Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 679,2
Zusammengesetzte Handschrift
Papier · 1, 161, 1 Bll. · 21,5 × 15 cm · Heidelberg (?) / Mittel- / Westeuropa · Anfang 15. Jh. / 3. Drittel 14. Jh. / um 1400
- Schlagwörter (GND)
- Aberglaube / Homiletik / Traktat / Optik / Hildegard von Bingen.
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Papier.
- Umfang
- 1, 161, 1 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 21,5 × 15 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- Hs. aus vier Faszikeln zusammengesetzt (I. Bll. 164–205e; II. Bll. 206–233b; III. Bll. 234–279; IV. Bll. 280–317). (I-1)1a + … + (I-1)320*. Vorderspiegel Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 320*. Zählung fängt mit 163 an, auf 205 folgen 5, auf 233 folgen 2 ungez. Bll.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- Römische Foliierung des 17. Jhs. (163–317). Vor- und Nachsatzbl. ungez., weshalb, wie bei ungez. Bll., Zählung der Digitalisate übernommen wird (1a, 205a–205e, 233a–233b, 320*). Durchgängig Reklamanten auf der letzten Versoseite der Lage auf dem Fußsteg rechts (256v anstatt 257v).
- Zustand
- Stockfleckig, v.a. am oberen Rand, zahlreiche Flecken. Schrift teilweise verblasst oder durch Feuchtigkeit beeinträchtigt. Einige Bll. mit Klebeband restauriert, andere mit aufgeklebtem Papier. 310–313 Wasserschaden.
- Wasserzeichen
- Aufgrund geringer Größe nicht aufgenommen.
- Einband
- Pappe mit weißem Pergament überzogen, auf Rücken rotes Schild und blaues aufgeklebtes Schildchen mit aktueller Signatur sowie Wappenstempel in Gold von Papst Pius IX. sowie Kardinal und Bibliothekar Jean-Baptiste Pitra (1812–1889). Angefertigt in Rom zwischen 1869 und 1878 (Schunke, Einbände 2.2, S. 848). Blau-schwarz-purpurfarbenes Kapital.
- Provenienz
- Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Blaues Schildchen mit aktueller Signatur auf Vorderspiegel. Aktuelle Signatur auf 163r. Ursprünglich bildete die Hs. mit Pal. lat. 679 (Band 1) eine Einheit. Weiteres zur Provenienz s. dort.
- Literatur
- Michael D. Bailey, A Late-Medieval Crisis of
Superstition, in: Speculum 84 (2009), S. 633–661, hier S. 635 A. 11; Krzysztof Bracha, Teolog, diabel i zabobony. Swiadectwo
traktatu Mikolaja Magni z Jawora De superstitionibus (1405 r.), Warschau 1999,
S. 220; Krzysztof Bracha, Des Teufels Lug und Trug. Nikolaus
Magni von Jauer; ein Reformtheologe des Spätmittelalters gegen Aberglaube und
Götzendienst, Dettelbach 2013 (Quellen und Forschungen zur Europäischen
Ethnologie 25), S. 212; Franz, Magister, S. 262; OVL,
Pal.lat.679.pt.2; Gudrun Schleusener-Eichholz, Naturwissenschaft und
Allegorese. Der ‚Tractatus de oculo morali‘ des Pierre de Limoges, in:
Frühmittelalterliche Studien 12 (1978), S. 258–309, hier S. 260 (hier auch
weitere Literatur); Schunke, Einbände 2.2, S. 848; Stevenson, Latini, S. 241f.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
Faszikel I (Bl. 164–205e)
- Sachtitel / Inhalt
- Nikolaus Magni von Jauer, Tractatus de superstitionibus.
- Entstehungsort
- Heidelberg (?).
- Entstehungszeit
- Anfang 15. Jh.
- Typus (Überlieferungsform)
- Faszikel.
- Beschreibstoff
- Papier.
- Umfang
- 48 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 21,5 × 15 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- 4 VI205e.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- s. zum Codex.
- Schriftraum
- 15 × 9,5 cm.
- Spaltenanzahl
- 1 Spalte.
- Zeilenanzahl
- 29–35 Zeilen.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Der Schreiber bediente sich einer gut lesbaren Bastarda.
- Buchgestaltung
- Schriftraum mit Tinte vorgezogen. Verzierte Lombarde zu Beginn, 164r–169r rote Paragrafenzeichen, Strichelungen und Unterstreichungen.
- Buchschmuck
- s. Buchgestaltung.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Wenige Anmerkungen und Verweise von Händen des 15. Jhs. Wenige grafische Verweiszeichen.
