Heidelberg, Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. graec. 85
Nonnus Panopolitanus, Dionysiaca
Papier · 4, 165, 2 Bll. · 27 × 21 cm · Florenz (?) · Ende 15./Anfang 16. Jh.
- Schlagwörter (GND)
- Dichtung / Dionysus / Bacchus / Griechenland (Altertum) / Mythologie.
- Diktyon-Nr.
- 32458.
1*r–1**v | vacat | |
1***r | Lateinische Inhaltsangabe | |
1***v | vacat | |
1****r | Titel | |
1****v | vacat | |
1r | Index graecus | |
1) | 1v–164r | Nonnus Panopolitanus, Dionysiaca |
Kodikologische Beschreibung
- Entstehungsort
- Florenz (?).
- Entstehungszeit
- Ende 15./Anfang 16. Jh. Die Datierung auf das 14. Jh. ist durch die Wasserzeichen (kaum vor 1500) nicht zu halten. Spätes 15./frühes 16. Jh. ist realistisch, was auch durch die Schrift glaubwürdig erscheint. Auch Vian 1976, Vol. I, S. LXIV nennt das 16. Jh. als Entstehungszeitraum.
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Westliches Papier.
- Umfang
- 4, 165, 2 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 27 × 21 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- Lagenzählung und tatsächliche Struktur widersprechen sich. Laut
Zählung: I1** + 11*** +
11**** + 2 VI24 + V34 + X54 + VI66 + IX84 + X103 +2 VIII135 + IX153 + (VI-1)164* + I165*. Die erste Lage ist nicht gut zu erkennen. Auf
die Vorderseite von Bl. 1 wurde ein weiteres Bl. geklebt, weil beim
Schreiben des Index‘ auf (dem alten) 1r Fehler unterlaufen sind. Bl. 12 kann
daher nicht Gegenbl. dazu sein. Bl. 3 ist lose, aber Bl. 10 nicht.
Lagenmitte zwischen 6 und 7. Die tatsächliche Lagenstruktur weicht davon
ab.
Auf die Spiegel sowie die zugehörigen Vorsatzbll. wurde jeweils ein Doppelbl. aus Marmorpapier geklebt, so dass das Marmorpapier die Rectoseite von Bl. 1* bzw. die Versoseite von Bl. 165* bildet.
- Foliierung
- Vatikanische (?) Foliierung (f. 1–164) im rechten oberen Eck. Spätere Foliierung (f. 1*–1****). Die ursprüngliche Foliierung ist auf vielen Bll. abgeschnitten. Auf manchen Bll. wurde eine weitere Foliierung ersatzweise vorgenommen. Zählfehler: 121 übersprungen (kein Textverlust). Bl. 92 ist doppelt gezählt, hinter 113 folgt ein ungezähltes Bl. Die Bezeichnung der ungez. und doppelt gez. Bll. folgt dem Digitalisat (f. 92*, 113*, 164*, 165*).
- Lagenzählung
- Auf der ersten Rectoseite unten mit griechischen Zahlen.
- Zustand
- Insgesamt guter Zustand. Die Ränder wurden beschnitten. Überstehende Annotationen wurden aber auf Papierstreifen stehen gelassen. Stellenweise wurden diese umgeknickt. Bl. 3 hat sich gelöst. Einige Fettflecken. Bl. 1 besteht aus zwei verklebten Bll. Unter starkem Licht erkennt man, dass sich unter 1r ein zweites Bl. (Vorderseite von 1v) befindet, auf dem das Inhaltsverzeichnis eingetragen ist. Die ersten Zeilen scheinen identisch zu sein, aber später gibt es Abweichungen. Wahrscheinlich war die erste (untere) Fassung fehlerhaft, so dass eine zweite Version darauf geklebt wurde.
- Wasserzeichen
- f. 1** GFA | SORDINI | FABRIANO; f. 1*** Buchstabe C, normal
und gespiegelt.
f. 1* und 164* Lilie im Kreisring ohne Beizeichen, Höhe 70 mm (Motiv tritt bei Vorsatzbll. häufig auf).
f. 1*** Doppel-C mit Beizeichen.
f. 1–54 Geistlicher Hut (Symbole/Herrschaftszeichen, geistlicher Hut, Kardinalshut, frei, ohne Beizeichen, Schnur einkonturig, zwei Quasten [ringförmig], einfacher Knoten mit Schnur darüber, Schnur innerhalb der Krempe, Höhe ca. 40 mm, Breite ca. 36 mm). Ähnliche Wasserzeichen datieren auf Ende 15./Anfang 16. Jh.
f. 55–120 Meerjungfrau (Fabelwesen, Meerjungfrau, im Kreis, ohne Beizeichen, zwei Flossen, Höhe 45 mm, tritt ca. 1520–1550 häufiger auf, nicht vor 1485 belegt).
f. 122–164 Waage im Doppelkreis, (Schalen gerundet [oval], Aufhängung in Form eines Vierpasses). Ein ähnliches Wasserzeichen konnte nur einmal gefunden werden: WZMA-Datenbank, Referenznummer 1745 (1490–1525; Shelf mark AT4000–664_147). Die Wasserzeichen der Hs. sind in heidICON erschlossen (Wasserzeichen Cod. Pal. graec. 85).
