Heidelberg, Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. graec. 88

Sammelhandschrift

Pergament · 3, 143, 2 Bll. · 17,6 × 14,8 cm · Konstantinopel (?) · 1050–1250


Schlagwörter (GND)
Griechisch / Klassik / Rhetorik / Sophistik / Lysias / Gorgias.
Diktyon-Nr.
32459.
1ar vacat (Marmorpapier)
1av Signatur; Angaben zu Umfang, Beschreibstoff, Alter
I*r vacat
I*v Altersangabe
II*r Fuggersignatur, Inhaltsvermerk
II*v-III*v vacant
1r–1v Inhaltsverzeichnis
1) 2r–15r Lysias, Orationes 1 et 2
2) 15r–23r Alcidamas, Orationes 1 et 2
3) 23r–25v Antisthenes, Declamationes
4) 25v–27v Demades, Pro duodecennio
5) 28r–138r Lysias, Orationes 3–31
6) 138v–141r Gorgias, Helenae encomium
141v–142v Angaben zum Umfang
143*r Signatur
143*v–144*r vacat
144*v vacat (Marmorpapier)

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
Konstantinopel (?). Sosower schlägt Konstantinopel vor, da die Beschäftigung mit Lysias für Michael Psellos belegt ist und Johannes Tzetzes aus zwei Texten zitiert, die nur im Palatinus erhalten sind (Sosower 1987, S. 11).
Entstehungszeit
1050–1250 . Die genaue Datierung ist umstritten: Gemäß Carey ist der Palatinus an das Ende des 12./Anfang des 13. Jhs. zu datieren (Carey 2007, S. xxxiv), gemäß Wilson in das erste Drittel des 12. Jhs. (Sosower 1987, S. 90 Anm. 14 mit Verweis auf einen Brief von Nigel Guy Wilson vom 11. Oktober 1984) und gemäß Cavallo in die zweite Hälfte des 11. Jhs. (Cavallo 1986, S. 127). Im Codex wurde mit Bleistift s. XIII notiert (f. 1av, I*v). Eine Übersicht zu den vorgeschlagenen Datierungen bieten Hosioi/Yoshikawa 2016, S. 170f.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament, Vor- und Nachsatzbll. Papier (am Vorder- und Hinterspiegel Marmorpapier).
Umfang
3, 143, 2 Bll.
Format (Blattgröße)
17,6 × 14,8 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(II-2)1a + (II-1)1 + 2 IV17 + V27 + IV35 + (IV-3)40 + 12 IV136 + III142 + (II-2)144*. Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 144*.
Auf die Spiegel sowie die zugehörigen Vorsatzbll. wurde jeweils ein Doppelbl. aus Marmorpapier geklebt, so dass das Marmorpapier die Rectoseite von Bl. 1a bzw. die Versoseite von Bl. 144* bildet. Vor Bl. 36 wurden 2 Bll. und nach Bl. 40 1 Bl. entfernt. Siehe auch zu ‚Nachträgen und Benutzungsspuren‘.
Foliierung
Vatikanische Foliierung in der rechten oberen Ecke der Rectoseite mit brauner Tinte (f. 1–142). Von f. I*-III* ebenda mit Bleistift. Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 143*, 144*).
Lagenzählung
Der Lagenanfang wird am inneren Rand unten mit griechischen Ziffern markiert, ebenso das Lagenende an eben dieser Stelle. Diese Kustoden sind häufig ganz abgeschnitten oder nur fragmentarisch sichtbar. Über bzw. neben den Seitenzahlen sind teilweise ebenfalls Kustoden mit griechischen Ziffern zu sehen (z. B. f. 41r, 57r, 129r, 137r).
Zustand
Sehr guter Zustand mit minimalem Wurmfraß und Flecken, welche die Lesbarkeit in der Regel nicht beeinträchtigen. F. 9 weist starke Flecken und Bräunungen auf, wohl weil eine braune Flüssigkeit ausgelaufen ist, so dass vor allem die Rückseite schwer lesbar ist. F. III* wurde restauriert, indem ein Blatt Papier auf die Rückseite des Pergaments geklebt wurde, um ein Blatt desselben Formats wie der Rest des Codex herzustellen. Das Pergament wies schon vor der Beschriftung Löcher auf, da etwa auf f. 82 der Textfluss das Loch bereits berücksichtigt; am Rand finden sich ebenfalls derartige Unregelmäßigkeiten des Pergaments (z. B. f. 88, 138). Deshalb vermutet Sosower, die Handschrift sei aus Resten zusammengestellt worden (Sosower 1987, S. 7).

