Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 154

Zusammengesetzte Handschrift

Papier · 2, 254, 1 Bll. · 20 × 15 cm · I. s.l. / II. Kreta · I. 1. Hälfte des 16. Jhs. / II. zwischen dem letzten Viertel des 15. Jhs. und 1532


Schlagwörter (GND)
Antike / Kaiserzeit / Kommentar / Geographie / Lehrgedicht / Rhetorik.
Diktyon-Nr.
65886.
1ar–1av vacat
Ir Fuggersignatur, Inhaltsvermerk
1v Schenkungsexlibris
Faszikel I
1) 1r–157r Eustathius, Commentarius in Dionysii Periegetae orbis descriptionem
2) 157v–184r Dionysius Periegeta, Orbis descriptio cum scholiis
184v vacat
Faszikel II
3) 185r–205r Libanius, Declamationes selectae
4) 205r–212r Aelius Aristides, Ad Achillem (decl. 52)
5) 212r–225v Libanius, Achillis ad Ulixem antilogia (decl. 5)
6) 225v–236v Choricius, Patroclus (decl. 10)
237r–238v vacant
7) 239r–251r Libanius, Orestis defensio (decl. 6)
251v–254*r vacant
254*v Federproben
255*r–255*v vacat

Kodikologische Beschreibung

Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
2, 254, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
20 × 15 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
Hs. aus 2 Faszikeln zusammengesetzt (I. Bl. 1–184; II. Bl. 185–254). (I-1)1a + 1I + … + (I-1)255* Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 255*.
Foliierung
Vatikanische Foliierung in der rechten oberen Ecke der Rectoseite mit schwarzer Tinte (f. 1–252), mit Bleistift auf f. Ir ebenda. Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 253*–255*).


Nachträge und Benutzungsspuren
Signaturschild der BAV auf dem Vorderspiegel. Capsa-Nr. C. 79, Allacci-Signatur 401, Fuggersignatur egnati N° = 154. und Inhaltsvermerk auf f. Ir. Schenkungsexlibris an Papst Gregor XV. auf f. Iv.

Einband
Roter Ledereinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; späterer Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten), vgl. Schunke, Einbände, II, S. 909.
Provenienz
Augsburg / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Beide Faszikel stammen aus dem Besitz des Venezianer Humanisten Giovanni Battista Cipelli (Egnazio) und wurden vermutlich in der Bibliothek Ulrich Fuggers zusammengebunden. Fugger übersiedelte 1564 nach Heidelberg, wohin ihm seine Bibliothek 1567 folgte, und vermachte sie nach seinem Tod 1584 an Kurfürst Friedrich IV. 1623 wurde die Hs. als Kriegsbeute nach Rom gebracht, wo sie sich seitdem befindet.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_gr_154
Literatur
Stevenson, Graeci, S. 83; Libanii opera, Vol. V: Declamationes I–XII rec. Richard Foerster, Leipzig 1909, S. 160, 298, 363; Choricii Gazaei opera ed. Richard Foerster/Eberhard Richtsteig, Leipzig 1929, S. XXI; Geographi Graeci minores, Vol. 2 rec. Karl Müller, Paris 1861, S. xxxvi.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Faszikel I (Bl. 1–184)

Sachtitel / Inhalt
Eustathius, Commentarius in Dionysii Periegetae orbis descriptionem; Dionysius Periegeta, Orbis descriptio cum scholiis.

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
s.l. Unbekannt.
Entstehungszeit
1. Hälfte des 16. Jhs. Datierung aufgrund der Schrift.
Typus (Überlieferungsform)
Faszikel.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
184 Bll.
Format (Blattgröße)
20 × 15 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
23 IV184 .
Foliierung
S. zum Codex.
Lagenzählung
Das Lagenende wird am unteren Rand der Versoseite in der Mitte mit griechischen Ziffern markiert (Beginn: f. 8v: αον; Ende: f. 176v: κβ).
Zustand
Guter Zustand; das Papier ist zwar vergilbt und weist verschiedene Flecken auf, aber die Lesbarkeit ist überall gewährleistet.

