Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 244

Suidae Lexicon

Papier · 4, 402, 1 Bll. · 27,5 × 19,6 cm · Kreta · 1453–1460


Schlagwörter (GND)
Byzanz (Literatur) / Lexikographie / Suda.
Diktyon-Nr.
65976.
1ar–v vacat
1r Lateinische Inhaltsangabe
1v vacat
2r Besitzervermerk
2v, 6r vacant (ff. 3–5 mancant)
6v Schenkungsexlibris
1) 7r–403r Anonymus, Suidae lexicon
403v–407*v vacant

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
Kreta. S. Schreibernotiz f. 403r.
Entstehungszeit
1453–1460. Zwischen 1453 u. etwa 1460 (f. 403r: Μιχαῆλος ἀποστόλ(ιος) βυζάντιος μετὰ τὴν ἅλωσιν τῆς ἑαυτοῦ πατρίδος πενίᾳ συζῶν, καὶ τόδε τὸ βιβλίον μισθῷ ἐν κρήτῃ ἐξέγραψεν ἀπὸ πρωτοτύπου, πάνυ διεφθαρμένου). Die zeitliche Eingrenzung ergibt sich aus dem Hinweis des 1484 verstorbenen Schreibers auf seine Armut nach seiner Flucht aus dem 1453 von den Osmanen eroberten Konstantinopel. In der sechsten Dekade des 15. Jhs. war Michael Apostoles jedoch auf Kreta bereits so weit etabliert, dass ein Hinweis auf eine solche Armut unangebracht gewesen wäre.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Westliches Papier (ergänztes f. 1: Pergament).
Umfang
4, 402, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
27,5 × 19,6 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 11 + I6 + 50 IV406 + (I-1)407*. Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 407*.
Foliierung
Vatikanische Foliierung (1–2, 6–190, 192, 192bis ungezählt, 193–406). Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 192a, 407*).
Lagenzählung
Am Anfang der einzelnen Hefte war vom Hauptschreiber links unten eine griechische und links oben eine lateinische Lagenzählung vermerkt worden. Letztere ist durch Beschnitt weitestgehend ausgefallen, die griechische erhalten (αʹ= f. 7, = νʹ f. 399). Allerdings hat Schreiber B sie auf f. 367r u. 375r übersehen (aber eingetragen von Michael Apostoles auf f. 383r u. 391r).
Zustand
Die Handschrift befindet sich in einem recht guten Zustand und weist kaum Benutzungsspuren auf. Stockflecken auf den Rändern, insbesondere am Anfang und am Ende der Hs. auch auf den gesamten Blättern, lassen auf Fehllagerung mit entsprechenden Feuchtigkeitsschäden schließen. Der Text ist jedoch überall sehr gut lesbar.
Wasserzeichen
ohne Wasserzeichen.

Schriftraum
18,8 × 13,4 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
30 Zeilen.
Schriftart
Bis auf Hand B flüssige Gelehrtenschriften der Entstehungszeit. Der Schriftduktus von Hand B lässt auf einen eher ungeübten Schreiber schließen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Zwei Haupt- und zwei Nebenhände.
Haupthand A = Michael Apostoles (seine Schreibernotiz auf f. 403r siehe Datierung) = f. 1r–44v, 45r Z. 8–67r Z. 6, 67r Z. 15–88v Z. 5, 88v Z. 9–102r Z. 8, 102v–105v Z. 10, 106r Z. 6–123v, 124r Z. 5–152r Z. 4, 152r Z. 15–165v Z. 9, 165v, Z. 14–171r Z. 2, 172r–194r Z. 23, 195r Z. 3–198r Z. 19, 198v Z. 2–210v Z. 19, 211r Z. 1–30, f. 211v Z. 5–10, f. 211v Z. 16–221v Z. 27, f. 222v–229v Z. 12, f. 229v Z. 21–231r Z. 12, 231v–260v, f. 261r Z. 2–278 Z. 13, f. 279r–284v, f. 285r.359v, 395v–403r.
Haupthand B = Michael Lygizos: f. 360r–395v.
Hand a (Demetrius Triboles): f. 45r Z. 1–7, f. 67, Z. 7–14, f. 88v Z. 6–8, f. 105v Z. 10–106r Z. 2, f. 124r Z. 1–5, f. 152 Z. 4–14, f. 165v Z. 10–13, f. 194v Z. 24–f. 195r Z. 3, f. 198r Z. 20–198v Z. 2, f. 210v Z. 20–f. 211r Z. 1, f. 211v Z. 1–5 u. 11–15, f. 221v Z. 27–30, f. 261r, Z. 1–3, Z. 285r Z. 1–7.
Hand b (Emmanuel Zacharides): f. 102r Z. 8–30, f. 171r Z. 3–30, f. 229v Z. 12–20, f. 231r Z. 12–30, f. 278v Z. 13–30. Siehe dazu RGK III, Nr. 189, 454 u. 465. Alle drei genannten Schreiber können mit dem Atelier von Michael Apostoles in Candia in Verbindung gebracht werden, sieheWittek, Manuscrits, S. 290–293. In RGK III wurde diese Hs. nur unzureichend auf Schreiberhände analysiert.
Buchgestaltung
Die Hauptabschnitte sind durch die alphabetische Ordnung vorgegeben (jeweils mit der Formel ἀρχὴ τοῦ στοιχεῖον … eingeleitet), der Text wird darin jedoch fließend fortgeschrieben. Außerdem gibt es zur raschen Orientierung eine karminrote Untergliederung, die auf den jeweils zweiten Buchstaben eines Wortes hinweist (α μετὰ τὸ β usw.). Die zumeist kurzen erläuternden Einschübe im fortlaufenden Text werden durch den zumeist auch karminroten Hinweis κεφά(λαιον) auf den Außenrändern gekennzeichnet.
Buchschmuck
Einzige Zierelemente sind ein zinnoberrotes Flechtband sowie die mit Fleuronné ausgestalteten Initialbuchstaben der 24 Hauptlemmata gleicher Farbe. Alle Initialen sind auf den linken Blattrand ausgerückt. Vom jeweiligen Schreiber ausgeführt wurden die kleineren karminroten Initialen der Unterabschnitte.