Schriftraum
12,7 × 11,8 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
19–26 Zeilen.
Linierung
Überall ist der Schriftraum durch Linien begrenzt (V 00A1; f. 18–27 V 00D1; f. 49–52: V 00D1 mit zwei horizontalen Linien oben); nur f. 36–48 weisen zusätzlich Linien für den Text auf (P2 00D1). Auf f. 28 und 35 sind vertikale Linien gezogen (P2 20D1 um 90° gedreht), so dass man vermuten kann, dass diese Blätter zunächst für eine andere Handschrift vorgesehen waren (Sosower 1987, S. 7; Avezzù 1985, S. XXVIII).
Schriftart
Individuelle Gelehrtenschrift der Entstehungszeit.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Ein nicht näher bekannter Theodorus (vgl. dazu Carey 2007, S. xiv mit Anm. 28; Vogel/Gardthausen 1909, S. 142) hat das Manuskript gemäß der Notiz auf f. 1r kopiert: ταῦτα περιέχει ἡ βίβλος αὕτη θεοδώρου γραφεῖσα χειρί. - Ein zweiter Kopist hat f. 21r–27v geschrieben, ein dritter f. 77r unten, 80v komplett und 123v oben (Sososwer 1987, S. 8f.; Cavallo 1986, S. 127f.; Avezzù 1982, S. XV teilt nur f. 80v und 123v oben einem anderen Schreiber zu; Hosoi/Yoshikawa 2016, S. 170 Anm. 30 weisen die letzte Zeile auf f. 80v wiederum Theodorus zu). Sosower vermutet einen vierten Schreiber auf f. 15r und 66v (Sosower 1987, S. 8f.).
Einer der späteren Glossatoren lässt sich als Niccolò Leonico Tomeo identifizieren (Gamba 2014, S. 329 Anm. * verweist auf eine geplante Veröffentlichung von David Speranzi).
Buchgestaltung
Der Schreiber hat ein Inhaltsverzeichnis auf f. 1r–1v hinzugefügt (das Verzeichnis ist abgedruckt bei Carey 2007, S. xif.), jedoch sind die Reden in der Regel nicht nummeriert (siehe auch zu ‚Inhalt Nr. 5‘). Am Rand finden sich häufig id est-Markierungen (⁒), die wohl vom Schreiber stammen, um später Glossen zu schwierigen Textstellen beizubringen (Beispiele bei Carey 2007, S. xvi mit Anm. 34–36); bisweilen sind auch andere Verweiszeichen (z. B. Kreuze auf f. 22v) fassbar. Ferner erscheinen gelegentlich Varianten, σημείωσαι- und ὥρα-Bemerkungen sowie marginale Hervorhebungen von μάρτυρες, μαρτυρία, νόμος, ψήφισμα, γνῶσις oder γραφαί und selten Randglossen. In der Mitte des oberen Randes sind gelegentlich die Titel der Reden (partiell) sichtbar, vermutlich als Vorbereitung für die Überschriften, die nachträglich (farbig) eingefügt wurden (Carey 2007, S. xv).
Buchschmuck
Auf f. 2r befindet sich vor dem Beginn des Lysiastextes eine Ziergirlande, die links und rechts von je einem Vogel gesäumt wird. Die Initialen auf f. 2r, 20r, 23r (mit floralen Elementen), 35r und 124r sind mit der braunen Tinte des Textes ausgeführt; die Initialen auf f. 6v, 15r und 25v sind mit schwarzbrauner Tinte bzw. der braunen Tinte des Textes konturiert und innen nicht ausgemalt; die Initialen ab f. 28r (mit Ausnahme von f. 35r, 88v, 91v, 113r, 124r und 134r) sind mit roter Tinte geschrieben. Die Initialen auf f. 88v, 91v und 134r wurden nicht hinzugesetzt, auf f. 113r beginnt der Text mit normaler Minuskel.
Die Überschriften der weiteren Lysiasreden ab f. 28r sind in Rot gehalten, ebenso die des Helenae encomium auf f. 138v (fälschlicherweise als Lysiasrede bezeichnet). Die Reden werden von f. 48v bis 53r mit roten griechischen Ziffern am Rand gezählt, welche die ersten beiden orationes (f. 2r–15r) nicht berücksichtigen. Daher hat Erdmann vermutet, der Schreiber habe zunächst die Reden 3–31 und erst danach den heutigen Anfang der Handschrift mit den orationes 1–2 sowie Texten anderer Redner kopiert (Erdmann 1881, S. 37f., siehe auch zu ‚Inhalt Nr. 4‘ und ‚Inhalt Nr. 5‘).
Auf f. 15r ist am Rand ein Spiralornament hinzugefügt, auf f. 20r, 23r und 24r ein florales Element, auf f. 113r eine Ranke.

