Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 31

Galenus, De simplicium medicamentorum temperamentis ac facultatibus

Papier · 1, 158, 1 Bll. · 29 × 20 cm · Byzantinisches Reich (?) · 2. Hälfte des 13. Jhs. und 1. Hälfte des 14. Jhs.


Schlagwörter (GND)
Antike / Kaiserzeit / Galenus / Medizin.
Diktyon-Nr.
65764.
1ar–1av vacat
28r Besitzvermerk, Fuggersignatur, Inhaltsvermerk
28v–39v vacant
1) 40r–185v Galenus, De simplicium medicamentorum temperamentis ac facultatibus
186*r–186*v vacat

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
Byzantinisches Reich (?). Darauf deutet die Verwendung von orientalischem Papier hin.
Entstehungszeit
2. Hälfte des 13. Jhs. und 1. Hälfte des 14. Jhs.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Orientalisches Papier; Vor- und Nachsatzbll. sowie später eingefügte Leerseiten aus westlichem Papier.
Umfang
1, 158, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
29 × 20 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 128 + V38 + 4 IV70 + II74 + 4 IV106 + 1107 + 9 IV179 + III185 + (I-1)186*. Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 186*.
Foliierung
Vatikanische Foliierung in der rechten oberen Ecke der Rectoseite; sie beginnt auf dem zweiten Blatt mit der Ziffer 28 mit Bleistift und ist von 29 bis 185 mit schwarzbrauner Tinte ausgeführt. Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 186*).
Lagenzählung
Eine Lagenzählung ist in der Regel nicht erkennbar, vermutlich aufgrund der Restaurierungsspuren an den unteren Blatträndern. Auf f. 82v und 98v ist jeweils am inneren unteren Blattrand eine Markierung für das Lagenende mit griechischen Ziffern zu sehen; ebenso finden sich partielle Markierungen für Lagenende und -beginn mit griechischen Ziffern am äußeren unteren Blattrand auf f. 163v/171v und 164r/172r.
Zustand
Der Codex weist etliche Flecken und Löcher auf, welche zum Teil die Lesbarkeit beeinträchtigen. An den Seitenrändern erscheinen deutliche Beschädigungen, die mit Papier restauriert wurden; die Seiten wurden bisweilen merklich beschnitten, so dass rezentere Marginalien nicht immer lesbar sind. Die später eingefügten Leerseiten aus westlichem Papier stammen aus dem 16. Jh. (vgl. das Wasserzeichen Monts/Dreiberg Nr. 90 Harlfinger: anno 1504; Couronne/Krone Nr. 39 Harlfinger: anno 1513, vgl. auch Giacomelli 2016, S. 114).
Wasserzeichen
Die Wasserzeichen auf den später hinzugefügten Leerseiten wurden im Zuge der Digitalisierung nicht erfasst. Auf f. 31 ist ein Dreiberg schwach zu erkennen, bei dem es sich evtl. um Monts/Dreiberg Nr. 90 Harflinger handelt (anno 1504). Gemäß Giacomelli 2016, S. 104 Anm. 232 befindet sich dieses Wasserzeichen auf f. 28–39.
Ferner erscheint gemäß Giacomelli 2016, S. 104 Anm. 232 auf f. 101–104, 110–113 und 177–178 ein Wasserzeichen ähnlich Couronne/Krone Nr. 39 Harlfinger (Nürnberg; anno 1513), allerdings ohne das S im unteren Teil der Krone.

