Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 151

Tragödien

Papier · 1, 335, 1 Bll. · 21 × 15,5 cm · Korfu (?) / Italien (?) · 2. Hälfte 15. Jh.


Schlagwörter (GND)
.
Diktyon-Nr.
65883.
1ar–av vacat
br Index
bv–fv vacant
gr Schenkungsexlibris
1) gv Anonymus, Scholia in Euripidis Hecubam
Ir–IIIv Pseudo-Homerus, Batrachomyomachia (Ende)
IVr–VIv vacant (bzw. Kritzeleien)
2) 1r–49r Euripides, Hecuba
3) 49v–50v Anonymus, Scholia in Orestem
4) 51r–114v Euripides, Orestes cum scholiis
115r–116r vacant
5) 116v Anonymus, Epistola
117r–122v vacant
6) 123r–126r Anonymus, Scholia in Sophoclem
7) 126v–179r Sophocles, Aiax
8) 179r–236r Sophocles, Electra
236v–238v vacant
9) 239r–287r Hesiodus, Opera et dies cum scholiis
10) 287v Anonymus, Buchepigramme
288r vacat
11) 288v–309r Aeschylus, Persae cum scholiis
309v–312v vacant
12) 313r–321v Pseudo-Homerus, Batrachomyomachia (Anfang)
322rv kleinere Notizen

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
Korfu (?) / Italien (?).
Entstehungszeit
2. Hälfte 15. Jh. Der Schreiber Georgios Moschos ist 1502 das letzte Mal belegt. Da er nur Annotationen vorgenommen hat, ist eine Datierung auf die 2. Hälfte 15. Jh. sinnvoll.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
1, 335, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
21 × 15,5 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + IIIf + 1g + IIIVI + 14 IV112 + III118 + 20 IV278 + V288 + 3 IV312 + V322 + (I-1)323*. Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 323*.
Foliierung
Vatikanische Foliierung (f. a–g, I–VI, 1–322). Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 323*).
Lagenzählung
Nur sporadisch ist eine Zählung mit griechischen Zahlen erkennbar: auf 9r rechts unten (β’ον), auf 25r rechts oben (δ), 41r rechts oben (ς), sowie bei wenigen weiteren. Die meisten sind durch Beschnitt verloren. Auf 314r beginnt eine neue Lagenzählung.
Zustand
Die Hs. ist wohl aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt, die einst ohne Einband gelagert wurden. Das legen der stark abgenutzte Zustand der Bll. VIv, 1r, 118v, 126v, 127r, 238v, 239r, 288v, 289r, 312v und 314r nahe. Mögliche Faszikel sind: Bll. 1–118, 119–126, 127–238, 239–288, 289–312 und die durch Verbinden heute getrennten Bll. 314–321, 313 und I–III. Eine Aufteilung der Beschreibung in Faszikel bleibt aber vage, da viele Ergänzungen zu Texten erst nach dem Zusammenfügen eingetragen wurden und daher die Faszikelgrenzen heute überschritten sind. Eine Lage (Bl. I–VI) wurde vom Ende an den Anfang geheftet. Einige Bll. wurden in der Reihenfolge vertauscht. Das Papier hat schwere Wasserschäden, was die Lesbarkeit jedoch nur wenig beeinträchtigt. Der Einband ist abgerieben. Die Bindung ist an einigen Stellen lose. Die Ränder sind teilweise löchrig.
Wasserzeichen
Wasserzeichen aufgrund der Größe der Hs. nicht digitalisiert.