Schriftraum
14,9 × 8,5 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
22 Zeilen.
Schriftart
Individuelle Gelehrtenschrift der Entstehungszeit.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Der Schreiber lässt sich nicht identifizieren.
Buchgestaltung
Zwischen dem Kommentar des Eustathius und der Orbis descriptio des Dionysius ist eine halbe Seite freigelassen.
Buchschmuck
Der ‚Briefkopf‘ des Kommentars des Eustathius (f. 1r) ist mit hellbrauner Tinte geschrieben; darüber befindet sich ein Wellenband mit Flechtbandknoten. Die Initiale des eigentlichen Brieftextes ist mit eben dieser Tinte ausgeführt und mit floralen Elementen versehen. Die mit Asterisken kombinierten σημείωσαι-Zeichen am Rand sind in Rot gehalten. Mit ὅτι eingeleitete Redepartien besitzen eine rote Initiale. Durch den Schreiber notierte Begriffe und Überschriften am Rand haben außerdem eine rote Initiale.
Über dem Text der Orbis descriptio des Dionysius Periegeta befindet sich ein rotbraunes Zierband und darüber wiederum ein Flechtbandknoten (f. 157v). Die Initiale des Textes ist mit derselben rotbraunen Tinte geschrieben. Die Initialen der Sinnabschnitte auf f. 157v und die Interlinearglossen/Randscholien auf f. 157v und 178v–179v sind ebenfalls rot. Das Scholion auf f. 184r hat eine rote Initiale, außerdem die mit ὅτι eingeleiteten Abschnitte des Scholions.

Nachträge und Benutzungsspuren
Zusätze durch mehrere Hände.

Provenienz
Augsburg / Heidelberg.
Geschichte des Faszikels
Der Faszikel ging bald nach dem Tod des Venezianer Humanisten Giovanni Battista Cipelli (Egnazio) 1553 in den Besitz Ulrich Fuggers über, der 1564 nach Heidelberg umsiedelte, seine Bibliothek folgte ihm 1567 (Fuggersignatur egnati N° = 154. auf f. Ir; vgl. BAV, Pal. lat. 1950, f. 187r: Eustathii comment. in Dionysium de situ orbis cum textu Dionysii. char. 154. Egna.; im Katalog BAV, Pal. lat. 1925, f. 105v, Nr. 39 erscheint bereits unter den 1553 aus dem Egnazio-Nachlass erworbenen Codices eine passende Handschrift: Dionysius de situ Orbis cum commentariis Eustatii).

Inhalt

1) 1r–157r Digitalisat

Verfasser
Eustathius (GND-Nr.: 118682733).
Titel
Commentarius in Dionysii Periegetae orbis descriptionem.
TLG-Nummer
4083.006.
Textgestaltung
Am Rand finden sich mit Asterisken kombinierte σημείωσαι-Zeichen. Von f. 84v bis 101r hat der Schreiber geographische Begriffe und Zwischenüberschriften (περὶ …) am Rand notiert.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Da der Schreiber keinen Titel angegeben hat, hat eine spätere Hand mit schwarzer Tinte am Seitenanfang in der Mitte Eustathio notiert. Am Rand finden sich vermutlich drei weitere Hände, die Korrekturen, Glossen oder interessante Wörter in der ‚Lernform‘ am Rand vermerkt haben.
Edition
Geographi Graeci minores, Vol. 2 rec. Karl Müller, Paris 1861, S. 201–407 (Hs. wurde für die Edition herangezogen, Sigle z, vgl. S. xxxvi).

2) 157v–184r Digitalisat

Verfasser
Dionysius Periegeta (GND-Nr.: 118679686).
Titel
Orbis descriptio.
TLG-Nummer
0084.001 (Dionysius); 5019.001 (Scholion auf f. 184r).
Textgestaltung
Während sich zuvor kaum Scholien finden, ist der Text auf der letzten Seite (f. 184r) auf zwei Seiten von einem längeren Scholion umgeben. Ferner erscheinen interlineare Korrekturen und γράφεται-Hinweise durch den Schreiber selbst.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Mindestens eine weitere Hand, die auch im Text verbessert.
Edition
Geographi Graeci minores, Vol. 2 rec. Karl Müller, Paris 1861, S. 104–176, 457 (Hs. wurde für die Edition herangezogen, Sigle z, vgl. S. xxxvi).

