Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 215

Herodot, Historien u.a.

Papier · 2, 395, 1 Bll. · 22 × 14 cm · Kreta · Mitte 15. Jh.


Schlagwörter (GND)
Geschichtsschreibung / Geschichte.
Diktyon-Nr.
65947.
1ar–2ar vacant
2av Schenkungsexlibris
1r Schmutztitel
1) 1v Antipater, De Musis
2) 1v Platon, De Musis
3) 1v Antipater, De Musis
4) 2r–3v Anonymus, De dialectis
5) 4r–393r Herodotus, Historiae
393v vacat
6) 394r Anonymus, Fragmentum de Dialecto
7) 394v–395v Diodor, De Musis

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
Kreta. Vgl. Subskription 393r, vgl. Lehmann, Fuggerbibliotheken, S. 134.
Entstehungszeit
Mitte 15. Jh. Geschrieben am 3. September eines unbekannten Jahres.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Westliches Papier.
Umfang
2, 395, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
22 × 14 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 12a + I2 + 32 VI386 + 2388 + III394 +1395 + (I-1)396*. Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 396*.
Foliierung
Vatikanische Foliierung mit arabischen Ziffern (f. 1–395). Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 2a, 396*).
Lagenzählung
Mit griechischen Zahlen am Beginn (rechts oben) und am Ende jeder Lage (links unten).
Zustand
Der Codex ist in brauchbarem Zustand, hat aber einige Flecke und Abnutzungserscheinungen. Restaurationsspuren auf f. 3. Im Falz befinden sich Schäden, teilweise überklebt.
Wasserzeichen
Zwei verschiedene: Dreiberg mit Stange und Stern, (Briquet Nr. nach Hemmerdinger 11752, nach Cantore 11750) und Früchte (Hemmerdinger: 7425, Cantore 7426). Durch die Widersprüchlichkeit der Angaben ergeben sich Datierungen des Papiers zwischen 1418 und 1450, wobei Symeonakis zwischen 1414 und 1448 als Protopapas von Candia belegt ist (vgl. RGK I, Nr. 184).

Schriftraum
17 × 9,5 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
31–34 Zeilen bei Schreiber 1, 25–30 Zeilen bei Schreiber 2.
Schriftart
Die Schrift von Serigos ist sehr gleichmäßig und sauber. Symeonakis schreibt deutlich unsauberer. Die Mitwirkung weiterer Schreiber auf f. 1r–3v und 394v–395r kann nicht ausgeschlossen werden.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Die einzelnen Teile sind von unterschiedlicher Hand geschrieben. Der Hauptteil stammt von Johannes Serigos (vgl. Subskription f. 393r; RGK I, Nr. 182), im Folgenden Schreiber 1 genannt. Der Auftraggeber Johannes Symeonakis (RGK I, Nr. 184), im Folgenden Schreiber 2 genannt, hat Titel, Marginalien und einen Abschnitt (7r–14v) selbst geschrieben (Vgl. Cantore, S. 33).
Buchgestaltung
Das Buch besteht hauptsächlich aus Herodots Historien, mit einigen kleineren Texten zuvor und danach.
Buchschmuck
Prachtvolle Initialen zu Beginn jedes Herodot-Buches.

Nachträge und Benutzungsspuren
Zahlreiche kurze Randbemerkungen. Subskription am Ende des Herodot-Textes f. 393r: τέλλος σὺν θεῷ ἁγίῳ. ἐγράφη δι’ ἐξόδου κυροῦ ἰωάννου πρώτου ἱερέως τῆς κρήτης τοῦ συμεονάκη καὶ πόνος ἰωάννου ἱερέως τοῦ σηρίγω σεπτεβρίῳ Γ᾿.

