Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 22

Rhetorische Sammelhandschrift

Bombycin · 2, 211, 1 Bll. · 32,5 × 25,0 cm · Zypern · 1. Viertel 14. Jh.


Schlagwörter (GND)
Rhetorik / Unterricht / Aphthonius / Hermogenes.
Diktyon-Nr.
65755.
1r Lateinische Inhaltsangabe
1v vacat
1) 1ar–2r Maximus Planudes, Prolegomena in artem rhetoricam
2) 2r Iohannes Doxopatres, Prolegomenarum in Aphthonii Progymnasmata excerpta dua
3) 2r Anonymus, Prolegomena IV in Aphthonii Progymnasmata
4) 2r–13r Aphthonius, Progymnasmata cum scholiis
5) 13r–40v Hermogenes, De statibus (Περὶ στάσεων) cum scholiis
6) 41r–42v Anonymus, Prolegomena in Hermognis De inventione
7) 42v–98r Ps.-Hermogenes, De inventione (Περὶ εὑρέσεως) libri IV cum scholiis
8) 98v–99v Anonymus, Prolegomena in Hermogenis librum De formis oratoriis
9) 100r–197v Hermogenes, De formis oratoriis (Περὶ ἰδέων λόγου) cum scholiis
10) 198r–211v Ps.-Hermogenes, De ratione eloquentiae cum scholiis

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
Zypern. Siehe Schriftart sowie die Geschichte der Handschrift.
Entstehungszeit
1. Viertel 14. Jh. Aufgrund der Schriftart; f. 1–12 im 2. Viertel d. 15. Jhs. ersetzt.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Bombyzin (Vor- und Nachsatzblätter sowie f. 1–12 westliches Papier).
Umfang
2, 211, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
32,5 × 25,0 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1* + 11 + 2 III12 + V22 + 9 IV94 + (III-1)99 + VI111 + 6 IV159 + V169 + 3 IV193 + II197 + IV205 + (IV-2)211 + (I-1)212*. Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1*, Hinterspiegel Gegenbl. von 212*. Die zum Teil ungleichmäßige Lagenfolge erklärt sich dadurch, dass die Einzelwerke wohl je für sich geschrieben und danach zu einer Handschrift zusammengebunden wurden.
Foliierung
Wegen der engzeilig ausgeführten Scholiierung findet sich die Blattzählung rechts am oberen Rand des Kopfstegs (I, 1–211). Das fuggersche Vorsatzblatt (= I) wurde zu einem nicht bekannten Zeitpunkt als f. 1 mitgezählt und der eigentliche Textbeginn daher sekundär auch als f. 1a bezeichnet. Die Art der Ziffern weist auf die Kanzleischrift des 16. Jahrhunderts hin. Offensichtlich wurden sie bereits in Verbindung mit den Editionsbemühungen dieser Zeit eingefügt, zu denen die Handschrift herangezogen wurde, und nicht erst im Vatikan ergänzt. Diese Foliierung wurde aber erst zu dem Zeitpunkt durchgeführt, als die verlorenen Anfangsblätter bereits ersetzt waren. Einige Zahlen fielen jedoch dem Bindebeschnitt bzw. auch der Materialzerstörung zum Opfer und wurden dann wohl im Vatikan ergänzt. Daher sind einige Blätter heute doppelt gezählt. Weiter findet sich mittig im Fußsteg beginnend ab f. 13 sowohl auf der Verso-, als auch auf der Rectoseite eine griechische Zählung α´- ροθ´, ρϞ´- σ´, σα´, σβ´- <σι´> (σζ´ ist die letzterhaltene Zahl, die griechische Zifferfolge ρπ´- ρπθ´ wurde dabei übersehen, außerdem wird Blatt σ´ auf der Versoseite als σα´ gezählt). Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1*, 212*).
Lagenzählung
Die Reklamenten der griechischen Lagenzählung befinden sich mittig auf der ersten Rectoseite jeder Lage. Sie sind zu einem größeren Teil jedoch durch Materialzerstörung im Bereich des Fußstegs ausgefallen. Erhalten hat sie sich mit wenigen Ausfällen von f. 100–198 (= ιε´ [15] - κζ´ [27]). Außerdem finden sich im Fußsteg rechts Reste einer moderneren lateinisch-alphabetischen Zählung (teils mit numerischer Zählung der betreffenden Lage), wie sie oft im Zusammenhang mit Neubindungen stehen.
Zustand
Da der Beschreibstoff über einen längeren Zeitraum schlecht haltbar ist, befindet sich die Handschrift in einem schlechten Zustand. Der originale Buchrücken ist vollständig zerstört, weswegen das Bombyzin mit weißen Papierstreifen neu angefalzt werden musste. Der heutige Zustand geht auf die letzte vatikanische Bindung in den 1850er Jahren zurück. Unterhalb der neuen Falzstreifen, aber auch an den Seitenrändern befinden sich bereits ältere Reparaturen und Überklebungen aus Japanpapier, mit denen Schäden aufgrund von Wurmfraß behoben wurden. An Anfang und Ende der Handschrift auch Feuchtigkeitsschäden und Pilzbefall. Zwar ist der Text noch überall gut lesbar, Teile der Kommentare gingen jedoch durch Bindebeschnitt und Materialzerstörung an den Außenstegen verloren. Weiterhin zeigt sich insbesondere im Bereich der Scholien beginnender Tintenfraß.
Wasserzeichen
Die am Anfang der Handschrift ersetzten f. 1–12 zeigen ein Einhorn/Licorne ohne Beizeichen, Stegverlauf mittig, ähnlich zu Briquet 9970 (belegt für Florenz 1433/75), sowie Harlfinger, Licorne/Einhorn 13 (für den BAV, Pal. gr. 388, entstanden in Konstantinopel 1435/37).