- Geschichte des Faszikels
- Da Nikolaus Magni von Jauer diesen Text in Heidelberg verfasste und die Hs. später auch in Heidelberg aufbewahrt wurde, ist anzunehmen, dass diese Zeilen auch hier kopiert wurden.
1) 164r–205r
- Verfasser
- Nikolaus Magni von Jauer (GND-Nr.: 100955096).
- Titel
- Tractatus de superstitionibus.
- Angaben zum Text
- S. Stegmüller RB 9, 3210, 1 (unter Henricus de Langenstein). – 163r Federproben. – 163v leer. - 205v–205ev leer.
- Rubrik
- 164r ›Deus assit‹.
- Incipit
- 164r ›Qvoniam‹ lumbi mei impleti sunt illusionibus, scribitur Psalmus 37 …
- Explicit
- 205r … presumpcione divine voluntatis. Et sic est finis huius questionis, edite per venerabilem virum magistrum Nycolaum Magni de Jawor sacre theologie professorem eximium de quo sit laus domino nostro Jhesu Christo in secula seculorum benedicto. Amen.
- Edition
- Einzelne Passagen wiedergegeben bei Bracha, Teolog, S. 222–227; Bracha, Lug, S. 214–219; Franz, Magister, S. 161–196; Joseph Hansen, Quellen und Untersuchungen zur Geschichte des Hexenwahns und der Hexenverfolgung im Mittelalter, Bonn 1901, S. 67–71.
Faszikel II (Bl. 206–233b)
- Sachtitel / Inhalt
- Malachias Hibernicus (?), Venenum vitiorum.
- Entstehungsort
- Mittel- / Westeuropa.
- Entstehungszeit
- Anfang 15. Jh.
- Typus (Überlieferungsform)
- Faszikel.
- Beschreibstoff
- Papier.
- Umfang
- 30 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 21,5 × 15 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- V215 + VI227 + IV233b.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- s. zum Codex.
- Schriftraum
- 15 × 9,5 cm.
- Spaltenanzahl
- 1 Spalte (233r-233v: 2 Spalten).
- Zeilenanzahl
- 31–33 Zeilen.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Die erste Hand bediente sich einer gut lesbaren Bastarda, ehe ab 228r eine neue Hand ein weniger gut leserliches Schriftbild niederlegte. Ab 233r führte eine weitere Hand das Inhaltsverzeichnis aus.
- Buchgestaltung
- Schriftraum mit Metallstift vorgezogen. 206r–215v rote Lombarden (auf 206r mit Perlenreihen und roten Kernen samt Fadenausläufern), Paragrafenzeichen, Strichelungen und Unterstreichungen. 224v–225r noch einmal rote Paragrafenzeichen und Strichelungen. Platz für Initialen freigelassen.
- Buchschmuck
- s. Buchgestaltung.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Verweise von Hand des Schreibers auf dem Seitensteg. Korrekturen und Anmerkungen von zeitgenössischen Händen auf den Rändern und im Interkolumnium.
- Provenienz
- Heidelberg.
2) 206r–233v
- Verfasser
- Malachias Hibernicus (GND-Nr.: 102513554).
- Titel
- Venenum vitiorum.
- Angaben zum Text
- Auch Robert Grosseteste (vor 1170–1253) zugeschrieben, s. Samuel Harrison Thomson, The Writings of Robert Grosseteste, Bishop of Lincoln, 1235–1253, Cambridge 1940, Spuria Nr. 64: (206r–232v) Text; (233r–233v) Inhaltsverzeichnis. – 233ar–233bv leer.
- Incipit
- 206r ›Racio‹ veneni potissime conuenit peccato prioritate originis generalitate infeccionis …
- Explicit
- 232v … Vtinam consiliem indicem fieri de illis que plus diligent [vier durchgestrichene Schäfte] adulteros quam maritos populos. Explicit tractatus de veneno peccati quare. Benedictus sit deus et gloriosa mater eius. Amen et cetera.
- Edition
- F. Malachię Hibernici, ordinis Minorum, doctoris theologi, strenui quondam divini verbi illustratoris necnon vitiorum obiurgatoris acerrimi libellus, septem peccatorum mortalium venena eorumque remedia describens, qui dicitur Venenum Malachiæ, Paris 1518.
Faszikel III (Bl. 234–279)
- Sachtitel / Inhalt
- Texte zur Homiletik und zum Sehen.
- Entstehungsort
- Mittel- / Westeuropa.
- Entstehungszeit
- 3. Drittel 14. Jh.
- Typus (Überlieferungsform)
- Faszikel.
- Beschreibstoff
- Papier.