Schriftraum
24 × 17,5 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
f. 40r–74v: 30–33 Zeilen; f. 75r–185v: 27–34 Zeilen.
Linierung
Auf f. 46r sind vorgezeichnete Zeilen und eine doppelte Linie jeweils links und rechts neben dem Text als Randmarkierung zu sehen. Zum Wechsel der Liniensysteme zwischen beiden Schreibern vgl. Giacomelli 2016, S. 106 Anm. 241.
Schriftart
Die Hand des 1. Schreibers (f. 40r–74v) zeichnet sich durch eine gedrungene Schrift mit zahlreichen tachygraphischen Zeichen aus. Die Schrift des 2. Schreibers (f. 75r–185v) weist charakteristische Elemente (ω, σ, o) des Fettaugenstils auf.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Der Palatinus wurde von zwei Schreibern kopiert: Schreiber 1 hat f. 40r–74v kopiert und Schreiber 2 f. 75r–185v. Beide sind nicht zu identifizieren.
Buchgestaltung
Die Bücher folgen, soweit kein Textverlust vorliegt, aufeinander, wobei entweder etwa drei Zeilen frei gelassen werden oder die Überschriften, Initialen und etwaigen Zierelemente die Bücher voneinander trennen. Vor dem Text des 4., 6., 7., 8. und 9. Buches erscheint ein Inhaltsverzeichnis. Die Nummerierung der Bücher am oberen Seitenrand in der Mitte (f. 90v–172r) dürfte rezenter sein. Die später eingebundenen Leerseiten aus westlichem Papier sollen die Leerstellen eines durchgängigen Textes veranschaulichen.
Buchschmuck
Neue Abschnitte und der Anfang eines jeden Buches besitzen (hell-/wein-) rote oder schwarze Initialen (teils mit Zierelementen, teils zoomorphe Initialen in Vogelform, z. B. f. 47r, 79r, 81v; auf f. 157v ein Flechtornament als Initiale, vgl. auch f. 171v). Der Titel des 5. Buches auf f. 61v ist von zwei Seilbändern gerahmt; ein Seilband erscheint außerdem auf f. 67r, am Schluss des 5. Buches auf f. 74v und auf f. 128r (in Rot).
Das Inhaltsverzeichnis des 6. Buches ist mit weinroter Tinte ausgeführt. Im Inhaltsverzeichnis des 7. Buches haben die einzelnen Kapitel jeweils eine hellrote Initiale.
Ab dem 6. Buch sind die Buchtitel und Zwischenüberschriften in der Regel mit wein- oder hellroter Tinte geschrieben (nicht jedoch z. B. auf f. 171v).

Nachträge und Benutzungsspuren
Signaturschild der BAV auf dem Vorderspiegel. Capsa-Nr. C. 84, Allacci-Signatur 32, Besitzvermerk Joh. baptista posthumus de Leone., Fuggersignatur 31. Hen. und Inhaltsvermerk auf f. 28r. Vermerk Sine nomine. C. auf f. 185v, vermutlich als der Inhaltsvermerk auf f. 28r noch fehlte (vgl. Giacomelli 2016, S. 108). Marginalien mehrerer Hände, mindestens drei. Davon ist eine gemäß Giacomelli 2016, S. 107f. mit Anm. 244 als die des Besitzers Giovanni Battista da Lion zu identifizieren.

Einband
Roter Ledereinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; späterer Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten), vgl. Schunke, Einbände, II, S. 909.
Provenienz
Padua / Augsburg / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Gemäß dem Besitzvermerk Joh. baptista posthumus de Leone auf f. 28r gehörte die Handschrift dem Aristokraten Giovanni Battista da Lion aus Padua (1480–1528; siehe auch Giacomelli 2016, S. 35f.), der die Handschrift annotierte und wohl die Leerseiten einfügen ließ (Giacomelli 2016, S. 107f., 148). Sein Interesse an Galen ist darauf zurückzuführen, dass er u. a. einen Doktorgrad in der Medizin besaß und Galen als Autor im Hochschulcurriculum gelesen wurde (Giacomelli 2016, S. 108). Da sich eine andere Handschrift (nämlich BAV, Pal. gr. 73) zuvor in der Bibliothek des Venezianer Humanisten Francesco Barbaro (1390–1454) befand und ein Handschriftenverzeichnis dieser Bibliothek einen Codex mit diesem Werk Galens enthält, lässt sich ein früherer Besitzer immerhin vermuten (Giacomelli 2016, S. 153, 157).
Die Handschrift ging wahrscheinlich durch Vermittlung von Henricus Estienne nach 1547 in den Besitz Ulrich Fuggers über (vgl. Fuggersignatur 31. Hen. auf f. 28r und BAV, Pal. lat. 1950, f. 187r: Galenus de compositione simpli. bomb. 31. hen.). Fugger übersiedelte 1564 nach Heidelberg, wohin ihm seine Bibliothek 1567 folgte, und vermachte sie nach seinem Tod 1584 an Kurfürst Friedrich IV. 1623 wurde die Hs. als Kriegsbeute nach Rom gebracht, wo sie sich seitdem befindet.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_gr_31
Literatur
Stevenson, Graeci, S. 17; Ciro Giacomelli, Giovanni Battista da Lion (c. 1480–1528) e la sua biblioteca greca, in: Quaderni per la storia dell'Università di Padova 49, 2016, S. 35f., 104–108 mit Anm. 232, 240, 241, 244, 114, 148, 153, 157; Caroline Petit, La tradition manuscrite du traité des Simples de Galien. Editio princeps et traduction annotée des chapitres 1 à 3 du livre I, in: Storia della tradizione e edizione dei medici greci. Atti del VI Colloquio internazionale, Paris 12–14 aprile 2008 a cura di Véronique Boudon-Millot/Antonio Garzya/Jacques Jouanna et al., Neapel 2010 (Collectanea 27), S. 146, 149 Anm. 11.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Inhalt