Nachträge und Benutzungsspuren
Fuggersignatur (88. Hen.) auf f. II*r, Signatur auf f. 1r in der linken oberen Ecke; Signatur von S. Giustina auf f. 2r (483, was mit Quarzlampe einfacher sichtbar ist, da man in Paris versuchte, diese Signatur zu entfernen, vgl. Sosower 1986, S. 141f.). Bibliotheksstempel der Universitätsbibliothek Heidelberg auf f. II*r, III*r, 1r und 142v, Stempel der Bibliothèque nationale de France auf f. 1r und 141v. Zusätze und Korrekturen durch spätere Hände, deren Zahl jedoch gemäß Carey 2007, S. xvii unsicher ist.
Von f. 141v bis 142r finden sich Zusätze aus dem 14. bis 15. Jh., welche Angaben zum Umfang der Handschrift und zu anderen Büchern des Besitzers geben (vgl. dazu Schöll 1876, S. 203; Lampros 1913, S. 242–246; Atsalos 1971, S. 140f. mit Anm. 4): f. 141v (aus dem 14. Jh.): ἔχει τὸ παρὸν βιβλίον τετραδία δεκαοκτώ (d. h. ein Umfang von 18 Quaternionen). f. 141v (aus dem 15. Jh.): ἔχει γοῦν εἰ (ex η) παροῦσα βίβλος φύλλα ρμ καὶ δύο· εἰ δ’ οὖν οὐδέν σοι ταύτῃ καταμετρηθήσεται (d. h. ein Umfang von 142 Bll.). f. 141v (aus dem 15. Jh.): ἔχει ἡ παροῦσα βίβλος φύλλα ρμ καὶ β (d. h. ein Umfang von 142 Bll.). f. 141v (aus dem 15. Jh.): κομμάτια βιβλία σταχομένα ιε· χωρὶς [πινακίδας χάρβαλα θ καὶ μικρὰ δύο] (d. h. ein Umfang von 15 Quaternionen, außerdem neun Einzelbll., zwei verstümmelte Quaternionen). f. 142r (aus dem 14. Jh.): τὰ ἐαθέντα εἰς τὸ κατὰ νίκαιαν κελλίον τοῦ … (der Name des Besitzers ist wegen einer braunen Flüssigkeit unleserlich) μου τοῦ χ. οστ. τὸ παρὸν βιβλίον ὁ λυσίας (der Rest dieses Inventars ist zitiert bei Schöll 1876, S. 203; vgl. dazu auch Lampros 1904, S. 97f.; Sosower 1987, S. 12). f. 142r (aus dem 14. Jh.): κομμάτια βιβλία σταχομένα ιε· χωρὶς πινακίδας χάρβαλα θ καὶ μικρὰ δύο (danach noch einmal wiederholt).

