Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 176

Herodot, Historien

Papier · 3, 249 Bll. · 28,9 × 20,7 cm · Italien · vor 1457


Schlagwörter (GND)
Geschichtsschreibung / Geschichte.
Diktyon-Nr.
65908.
1ar–1av vacat
Ir Schmutztitel
Iv Schenkungsexlibris
1) 1r–248v Herodotus, Historiae

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
Italien. Wohl Florenz oder Rom.
Entstehungszeit
vor 1457.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier, Vorsatzblätter Papier (1a, 250*) und Pergament (I, 249).
Umfang
3, 249 Bll.
Format (Blattgröße)
28,9 × 20,7 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 1I + 31 IV248 + 1249 + (I-1)250*. Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 250*.
Foliierung
Vatikanische Foliierung (f. 1–249). Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt die Zählung dem Digitalisat (1a, 250*).
Lagenzählung
Zählung mit griechischen Zahlen auf erster Rectoseite und letzter Versoseite jeder Lage, unten mittig.
Zustand
Das Papier ist durch Feuchtigkeit gelblich gefärbt und gewellt. Mancherorts ist die (rote) Tinte etwas verwischt. Ansonsten gibt es keine Einschränkung der Lesbarkeit.
Wasserzeichen
Scheren (Nach Hemmerdinger, S. 32 entspricht es Briquet Nr. 3682, nach Cantore, S. 33 ist es Harlfinger Ciseaux Nr. 71; Breite ca. 3 cm, Höhe nicht erkennbar wg. Falz (datiert auf ca. 1440).

Schriftraum
20,8 × 12–13 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
34–36 Zeilen.
Linierung
Keine.
Schriftart
1) Eher flüchtige Minuskelschrift mit vielen Ligaturen und Hang zu Schnörkeln, besonders ausgreifend an den Rändern, Tendenz zur Worttrennung. 2) Gedrängtere Minuskelschrift mit Hang zur Verbindung von Buchstaben, die Spatien zwischen den Wörtern werden auch kleiner. Große Unterschiede sind bei den Buchstaben β und τ erkennbar. Ligatur von υ und Zirkumflex.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Zwei unbekannte Schreiber (f. 1r–78v, 78v–248v).
Buchgestaltung
Neben den rubrizierten Buchüberschriften steht jeweils der Name einer Muse. Er erscheint in unterschiedlicher Gestalt: in roter oder schwarzer Tinte, in großen Buchstaben, im Stil einer Überschrift oder an den Rand geschrieben. Es folgt jeweils der Text des Buches.
Buchschmuck
Die Überschriften sind rot geschrieben. Die Zeilen sind durch Ornamente aufgefüllt. Schreiber 1) nutzt ungewöhnlich viele Initialen, meist mehrere pro Seite. Sie sind bis zu drei Zeilen hoch und stehen in verblasster Tinte. Bei Schreiber 2) haben nur die Buchanfänge Initialen.

Nachträge und Benutzungsspuren
Nachträglicher Titel von anderer Hand auf Ir: Ἡροδότου Ἁλικαρνασσέως Ἱστορίων βίβλια ἐννεὰ Μούσων ὀνόμασιν ἐπικληθέντα. - Widmung auf 1v in roten Majuskeln: Ἡροδότῳ Κλείω χάριν ὤπασεν ἱστοριάων. - Subskription auf 249v: Andrea Biagio Questo libro sie di francesco di nicholaio biliotti da firenze, loquale tiene miser giovanni aurispa dalo detto francesco in soma di piu altri libri, e pero io francesco sopradetto ho fatto questi versi di mia propria mano questo di VI di Luglio 1457 in Roma. f. Ir Capsa-Nr.: 32; Allacci-Signatur: 297.

Einband
Roter Ledereinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; späterer Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten), vgl. Schunke, Einbände, II, S. 909.
Provenienz
Rom / Florenz / Augsburg / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Die Subskriptionen (249v) geben erst Andrea di Biagio, dann Francesco di Nicholaio Biliotti aus Florenz als frühere Besitzer aus. Letzterer hat das Buch am 6.7.1457 in Rom an Giovanni Aurispa übergeben (vgl. Franceschini, S. 112). Später ging es angeblich in die Manetti-Bibliothek über (vgl. Lehmann, Fuggerbibliotheken II, S. 100), möglicherweise gemeinsam mit BAV, Pal. gr. 170 und BAV, Pal. gr. 192 (Vgl. Hemmerdinger, S. 32f.). Jedoch findet sich im Manuskript kein Hinweis darauf. Besonders das Fehlen des typischen Index‘ zu Beginn ist auffällig. Dagegen ist die Anwesenheit der Handschrift in der Bibliothek von Ulrich Fugger belegt. Dieser nahm sie mit nach Heidelberg und vererbte sie dem Kurfürsten. 1622 wurde die Hs. im Rahmen von Kriegshandlungen aus Heidelberg entfernt und zunächst zum Bayernherzog Maximilian nach München gebracht, der sie Papst Gregor XV. schenkte. Leo Allacci brachte sie nach Rom, seitdem befindet sie sich in der Biblioteca Vaticana (Schenkungsexlibris; Stempel der BAV auf 1r und 248v).

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_gr_176
Literatur
Stevenson, Graeci, S. 89f.; Schunke, Einbände, II, S. 909; Katalog der Fuggerbibliothek „Catalogus Graecorum librorum“ (BAV, Pal. lat. 1950, 188r); Raffaella Cantore, Per la storia del testo di Erodoto. Studi sulla famiglia Romana. EIKASMOS Quaderni Bolognesi di Fililogia Classica, Studi, 22, Bologna 2013, S. 33; Adriano Franceschini, Giovanni Aurispa e la sua biblioteca. Notizie e documenti, Medioevo e umanesimo 25, Padua 1976; Harlfinger; Hemmerdinger, S. 32f.; Nousia; Heinz Willi Wittschier, Giannozzo Manetti. Das Corpus der Orationes. Köln 1968; Herodoti Historiae. hgg. von N. G. Wilson, Vol. I + II, Oxford 2015.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Inhalt

1) 1r–248v Digitalisat

Verfasser
Herodotus (GND-Nr.: 118549855).
Titel
Historiae.
TLG-Nummer
0016.002.
Angaben zum Text
F. 1r–24v Buch A‘; f. 24v–56v Buch B‘; f. 56v–87v Buch Γ‘; f. 87v–122r Buch Δ‘; f. 122r–144r Buch E‘; f. 144r–167r Buch Z‘; f. 167r–206v Buch H‘; f. 206v–229r Buch Θ‘; f. 229r–248v Buch I‘.
Titel (Vorlage)
Ἡροδότῳ Κλείω χάριν ὤπασεν ἱστοριάων.
Incipit
1r Ἡεροδότου ἁλικαρνασῆος ἱστορίης ἀπόδειξις …
Explicit
248v … λυπρὴν οἰκέοντες μᾶλλον, ἢ πεδιάδα σπείροντες, ἄλλοισι δουλεύειν.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Am Ende von Buch B‘ Reklamant (Anfang von Buch Γ‘), ebenso am Ende von Buch Ε‘.
Edition
Wilson, S. 2 (Hs. herangezogen).


Bearbeitet von
Vinzenz Gottlieb, Universitätsbibliothek Heidelberg, 27.03.2020.
Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Gefördert durch
The Polonsky Foundation Greek Manuscripts Project: a Collaboration between the Universities of Cambridge and Heidelberg – Das Polonsky-Stiftungsprojekt zur Erschließung griechischer Handschriften: Ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Cambridge und Heidelberg.