Schriftraum
16,0–23,5 × 17,5 cm (in Abhängigkeit von der Scholiierung).
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
16–27 Zeilen.
Linierung
Ähnlich Leroy 1995, 00C1.
Schriftart
Schreiber A verwendete eine nur leicht nach rechts inklinierte, zum Teil stärker arrondierte Buchschrift des früheren 14. Jahrhunderts, die noch Elemente der sog. Fettaugenmode (Vergrößerung der Buchstaben Beta, Epsilon, Omikron, Sigma und Omega) zeigt und damit bereits auf den späteren Hodegonstil ab den 1340er Jahren hinweist. Besonders auffällig sind jedoch die Form der Buchstaben Epsilon (arrondiert), Lambda und Ny (schmal und nach rechts geneigt). In Verbindung mit den gleichfalls stark arrondierten Buchstaben Kappa und Chi kann man diese Handschrift jener Gruppe zuordnen, für die Paul Canart, Les écritures livresques chypriotes du milieu du Xie siécle au milieu du XIIIe siècle et le style palestino-chypriote epsilon, in: Scritture e civiltà 5 (1981), S. 47–53 (ND S. 707–713), die Sammelbezeichnung Stil Epsilon mit einer Reihe von Untergruppen geprägt hat. Der hier behandelte Codex fällt in die Gruppe der dekorativen Handschriften ohne Illuminationen. Dieser Schriftduktus stammte aus Konstantinopel, im Raum Palästina und Zypern kamen jedoch stärker arrondierte Buchstabenformen hinzu, die für den Pal. gr. 22 eine Datierung in das erste Viertel des 14. Jahrhunderts ermöglichen. Dazu gehören die Buchstaben Beta, Kappa und Ny, die in ihrer Ausprägung ganz ähnlich im Pal. gr. 367 vorliegen, siehe auch Perria, Graphis, S. 140–142. Der hier behandelte Kodex hat insgesamt jedoch noch nicht die extrem artifizielle Ausprägung der zuletzt genannten Handschrift. Für den Pal. gr. 22 als rhetorischen Standardwerk war jedoch gute Lesbarkeit Bedingung, wie sie die etwa zeitgleichen Codices Vat. Barb. gr. 449 (Tetraevangeliar) oder Par. gr. 822 zeigen. Die Schrift des Pal. gr. 22 erlaubt zugleich die Lokalisierung der Handschrift nach Zypern. - Hand a restituierte den ausgefallenen Anfang und ergänzte zusätzlich die Kommentare zu den Folgetexten. Dabei handelt es sich um eine individuelle, trotz der Höhe von etwa 3 Millimeter auf Lesbarkeit bedachte individuelle Gebrauchsschrift. Hand a ergänzte zudem mit nochmals feinerer Feder noch kleinere philologische Interlinearglossen. Die zur Buchgestaltung genannten Initialen basieren auf einer abgewandelten Form der konstantinopolitanischen Auszeichnungsschrift.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Ein Schreiber A (f. 13–211) sowie die spätere Hand a für die restituierten Blätter 1–12 und die Scholien zum Haupttext ab f. 13.
Buchgestaltung