Faszikel II (Bl. 185–254)

Sachtitel / Inhalt
Libanius, Declamationes selectae; Aelius Aristides, Ad Achillem (decl. 52); Choricius, Patroclus (decl. 10).

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
Kreta. Der Faszikel dürfte in Kreta entstanden sein, wo Gregoropulos als Kopist und Notar tätig war (bis 1492 und von 1501 bis 1532, dazwischen nach Karpathos verbannt, vgl. RGK I, Nr. 249).
Entstehungszeit
Zwischen dem letzten Viertel des 15. Jhs. und 1532. Diese Datierung macht der Schreiber Manuel Gregoropulos wahrscheinlich (vgl. RGK I, Nr. 249).
Typus (Überlieferungsform)
Faszikel.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
67 Bll.
Format (Blattgröße)
20 × 15 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
2 IV200 + V210 + 3 IV234 + II238 + 2 IV254*. Bei ungezählten Bll. folgt die Zählung dem Digitalisat (253*, 254*).
Foliierung
S. zum Codex.
Lagenzählung
Der Lagenbeginn wird am unteren Rand der Rectoseite in der Mitte mit griechischen Ziffern gekennzeichnet (Beginn: f. 185r: α; Ende: f. 235r: ζ); von f. 193r bis 195r sind partielle Kustoden einzelner Lagen sichtbar (vermutlich B1, B2, B3). Die letzten beiden Lagen ab f. 239 sind ungezählt.
Zustand
Guter Zustand; das Papier ist zwar vergilbt und weist verschiedene Flecken auf, aber die Lesbarkeit ist überall gewährleistet. Ab f. 185 gelegentliche Restaurierungsspuren am Falz.

Schriftraum
14,9 × 8,5 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
f. 185r–236v: 25 Zeilen; f. 239r–251r: 22 Zeilen.
Schriftart
Individuelle Gelehrtenschrift der Entstehungszeit.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Manuel Gregoropulos (vgl. RGK I Nr. 249, RGK III Nr. 411).
Buchgestaltung
Von f. 185r bis 236v folgen die Reden der verschiedenen Autoren ohne Nennung eines Titels aufeinander, wobei dazwischen jeweils ein bis zwei Zeilen freibleiben und die Initialen, sofern sie hinzugesetzt wurden, als Trennelement fungieren. Auf der letzten beschriebenen Seite (f. 251r) ist der Text als botryonum formulae gestaltet.
Buchschmuck
Über dem Werktitel des Libanius befindet sich ein rotbraunes Seilband und darüber wiederum ein Flechtbandknoten (f. 185r). Die Initialen der einzelnen Declamationes (f. 185r, 189v, 212r) sind mit derselben rotbraunen Tinte geschrieben.

Nachträge und Benutzungsspuren
Auf f. 254*v finden sich Federproben, wo u.a. der Epitaphios Adonis des Bion (Verse 1 und 2 mit Abweichungen: ἐπαιάζω τὸν ἄδωνιν, ἐπαιάζουσιν ἔρωτες) und Hero und Leander von Musaeus (Vers 245: δεινὸς ἔρως, καὶ πόντος ἀμείλιχος) zitiert werden. Hinzugesetzt sind zwei Köpfe im Profil, vielleicht passend zu den Versen Bions ein Adonis.

Provenienz
Augsburg / Heidelberg.
Geschichte des Faszikels
Die Handschrift ging bald nach dem Tod des Venezianer Humanisten Giovanni Battista Cipelli (Egnazio) 1553 in den Besitz Ulrich Fuggers über, der 1564 nach Heidelberg umsiedelte, seine Bibliothek folgte 1567 (Fuggersignatur egnati N° = 154. auf f. Ir; vgl. BAV, Pal. lat. 1950, f. 189v: Libanii declamationes. char. 154. egna.).