Einband
Roter Ledereinband der BAV mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius VI. (oben) und Francesco Saverio de Zelada (unten) auf dem Rücken.
Provenienz
Nikaia / Padua / Augsburg / Heidelberg / Vatikan / Paris.
Geschichte der Handschrift
Gemäß dem Bücherinventar auf f. 142r oben befand sich die Handschrift in Nikaia (vgl. dazu auch Sosower 1987, S. 12), jedoch ist der Name des Besitzers nicht mehr lesbar: τὰ ἐαθέντα εἰς τὸ κατὰ νίκαιαν κελλίον τοῦ … (Schöll 1876, S. 203 Anm. 1 vermutet eine absichtliche Tilgung, ebenso auf f. 28v am unteren Rand und eventuell auf f. 107r am oberen Rand). Eine bloße Vermutung muss es bleiben, ob Manuel Chrysoloras Ende des 14. Jhs. den Codex nach Italien gebracht hat (so Sosower 1987, S. 12). Dort erwarb den Palatinus – möglicherweise aus dem Nachlass des Chrysoloras – der Humanist Palla Strozzi, der nach seinem Tod 1462 Teile seiner Sammlung dem Benediktinerkloster von S. Giustina in Padua vermachte (Signatur von S. Giustina auf f. 2r, vgl. Sosower 1986, S. 141f.; ders. 1987, S. 12). Die Handschrift ging wahrscheinlich durch Vermittlung von Henricus Estienne nach 1547 in den Besitz Ulrich Fuggers über (vgl. Fuggersignatur 88. Hen. auf f. II*r und BAV, Pal. lat. 1950, f. 189v: Lysiae orationes. perg. 88. Hen.). Fugger übersiedelte 1564 nach Heidelberg, wohin ihm seine Bibliothek 1567 folgte, und vermachte sie nach seinem Tod 1584 an Kurfürst Friedrich IV. 1623 wurde die Hs. als Kriegsbeute nach Rom gebracht. 1798 wurde sie nach Paris gebracht und 1815 zurück nach Heidelberg.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpgraec88
Literatur
Stevenson, Graeci, S. 43; Basile Atsalos, La terminologie du livre-manuscrit à l’époque byzantine. Première partie: Termes désignant le livre-manuscrit et l’écriture, Thessaloniki 1971, S. 140f. mit Anm. 4; Guido Avezzù (Hrsg.), Alcidamante. Orazioni e frammenti, Rom 1982, S. XV; Guido Avezzù (Hrsg.), Lisia. Apologia per l’uccisione di Eratostene, Epitafio, Padua 1985, S. XXVIII; Lysiae orationes cum fragmentis rec. Chris Carey, Oxford 2007, S. xi-xiv mit Anm. 28, S. xv-xvi mit Anm. 34–36, S. xviif., xxxiv; Guglielmo Cavallo, Conservazione e perdita dei testi greci: fattori materiali, sociali, culturali, in: Andrea Giardina (Hrsg.), Tradizione dei classici. Trasformazioni della cultura, Rom 1986, S. 127–129; Kenneth J. Dover, Lysias and the corpus Lysiacum, Berkeley/Los Angeles 1968, S. 2; Martin Erdmann, De Pseudolysiae epitaphii codicibus, Leipzig 1881, S. 37f.; Eleonora Gamba, Un nuovo manoscritto copiato da Niccolò Leonico Tomeo (Par. gr. 1833). Appunti per la ricostruzione della sua biblioteca, in: Eikasmos 25, 2014, S. 329 Anm. *; Atsuko Hosoi/Hitoshi Yoshikawa, Manuscrits de Lysias, in: Felipe G. Hernández Muñoz (Hrsg.), Manuscritos griegos en España y su contexto europeo. Greek manuscripts in Spain and their European context, Madrid 2016, S. 170f. mit Anm. 30; Spyridon Lampros, Σύμμικτα, in: Νέος ἑλληνομνήμων 1, 1904, S. 97f.; Spyridon Lampros, Τὰ τετράδα καὶ χάρβαλα φύλλα τοῦ Παλατίνου κώδικος Χ 88, in: Νέος ἑλληνομνήμων 10, 1913, S. 242–246; Douglas Macdowell, Gorgias, Alkidamas, and the Cripps and Palatine Manuscripts, in: CQ 11, 1961, S. 119f.; Hermann Sauppe, Hermanni Saupii Epistola Critica ad Godofredum Hermannum, in: ders., Ausgewählte Schriften, Berlin 1896, S. 83f.; Rudolf Schöll, Zum Codex Palatinus des Lysias, in: Hermes 11, 1876, S. 203 mit Anm. 1; Mark L. Sosower, Palla Strozzi’s Greek Manuscripts, in: SIFC 79, 1986, S. 141f.; Sosower 1987, S. 7–9, 11f., 90 Anm. 14.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Inhalt