- Schriftraum
- 20 × 16–18 cm.
- Spaltenanzahl
- 2 Spalten.
- Zeilenanzahl
- 33 Zeilen.
- Linierung
- Ist vorhanden, System unklar.
- Schriftart
- Westliche Schrift (wohl aus Italien), markante Akzentsetzung. Regelmäßiger Gebrauch von Ligaturen, besonders bei Wortendungen. Auffällig ist auch das rechtsgeneigte Chi mit starker Diagonale. Senkrechte Linien (Ligatur –ον, Gelegentlich auch Buchstabe Tau) fallen sehr lang aus. Ny hat bisweilen eine ausgeprägte Unterlänge und erscheint wie ein Gamma; Gamma tritt als Majuskel auf. Eigennamen beginnen gelegentlich mit einer Majuskel. Es handelt sich möglicherweise um einen einzigen Kopisten, der aber verschiedene Tinten benutzt hat. Die Schrift weist auf das späte 15. Jh., wobei das frühe 16. nicht ausgeschlossen werden kann.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Ein einziger, nicht namentlich bekannter Schreiber.
- Buchgestaltung
- Der Text ist in zwei Spalten angeordnet, wobei zeilenweise (spaltenübergreifend) zu lesen ist. Am Ende jedes Buches gibt es einige Leerzeilen. In margine sowie am oberen und unteren Rand sind gelegentlich lateinische oder griechische Kommentare zu finden, wohl identisch mit der Hand des Schreibers.
- Buchschmuck
- Es gibt gelegentlich vergrößerte Initialen, aber keine Rubrizierungen. Die Überschriften sind nicht hervorgehoben, ansonsten gibt es keinen Schmuck.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Stempel der Universitätsbibliothek Heidelberg auf 1r, der Bibliothèque nationale de
France auf 1r und 164r.
1***r Titel und Signatur von der Hand des 1740 auf Chios geborenen und seit etwa 1770 in Rom lebenden Weltgeistlichen Ignacio du Portu (= τοῦ Πορτοῦ). Hintergrund war seinerzeit die im Frieden von Tolentino (1797) vereinbarte Übergabe im Vatikan aufbewahrter Handschriften an die Bibliothèque Nationale in Paris. Für die ursprünglich nur beigegebenen Blätter fand vatikanisches Papier Verwendung, zur Identifikation u. Datierung der entsprechenden Wasserzeichen aus Fabriano wie auch zu Ignacio du Portu s. Canart 1981, S. 237–239. Ignacio war – wie auch andere Angehörige seiner Familie – des Französischen mächtig und wurde mit diplomatischen Aufgaben vertraut, so dass seine Mitwirkung an dieser Transaktion durchaus berechtigt erscheint. Seine Schrift konnte Karl Preisendanz über das von Ignacio namentlich unterzeichnete Register im Cod. Pal graec. 356, f. 3r identifizieren. 1****r: Capsa-Nr. C. 90, dreimal die Signatur 85, Provenienzvermerk Eg. sowie ein Titel Dionysiaca libri quadraginta 8. - Auf 122r oben lat. Anmerkung Sic in exemplari locati erant in columna versus et male | tu impressor restitue suis locis infra ut ego feci. Außerdem viele Annotationen des Schreibers. Das Inhaltsverzeichnis des ersten Teils ist unter der Überschrift Ἐπιγραφαὶ τῶν κδ’ τμημάτων τῶν διονυσιακῶν auf 1r, das des zweiten auf 81v unter der Überschrift ἐπιγραφαὶ τῶν ὑπολειπομένων διονυσιακῶν ποιημάτων zu finden.
- Einband
- Pappdeckel, mit hochrotem Leder bezogen, BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; Rücken mit deren goldenen Wappenstempeln (Papst Pius VI. oben, Kardinalbibliothekar Zelada unten); vgl. Schunke, Einbände, Bd. 2, S. 910 (Hs. nur erwähnt).
- Provenienz
- Florenz / Venedig / Augsburg / Heidelberg / Rom / Paris.