Der Textblock wurde entsprechend für den Eintrag von Scholien vorbereitet, die Gesamtausführung ist als eher einfach zu bezeichnen, da der Kodex – wie oben bereits angedeutet – für den Privatbedarf bzw. zu Unterrichtszwecken erstellt wurde. Dabei schwankt die Zeilenzahl in Abhängigkeit vom Platzbedarf der Kommentare zwischen 15 und 27. Die Scholien wurden um die Texte herum angeordnet. Das jeweilige Textende wird durch eine Abschlusszeile gekennzeichnet, darauf folgt eine breitere Zierleiste und mittig der Titel des Folgetextes (siehe etwa f. 13r). Am Textbeginn findet sich eine nach links ausgerückte Initiale in einer Höhe von drei bis vier Textzeilen, die Abschnitte werden innerhalb des Textblocks durch unterschiedlich gestaltete rote Initialen gekennzeichnet, was auf eine eher aufwendig verzierte Textvorlage schließen lässt. Text und Scholien werden durch farbig abgesetzte griechische Zahlzeichen miteinander verbunden, seltener auch durch Obelisken und Selenae. Ab f. 127v erfolgt diese Verbindung überwiegend durch diakritische Symbole, wenn nur wenig Kommentar auf den Außenstegen untergebracht werden muss. Zitate werden durch einfache Anführung bezeichnet. Zur Texterläuterung werden zudem einzelne Schemata ergänzt.
Buchschmuck
Mit Blick auf die Textgestaltung ist die Handschrift zwar eher schlicht gehalten, es zeigen sich aber dennoch – bis auf die im 15. Jahrhundert ersetzten Anfangsblätter – einige aufwendig gestaltete, abwechslungsreich ausgeführte, zum Teil unverhältnismäßig breite Zierelemente. F. 13r zeigt einen roten, mit einem Rankenmuster ausgefüllten Zierbalken, f. 41r einen Zierbalken mit einem Herzblattmuster sowie einem wenn auch nicht so gut gelungenen konturierten Seilband oberhalb der Prolegomena. Auf f. 42v folgen zwei weitere Muster aus roten Zierbändern, auf 45r ein Flechtknoten an der Kapitelgrenze, auf f. 51r ein mit einem Seilband umwundener Drache, der ein anderes Tier frisst, Flügel (53v, 132r, 184v, 203v), ein mit einem Flechtstreifen überdeckter Drache (f. 59r), ein breites Flechtband sowie daneben ein großer Flechtknoten (f. 80r), ein weiteres breites Flechtband (f. 98v), ein gewundenes Seilband mit Kreuz in der Mitte (f. 100r), ein Zierstreifen aus einer langen, konturierten Blattranke (f. 148v) und eine breite und konturierte Herzblattranke (f. 198r). Besonders auffällig ausgestaltete Initialen finden sich auf f. 46v (konturiertes rotes Epsilon mit zeigender Hand), ein Tau mit Schlangenkörper als senkrechter Haste auf f. 50v, ein Pi aus zwei Tauben und einem Fisch auf f. 51r, ein aus Knoten gebildetes Omikron auf f. 51v, ein Kappa aus Blattranken (f. 66v), ein geflügeltes Kreuz (f. 76r u. 120r), ein Epsilon mit Blattranken (f. 80r), ein Pi aus ausgefüllten Blattranken in einer Höhe von sechs Zeilen (f. 89v), ein ähnlich gestaltetes Tau (f. 93v), ein Alpha mit Blattranken (f. 172r), ein konturiertes und mit Blattranken ausgefülltes hohes Omikron (f. 190r) sowie ein geflügeltes Tau (f. 203v). Auch andere Initialen, besonders das häufig wiederkehrende Pi, werden mit einer gewissen Varianz ausgestaltet.

