 (Corpus fontium
historiae Byzantinae, 44/1); Staffan Wahlgren, Symeon the Logothete and
Theophanes continuatus, in: JÖB
69 (2019), S. 323–334, hier S. 324.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
Inhalt
1) 1r–98v
- Titel
- Chronicon.
- TLG-Nummer
- 3070.003.
- Angaben zum Text
- Enthält die Geschichte der römischen Könige und der Kaiser bis zur
Alleinherrschaft des Konstantin VII. Porphyrogennetus. Weder in der Hs.
selbst noch im Katalog von Sylburg gibt es einen Hinweis auf die
Autorschaft. Hierfür wurden schon unterschiedliche Namen vorgeschlagen,
unter anderem Theodosius Melitenus, dessen Existenz umstritten ist. Die Hs.
ist wohl eine Abschrift der Hs. BAV, Vat. Gr. 163, in Tradition der
Redaktion B der Logothetenchronik (Wahlgren, S. 51*).
Die Edition stimmt mit dem Text von 3v bis 92v weitgehend überein. Die Hs. beginnt abweichend mit einer Chronik der römischen Königszeit und der Karriere Caesars. Die Edition endet mit dem Tod des Kaisers Romanos Lakapenos (15.7.948), während die Hs. bis zum Jahr 963 fortgeführt wird (die fehlenden Jahre wurden von Markopoulos ediert). Ab 95r gibt es einige Textlücken, die wohl auf Lücken in der Vorlage beruhen.
- Titel (Vorlage)
- 1r οἱ ῥωμαίων βασιλεῖς.
- Incipit
- 1r ἀναγκαῖον δὲ ἡγησάμην καὶ τῶν χρόνων τῶν ἐν ῥώμη βασιλευσάντων ἐπιμνησθῆναι.
- Explicit
- 98v καὶ δὴ πρός τι σκηνοπήγιον αὐτοῦ ἀφικόμενοι ἐπιτοαυτό.
- Edition
- Staffan Wahlgren, Symeonis Magistri et Logothetae Chronicon, Berlin / New York 2006, S. 75–343 (bis f. 92v, expl. ἐν τῆ αὐτοῦ ἀπετέθη μονῆ); f. 92v–98v A. Markopoulos, Le témoignage du Vaticanus gr. 163 pour la période entre 945–963, in: Byzantina Symmeikta 3, 1979, S. 83–119, hier S. 91–100.
2) 99r–199v
- Verfasser
- Clemens Alexandrinus (GND-Nr.: 118563122).
- Titel
- Paedagogus.
- TLG-Nummer
- 0555.002.
- Angaben zum Text
- CPG 1376. - f. 99v–130r Buch I (Vol. I); f. 130r–170r Buch II (Vol. II); f. 170v–199v Buch III (Vol. III). Der Text ist wohl ein Apograph von Venet. Marc. 652 (vgl. Stahlin, S. XXIV). Die Hs. wurde erstmalig ediert: Friedrich Sylburg (Hrsg.), ΚΛΗΜΕΝΤΟΣ ΑΛΕΞΑΝΔΡΕΩΣ ΤΑ ΕΥΡΙΣΚΟΜΕΝΑ. Clementis Alexandrini opera quae exstant. Diversae lectiones, et emendationes, partim ex veterum scriptis, partim ex huius aetatis doctorum iudicio, seorsum in fine additae, Heidelberg 1592 (Hs. im Vorwort erwähnt).
- Titel (Vorlage)
- 99r Κ
αλημεντος στρωματεως παιδαγωγος λόγοι Γ.
- Nachträge und Rezeptionsspuren
- In margine sind die entsprechenden Seitenzahlen der Sylburg-Edition eingetragen (37–114).
- Edition
- Henri-Irénée Marrou/Marguerite Harl/Chantal Matray/Claude Mondésert, Clément d’Alexandrie Le Pédagogue, Vol. I-III, Paris 1960 / 1965 / 1970.
- Bearbeitet von
- Vinzenz Gottlieb, Universitätsbibliothek Heidelberg, 02.02.2021.
- Katalogisierungsrichtlinien
- Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.