1) 2r–15r Digitalisat

Verfasser
Lysias (GND-Nr.: 185888291).
Titel
Orationes 1 et 2.
TLG-Nummer
0540.037–038.
Angaben zum Text
f. 2r–6v De caede Eratosthenis (or. 1); f. 6v–15r Epitaphius (or. 2). -Die Trennung der ersten beiden Reden des Lysias von den restlichen durch andere Redner könnte auf die Benutzung zweier verschiedener rhetorischer Anthologien als Vorlage des Palatinus zurückgehen (Dover 1968, S. 2; vgl. aber Macdowell 1961, S. 119f.), möglicherweise entstammen oratio 1 und 2 sogar zwei verschiedenen Quellen, da sie in keiner Anthologie zusammen tradiert sind (Carey 2007, S. xiif.).
Titel (Vorlage)
2r λυσίου· ὑπὲρ τοῦ ἐρατοσθένους φόνου. ἀπολογία. 6v ἐπιτάφιος τοῖς κορινθίων βοηθοῖς.
Explicit
15r λυσίου· ἐπιτάφιος – τέλος.
Edition
Lysiae orationes cum fragmentis rec. Chris Carey, Oxford 2007, S. 1–35 (Hs. wurde für die Edition herangezogen, Sigle X).

2) 15r–23r Digitalisat

Verfasser
Alcidamas (GND-Nr.: 118502018).
Titel
Duae orationes.
TLG-Nummer
0610.005.
Angaben zum Text
f. 15r–20r De sophistis (or. 1); f. 20r–23r Ulixes (or. 2).
Edition
Guido Avezzù (Hrsg.), Alcidamante. Orazioni e frammenti, Rom 1982, S. 8–35 (Hs. wurde für die Edition herangezogen, Sigle X).

3) 23r–25v Digitalisat

Verfasser
Antisthenes (GND-Nr.: 118503456).
Titel
Declamationes.
TLG-Nummer
0591.001.
Angaben zum Text
f. 23r–24r Aias (frg. 14); f. 24r–25v Ulixes (frg. 15).
Titel (Vorlage)
23r ἀντισθένους· αἴας. 24r ὀδυσσεύς.
Edition
Antisthenis fragmenta coll. Fernanda Decleva Caizzi, Mailand 1966, S. 24–28 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen).

