Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 676
Sammelhandschrift
Papier · 14, 103, 26 Bll. · 29,2 × 21,2 cm · Mittel- / Oberrhein · um 1440
- Schlagwörter (GND)
- Konzil / Basler Konzil / Sterben / Ars moriendi.
- Entstehungsort
- Mittel- / Oberrhein.
- Entstehungszeit
- um 1440.
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Papier (2 und 121a Pergament).
- Umfang
- 14, 103, 26 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 29,2 × 21,2 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- (I-1)1a + 12a + VI14a + 2 VII28 + 2 VI52 + VII66 + 2 VI83g + V93 + (II-1)96 + 2 VI120a + 1121a + (I-1)123*. Vorderspiegel Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 123*. Auf 83 folgen 7 ungez. Bll.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–96). Vor- und Nachsatzbll. ungez., weshalb hier, wie bei weiteren ungez. Bll., Zählung der Digitalisate übernommen wird (1a–14a, 83a–83g, 97*–123*). Durchgängig Reklamanten auf der letzten Versoseite der Lage auf dem Fußsteg rechts, Lagenfoliierung auf dem Fußsteg rechts, meist durch Beschnitt beeinträchtigt bzw. verloren gegangen.
- Zustand
- An den Rändern, v.a. am oberen, stockfleckig. Auf 84v schlägt Überschrift durch. 52v–53r, 78v–79r große Tintenflecken mit Textverlust. Bl. 97* größtenteils herausgeschnitten.
- Wasserzeichen
- Ochsenkopf mit Augen und Nasenlöchern, mit einkonturiger Stange und sechsstrahligem, einkonturigem Stern als Oberzeichen, in zwei Varianten, Bll. 9a–13a, 2–7, 15–16, 21, 31, 34–36, 40, 48–52, 59, 66, 79, 83b–83c, 92–94, 103*–106*, 111*, 117*–120*, derzeit keine Übereinstimmung mit WZIS, Bll. 3a–7a, 9–14, 17, 23–30, 32, 42–46, 54–57, 61–64, 67–75, 81–82, 83f–88, 95–101*, 113*–115*, 119*, vergleichbar mit Wzz. von Papieren, die um 1440/1447 beschrieben wurden, DE8310-Mc137_74.
- Schriftraum
- 19,3 × 12,5 cm.
- Spaltenanzahl
- 1 Spalte.
- Zeilenanzahl
- 26–41 Zeilen.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Sämtliche hier versammelten Texte wurden in einer schleifenlosen Bastarda geschrieben. Die erste Hand, 1r–28v, die 2.-3. Lage (1. Lage blieb unbeschrieben), 67r–93v, die 7.-8. Lage ausführend, ist durch ihren aufrechten Duktus charakterisiert. Jene Hand brachte auch auf der 2. und 3. Lage die Verweise auf dem Seitensteg an. Die zweite Hand, 29r–40v, die 4. Lage, 53r–66v, die 6. Lage schreibend, zeigt ebenfalls eine Betonung des Vertikalen, teilweise sind die Schäfte von m, n und u unverbunden nebeneinandergestellt. Die dritte Hand, 41r–52v, die 5. Lage verantwortend, wirkt hingegen wesentlich gedrungener und horizontaler im Duktus, was auch für die vierte Hand, 94r–96v, die 9. Lage vollendend, festgestellt werden kann. Allgemein trugen die Hände Korrekturen auf dem Seitenrand nach.
- Buchgestaltung
- Schriftraum mit Tinte vorgezogen. Kapitel eingeleitet mit roter Lombarde über zwei bis drei Zeilen. Rote Paragrafenzeichen und Strichelungen zur Strukturierung des Texts. Im zweiten Text Rubriken im Fließtext sowie zuweilen rote Unterstreichungen oder Abschnitt in roter Tinte zur Hervorhebung. Verweise in Rot auf dem Seitensteg. 84r Überschrift mit Auszeichnungsbuchstaben in gotischer Minuskel, eingeleitet von roter Lombarde über acht Zeilen.
- Buchschmuck
- Auf 1r in einem mit Ranken gefüllten braunen Feld grüne Rankeninitiale, ablaufende Ranken in Blau und Gelb. Auf dem Fußsteg auf grüner und roter Akanthusranke Wappen: Wachsendes Einhorn in geteiltem Schild, oben ein goldener Einhornkopf auf blauem Grund, unten in verwechselten Farben. Gold ist größtenteils abgeblättert (s. zum Vergleich Pal. lat. 675, 1r, darüber hinaus auch die Bildbeschreibung in heidICON).
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Außer den Korrekturen und Verweisen der Schreiber lediglich mancherlei grafische Verweiszeichen sowie auf 66r Verweis von anderer Hand.
- Einband
- Römischer Einband, Pappe mit weißem Pergament überzogen, in Rom um 1780 gefertigt (Schunke, Einbände 2.2, S. 847). Gelb-kupferfarbenes Kapital. Auf Buchrücken zwei blaue aufgeklebte Schildchen mit aktueller Signatur, dazwischen Rückentitel: De conciliorum auctoritate, darunter in Blau: Pal. Schwanz wurmstichig.