Nachträge und Benutzungsspuren
F. 1r Capsa-Nr.: C. 173. Signaturenmarke der BAV auf dem Vorderspiegel. F. 1r (Pergament) mit Allacci-Signatur 344 und einem lateinischen Inhaltshinweis Author etymologicus (wohl von der Hand Henri Estiennes), darunter die Signatur 244 von derselben Hand. Dieses Blatt wurde wahrscheinlich erst im Rahmen der Bindung für die Bibliothek Ulrich Fuggers ergänzt. Besitzervermerk 244 Cyp auf f. 2r; auf f. 6v Schenkungsexlibris des Herzogs Maximilian von Bayern an Papst Gregor XV.

Einband
Roter Ledereinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; späterer Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten), vgl. Schunke, Einbände, II, S. 909.
Provenienz
Kreta / Venedig / Augsburg / Rom / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Die Schreibernotiz auf f. 403r bezeichnet die Hs. zwar indirekt als eine Auftragsarbeit, es wird jedoch nicht gesagt, für wen das Buch geschrieben wurde. Ob sie u.a. als Grundlage mit dem Druck der Suda durch Aldus Manutius im Jahr 1514 diente und sich zwischenzeitlich in dessen Besitz befand, lässt sich nicht mit Sicherheit entscheiden. Entsprechend dem Sammlervermerk Cyp 244 auf f. 2r könnte Hieronymus Tragudistes Cyprius Vorbesitzer gewesen sein, vielleicht hat dieser die Hs. aber auch nur im Auftrag von Ulrich Fugger erworben, der auf jeden Fall ihr Eigentümer war. Spätestens nach dessen Tod im Jahr 1584 gelangte die Hs. in die Biblioteca Palatina, seit 1623 im Besitz der BAV.
Michael Apostoles weist in seiner Schreibernotiz auf f. 403v auf seine materielle Armut hin, die ihn mehr oder weniger dazu gezwungen habe, ein solches Werk zum größten Teil eigenhändig zuschreiben. Eine ganz ähnliche Subskription von seiner Hand findet sich in der Hs. Oxford, Bodleian Library, Cod. D’Orville 117, p. 702 unter der Abschrift eines griechisch-lateinischen Lexikons. Der insgesamt doch sehr häufige Schreiberwechsel im Pal. gr. 244 legt jedoch nahe, dass Michael Apostoles bereits sein Handschriften-Ergasterion auf Kreta besaß, als diese Hs. enstand und somit an weitere Schreiber übergeben werden konnte. Allerdings dürfte der Pal. gr. 244 am Anfang dieser Phase stehen, da Michael Lygizos (= Hand B) noch jung und im Vergleich zu seinen später entstandenen Codices ungeübt war, als Michael Apostoles ihn seine 30 Folia der Suda schreiben ließ.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_gr_244
Literatur
Stevenson, Graeci, S. 133; RGK III, Nr. 189, 454 u. 465; Davide Baldi, Sub voce ‚ἐτυμολογία‘, in: RHT 9 (2014), S. 369–370; Paul Canart, Scribes grecs, S. 73; Mario Manfredini, Michele Apostolis scriba, dalla sua corrispondenza, in: Annali della Facoltà di lettere e filosofia dell’Università di Napoli 16 (1985/86), S. 149; Rudolf Stefec, Die griechische Bibliothek des Angelo Vadio da Rimini, in: RHM 54 (2012), S. 123 Anm. 127; Martin Wittek, Manuscrits et codicologie, in: Scriptorium 7 (1953), S. 290–293.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Inhalt

1) 7r–403r Digitalisat

Verfasser
Anonymus.
Titel
Suidae lexicon.
TLG-Nummer
9010.
Angaben zum Text
f. 7r–75v α; f. 75v–87v β; f. 87v–97v γ; f. 98r–117r δ; f. 117v–174v ε; f. 174v–179r ζ; f. 179v–193r η; f. 193v–203r θ; f. 203v–218v ι; f. 218v–248r κ; f. 248r–258v λ; f. 258v–279r μ; f. 279r–288v ν; f. 288v–290v ξ; f. 291r–314v ο; f. 314v–350v π; f. 350v–354r ρ; f. 354r–371r σ; f. 371r–381r τ; f. 381r–386r υ; f. 386r–393r φ; f. 393r–399v χ; f. 399v–401v ψ; f. 401v–403r ω; Schreibernotiz auf f. 403r.
Titel (Vorlage)
7r Ἐτυμολογικὸν τοῦ σουΐδα.
Incipit
7r ἄαπτος· ὁ ἀπροσπέλαστος …
Explicit
403r … οὕτω καὶ ὥρα.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Kurze spätere Glossierungen bzw. Ergänzungen nur auf f. 245v u. 364r.
Edition
Suidae Lexicon edidit Ada Adler, Stutgart 1928 (3. Nachdr. 2001, Repr. 2013).


Bearbeitet von
Dr. Lars Hoffmann, Universitätsbibliothek Heidelberg, 15.02.2022.
Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Gefördert durch
The Polonsky Foundation Greek Manuscripts Project: a Collaboration between the Universities of Cambridge and Heidelberg – Das Polonsky-Stiftungsprojekt zur Erschließung griechischer Handschriften: Ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Cambridge und Heidelberg.