Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 184
Xenophon, varia
Pergament · 2, 170, 2 Bll. · 30,5 × 20,5 cm · Italien · frühes 15. Jh.
- Schlagwörter (GND)
- Philosophie / Geschichte / Pädagogik / Ökonomie.
- Diktyon-Nr.
- 65916.
1ar–1av | vacat | |
Ir | Schenkungsexlibris | |
Iv | Index | |
1) | 1r–28r | Xenophon, Oeconomicus |
2) | 28v–38r | Xenophon, Hiero |
38v | vacat | |
3) | 39r–170r | Xenophon, Institutio Cyri |
Kodikologische Beschreibung
- Entstehungsort
- Italien. Möglicherweise Florenz.
- Entstehungszeit
- frühes 15. Jh.
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Pergament, Vorsatzblätter Papier (1a, 172*) und Pergament (I, 171*).
- Umfang
- 2, 170, 2 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 30,5 × 20,5 cm (vgl. Bandini S. 440).
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- (I-1)1a + 1I + 3 V30 + IV38 + 13 V168 + I170 + 1171* + (I-1)172*. Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 172*.
- Foliierung
- Vatikanische Foliierung oben rechts auf Rectoseite (f. 1–170). Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt die Zählung dem Digitalisat (1a, 171*–172*).
- Lagenzählung
- Lagenzählung mit griechischen Buchstaben unten mittig auf Versoseite des letzten Folio eines Faszikels von α (f. 48v) bis λ (f. 148v).
- Zustand
- Der Codex ist sehr gut erhalten.
- Schriftraum
- 20 × 12,5 cm (vgl. Bandini S. 440).
- Spaltenanzahl
- 1 Spalte.
- Zeilenanzahl
- 28 Zeilen.
- Linierung
- 22D1.
- Schriftart
- Minuskelschrift.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Der Schreiber ist unbekannt. Die Schrift, eine Minuskelschrift, ist gestochen scharf, sehr sauber geschrieben und enthält viele typische Ligaturen, Oberlängen bei δ, γ, α und τ, Unterlängen bei χ, ρ, ξ und γ, jedoch nicht durchgängig. Besonders ausschweifend sind letztere in der letzten Zeile jeder Seite. Gelegentlich werden τ und ο groß geschrieben. Die Worttrennung wird konsequent durchgehalten.
- Buchgestaltung
- Am Anfang lässt der Schreiber ein Spatium am Satzende. Dieses wird aber immer kleiner im Laufe des Buches. Mit dem Platz geht der Schreiber großzügig um, so lässt er nach Xenophon, Hiero eineinhalb Seiten komplett frei. Bemerkenswert ist auch der Einsatz eines Quaternios (31r–38v) anstelle der sonst verwendeten Quinionen.
- Buchschmuck
- Die Initialen sind viel größer und prächtiger als in anderen Hss. der Manetti-Bibliothek.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Auf Iv: lateinischer Index der Manetti-Bibliothek mit (ungenauen) Seitenzahlen. Es gibt nur einige Marginalien, oft Erläuterungen von derselben Hand. Ir: Capsa-Nr.: C. 76.
- Einband
- Roter Ledereinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; späterer Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten), vgl. Schunke, Einbände, II, S. 909.
- Provenienz
- Florenz / Augsburg / Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Der Schreiber ist unbekannt. Nach Angabe von Bandini, S. 440, kann man 1410 als terminus post quem und die 1430er Jahre als spätestmöglichen Entstehungszeitpunkt annehmen. Er stellt eine Abhängigkeit der Hs. vom Laur. Conv. Soppr. 112 fest, der sich damals in Florenz befand. Laut dem Besitzvermerk auf Iv befand sich die Hs. in der Bibliothek von Giannozzo Manetti. Unklar ist, ob er sie ins Exil nach Neapel mitgenommen hat, wo er 1459 verstarb. Der Plan, die Bibliothek an das Kloster San Spirito zu vererben, kam wohl nicht zur Ausführung. Sie ging an Manettis Sohn Angelo (auch Agnolo genannt) und blieb bis ca. 1555 im Besitz der Familie Manetti. Dann wurde sie an Ulrich Fugger verkauft und nach Augsburg verbracht. Dieser brachte sie 1567 nach Heidelberg und vermachte sie 1584 dem Kurfürsten Friedrich IV., der sie zu seiner Bibliothek hinzufügte. 1622 wurde sie als Kriegsbeute aus Heidelberg entfernt und vom Bayernherzog Maximilian dem Papst Gregor XV. geschenkt. Leo Allacci (Allacci-Signatur 281) brachte sie nach Rom, seitdem befindet sie sich in der Biblioteca Vaticana (Schenkungsexlibris; Bibliotheksstempel der BAV auf 1r und 170r).
