Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 140
Xenophon, Hellenica
Papier · 1, 176, 1 Bll. · 23 × 16,5 cm · Konstantinopel · 1. Hälfte des 14. Jhs.
- Schlagwörter (GND)
- Antike / Klassik / Geschichtsschreibung / Historiographie.
- Diktyon-Nr.
- 65872.
1ar–1av | vacat | |
Ir | Fuggersignatur, Inhaltsvermerk | |
Iv | vacat | |
1) | 1r–174r | Xenophon, Hellenica |
174v–175*v | vacant |
Kodikologische Beschreibung
- Entstehungsort
- Konstantinopel. Bandini 2016, S. 37 schlägt Konstantinopel als Entstehungsort vor.
- Entstehungszeit
- 1. Hälfte des 14. Jhs. Die Schrift deutet in diese Zeit, wozu die Randglossen von Nikephoros Gregoras (aktiv zwischen 1292 und 1358/1361 nach Ausweis von RGK II Nr. 416 = III Nr. 491) als terminus ante quem fungieren. De Gregorio 2002, S. 121 plädiert für eine Abfassung in den ersten 30 Jahren des 14. Jhs.
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Orientalisches Papier.
- Umfang
- 1, 176, 1 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 23 × 16,5 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- (I-1)1a + IV6 + 21 IV174 + (I-1)175*. Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 175*.
- Foliierung
- Vatikanische Foliierung in der rechten oberen Ecke der Rectoseite mit Bleistift (f. I) und schwarzbrauner Tinte (f. I-174). Auf f. 2 folgt ein ungezähltes Blatt (f. 2a), darauf regulär f. 3. Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 2a, 175*).
- Lagenzählung
- Die Lagen sind nicht gezählt bzw. sind etwaige Kustoden abgeschnitten.
- Zustand
- Guter Zustand mit Wasserschäden und Flecken, welche die Lesbarkeit nicht beeinträchtigen; etwas Wurmfraß. Reparaturen besonders an den unteren und oberen Rändern (z. B. f. 1r, 62v–70v, 158–174) und am Falz (f. 1–7). Das orientalische Papier wies schon vor der Beschriftung einige Schäden auf, da die Schrift um diese herum gruppiert ist (z. B. Knicke auf f. 48, 49; Löcher auf f. 68, 88).
- Schriftraum
- 16,5 × 11 cm.
- Spaltenanzahl
- 1 Spalte.
- Zeilenanzahl
- 26–27 Zeilen.
- Schriftart
- Die Schrift lässt sich dem Metochitesstil zuordnen (De Gregorio 2002, S. 121 Anm. 267).
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Der Schreiber ist nicht zu identifizieren. Die teils beschnittenen Randglossen auf f. 17r und 18r lassen sich vermutlich Nikephoros Gregoras zuweisen (Bandini 2006, S. 181; RGK II Nr. 416 = III Nr. 491).
- Buchgestaltung
- Die einzelnen Bücher folgen fortlaufend aufeinander. Die leicht eingerückten Überschriften fungieren als Trennelement zwischen den Büchern.
- Buchschmuck
- Die Initialen der einzelnen Bücher sind mit Ausnahme des vierten, wo die Initiale fehlt, in roter Tinte ausgeführt.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Signaturschild der BAV auf dem Vorderspiegel. Fuggersignatur 140. Hen mit Inhaltsvermerk auf f. Ir, dort ebenso ein rezenterer Titeleintrag. Signatur von S. Giustina (Padua) ferner auf f. 1r (Nr. 485). Mindestens zwei weitere Hände, welche σημείωσαι-Hinweise und Glossen hinzufügen. Die teils beschnittenen Randglossen auf f. 17r und 18r lassen sich vermutlich Nikephoros Gregoras zuweisen (Bandini 2006, S. 181; RGK II Nr. 416 = III Nr. 491).
- Einband
- Roter Ledereinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; späterer Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten), vgl. Schunke, Einbände, II, S. 909.