1) 40r–185v Digitalisat

Verfasser
Galenus (GND-Nr.: 118537202).
Titel
De simplicium medicamentorum temperamentis ac facultatibus.
TLG-Nummer
0057.075.
Angaben zum Text
f. 40r–46r Liber 3, inde a 11,575 Kühn; f. 46r–61v Liber 4; f. 61v–74v Liber 5; f. 75r–99v Liber 6; f. 100r–100v Liber 7, usque ad 12,4 Kühn; f. 101r–104v vacant; f. 105r–109v Liber 7, inde a 12,20 usque ad 12,42 Kühn; f. 110r–113v vacant; f. 114r–120r Liber 7, inde a 12,55 Kühn usque ad finem; f. 120r–138r Liber 8; f. 138r–157v Liber 9; f. 157v–171v Liber 10; f. 171v–176v Liber 11, usque ad 12,335 Kühn; f. 177r–178v vacant; f. 179r–185v Liber 11, inde a 12,344 Kühn usque ad finem. - Die später eingefügten Papierseiten sollen die Leerstellen eines durchgängigen Texts veranschaulichen und könnten von Giovanni Battista da Lion eingefügt worden sein (Giacomelli 2016, S. 105, 148).
Der Text ist unvollständig überliefert und weist auch dazwischen immer wieder Leerseiten auf. Das 3. Buch beginnt auf f. 40r mit 11,575 (Edition Kühn). Den Beginn des 4. Buches auf f. 46r hat eine rezente Hand mit LIB. IIII markiert, ebenso den des 5. auf f. 61v mit LIB. V. - Das 7. Buch endet auf f. 100v mit καὶ περὶ τῶν ὑγραινόντων (12,4 Edition Kühn); auf f. 105r geht es weiter mit οἱ δὲ κλῶνές γε καὶ μᾶλλον τὰ φύλλα (12,20 Edition Kühn) bis f. 109v mit πάντα φάρμακα τὰ πρὸς ἕλμινθας (12,42 Edition Kühn); auf f. 114r folgt δυνάμεως ἐπιμεμιγμένης ὑδατώδει χλιαρᾷ (12,55 Edition Kühn).
Das 11. Buch endet auf f. 176v mit ἡ δύναμις ξηραντικὴ, καθάπερ καὶ (12,335 Edition Kühn); auf f. 179r geht es weiter mit ἐρεθίζοντα γὰρ ἐκεῖνα ῥευμάτων αἴτια γίνεται (12,344 Edition Kühn).
Da der Parisinus graecus 2167 an derselben Stelle wie der Palatinus beginnt, könnte es sich um einen descriptus des Palatinus handeln (vgl. Petit 2010, S. 149 Anm. 11).
Incipit
40r κα]θαρτικώτερον μὲν ἐκεῖνο ποιήσει.
Explicit
185v σηπεδονωδῶν ἑλκῶν ἐχρησάμεθα.
Textgestaltung
.
Edition
Claudii Galeni opera omnia, Tomus XI editionem curavit Carolus Gottlob Kühn, Leipzig 1826, S. 1–377 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen); Claudii Galeni opera omnia, Tomus XII editionem curavit Carolus Gottlob Kühn, Leipzig 1826, S. 575–892 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen).


Bearbeitet von
Dr. Janina Sieber, Dr. Anne-Elisabeth Beron, Universitätsbibliothek Heidelberg, 24.06.2020.
Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Gefördert durch
The Polonsky Foundation Greek Manuscripts Project: a Collaboration between the Universities of Cambridge and Heidelberg – Das Polonsky-Stiftungsprojekt zur Erschließung griechischer Handschriften: Ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Cambridge und Heidelberg.