Nachträge und Benutzungsspuren
Signaturenmarke der BAV auf dem Vorderspiegel. Blatt 1 eingefügt im Rahmen der fuggerschen Bindung mit Capsa-Nr. C. 105, der Fuggersignatur 22 gefolgt von dem Sammlungsvermerk cyp(rius) und der lateinischen Inhaltsbezeichnung apht(h)onij progymnasmata. Hermogenes cum interpretatione. Darunter aktuelle Signatur für den vatikanischen Buchbinder (wiederholt f. 1ar). Bibliotheksstempel der BAV (f. 1ar u. 211v). Dazu kommen noch wenige Nachträge im Bereich der Scholien, die dem späten 15. bzw. der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts angehören (siehe etwa f. 24r).

Einband
Weißer Pergamenteinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Angelo Mai und Papst Pius IX.; späterer Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten), vgl. Schunke, Einbände, II, S. 909.
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Eine Werkausgabe der rhetorischen Schriften des Aphthonius sowie des Hermogenes war in Byzanz Grundlage für den philologischen Unterricht und gehörte zur Basisliteratur insbesondere der Rhetoriklehrer. Für Handschriften mit solchen Gebrauchstexten gab es also immer einen entsprechenden Bedarf. Wie im Abschnitt Schriftart dargelegt, wurden die aus der Spätantike stammenden Texte wohl im ersten Viertel des 14. Jahrhunderts auf Zypern kopiert. Dafür wurde noch neueres Bombyzin verwendet, was auch für das frühe 14. Jahrhundert sprechen könnte. Die graphische, möglicherweise auf eine qualitativ weit bessere Textvorlage zurückgehende Ausgestaltung zeigt allerdings, dass der Auftraggeber nicht nur den Kopisten, sondern auch einen Rubrikator hat bezahlen müssen, ein Aufwand, der Rückschlüsse auf dessen gesellschaftliche Position erlaubt. Die zinnoberroten Zierbalken und –streifen sind in ihrer Umsetzung jedoch nur bedingt gelungen, was auf eine Entstehung in der byzantinischen bzw. nachbyzantinischen Provinz und nicht etwa in Konstantinopel hindeutet. Gebrauchstexte dieser Art waren immer einer stärkeren Benutzung ausgesetzt, was insbesondere dem verwendeten Beschreibstoff kaum zuträglich war. Die ersten zwölf Blätter mussten daher noch vor der Mitte des 15. Jahrhundert ersetzt werden (siehe auch Wasserzeichen). Bei dieser Gelegenheit hat der entsprechende Schreiber ab f. 13 auch die Teile der Aphthonios- und Hermogenesscholiastik ergänzt. Außerdem kamen Interlinearglossen hinzu, was auf eine praktische Verwendung der Handschrift im Sprachunterricht hindeutet. Erster historisch Nachweisbarer Eigentümer bzw. Käufer der Handschrift war wohl Hieronymus Tragodistes Cyprius (siehe Lehmann, Fuggerbibliotheken, I, S. 108–118), da sein Sammlungssignet auf f. Ir begegnet. Hieronymus war in den frühen 1550er Jahren aus Zypern nach Venedig gekommen, um dort schon wenig später für die Familie Fugger als Agent zum Erwerb griechischer Handschriften tätig zu werden. Zu diesem Zweck unternahm er wiederholt Reisen in Italien, aber auch nach Kreta und in seine Heimat Zypern. Sein besonderes Sammelgebiet waren alte sowie theologische Handschriften. Im Fall des Pal. gr. 22 ist jedoch nicht bekannt, ob der Codex von Hieroymus aus Zypern mitgebracht wurde, oder ob die Handschrift schon früher nach Italien gelangt war. Die Verwendung italienischen (oder toskanischen?) Papiers für das Restitut lässt keine entsprechende Aussage zu, da dieses Papier ohne weiteres als Handelsware in den östlichen Mittelmeerraum hätte gelangen können. Scholiastenhände von Sprachlehrern des 16. Jahrhunderts könnten sowohl in Italien als auch auf Zypern tätig gewesen sein. Auch lässt die niedrige Fuggersignatur für sich genommen allenfalls Rückschlüsse auf die gute Verfügbarkeit der Handschrift zu. Bestandteil der Bibliothek Ulrich Fuggers war die Handschrift mit Sicherheit ab der Mitte der 1550er Jahre, denn sie begegnet im Augsburger, auf Martin Gerstmann zurückgehenden Inventar des BAV, Pal. lat. 1950, f. 183r mit dem Vermerk Aphtonij progymnasmata cum Comment:[ariis] Bomb[ycinus]. Im Zuge des Konkurses und der Vertreibung Ulrich Fuggers aus Augsburg im Jahr 1567 gelangte auch dessen Bibliothek nach Heidelberg. Vertraglich vereinbart wurde ihr Übergang in die Verfügungsgewalt der pfälzischen Kurfürsten und ihre Aufstellung in der Heiliggeistkirche, wovon der Eintrag Aphtonij progymnasmata cum Comment:[ariis] Bomb. 22 im Heidelberger Inventar des BAV, Pal. lat. 1916, f. 531r Zeugnis gibt. Interessanterweise handelte es sich nach Auskunft beider genannten Inventare auch bei dem Cod. Pal. graec. 23, der heute den Platz der Anthologia Palatina einnimmt, auch um eine rhetorische »Aphthonios-Hermogenes-Handschrift« (mit einer Reihe von Paratexten), die aufgrund ihrer Häufigkeit offenbar recht gut zu bekommen waren, denn Ulrich Fugger besaß noch zwei weitere Exemplare. Eine Verwechselung der Signaturen ist damit ausgeschlossen. Nach Ulrich Fuggers Tod im Februar 1584 erfolgte der rechtsgültige Übergang der Bibliothek in den Besitz der Kurfürsten und damit in den Bestand der Bibliotheca Palatina. Im Zuge der Zerstörung Heidelbergs 1621/22 die griechischen Handschriften der Palatina als ererbtes Geschenk des bayerischen Herzogs Maximilian an Papst Gregor XV. über München nach Rom, seither Aufstellung in der BAV.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_gr_22
Literatur
Stevenson, Graeci, S. 11–12; Artur Biedl, Beiträge zur Geschichte der Codices Palatini Graeci, in: Byzantin. Zs. 37 (1937), S. 36 Anm. 1; Stephan Glöckner, Die Handschriften der προβλήματα ῥητορικὰ εἰς τὰς στάσεις, Kirchhain 1914; Lehmann, Fuggerbibliotheken, II, S. 80; Hermogenis opera ed. Hugo Rabe, Leipzig 1913, S. XIX; Prolegomenon Sylloge ed. Hugo Rabe, Leipzig 1931, S. XLV.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Inhalt