- Umfang
- 46 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 21,5 × 15 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- 3 VI269 + V279.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- s. zum Codex.
- Schriftraum
- 15 × 9,5 cm.
- Spaltenanzahl
- 1 Spalte.
- Zeilenanzahl
- 41 Zeilen (274r-279r: 37 Zeilen).
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Die erste Hand bediente sich einer älteren gotischen Kursive, die eine Tendenz zur jüngeren gotischen Kursive zeigt, wie dies an der gleichzeitigen Verwendung von einstöckigem und doppelstöckigem a nachvollziehbar ist oder an den noch nicht sonderlich ausgeprägten Ligaturen. Die zweite Hand, die ab 247v übernahm, schrieb hingegen eine Bastarda, wie auch die dritte, welche ab 268r wirkte.
- Buchgestaltung
- Schriftraum mit Tinte vorgezogen. Raum für Initialen freigelassen. Überschriften in gotischer Minuskel.
- Buchschmuck
- s. Buchgestaltung.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Verweise auf Seitensteg von mehreren Händen. Wenige grafische Verweiszeichen.
- Provenienz
- Heidelberg.
3) 234r–242v
- Verfasser
- Nicolaus Heritius.
- Titel
- De arte praedicandi.
- Incipit
- 234r [Q]vuatuor [!] facies vni Ezechielis primo. Ad hanc artem predicandi quam intendo …
- Explicit
- 242v … que tria sunt prestante domino subsecuta, qui est benedictus in secula seculorum. Amen.
4) 243r–279r
- Verfasser
- Pierre de Limoges (GND-Nr.: 100951295).
- Titel
- Tractatus de oculo morali.
- Angaben zum Text
- (243r–273v) Text; (274r–279r) Register. – 279v leer.
- Incipit
- 243r [S]j diligenter voluerimus in lege domini meditari facilime perpendimus ea que pertinent ad visionem et oculum …
- Explicit
- 279r … Deus non auferet a iusto oculos suos et reges in solio collocat in perpetuum et illic eriguntur. Ad illud regimen nos perducat, qui sine fine vivit et regnat. Amen. ›Explicit tractatus de oculo morali‹.
- Edition
- Joannis Gualensis, De oculo morali, hrsg. von Luke Wadding, Viterbo 1656.
Faszikel IV (Bl. 208–317)
- Sachtitel / Inhalt
- Gebeno von Eberbach, Pentachronon sive speculum futurorum temporum.
- Entstehungsort
- Mittel- / Westeuropa.
- Entstehungszeit
- um 1400.
- Typus (Überlieferungsform)
- Faszikel.
- Beschreibstoff
- Papier.
- Umfang
- 40 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 21,5 × 15 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- 3 VI315 + II319*.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- s. zum Codex.
- Schriftraum
- 15 × 9,5 cm.
- Spaltenanzahl
- 1 Spalte.
- Zeilenanzahl
- 32–36 Zeilen.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Geschrieben von einer Hand in einer Bastarda.
- Buchgestaltung
- Raum für Initialen freigelassen; Angaben für den Rubrikator in Tinte erhalten.
- Buchschmuck
- s. Buchgestaltung.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Kaum Anmerkungen und Korrekturen von Hand des Schreibers auf dem Seitensteg.
- Provenienz
- Heidelberg.
5) 280r–317r
- Verfasser
- Gebeno von Eberbach (GND-Nr.: 100942180).
- Titel
- Pentachronon sive speculum futurorum temporum.
- Angaben zum Text
- Anfang bis 280v abweichend von der Edition von Santos Paz. Text bricht nach Kapitel 19 der Edition ab.
- Rubrik
- 280r ›Jsta dabuntur indicia ante scisma illud sub quo episcopi et clerici de locis proprijs expellentur‹.
- Incipit
- 280r [A]ttende secundum Eusebium Cesaream in terminis eius et secundum Columbinum in collectione sua …
- Explicit
- 317r … quidam autem ceci et claudi eum absorbere volentes non preualebunt quoniam scintilla exscrutacionis eos excribabit. Ex epistola sancte Hyldegardis ad Eugenium papam quando Treueris celebrauit concilium, jn quo concilio libri sancte Hyldegardis recepti sunt et canonizati.
- Edition
- La obra de Gebenón de Eberbach, hrsg. von José Carlos Santos Paz, Florenz 2004 (Millennio medievale 46, Testi 12, La tradizione profetica 2), S. 107, 3–71.
- Bearbeitet von
- Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.
Zitierempfehlung:
Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 679,2. Beschreibung von: Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.
- Katalogisierungsrichtlinien
- Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.