Schriftraum
16 × 8,5 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
f. 1r–114r: 13 Zeilen (Haupttext); f. 123v–125v: 25 Zeilen; f. 127v–180v: 12 Zeilen; 181r–235v: 13 Zeilen; 239–289v: wechselnd, zwischen 4 und 12 Zeilen; 290r–308v: 25 Zeilen; Ir–IIIv und 313r–321r: 13 Zeilen.
Schriftart
Zeittypische Gebrauchsschriften.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Bisher identifiziert sind Georgius Moschos (RGK I, Nr. 67 = RGK II, Nr. 88 = RGK III, Nr. 111): 179r, 180v, 239r, 260r, und Iohannes Moschos (RGK I, Nr. 203 = RGK II, Nr. 279 = RGK III, Nr. 336): 89r–v, 96r–v, 180r, Scholien auf ff. 74v, 87v– 88v, 90r–92r, 93r–v. Ansonsten ist die Hs. Produkt mehrerer Hände, die sich teilweise sehr ähnlich sehen und daher schwer zu unterscheiden sind. 123r–126v: ähnlich Michael Apostoles. Auch die Hände des Haupttextes 127r–287r ähneln sich. Das stützt die Datierung auf die 2. Hälfte 15. Jh. Ähnliche Schriften waren auf Kreta verbreitet, aber auch in Italien. Als Hinweis auf die Provenienz ist ersteres spekulativ. Wesentlich wahrscheinlicher sind Korfu oder Italien, da zumindest Georgius Moschos an beiden Orten nachgewiesen ist. 182r (Z. 10–14) und 182v sind von anderer Hand geschrieben (evtl. nach Beschädigung nachgezogen).
Buchgestaltung
Die Haupttexte der Hs. (mit Ausnahme der Persae) haben sehr viele Scholien. Diese sind als Interlinear- und als Klammerglossen angeordnet. Dabei kommt eine Vielzahl unterschiedlicher Hände zum Einsatz. Die Interlinearscholien, oft rubriziert, bieten eine semantische Erklärung, meist durch synonyme Wörter.

Nachträge und Benutzungsspuren
Stempel der BAV auf Ir und 321v; auf ar: Provenienzvermerk Hen., Capsa-Nr. C. 68. Auf br ist ein griechischer Index. Von IVr–VIv sind einige Notizen, dazu zwei skizzierte Eselbilder. Zu Beginn und Anfang einzelner Werke gibt es gelegentlich Invokationen Gottes (179r). Auf freien Seiten sind gelegentlich kurze Sätze notiert: VIv die Weisheit κακοὶ μάρτυρες ἀνθρώποισιν ὀφθαλμοὶ. [Auf 322rv sind einige kleinere Notizen].

Einband
Roter Ledereinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; späterer Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten), vgl. Schunke, Einbände, Bd. 2, S. 909.
Provenienz
Augsburg / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Die Hs. befand sich im Besitz von Henricus (Stephanus oder Scrimger, vgl. Provenienzvermerk Hen. auf ar), der viele Hss. im Auftrag von Ulrich Fugger erwarb. Diese gelangten 1567 mit dessen Bibliothek nach Heidelberg. Im fuggerschen Katalog BAV, Pal. lat. 1916, f. 530r–551v, sind alle Teile der Hs. unter der Signatur 151 zu finden, waren also damals bereits vereint. 1584 wurde die Fuggerbibliothek Teil der Bibliotheca Palatina, die 1623 nach Rom gebracht wurde. Dort befindet diese Hs. sich noch heute.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_gr_151
Literatur
Stevenson, Graeci, S. 81–82; Hermann Schultz, Die handschriftliche Überlieferung der Hesiod-Scholien, Berlin 1910 (Abhandlungen der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse; N.F., 12,4), S. 28; Alexander Turyn, Studies in the manuscript tradition of the tragedies of Sophocles, Urbana 1952, S. 91; Kjeld Mathiessen, Studien zur Textüberlieferung der Hekabe des Euripides, Heidelberg 1974, S. 45f.; Christian Kopff, La recensione moscopulea della "Vita Sophoclis”, in: Transactions of the American Philological Association 106, 1976, S. 241–266; Aristide Colonna, La recensione moscopulea della "Vita Sophoclis”, in: Koinonia 12, 1988, S. 169–180, 172; Stefec 2014, S. 180 und 189.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Inhalt

1) gv Digitalisat

Verfasser
Anonymus.
Titel
Scholia in Euripidis Hecubam.
Angaben zum Text
Dramatis personae und Szenenbeschreibung.
Incipit
gv [Ἡ] μὲν σκηνὴ τοῦ δράματος ἐν τῆ ἀντιπαρ τῆς θράκης.
Explicit
gv συμφορᾶς μετὰ δακρύων.
Textgestaltung
Überschriften und Initialen fehlen.
Edition
James Diggle, Euripidis fabulae, vol. 1, Oxford 1984, S. 338 (Hs. nicht herangezogen).

