Heidelberg, Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. graec. 129

Nicephorus Gregoras, Synagoge

Papier · 4, 142, 1 Bll. · 23 × 15 cm · Konstantinopel (?) · Mitte 14. Jh.


Schlagwörter (GND)
Exzerpt / Geschichtsschreibung / Philosophie / Theologie / Rhetorik / Handschrift (Universitätsbibliothek Heidelberg), Cod. Pal. graec. 129.
Diktyon-Nr.
32460.
1ar–1*r vacant
1*v–3*r Signaturen und Annotationen
3*v–4*v vacant
1) 1r–141v Nicephorus Gregoras, Synagoge
142rv vacat

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
Konstantinopel (?).
Entstehungszeit
Mitte 14. Jh. Die Wasserzeichen weisen auf die erste Hälfte des Jahrhunderts; Terminus ante quem ist 1360, das Todesjahr des Verfassers.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
4, 142, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
23 × 15 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
Die Lagenformel entspricht nach einer Restaurierung nicht mehr der originalen. So wurden Vorsatzbll. mit Textblättern zu einer Lage verbunden: (I-1)1a + IV5 + (II+1)10 + I12 + IV20 + 2 V40 + I42 + (III+1)48 + 6 IV96 + III102 + V112 + 2 III124 + IV132 + (IV+1)141 + (I-1)142*. Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 142*. Bl. 44bis eingeklebt.
Foliierung
Ältere vatikanische Foliierung (f. 1–73, 64–131), Bll. 1*, 3*, 4* und 44bis mit moderner Bleistiftfoliierung. Die ältere Foliierung springt nach 73 auf 64 und bleibt in der Folge immer um zehn zu niedrig. Ab f. 74 gibt es eine jüngere Bleistiftfoliierung (f. 74–141), der das Digitalisat und diese Beschreibung folgen. Die Bezeichnung der ungez. Bl. folgt ebenfalls dem Digitalisat (1a, 142*).
Lagenzählung
Reste einer Lagenzählung sind erhalten: Mit lateinischen Kleinbuchstaben wird die Lage, mit arabischen Zahlen das Bl. innerhalb der Lage gezählt. Demnach fehlen zu Beginn fünf Bll.
Zustand
Auf einigen Seiten sind Papierstreifen abgeschnitten. Viele Bindungen wurden erneuert. Auch scheinen Bll. zu fehlen: zu Beginn fünf Bll. (wie man an der Foliierung sieht), sowie mehrere am Ende. Starke Wasserschäden. Einige Bll. wurden vorsichtig unterfüttert. Die Bll. 11 und 12 wurden nachträglich an Falzstreifen eingefügt.
Wasserzeichen
Die Wasserzeichen befinden sich im Falz und lassen sich daher nur schwer identifizieren. Im vorderen Teil ist es überwiegend das Wasserzeichen 3 Kirschen, Briquet Nr. 7415 (Biedl, S. 102; datiert auf 1316–1348). Auf den Bll. 58 und 120 sind andere Wasserzeichen, die schwer zu identifizieren sind. Ansonsten überwiegt ein Schiff mit Stange und Kreuz (Höhe rund 45 mm, Breite 20 mm; ähnlich Briquet Nr. 11953, datiert auf 1314). Ein unidentifiziertes Wasserzeichen befindet sich auf Bl. 120.
Die Wasserzeichen der Hs. sind in heidICON erschlossen (Wasserzeichen Cod. Pal. graec. 129).

Schriftraum
16–19 × 10–11 cm (häufig variierend).
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
28–41 Zeilen.
Schriftart
Die Minuskelschrift bewahrt einige Elemente des Beta-Gamma-Stils, wie das übergroße Gamma. Häufiger Einsatz von Ligaturen. Die Zeilenzahl, die Schriftgröße und die Breite des Schriftraums variieren. Es gibt Ausstreichungen und Ergänzungen. Das deutet darauf hin, dass es sich nicht um einen Apographen handelt. Einige Partien sind in größerer Schrift geschrieben, aber von derselben Hand. Von einer anderen Hand stammen nur die Tabellen f. 11v–12v.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Nicephorus Gregoras (RGK II, Nr. 416 = RGK III, Nr. 491); f. 11v–12r andere Hand.
Buchgestaltung
Als Exzerptensammlung angelegt und wahrscheinlich nie zur Veröffentlichung bestimmt, ist der Aufbau nicht einheitlich. Schriftspiegel und –größe wechseln sich ab. Teilweise gibt es Klammerglossen, teilweise Marginalglossen.
Buchschmuck
Goldschnitt, der nur noch auf wenigen Blättern zu sehen ist. Rubrizierungen kommen bei der Unterstreichung von Überschriften zum Einsatz.

Nachträge und Benutzungsspuren
Stempel der Bibliothèque nationale de France auf 1r und 141r sowie der Universitätsbibliothek Heidelberg auf 1r und 141v.
3*r: Capsa-Nr. C. 17, Provenienzvermerk Hen., Signatur 129, Titel Excerpta ex variis authoribus. Darunter nochmals die Signatur von anderer Hand. Auf 1*v sind lateinische und deutsche Anmerkungen des späten 19. bzw. frühen 20. Jhs. zum Stellenverzeichnis von Max Treu und zu Änderungen der Foliierung. Karl Zangemeister nahm als Heidelberger Bibliothekar Korrekturen an der Foliierung vor (vgl. Eintrag auf 1*v).