4) 25v–27v Digitalisat

Verfasser
Demades (GND-Nr.: 102368732).
Titel
Pro duodecennio.
TLG-Nummer
0535.001.
Angaben zum Text
Nach dem Ende dieser Rede auf f. 27v unten beginnt trotz ausreichendem Platz nicht sofort oratio 3 des Lysias, sondern erst auf f. 28r, obwohl sonst die Reden regelmäßig unmittelbar aufeinander folgen. Dazu passt die Vermutung von Erdmann, der Schreiber habe zunächst die Reden 3–31 und erst danach den heutigen Anfang der Handschrift mit den orationes 1–2 sowie Texten anderer Redner kopiert (Erdmann 1881, S. 37f., siehe Buchschmuck und ‚Inhalt Nr. 5‘).
Titel (Vorlage)
25v Δημάδου ὑπὲρ τῆς δωδεκαετίας.
Edition
Vittorio De Falco (Hrsg.), Demade oratore. Testimonianze e frammenti, Neapel 21955, S. 60–65 (Hs. wurde für die Edition herangezogen, vgl. S. 55).

5) 28r–138r Digitalisat

Verfasser
Lysias (GND-Nr.: 185888291).
Titel
Orationes 3–31.
TLG-Nummer
0540.039–067.
Angaben zum Text
f. 28r–33r Contra Simonem (or. 3); f. 33r–35r De vulnere ex deliberatione (or. 4); f. 35r–35v Pro Callia (or. 5); f. 36r–41v In Andocidem (or. 6); f. 41v–46r Areopagiticus (or. 7); f. 46r–48v De calumnia contra socios (or. 8); f. 48v–50v Pro milite (or. 9); f. 50v–53r In Theomnestum 1 (or. 10); f. 53r–54v In Theomnestum 2 (or. 11); f. 54v–56r In Eratosthenem (or. 12); f. 56r–77r In Agoratum (or. 13); f. 77r–82v In Alcibiadem 1 (or. 14); f. 83r–84r In Alcibiadem 2 (or. 15); f. 84r–87r Pro Mantitheo (or. 16); f. 87r–88v De bonis Eratonis (or. 17); f. 88v–91v De bonis publicatis fratris Niciae (or. 18); f. 91v–99r De bonis Aristophanis (or. 19); f. 99r–103r Pro Polystrato (or. 20); f. 103v–106v Apologia de corruptione (or. 21); f. 106v–109v Contra frumenti mercatores (or. 22); f. 110r–112r In Pancleonem (or. 23); f. 112v vacat; f. 113r–116r De annuis negatis (or. 24); f. 116r–120v Apologia de democratia tollenda (or. 25); f. 121r–124r De scrutatione Euandri (or. 26); f. 124r–125v In Epicratem (or. 27); f. 126r–128r In Ergoclem (or. 28); f. 128r–129v In Philocratem (or. 29); f. 129v–134r In Nicomachum (or. 30); f. 134r–138r In Philonem (or. 31). - Für die Reden 3–31 stellt der Palatinus den Archetyp aller Lysias-Handschriften dar (Sauppe 1896, S. 83f.; Cavallo 1986, S. 127).
Titel (Vorlage)
28r λυσίου πρὸς σίμωνα· ἀπολογία.
Textgestaltung
In den orationes 3, 9, 10, 13, 16, 19, 20, 23, 30 und 31 hat der Kopist am Rand μάρτυρες, μαρτυρία, νόμος, ψήφισμα, γνῶσις oder γραφαί hinzugefügt. Der Schreiber hat ferner von oratio 9 bis 11 die Reden am Rand mit griechischen Ziffern markiert, jedoch ohne die ersten beiden Reden von f. 2r bis 15r (die durch andere Autoren hiervon getrennt sind) zu berücksichtigen (die 9. Rede ist daher z. B. mit ζ als die 7. ausgezeichnet). Aus diesem Grund, und weil nur die Reden 3–31 rote Überschriften erhalten haben, hat der Schreiber möglicherweise zunächst die orationes 3–31 und erst danach den heutigen Anfang der Handschrift mit den orationes 1–2 sowie Texten anderer Redner kopiert (Erdmann 1881, S. 37f.; vgl. Cavallo 1986, S. 128; siehe auch ‚Buchschmuck‘ und ‚Inhalt Nr. 4‘). Da auf f. 112r die 23. Rede des Lysias endet, aber unten auf der Seite noch Platz frei ist und außerdem f. 112v leer bleibt, obwohl die Reden sonst unmittelbar aufeinanderfolgen, liegt die Vermutung nahe, der Kopist habe auf diese Weise eine Lücke in der Vorlage anzeigen wollen (Cavallo 1986, S. 128f.).
Nachträge und Rezeptionsspuren
Unten auf f. 35v findet sich der Hinweis späterer Hände auf zwei fehlende Blätter (mit brauner Tinte: ζήτει λείποντα; mit Bleistift: Desunt folia duo), so dass das Ende von oratio 5 sowie der Anfang von oratio 6 verstümmelt sind (vgl. Carey 2007, S. xviii und app. crit.; Sosower 1987, S. 10). In der oratio 6 fehlt ferner am Ende von Kapitel 49 ein Blatt (Hinweis auf f. 40v am verstärkten Falz mit Bleistift: deest unum folium; vgl. Carey 2007, S. xviii und app. crit.; Sosower 1987, S. 10). Zwischen f. 120v (Ende eines Quaternios) und f. 121r (Beginn eines Quaternios) ist vermutlich ein Quaternio ausgefallen, welches das Ende von oratio 25 und den Anfang von 26 sowie dazwischen die im Inhaltsverzeichnis (f. 1v) angekündigte Rede κατὰ Νικίδου ἀργίας enthielt (vgl. Carey 2007, S. xviii und app. crit.; Sosower 1987, S. 10).
Edition
Lysiae orationes cum fragmentis rec. Chris Carey, Oxford 2007, S. 36–284 (Hs. wurde für die Edition herangezogen, Sigle X).