2) 1r–49r Digitalisat

Verfasser
Euripides (GND-Nr.: 118531395).
Titel
Hecuba.
TLG-Nummer
0006.040.
Angaben zum Text
Vollständiger Text der Tragödie. In margine und interlinear sind Scholien.
Titel (Vorlage)
1r εὐριπιδου εκαβη.
Edition
James Diggle, Euripidis fabulae, vol. 1, Oxford 1984, S. 339–398 (Hs. nicht herangezogen).

3) 49v–50v Digitalisat

Verfasser
Anonymus.
Titel
Scholia in Orestem.
Angaben zum Text
Hypotheseis und dramatis personae.
Titel (Vorlage)
49v ὑπόθεσις τοῦ δευτέρου δράματος τοῦ εὐριπίδου.
Incipit
49v Ὀρέστης τὸν φόνον τοῦ πατρὸς μεταπορευόμενος.
Explicit
50v ἄγγελος· ἑρμιόνη· φρῦξ· ἀπόλλων.
Edition
James Diggle, Euripidis fabulae, vol. 3, Oxford 1994, S. 186–189.

4) 51r–114v Digitalisat

Verfasser
Euripides (GND-Nr.: 118531395).
Titel
Orestes cum scholiis.
TLG-Nummer
0006.049.
Titel (Vorlage)
51r εὐριπιδου ὀρεστης.
Incipit
51r Οὐκ ἔστιν οὐδὲν δεινὸν ὡδ’εἰς ἔπος.
Explicit
114v κατέχοις· καὶ μὴ λήγοις στεφανοῦσα.
Edition
James Diggle, Euripidis fabulae, vol. 3, Oxford 1994, S. 191–286.

5) 116v Digitalisat

Verfasser
Anonymus.
Titel
Epistola.
Incipit
116v λαβοῦσα τὰ παρασοῦ πεμφθέντα μοι πέπονα.
Explicit
116v ἔρρωσο.

6) 123r–126r Digitalisat

Verfasser
Anonymus.
Titel
Scholia in Sophoclem.
Angaben zum Text
f. 123r–125r Vita Sophoclis; f. 125r–126r Scholia in Aiam. Bei den Bll. 119–126 könnte es sich um eine spätere Einfügung in die Hs. handeln. Die Bll. 117r–122v sind leer.
Titel (Vorlage)
123r γένος σοφοκλέους τοῦ ποιητοῦ.
Incipit
123r ὁ σοφοκλῆς τὸ μὲν γένος ἦν ἀθηναῖος.
Explicit
126r τὸ δὲ μὴ καλυφθὲν ἄτρωτον οὐ διέμεινεν.
Edition
Sophoclis Fabulae vol. I, Aiax, Electra, edidit commentario instruxit Aristides Colonna, Turin 1975, S. 1–7, 11–14.

7) 126v–179r Digitalisat

Verfasser
Sophocles (GND-Nr.: 118615688).
Titel
Aiax.
TLG-Nummer
0011.011.
Angaben zum Text
126v dramatis personae, anschließend προφητεία σοφοκλέους περὶ τοῦ χριστοῦ. Inc.: Σοφοκλῆς ἔφη· ὅσα μὲν πρὸς ἀρετῆς κόσμον ὄφερε. Diese beiden Teile stammen von der Hand, die auch die Vita Sophoclis (vgl. Text 6) geschrieben hat. Die Sophocles-Texte weist Turyn, Studies, der Jena-Rezension zu, mit der Sigle Jc.
Titel (Vorlage)
126v τὰ τοῦ δράματος πρόσωπα.
Incipit
126v Ἀθηνᾶ· Ὀδυσσεὺς· Αἴας· Χόρος σαλαμινίων γερόντων αὐτῶν.
Explicit
179r τῶν μελλόντων ὅ, τι πράξει.
Edition
Sophoclis Fabulae vol. I, Aiax, Electra, edidit commentario instruxit Aristides Colonna, Turin 1975, S. 15–70.

8) 179r–236r Digitalisat

Verfasser
Sophocles (GND-Nr.: 118615688).
Titel
Electra.
TLG-Nummer
0011.012.
Angaben zum Text
F. 179rv Hypothesis; f. 180r–236r Tragödie.
Titel (Vorlage)
179r ὑπόθεσις τοῦ δευτέρου δράματος σοφοκλέους.
Incipit
179r [Ἀ]πόκειται ὧδε τροφεὺς, δεικνὺς τῷ ὀρέστῃ.
Explicit
236r τῇ νῦν ὁρμῇ τελεωθὲν.
Schrift / Schreiber
Auffällig ist der Gebrauch des Iota subscriptum.
Edition
Sophoclis Fabulae vol. I, Aiax, Electra, edidit commentario instruxit Aristides Colonna, Turin 1975, S. 75–134.