Einband
Roter Ledereinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius VI. (oben) und Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada (unten, verdeckt); vgl. Schunke, Einbände, II, S. 909. Bei Biedl findet sich, abweichend, die Angabe, es handle sich um das Wappen der Barberini, also um das von Urban VIII.
Provenienz
Augsburg / Heidelberg / Rom / Paris.
Geschichte der Handschrift
Die Hs. gilt als Autograph des Nicephorus Gregora. Daher kann sie in Konstantinopel entstanden sein, jedenfalls aber im Oströmischen Reich. Sie weist den Provenienzvermerk hen. (f. 3r) auf. Dieser wird üblicherweise mit Henricus (Stephanus oder Scrimger) identifiziert. Von ihm erhielt Ulrich Fugger diese Hs. wohl gegen 1555. Fugger übersiedelte 1564 nach Heidelberg, wohin ihm 1567 seine Bibliothek folgte. Die Bibliothek vermachte er nach seinem Tod 1584 an Kurfürst Friedrich IV. 1623 wurde sie als Kriegsbeute nach Rom gebracht. Mit dem Frieden von Tolentino 1797 gelangte sie nach Paris und 1816 zurück nach Heidelberg. Maximilian Treu (Gymnasialdirektor aus Breslau) entlieh die Hs. und schickte sie 1888 zurück nach Heidelberg. Ein von ihm angefertigtes Stellenverzeichnis, das er der Rücksendung beilegte, trägt heute die Signatur UB Heidelberg, Heid. Hs. 1223.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpgraec129
Literatur
Zum Cod. Pal. graec. 129 wurde schon sehr viel geschrieben. Aus diesem Grund kann hier nur wichtige ausgewählte Literatur angeführt werden; Stevenson, Graeci, S. 61–62; Maximilian Treu, Stellenverzeichnis zum Cod. Pal. Gr. 129, Heid. Hs. 1223; Otto Crusius, Griechische Sprichwörter, in: Philologus 47, 1888, S. 193–208; Artur Biedl, Der Heidelberger cod. Pal. gr. 129 – die Notizensammlung eines byzantinischen Gelehrten, in: Würzburger Jahrbücher für die Altertumswissenschaft 3, 1948, S. 100–106; Frederick Williams, Neapolitanus II.C.32 : A New Source for the text of Pausanias, in: Scriptorium 36/2, 1982, S. 190–218, hier S. 191, 196, 200–203; Immaculada Pérez Martín, El Escurialensis Χ. I. 13: una fonte de los extractos elaborados por Nicéforo Gregoras en el Palat. Heidelberg. Gr. 129, in: ByzZ 86–87, 1993, S. 20–30; Sergei Mariev, Ioannis Antiocheni fragmenta quae supersunt omnia, in: Corpus fontium historiae Byzantinae Series Berolinensis 47, 2008, S. 21*, 24*, 29*; Ciro Giacomelli, Un altro codice della biblioteca di Niceforo Gregora: il Laur. Plut. 86, 3, fonte degli estratti nel Pal. gr. 129, in: Quaderni di storia 80, 2014, S. 217–241; Daniele Bianconi, Sulla tradizione manoscritta delle epistole di Sinesio. Libri e copisti nella cerchia tricliniana, in: Estudios Bizantinos 3, 2015, S. 45–73, hier S. 47 und 50; Ottavia Mazzon, Apprendere per excerpta. Primi risultati di un’indagine su una miscellanea inedita, in: Medioevo Greco 18, 2018, S. 141–174, hier S. 144 (Anm. 13), 164–165 (Anm. 60: mit ausführlicher Bibliographie), 173–174; Ciro Giacomelli, Ps.-Aristotele, 'De mirabilibus auscultationibus'. Indagini sulla storia della tradizione e ricezione del testo, Berlin/Boston 2021 (Commentaria in Aristotelem graeca et byzantina - Series academica 2), S. 134.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Inhalt