Einband
Roter Ledereinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; späterer Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten), vgl. Schunke, Einbände, II, S. 909.
Provenienz
evtl. Italien / Augsburg / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Auf f. 1r findet sich die Abkürzung Henr., die aus der Bibliothek Ulrich Fuggers stammt. Dahinter verbirgt sich wahrscheinlich Henricus Stephanus. Er gehörte zu den wichtigsten Agenten, die für Fugger in Italien Handschriften aufkauften, und erwarb die Hs. wohl über italienische Mittelsmänner (vgl. Lehmann, Fuggerbibliotheken S. 132–135), möglicherweise Francesco Barbaro (vgl. Hemmerdinger, S. 33).
1622 wurde die Hs. als Kriegsbeute aus Heidelberg entfernt und vom Bayernherzog Maximilian dem Papst Gregor XV. geschenkt. Leo Allacci brachte sie nach Rom, seitdem befindet sie sich in der Biblioteca Vaticana (Schenkungsexlibris; Siegel der BAV auf 4r und 325v).
Mehrere durchgestrichene ehemalige Signaturen auf f. 1r. Die Capsa-Nr. könnte 103 sein, die Allacci-Signatur 319.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_gr_215
Literatur
Stevenson, Graeci, S. 89f.; Schunke, Einbände, II, S. 909; Katalog der Fuggerbibliothek „Catalogus Graecorum librorum“ (BAV, Pal. lat. 1950, 188r); RGK I, Nr. 182, 184; Raffaela Cantore, per la storia del testo di Erodoto, studi sulla famiglia Romana, Bologna 2013, S. 33; Adriano Franceschini, Giovanni Aurispa e la sua biblioteca. Notizie e documenti, Medioevo e umanesimo 25, Padua 1976; Hemmerdinger, S. 32f.; Nousia; Anthologia Graeca epigrammatum Palatina cum Planudea, edidit Hugo Stadtmüller, Vol. III pars prior, Leipzig 1906.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Inhalt

1) 1v Digitalisat

Verfasser
Antipater v. Thessalonike? (GND-Nr.: 102380090) / Antipater v. Sidon? (GND-Nr.: 118645358).
Titel
De Musis.
TLG-Nummer
7000.001.
Angaben zum Text
Anth. Pal. IX,504. Stevenson schreibt das Epigramm einem Antipater zu, wogegen Stadtmüller den Autor offen lässt.
Rubrik
1v >Ἐπίγραμμα εἰς τὰς μούσας, ὅσαι καὶ οἷαι Ἀντιπάτρου<.
Incipit
1v Καλλιόπη σοφίην ἡρώϊδος εὗρεν ἀοιδῆς …
Explicit
1v … καὶ ἤθεα κεδνά.
Edition
Stadtmüller, S. 500f.

2) 1v Digitalisat

Verfasser
Plato (GND-Nr.: 118594893).
Titel
De Musis.
TLG-Nummer
0059.039, 7000.001.
Angaben zum Text
Anth. Pal. IX,506.
Schrift / Schreiber
Schreiber 2.
Edition
Stadtmüller, S. 504.

3) 1v–2r Digitalisat

Verfasser
Antipater v. Thessalonike? (GND-Nr.: 102380090) / Antipater v. Sidon? (GND-Nr.: 118645358).
Titel
De Musis.
TLG-Nummer
7000.001.
Angaben zum Text
Anth. Pal. IX,26. Stadtmüller schreibt das Epigramm Antipater von Thessalonike zu.
Schrift / Schreiber
Schreiber 2.
Textgestaltung
Die ersten acht Verse befinden sich am Ende von f. 1v, die letzten beiden am Ende von 2r. Dazwischen befindet sich eine Seite des Textes 4, welche auf Grund der Einteilung des Schriftraums für älter zu halten ist.
Edition
Stadtmüller, S. 19f.

4) 2r–3v Digitalisat

Verfasser
Anonymus.
Titel
De dialectis.
Incipit
2r Ἰστέον ὅτι διάλεκτοί εἰσι πέντε· Ἕλληνος τοῦ Διὸς …
Explicit
3v … οἱον, αὐ ἀτ’ἔδραμον.
Schrift / Schreiber
Dünnere Schrift als bei Text 1–3. Es könnte sich um Schreiber 2 handeln, aber auch um einen unbekannten dritten. Die Schriftgröße variiert, ebenso die Zahl der Zeilen pro Seite.
Edition
keine Edition.