9) 239r–287r Digitalisat

Verfasser
Hesiodus (GND-Nr.: 118550292).
Titel
Opera et dies cum scholiis.
TLG-Nummer
0020.002, 9025.005.
Angaben zum Text
Interlineare Scholien von Iohannes Tzetzes und Manuel Moschopulos, in margine sind die Scholien des Moschopulos „mit wertlosen Erweiterungen und den drei Proklos-Scholien, die auch im [Codex Venedig] Marc. 464 zwischen Moschopulos stehen“ (Schultz, S. 28). Am Ende steht rubriziert ein Monostichon, siehe https://www.dbbe.ugent.be/occurrences/25366.
Titel (Vorlage)
239r Ἡσιόδου ἔργα.
Textgestaltung
Der 260r beginnende Abschnitt über die Pleiaden ist wie ein Textanfang geschmückt.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Neben dem Beginn der Scholien hat Friedrich Sylburg annotiert Manueli Moschopulo Exegesis ista tribuitur.
Edition
Hediodi Theogonia, Opera et dies, Scutum, edidit Friedrich Solmsen, Oxford 31990, S. 49–85 (Hs. nicht herangezogen); für die Scholien: Simonetta Grandolini, Commentarium in Hesiodi opera et dies, Rom 1991.

10) 287v Digitalisat

Verfasser
Anonymus.
Titel
Buchepigramme.
Angaben zum Text
Oben ist ein vierzeiliges Epigramm, unten ein zweizeiliges.
Incipit
287v οὐχ ἔπαινον ῥόδου. ἀλλὰ θεϊκῆς χειρὸς τε φύσει.
Explicit
287v οἷς τε χρυσός ἔρϊδε τ’οὔνεκα λοίσθω.

11) 288v–309r Digitalisat

Verfasser
Aeschylus (GND-Nr.: 118500856).
Titel
Persae cum scholiis.
TLG-Nummer
0085.012.
Angaben zum Text
f. 288v unediertes Scholion, darunter Abklatsch eines Blattes, das heute fehlt; f. 289rv Hypothesis; f. 289v Epigramm in Dodekasyllabi, siehe https://www.dbbe.ugent.be/occurrences/24527; f. 290r–309r Tragödie.
Incipit
288v ἀληθή ἦ τὰ τοῦ μεμυθευμένου γλαύκου.
Explicit
309r πέμψω τοί σε δυσθρόοις γόοις.
Textgestaltung
Dieser Text unterscheidet sich optisch von den anderen: er hat als einziger der Haupttexte keine Marginal- oder Interlinearscholien. Auch Überschrift und Initialen fehlen. Nur die Hypothesis hat auf f. 289r eine rubrizierte Initiale.
Edition
Alexander F. Garvie, Aeschylus, Persae, with introduction and commentary, Oxford 2009, S. 3–41 (Hs. nicht herangezogen).

12) 313r–321v (Anfang), Ir–IIIv (Ende) Digitalisat

Verfasser
Pseudo-Homerus (GND-Nr.: 11855333X).
Titel
Batrachomyomachia.
TLG-Nummer
1220.001–002.
Angaben zum Text
Die korrekte Reihenfolge ist 314–321, 313, I–III.
Titel (Vorlage)
314r ΟΜΗΡΟΥ ΒΑΤΡαχομυομαχια.
Incipit
314r Ἀρχόμενος πρώτον σελίδος χορὸν ἐξ Ἑλικῶνος.
Explicit
IIIv καὶ πολέμου τελετὴ μονοήμερος ἐξετελέσθη.
Edition
Reinhold Glei, Die Batrachomyomachie. Synoptische Edition und Kommentar, Frankfurt am Main u.a. 1984 (Studien zur Klassischen Philologie Band 12), S. 70–107.


Bearbeitet von
Vinzenz Gottlieb, Dr. Janina Sieber, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2020.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 151. Beschreibung von: Vinzenz Gottlieb, Dr. Janina Sieber (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2020.


Katalogisierungsrichtlinien
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