1) 1r–141v Digitalisat

Verfasser
Nicephorus Gregoras (GND-Nr.: 118697463).
Titel
Synagoge.
Angaben zum Text
Es handelt sich hier um eine Exzerptensammlung, die Gregoras selbst aus verschiedenen Autoren oder bereits aus anderen Zitatensammlungen (z.B. aus der Synagoge von Planudes) angefertigt hat. Er zitiert hauptsächlich klassische Autoren (wie Platon, Aristoteles, Herodot) und Kirchenväter (wie Origenes oder die Kappadokischen Väter). Der genaue Inhalt ist noch nicht erschlossen; ein Verzeichnis enthaltener Autoren und Stellen hat Maximilian Treu erstellt: UB Heidelberg, Heid. Hs. 1223 (olim Cod. Heid. 369, 135; alphabetischer Index f. 1v–4r).
Er zählt folgende Autoren auf: 1r–2v, 34r–36v: Herodotus; 3r–6v, 13r, 23r: Xenophon; 7r: Aeschylus; 7v, 88v: Sophocles; 8rv, 88v–89v: Euripides; 9r: Theognis; 9r–10v: Diogenes Laertius; 11r, 18r, 22r–23v, 30v: Plutarch; 11v–12v: Tabelle mit einer Übersicht über die irrationalen Quadratwurzeln, von Nicolaus Rhabdas (ed. Biedl, Heidelberger cod. Pal. gr. 129, S. 106); 13r: Aelianus; 13v–14r, 30r: Synesius; 14r–17v, 24r–28v, 31v: Philo Iudaeus; 18v–19r: Origenes; 19v–20v: Aristoteles; 21r, 38rv: Libanius, Polybius; 21v: Platon, Eusebius Pamphilius; 23r, 30v: Philostratus; 23r, 30v: Apollonius von Tyana; 23r: Procopius; 28v–29v: Lucianus Samosatensis; 29v (in margine), 47v–48r: Demosthenes; 31r: Pausanias, Cassius Dio; 31v: Herodianus, Photius Constantinopolitanus; 32r–33v, 47rv: Thucydides; 37r–v, 39r–40v: Aelius Aristides; 41r: Porphyrius; 41v: Diodor; 42r–44r, 44bisrv: Plato; 44v, 45r–46r, 48v: Pausanias; 46r: Constantinus Manasses; 46v: Gregor von Nyssa, Theocritus; 49r–56v: Hippocrates; 50v: Plutarch; 56v–60v (in marginibus): Manuel Philes; 57r–62v: Maximus Tyrius; 62v–64r: Themistius; 64r: Isocrates; 64v: Diogenes Laertius, Dionysius Areopagita, Aristoteles; 65r–68v: Theodoretus; 68v: Gregorius Nazianzenus, Philostrat; 69r–70r: Gregor von Nyssa; 70v–71r: Theophrast; 71r: Iamblichus, Plato; 71v–72r: Plutarch; 72r: Theodoret; 72v: Plotinus; 73r–74v: Iohannes Antiochenus; 74v: Aelianus; 52r–53v (in marginibus), 75r–76r: Philostratus; 76v–80v: Lucianus; 79r: Demosthenes; 81rv, 86rv: Aristoteles; 82r–85v: Clemens Alexandrinus; 87rv: Ptolemaeus; 88rv: Michael Psellos; 90r: Ioannes Lydus; 90v: Synesius; 90v–92r: Strabo; 92r–93r: Pausanias; 93v: Dio, Aristoteles; 94rv: Sotio; 95r: Aelianus; 95rv, 102v: Dionysius Halicarnassenus; 95v: Pausanias; 96r: Iohannes Lydus, Gregor von Nyssa; 96v: Strabo, Iohannes Lydus; 97rv: Lucian; 98rv: Photius; 98v–99r: Gregor von Nazianz; 99rv, 103r–105v: Libanius; 100r: Lucianus, Flavius Iosephus; 100v: Pausanias; 101r–102v: medizinischer Text, vielleicht aus dem corpus Hermeticum; 106r–110v, 113v–114v, 118r: Aelius Aristides; 110v–111r, 113r, 114v: Plato; 111r: Aristophanes; 111r–112v: Eusthatius: Ad Dionysium Periegetem; 112v–113r: Ammonius: De differentiis; 113r, 114r: Synesius; 114v: Plato; 115rv: Lucianus; 115v: Thucydides, Aristoteles; 115v–116r: Flavius Iosephus; 116r–118r: Procopius; 118v–119r, 120rv: Proverbia; 119rv: Thucydides; 120v: Flavius Iosephus, Scholia in Lucianum; 121r: Synesius; 121v: Strabo; 122r–124r: Photius; 125r–126r Theodorus Metochita; 126r: Xenophon; 126v–129r Arrianus; 129r: Scholia in Lucianum, Flavius Iosephus; 129v–131v: Dio Cassius; 132r–133v, 135r–137v: Flavius Iosephus; 134r: Thucydides; 134rv Lucianus; 134v: Aelius Aristides; 138r–140r: Plutarchus; 140v: Nilus; 140v–141v Photius.
Titel (Vorlage)
1r ἐκ τῶν τοῦ ἡροδότου τοῦ ἁλικαρνησηος.
Incipit
1r ῤ τινί … ἀναστάτου γενομένης μεγάλης πόλεως.
Explicit
141v καὶ κρείττων εἶ διορθώσεως· ταῦτα πράττων […].


Bearbeitet von
Vinzenz Gottlieb, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2020.


Zitierempfehlung:


Heidelberg, Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. graec. 129. Beschreibung von: Vinzenz Gottlieb (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2020.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Gefördert durch
The Polonsky Foundation Greek Manuscripts Project: a Collaboration between the Universities of Cambridge and Heidelberg – Das Polonsky-Stiftungsprojekt zur Erschließung griechischer Handschriften: Ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Cambridge und Heidelberg.