1) 1ar–2r, lin. 11 Digitalisat

Verfasser
Maximus Planudes (GND-Nr.: 118942719).
Titel
Prolegomena in artem rhetoricam.
TLG-Nummer
4146.002.
Titel (Vorlage)
1r <Προλεγόμενα τῆς ῥετορικῆς>.
Textgestaltung
Äußerst platzsparend, d.h. engzeilig und ohne Außenränder auf dem Papier eingetragen. Das Ende wird durch eine zeigende Hand in Texttinte auf dem rechten Außensteg angezeigt.
Edition
Prolegomenon Sylloge ed. Hugo Rabe, Leipzig 1931, S. 64–73 (ND Stuttgart 1995, Berlin 2013; diese Hs. war dem Herausgeber nicht bekannt, da von Stevenson nicht entsprechend vermerkt).

2) 2r, lin. 12–13 Digitalisat

Verfasser
Iohannes Doxopatres.
Titel
Prolegomenarum in Aphthonii Progymnasmata excerpta dua.
Edition
Prolegomenon Sylloge ed. Hugo Rabe, Leipzig 1931, S. 14316–17, 22–24. (ND Stuttgart 1995, Berlin 2013; diese Hs. war dem Herausgeber nicht bekannt, da von Stevenson nicht entsprechend vermerkt).