- Provenienz
- Padua / Augsburg / Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Der Palatinus gehörte zunächst dem Humanisten Palla Strozzi, der nach seinem Tod 1462 Teile seiner Sammlung dem Benediktinerkloster von S. Giustina in Padua vermachte (Signatur von S. Giustina auf f. Ir, vgl. Sosower 1986, S. 141). Die Handschrift ging wahrscheinlich durch Vermittlung von Henricus Estienne nach 1547 in den Besitz Ulrich Fuggers über (Fuggersignatur 140. Hen auf f. Ir, vgl. BAV, Pal. lat. 1950, f. 194r). Fugger übersiedelte 1564 nach Heidelberg, wohin ihm seine Bibliothek 1567 folgte, und vermachte sie nach seinem Tod 1584 an Kurfürst Friedrich IV. 1623 wurde die Hs. als Kriegsbeute nach Rom gebracht, wo sie sich seitdem befindet.
- Literatur
- Stevenson, Graeci, S. 71; Michele Bandini, Niceforo Gregora lettore di
Senofonte, in: Elizabeth Jeffreys (Hrsg.),
Proceedings of the 21st International Congress of Byzantine Studies,
London, 21–26 August, 2006, Vol. II: Abstracts of Panel Papers,
Aldershot 2006, S. 181; Michele Bandini, La Ciropedia dell’Escorial e il
suo contesto a Costantinopoli (sec. IX-X), in: Felipe G.
Hernandez Munoz (Hrsg.), Manuscritos griegos en
España y su contexto europeo: Greek Manuscripts in Spain and their European
Context Madrid 2016, S. 37; Giuseppe De Gregorio, L’Erodoto di Palla Strozzi
(cod. Vat. Urb. gr. 88), in: BollClass 23 (2002), S. 121 mit Anm.
267; Luigi De Stefani (Ed.), I codici Vaticani delle
Elleniche di Senofonte, in: SIFC 9 (1901), S. 238; Hude, S. IVf.; Mark L. Sosower, Palla Strozzi’s Greek
Manuscripts, in: SIFC 79 (1986), S. 141.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
Inhalt
1) 1r–174r
- Verfasser
- Xenophon (GND-Nr.: 118635808).
- Titel
- Hellenica.
- TLG-Nummer
- 0032.001.
- Angaben zum Text
- F. 1r–20v Liber 1; f. 21r–42r Liber 2; f. 42v–64v Liber 3; f. 64v–94v Liber 4; f. 94v–123v Liber 5; f. 123v–149r Liber 6; f. 149r–174r Liber 7.
- Titel (Vorlage)
- 1r ξενοφῶντος ἑλληνικῶν πρῶτον.
- Textgestaltung
- In 4,3,23 (f. 75r) hat der Schreiber ein Satzglied
ausgelassen, aber den entsprechenden Platz dafür in der Zeile freigelassen.
Dieses Phänomen findet sich für eine längere Textpassage in 5,1,5 (f. 95r)
mit etwas über fünf freigelassenen Zeilen, außerdem in 5,1,7f. (f. 95v) mit
etwa sechs freigelassenen Zeilen; weitere Auslassungen, bisweilen mitten in
der Zeile oder nur an den Zeilenanfängen finden sich von f. 95v bis 96v
(siehe den Apparat von Marchant ad loc. ab 5,1,10). Man
darf vermuten, dass die Vorlage hier nicht lesbar war, da die freigelassenen
Passagen nicht nur potentiell schwierige Eigennamen oder unbekannte Wörter
enthalten. Diese lacuna erscheint nur in einer Familie
der Hellenica-Handschriften (De
Stefani 1901, S. 238).
Gemäß Hude 1930, S. IVf. fällt der Palatinus mit dem Parisinus graecus 1738 in nahezu allen Lesarten zusammen und bietet nur in 7,4,22 bei τούτῳ etwas Eigenständiges.
In 5,3,19 (f. 111r) fügt der Schreiber selbst eine Glosse mit Verweis auf Thucydides am unteren Blattrand hinzu (ἄφυτης πόλις παλλήνης μέμνηται θουκυδίδης ἐν α).
- Edition
- Xenophontis opera omnia. Tomus I: Historia graeca rec. Edgar Cardew Marchant, Oxford 1900 (Hs. wurde für die Edition herangezogen, Sigle Pal); Hude (Hs. wurde für die Edition herangezogen, Sigle P, vgl. S. IVf.).
- Bearbeitet von
- Dr. Anne-Elisabeth Beron, Universitätsbibliothek Heidelberg, 08.07.2020.
- Katalogisierungsrichtlinien
- Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.