6) 138v–141r Digitalisat

Verfasser
Gorgias (GND-Nr.: 118696521).
Titel
Helenae encomium.
TLG-Nummer
0593.003.
Angaben zum Text
Es ist auffällig, dass auf die Lysiasreden noch einmal ein anderer Text folgt. Cavallo spekuliert, ob man den Platz in dem mit f. 137 neu begonnenen Ternio nutzen wollte, von dem nur drei Seiten für den Rest der oratio 31 des Lysias benötigt wurden (Cavallo 1986, S. 128). Ob für den Text nochmals auf die Anthologie zurückgegriffen wurde, die für die ersten beiden Lysiasreden sowie die anderen Redner als Vorlage diente (siehe zu ‚Inhalt Nr. 1‘), oder ob eine zweite mit den Reden 3–31 und Gorgias genutzt wurde, ist unklar (vgl. aber Macdowell 1961, S. 119f.).
Titel (Vorlage)
138v κατὰ φίλωνος δοκιμασίας.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Der Text ist überschrieben mit dem Titel der 31. Rede des Lysias, welcher unmittelbar vorausgeht (f. 134r–138r), erst eine spätere Hand hat den korrekten Titel (γοργίου ἑλένης ἐγκώμιον) darüber gesetzt. Eine weitere Annotation darüber ist radiert, ebenso auf f. 139r oben.
Edition
Gorgias, Helenae encomium. Petrus Bembus, Gorgiae Leontini in Helenam laudatio ed. Francesco Donadi, Berlin/Boston 2016, S. 5–12 (Hs. wurde für die Edition herangezogen, Sigle X); Hermann Diels/Walther Kranz (Hrsg.), Die Fragmente der Vorsokratiker. Griechisch und Deutsch. Zweiter Band, Berlin 1952, S. 288–294 (Hs. wurde für die Edition herangezogen, Sigle X).


Bearbeitet von
Dr. Anne-Elisabeth Beron, Universitätsbibliothek Heidelberg, 17.06.2020.
Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Gefördert durch
The Polonsky Foundation Greek Manuscripts Project: a Collaboration between the Universities of Cambridge and Heidelberg – Das Polonsky-Stiftungsprojekt zur Erschließung griechischer Handschriften: Ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Cambridge und Heidelberg.