- Provenienz
- Cyriakusstift Neuhausen bei Worms / Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Blaues Schildchen mit aktueller Signatur auf Vorderspiegel. Auf 1ar neben aktueller Signatur Altsignatur 550 [durchgestrichen]. Auf 2ar neben weiterer Altsignatur 625 Capsa-Nummer C. 128. Weitere Altsignatur auf 122*v 1665. Inhaltlich stehen die Texte mit jenen in Pal. lat. 675 im Zusammenhang, darüber hinaus zeigen sie eine ähnliche Schrift und Gestaltung. Da zudem bei beiden Hss. auf ähnliches Papier zurückgegriffen wurde, ist auch von einem vergleichbaren Entstehungskontext auszugehen. Dafür spricht auch, dass beide Codices dasselbe Wappen auf der Eingangsseite schmückt, weshalb sie wohl derselbe Besitzer verband. Offenbar teilten sie auch das Schicksal der selben Provenienz, wie der Vermerk auf 2ar Neuhausen nahelegt, der sich ebenfalls in Pal. lat. 675 findet und auf das Cyriakusstift in Neuhausen bei Worms verweist. Zur weiteren Provenienzgeschichte s. die Beschreibung zu Pal. lat. 675.
- Literatur
- Schunke, Einbände 2.2, S. 847; Stevenson, Latini, S. 240.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
1) 1r–83r
- Titel
- De sacrorum consiliorum universalium auctoritate ac potestate.
- Angaben zum Text
- Als Verfasser des Texts gibt sich ein Doktor der theologischen Fakultät an der Universität Wien zu erkennen, wie auf 1v ersichtlich wird: Ego sacratissime sciencie theologie doctor et magister minimus vniuersitatis [durchgestrichen: pote] Wyenensis potentissimi ducatus Austrie ciuitatis inclitissime seu opidi Wyenensis affluentissimi in nacione Germanica existentis seruus perpetuus orator et filius ac scolaris tempore magnis Alberti jllustrissimi principis et ducis Austrie ac Hungarie, Bohemie et Romanorum regis potentissimi seruus et capellanus existens in predicta Wyenensis ciuitate et ibidem factus magister de anno domini Mccccxxxviij. Er verfasste das Werk demnach im Jahr 1438. Hintergrund war wohl das Basler Konzil, wie es auf 82v heißt: ego pauper seruus Ihesu Christi theologie sacre doctor Wienensis qui scripsi et compilaui hunc tractatum seu librum auctoris conciliorum de ciuitatis vniuersalis ecclesie […] presentem tractatum de auctoritate et potestate generalium conciliorum ciuitatis vniuersalis ecclesie factum anno domini 1438, tempore Basiliensis concilij. – 1ar–14av leer. – 83v–83gv leeres Zeilengerüst.
- Rubrik
- 1r ›De sacrorum conciliorum vniuersalium auctoritate maioritate ac potestate. Jncipit tractatus vtilimus que vocatur tractatus conciliorum de ciuitate vniuersalis ecclesie, Millesimoquadringentesimotricesimooctauo compositus et recollectus fidelissime‹.
- Incipit
- 1r ›Auctoritas‹, prerogatiua, maioritas, preeminencia, potestas, excellencia, dominium et superioritas …
- Explicit
- 83r … tractatus catholicus de auctoritate conciliorum vniuersalium seu generalium aut ycumenicorum ciuitatis vniuersalis ecclesie feliciter. Explicit atque finit inuectiuus ›contra papam Romanum qui pecunias querit et sacris concilijs resistit‹.
2) 84r–93v
- Titel
- Tractatulus brevis de arte moriendi.
- Angaben zum Text
- Der Text findet sich in zahlreichen Hss. und erfuhr ganz unterschiedliche Zuschreibungen.
- Rubrik
- 84r ›Jncipit libellus de arte moriendi‹.
- Incipit
- 84r ›Cum de presentis‹ exilij miseria mortis transitus propter moriendi impericiam …
- Explicit
- 93v … ut cum hijs omnibus in tuo conspectu gaudeant in eternum. Qui cum patre spiritu sancto dei per omnia secula seculorum. Amen.
- Edition
- Der Text liegt in keiner modernen Edition vor, wurde aber bereits um 1474 erstmals als Inkunabel gedruckt (GW 2597–2614).
3) 94r–96v
- Verfasser
- Gaspare Rossi (?) (GND-Nr.: 1016119674).
- Titel
- Rede über die Bitte um das Pallium.
- Angaben zum Text
- Mögliche Parallelüberlieferung in London, British Library, Cotton Tiberius B VI, 170r–171r (s. Kristeller, Iter Italicum, Bd. 4, S. 672). – 98*r–123*v leer.
- Rubrik
- 94r ›Jn‹ nomine sancte et indiuidue trinitatis patris et filij et spiritus sancti. Amen.
- Incipit
- 94r Magnum hodierna die pondus allatum video o celeberrimi patres …
- Explicit
- 96v … que in posterum feliciter peregerit in marcessibilem uite eterne coronam ac triumphalem gloriam consequi mereatur quam sibi et nobis omnibus concedere dignetur Ihesus Christus benedictus in secula. Amen.
- Bearbeitet von
- Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.
Zitierempfehlung:
Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 676. Beschreibung von: Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.
- Katalogisierungsrichtlinien
- Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.