- Literatur
- Stevenson, Graeci, S. 92f.; Schunke, Einbände, II, S. 909; RGK I S. 78; Katalog der Fuggerbibliothek „Catalogus Graecorum librorum“
(BAV, Pal. lat. 1950, 193v); Heinz Willi Wittschier, Giannozzo Manetti. Das
Corpus der Orationes, Köln 1968; Haan 2019, S. 267–280); Cagni; André Wartelle, Inventaire des manuscrits grecs
d’Aristote et de ses commentateurs, Paris 1963, S. 143; Stefano Martinelli Tempesta, Nuovi codici copiati
da Giovanni Scutariota (con alcune novità sul Teocrito Ambr. P 84 sup. e
Andronico Callisto), in: F. Bognini/V.
De Angelis (éd.), Meminisse iuvat: studi in
memoria die Violetta de Angelis, Pisa, 2012, S. 159–548; Michele Bandini, La Ciropedia tra Guarino e
Vittorino. Note su alcuni codici, in: Antonio Bravo
Garcia (ed.), The legacy of Bernard de Montfaucon: Three
Hundred Years of Studies on Greek Handwriting. Proceedings of the Seventh
International Colloquium of Greek Palaeography (Madrid – Salamanca,
15.-20. September 2008), Bibliologia 31, Turnhout, 2010, S. 437–448,
871–876; Edgar Cardew Marchant, Xenophontis opera omnia,
vol. 4 Institutio Cyri, Oxford, 1920 (Nachdruck 1952); Edgar Cardew Marchant, Xenophontis opera omnia,
vol. 5 opuscula, Oxford, 1920 (Nachdruck 1952); Xenophon Oeconomicus. A social and Historical translation by
Sarah B. Pomeroy, Oxford, 1994; Axel W. Persson, Zur Textgeschichte
Xenophons, Lund/Leipzig 1915, S. 12; Karl Schenkl, Xenophontische Studien III. Beiträge
zur Kritik des Oikonomikos, des Symposion und der Apologie, in:
Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften, Wien 1876, S. 103–178.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
Inhalt
1) 1r–28r
- Verfasser
- Xenophon (GND-Nr.: 118635808).
- Titel
- Oeconomicus.
- TLG-Nummer
- 0032.003.
- Titel (Vorlage)
- Ξενοφῶντος ῥήτορος οἰκονομικὸς λόγος.
- Incipit
- 1r Ἤκουσα δὲ αὐτοῦ καὶ περὶ οἰκονομίας διαλεγομένου …
- Explicit
- 28r … τὸν ἀεὶ χρόνον διατρίβειν φοβούμενος μὴ δὶς ἀποθάνῃ.
- Edition
- Pomeroy (Hs. herangezogen S. 103).
2) 28v–38r
- Verfasser
- Xenophon (GND-Nr.: 118635808).
- Titel
- Hiero.
- TLG-Nummer
- 0032.008.
- Titel (Vorlage)
- Ξενοφῶντος ῥήτορος ἱερῶν ἢ τυραννικός.
- Incipit
- 28v Σιμωνίδης ὁ ποιητὴς ἀφθκετό ποτε πρὸς Ἱέρωνα …
- Explicit
- 38r … εὐδαιμονῶν γὰρ οὐ φθονηθήσῃ.
- Nachträge und Rezeptionsspuren
- sehr wenige Marginalien.
- Edition
- Marchant (Hs. nicht erwähnt).
3) 39r–170r
- Verfasser
- Xenophon (GND-Nr.: 118635808).
- Titel
- Institutio Cyri.
- TLG-Nummer
- 0032.007.
- Titel (Vorlage)
- Προσείμια Ξενοφῶντος Κύρου παιδείας, de infantia Cyri (vgl. Index S. Iv).
- Incipit
- 39r Ἐννοιά ποθ ἡμῖν ἐγένετο, ὅσαι δημοκρατίαι κατελύθησαν …
- Explicit
- 170r … εὑρήσει αὐτὰ μαρτυροῦντα τοῖς ἐμοῖς λόγοις.
- Edition
- Marchant (Hs. nicht erwähnt).
- Bearbeitet von
- Vinzenz Gottlieb, Universitätsbibliothek Heidelberg, 24.01.2020.
- Katalogisierungsrichtlinien
- Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.