3) 2r, lin. 14–24 Digitalisat

Verfasser
Anonymus.
Titel
Prolegomena IV in Aphthonii Progymnasmata.
TLG-Nummer
Nur unten Abschnitt 3 innerhalb von 5045.003..
Angaben zum Text
1) προόσκειται τὸ μέρων καὶ εἰδῶν … τοῖς γυμνάσμασι γυμανζόμενα. - 2) ὅτι τῶν προγυμνασμάτων … τῶν ὅλων χρησιμεύει. - 3) ὅτι καὶ ἐπιγράφεται… γυμνάσιη ἀφθονίοιο λάθῃ (= Incerti auctoris prolegomenon in progymnasmata, in: Prolegomenon Sylloge ed. Hugo Rabe, Leipzig 1931, S. 16719–22; Text weicht jedoch ab).
4) προτέτακται δὲ τὰ προγυμνάσματα … γυμνοὶ τὰ τῶν ἀγώνων ἐμελετῶν.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Hugo Rabe kannte diese Hs. nicht, weswegen ihm gerade diese Prolegomena zu Aphthonius möglicherweise entgingen.
Edition
Teils unpubliziert.

4) 2r–13r Digitalisat

Verfasser
Aphthonius (GND-Nr.: 100014526).
Titel
Progymnasmata cum scholiis.
TLG-Nummer
4100.001.
Angaben zum Text
Dem Text stehen im Sinne eines Registers knappe sog. Kategorien der 14 Hauptkapitel verbunden mit Scholien voran (ὁ μύθος ὁ τῶν μερικῶν … τὸν μοιχὸν κτείνεσθαι; s. f. 2r).
Titel (Vorlage)
2r <Αφθονίου προγυμνάσματα>.
Explicit
13r … πάθους. τέλος τῶν ἀφθονίου προγυμνασμάτων.
Textgestaltung
Text und Scholien werden durch zinnoberrote griechische Zahlen miteinander verbunden.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Da der größte Teil des Textes ersetzt werden musste, fehlt die in der Regel sehr knappe Überschrift. Die Scholien sind in der hier vorliegenden Form noch nicht ediert, stimmen inhaltlich in größeren Partien jedoch mit den bekannten Kommentaren des Johannes v. Sardes überein. Sie enden bereits auf f. 12r, lin. 32 (Außensteg rechts) mit einem zinnoberroten Kreuz, danach setzt bereits die Hermogenes-Kommentierung ein. Zwischen den Textzeilen finden sich zahlreiche lexikalische Synonyme und weitere philologische Erläuterungen, die wahrscheinlich auf den Gebrauch der Handschrift zu Unterrichtszwecken hindeuten.
Edition
Aphthonii Progymnasmata ed. Hugo Rabe, Leipzig 1926, S. 1–51 (diese Hs. vom Herausgeber nicht herangezogen, aber auch nicht in sein Stemma aufgenommen); Aphthonius v. Antiochia, Progymnasmata. Griechischer Text, Nachwort, deutsche Übersetzung, Einführung und Anmerkungen von Otto und Eva Schönberger, Würzburg 2019 (auf der Grundlage des Textes von Rabe erstellt).

5) 13r–40v Digitalisat

Verfasser
Hermogenes (GND-Nr.: 118703765).
Titel
De statibus (Περὶ στάσεων) cum scholiis.
TLG-Nummer
0592.0021.
Titel (Vorlage)
13r Ἑρμογένους τέχνη ῥετορικὴ περὶ στάσεων.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Die Scholiierung beginnt bereits auf f. 12v ab dem roten Kreuz in der Mitte des rechten Außenstegs.
Edition
Hermogenis opera ed. Hugo Rabe, Leipzig 1913, S. 28–92 (ND 1969 u. Stuttgart 1985; diese Hs. Sigle Vi, für die Textkonstitution jedoch nicht herangezogen und nicht stemmatisch verarbeitet).