5) 4r–393r Digitalisat

Verfasser
Herodot (GND-Nr.: 118549855).
Titel
Historiae.
TLG-Nummer
0016.002.
Angaben zum Text
f. 4r–55r Buch 1 Clio; f. 55r–110r Buch 2 Euterpe; f. 110r–158v Buch 3 Melpomene; f. 158v–206v Buch 4 Thalia; f. 206v–238r Buch 5 Polyhymnia; f. 238v–271r Buch 6 Erato; f. 271r–328v Buch 7 Terpsichore; f. 328v–361v Buch 8 Urania; f. 361v–393v Buch 9 Kalliope.
Rubrik
4r >Ἡροδότου ἱστορίας α Κλειώ<.
Incipit
4r Ἡεροδότου Ἁλικαρνασῆος ἱστορίης ἀπόδειξις …
Explicit
393r … λυπρὴν οἰκέοντες μᾶλλον, ἢ πεδιάδα σπείροντες, ἄλλοισι δουλεύειν.
Schrift / Schreiber
Von 7r–14v Schreiber 2, ansonsten Schreiber 1.
Textgestaltung
Am Ende jedes Buches gibt es eine Zierleiste und eine Überschrift sowie eine große Initiale am linken Rand, alles in roter Tinte. Mit anderer Tinte steht der Name der namensgebenden Muse des endenden und des beginnenden Buches dabei.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Lateinische Überschriften von anderer Hand mit Inhaltsangabe am oberen Rand jeder Seite, auf der ein neues Buch beginnt. Zahlreiche griechische Marginalien in verschiedenen Tinten. Teilweise ähneln sie Schreiber 2, aber bei vielen ist mindestens ein weiterer Schreiber sehr wahrscheinlich.
Edition
Herodoti Historiae, hrsg. von Nigel Guy Wilson, Vol. I+II, Oxford 2015 (Hs. nicht herangezogen). Eine Beschreibung gibt es bei Hemmerdinger.

6) 394r Digitalisat

Verfasser
Anonymus.
Titel
Fragmentum de Dialecto.
Angaben zum Text
Es handelt sich um eine Beschreibung von Besonderheiten des ionischen Dialekts, möglicherweise von Schreiber 2 erstellt.
Incipit
394r ἀφαίρεσις, ὡς τὸ ἔκαμον, κάμον …
Explicit
394r … ὡς ἐλήληθα, ἐλήλουθα.
Schrift / Schreiber
Möglicherweise Schreiber 2. Die Striche sind zwar dünner als sonst, die Buchstaben sind aber ähnlich unsauber geschrieben.
Textgestaltung
Links befindet sich der Begriff der sprachlichen Erscheinung, rechts daneben ein Beispiel.

7) 394v–395r Digitalisat

Verfasser
Diodor (GND-Nr.: 118679627).
Titel
De Musis.
TLG-Nummer
0060.001.
Angaben zum Text
Der Text befindet sich nicht im dritten Buch, sondern im vierten.
Titel (Vorlage)
394v >περὶ μουσῶν Διοδώρου· ἐκ τοῦ Γ‘ βιβλίου<.
Incipit
394v Ἐπειδὴ περὶ ἐμνήσθημὲν ἐν τοῖς Διονύσου πράξεσιν οἰκεῖον …
Explicit
395r … τοῦτων δ’ἡμῖν ἀρκούντως εἰρημένων.
Schrift / Schreiber
Schreiber 2.
Textgestaltung
Die Überschrift ist nicht hervorgehoben, nur etwas eingerückt.
Edition
Diodori bibliotheca historica, recognovit Fridericus Vogel, vol. I, Leipzig 1888, S. 404–406 (Hs. nicht erwähnt).


Bearbeitet von
Vinzenz Gottlieb, Universitätsbibliothek Heidelberg, 16.03.2020.
Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Gefördert durch
The Polonsky Foundation Greek Manuscripts Project: a Collaboration between the Universities of Cambridge and Heidelberg – Das Polonsky-Stiftungsprojekt zur Erschließung griechischer Handschriften: Ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Cambridge und Heidelberg.