Inhalt

3) 185r–205r Digitalisat

Verfasser
Libanius (GND-Nr.: 11857258X).
Titel
Declamationes selectae.
TLG-Nummer
2200.005.
Angaben zum Text
f. 185r–189v Legatio Menelai (decl. 3); f. 189v–205r Legatio Ulixis (decl. 4). - Die προθεωρία der Declamationes ist jeweils nicht hinzugesetzt.
Titel (Vorlage)
185r λιβανίου σοφιστοῦ καὶ κοιαίστορος μελέται: πρεσβευτικὸς πρὸς τοὺς τρῶας ὑπὲρ τῆς ἑλένης: μενέλαος.
Textgestaltung
Nur die 3. Declamatio (f. 185r) hat einen Titel. Die 4. ist durch eine Leerzeile von der 3. getrennt. Am Rand finden sich Korrekturen, ἀντίθεσις-, λύσις-, γράφεται-, σημείωσαι- und γνώμη-Hinweise durch den Schreiber.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Eventuell eine weitere Hand.
Edition
Libanii opera, Vol. V: Declamationes I–XII rec. Richard Foerster, Leipzig 1909, S. 201–221, 228–286 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen, aber erwähnt, vgl. S. 160).

4) 205r–212r Digitalisat

Verfasser
Aelius Aristides (GND-Nr.: 118503979).
Titel
Ad Achillem (decl. 52).
TLG-Nummer
0284.052.
Textgestaltung
Am Rand Korrekturen und γράφεται-Hinweise durch den Schreiber.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Eventuell eine weitere Hand.
Edition
Aristides, Vol. II rec. Wilhelm Dindorf, Leipzig 1829, S. 585–608 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen).

5) 212r–225v Digitalisat

Verfasser
Libanius (GND-Nr.: 11857258X).
Titel
Achillis ad Ulixem antilogia (decl. 5).
TLG-Nummer
2200.005.
Textgestaltung
Am Rand Korrekturen, γράφεται-, σημείωσαι- und γνώμη-Hinweise durch den Schreiber.
Edition
Libanii opera, Vol. V: Declamationes I–XII rec. Richard Foerster, Leipzig 1909, S. 303–360 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen, aber erwähnt, vgl. S. 160, 298).

6) 225v–236v Digitalisat

Verfasser
Choricius (GND-Nr.: 100938981).
Titel
Patroclus (decl. 10).
TLG-Nummer
4094.001.
Angaben zum Text
Am Rand eine Korrektur und γνώμη-Hinweise durch den Schreiber.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Die θεωρία des Patroclus ist nicht hinzugesetzt.
Edition
Choricii Gazaei opera ed. Richard Foerster/Eberhard Richtsteig, Leipzig 1929, S. 437–476 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen, aber erwähnt, vgl. S. XXI).

7) 239r–251r Digitalisat

Verfasser
Libanius (GND-Nr.: 11857258X).
Titel
Orestis defensio (decl. 6).
TLG-Nummer
2200.005.
Angaben zum Text
Nach der Inhaltszusammenfassung ist die προθεωρία nicht hinzugesetzt worden. Am Rand ein γνώμη-Hinweis, wohl durch den Schreiber.
Titel (Vorlage)
239r μ]ετὰ τὴν τροίας ἅλωσιν καὶ ἀγαμέμνονος τελευτὴν ὀρέστης ἀπεκτενὼς τὴν μητέρα ὡς ἀνδροφόνον κρίνεται φόνου. μελέτη ἀντεγκληματική.
Edition
Libanii opera, Vol. V: Declamationes I–XII rec. Richard Foerster, Leipzig 1909, S. 370, 373–410 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen, aber erwähnt, vgl. S. 160, 363).


Bearbeitet von
Dr. Anne-Elisabeth Beron, Universitätsbibliothek Heidelberg, 20.12.2020.
Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Gefördert durch
The Polonsky Foundation Greek Manuscripts Project: a Collaboration between the Universities of Cambridge and Heidelberg – Das Polonsky-Stiftungsprojekt zur Erschließung griechischer Handschriften: Ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Cambridge und Heidelberg.