6) 41r–42v Digitalisat

Verfasser
Anonymus.
Titel
Prolegomena in Hermognis De inventione.
TLG-Nummer
0598.009.
Titel (Vorlage)
41r Σύνοψις τοῦ πρώτου τόμου τῶν προοιμίων.
Explicit
42v … τόμου τῶν προοιμίων.
Textgestaltung
Am Kopf von f. 41r findet sich eine breite Zierleiste, die auf den Wechsel des Haupttextes hinweist. Darauf folgt die kurze sog. Semeiosis sowie ein rotes Seilband, das den eigentlichen Beginn der Einführung anzeigt.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Der in der Überlieferung meist zu findende Titel des ersten kurzen Prolegomenons (f. 41r) fehlt in dieser Handschrift.
Edition
Rhetores Graeci ex codicibus Florentinis, Mediolanensibus, Monacensis, Neapolitanis, Parisibus, Romanis, Venetis, Tauriniensibus et Vindobonensibus emendatiores et auctiores ed. … Christian Walz, vol. 7/1, Stuttgart u.a. 1834, S. 74–76 (für die Texterstellung wurde u.a. diese Handschrift herangezogen).

7) 42v–98r Digitalisat

Verfasser
Ps.-Hermogenes.
Titel
De inventione (Περὶ εὑρέσεως) libri IV cum scholiis.
TLG-Nummer
0592.003.
Angaben zum Text
F. 42v–50v Buch I; f. 52r–59r Buch II; f. 59r–80r Buch III; f. 80r–98r Buch IV.
Titel (Vorlage)
42v Ἑρμογένους τέχνη ῥετορικὴ περὶ εὑρεσέων.
Explicit
98r … περὶ στάσεων. + τέλος +.
Edition
Hermogenis opera ed. Hugo Rabe, Leipzig 1913, S. 28–92 (ND 1969 u. Stuttgart 1985; diese Hs. Sigle Vi, für die Textkonstitution jedoch nicht herangezogen und nicht stemmatisch verarbeitet).

8) 98v–99v Digitalisat

Verfasser
Anonymus.
Titel
Prolegomena in Hermogenis librum De formis oratoriis.
TLG-Nummer
5024.013.
Titel (Vorlage)
98v Προλεγόμενα τοῦ περὶ ἰδεῶν βιβλίου ἑρμογένους.
Edition
Prolegomenon Sylloge ed. Hugo Rabe, Leipzig 1931, S. 388–390 (diese Hs. wurde nicht herangezogen).

9) 100r–197v Digitalisat

Verfasser
Hermogenes (GND-Nr.: 118703765).
Titel
De formis oratoriis (περὶ ἰδεῶν λόγου) cum scholiis.
TLG-Nummer
0592.004.
Angaben zum Text
Buchangaben fehlen bis f. 148r (Τόμος τρίτος περὶ γοργότητος; wird von Rabe als Buch II gezählt).
Titel (Vorlage)
100r Ἑρμογένους περὶ ἰδέων.
Explicit
197r–v … πρᾶγμα φημί. περὶ ἰδεῶν τέλος.
Edition
Hermogenis opera ed. Hugo Rabe, Leipzig 1913, S. 213–413 (ND 1969 u. Stuttgart 1985; diese Hs. Sigle Vi, für die Textkonstitution jedoch nicht herangezogen und nicht stemmatisch verarbeitet).

10) 198r–211v Digitalisat

Verfasser
Ps.-Hermogenes.
Titel
De ratione eloquentiae cum scholiis.
TLG-Nummer
0592.005.
Titel (Vorlage)
198r Περὶ μεθόδου δεινότητος.
Explicit
211v … τὴν λέξιν οἷον] θύων τε …
Nachträge und Rezeptionsspuren
Am Ende der Handschrift fehlt ein Blatt. Daher bricht der Text wie oben angegeben ab.
Edition
Hermogenis opera ed. Hugo Rabe, Leipzig 1913, S. 416–45510 (ND 1969 u. Stuttgart 1985; diese Hs. Sigle Vi, für die Textkonstitution jedoch nicht herangezogen und nicht stemmatisch verarbeitet).


Bearbeitet von
Dr. Lars Hoffmann, Universitätsbibliothek Heidelberg, 22.06.2021.
Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Gefördert durch
The Polonsky Foundation Greek Manuscripts Project: a Collaboration between the Universities of Cambridge and Heidelberg – Das Polonsky-Stiftungsprojekt zur Erschließung griechischer Handschriften: Ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Cambridge und Heidelberg.