- Geschichte der Handschrift
- Die Hs. gilt als Apograph von (Florenz) cod. Laurentianus Plut. 32.16. Die übrigen bekannten Handschriften des Textes stammen von der vorliegenden Hs. ab. Die Hs. war wohl im Besitz des Mönchs Petrus Candidus (RGK III, Nr. 550), der Mitarbeiter von Aldus Manutius war und ca. 1513 in Florenz starb. Seine Hss. blieben dort im Kloster Santa Maria degli Angeli. Diese Hs. kam später in die Sammlung von Giovanni Battista Cipelli, genannt Egnatius, und wurde, als eine von 66 griechischen Hss. aus seinem Nachlass (vgl. Provenienzvermerk Eg. auf 1****r), im Jahr 1553 in Venedig im Auftrag von Ulrich Fugger gekauft. Dieser übersiedelte 1564 nach Heidelberg, wohin ihm seine Bibliothek 1567 folgte, und vermachte sie nach seinem Tod 1584 an Kurfürst Friedrich IV. 1623 wurde die Hs. als Kriegsbeute nach Rom gebracht. Sie gehörte zu denjenigen Kunstschätzen, die 1797 nach dem Frieden von Tolentino vom Kirchenstaat als Kontributionen an die Französische Republik abgetreten wurden, und gelangte so nach Paris. 1816 kehrte die Hs. nach Heidelberg zurück.
- Literatur
- Stevenson, Graeci, S.
42; Wilken 1817, S. 277; Morgane Cariou, Un nouveau manuscrit de la
paraphrase aux Ixeutiques de Denys dans les papiers de Conrad Gessner. Avec
une note sur le "scribe de Bruxelles“, in:
Scriptorium 71, 2017, S. 239–268, hier S. 262; Emanuele Castelli, Il titolo taciuto.
Sull’epigramma IX, 198 dell’Anthologia Palatina e la trasmissione dei
Dionysiaca di Nonno di Panopoli, in: Byzantinische
Zeitschrift 110, 2017, S. 631–644, hier S. 636; David Speranzi, Praeclara librorum suppellectilis:
Cretan Manuscripts in Pietro da Portico's Library, in: Federica
Ciccolella/Luigi Silvano (Hrsg.),
Teachers, Students, and Schools of Greek in the Renaissance,
Leiden/Boston 2017 (Brill's studies in intellectual history 264), S. 155–212,
hier S. 160, Anm. 19.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
Inhalt
1) 1v–164r
- Verfasser
- Nonnus Panopolitanus (GND-Nr.: 118588540).
- Titel
- Dionysiaca.
- TLG-Nummer
- 2045.001.
- Angaben zum Text
- CPG 5642. - F. 1r Index der Bücher 1–24; f. 1v–5v Buch 1; f. 5v–11r Buch 2; f. 11r–14r Buch 3; f. 14v–17v Buch 4; f. 18r–22v Buch 5; f. 22v–25v Buch 6; f. 25v–28v Buch 7; f. 28v–31v Buch 8; f. 31v–34r Buch 9; 34r–37v Buch 10; f. 37v–41v Buch 11; f. 41v–44v Buch 12; f. 44v–49r Buch 13; 49r–52r Buch 14; f. 52r–55v Buch 15; f. 55v–58v Buch 16; f. 58v–61v Buch 17; 61v–64v Buch 18; f. 64v–67r Buch 19; f. 67r–70v Buch 20; f. 70v–73r Buch 21; 73r–76r Buch 22; f. 76r–78v Buch 23; f. 78v–81r Buch 24; f. 81v Index der Bücher 25–48; f. 81v–86r Buch 25; 86r–89r Buch 26; f. 89r–91v Buch 27; f. 91v–93r Buch 28; f. 93r–96r Buch 29; 96r–98v Buch 30; f. 98v–100v Buch 31; f. 100v–103r Buch 32; f. 103r–106r Buch 33; 106r–108v Buch 34; f. 108v–111v Buch 35; f. 111v–114v Buch 36; f. 114v–120v Buch 37; f. 122r–124v Buch 38; f. 124v–128r Buch 39; f. 128r–132r Buch 40; f. 132v–135v Buch 41; f. 135v–139v Buch 42; f. 139v–143r Buch 43; f. 143r–145v Buch 44; 145v–148v Buch 45; f. 148v–151r Buch 46; f. 151r–157r Buch 47; f. 157r–164r Buch 48.
- Titel (Vorlage)
- 1v Διονυσιακῶν πρῶτον.
- Incipit
- 1v Εἰπὲ θεὰ κρονίδαο διάκτορον αἴθοπος εὐνῆς.
- Explicit
- 164r σύνθρονος ἀπόλλωνι, συνέστιος ὑιέι μαίης.
- Edition
- Francis Vian, Nonnus Panopolitanus, Les Dionysiaques, 19 Bde., Paris 1976–2006 (Sigle P).
- Bearbeitet von
- Vinzenz Gottlieb, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2021.
Zitierempfehlung:
Heidelberg, Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. graec. 85. Beschreibung von: Vinzenz Gottlieb (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2020.
- Katalogisierungsrichtlinien
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