Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 318

Theologische Sammelhandschrift

Pergament · 2, 133, 1 Bll. · 33 × 23,5 cm · Byzantinisches Reich? · Ende 10. Jh.


Schlagwörter (GND)
Theologie / Asketik / Weisheit / Erotapokriseis.
Diktyon-Nr.
66050.
1arv vacat
2ar Schenkungsexlibris
2av vacat
1) 1r–5r Thalassius Abbas, Centuria IV de caritate et continentia
2) 5r–26v Maximus Confessor, Liber asceticus
3) 27r–133v Anastasius Sinaita, Quaestiones et responsiones

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
Byzantinisches Reich?
Entstehungszeit
Ende 10. Jh. Datierung nach Schriftbefund.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament.
Umfang
2, 133, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
33 × 23,5 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 12a + 2 IV16 + 2 (IV-1)30 + 12 IV126 + (IV-1)133 + (I-1)134*. Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 134*.
Foliierung
Vatikanische Foliierung (f. 1–133). Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a–2a, 134*).
Lagenzählung
Bei einigen Lagen hat sich die Zählung (mit griechischen Zahlen am unteren Rand) erhalten. Die Lagenzählung beginnt mit δ’, so dass am Anfang drei Lagen fehlen dürften.
Zustand
Sehr schlechter Zustand mit Textlücken. Korrekte Blattfolge: 1–30, Lacuna (1 Bl.), 79–94 und 31–38, Lacuna, 39–78 und 95–126, Lacuna, 127–133.

Schriftraum
24 × 17,5–21 cm.
Spaltenanzahl
2 Spalten.
Zeilenanzahl
28 Zeilen.
Linierung
40D2?; 00D2.
Schriftart
Perlschrift, Ende 10. Jh. Die Hs. wird als herausragendes Beispiel dieses Schrifttyps bezeichnet (vgl. Džurova, S. 14). Die Überschriften tendieren, zeittypisch, mehr in Richtung Majuskelschrift.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Unbekannter Schreiber.
Buchschmuck
Die Überschriften sind in einem anderen Schriftstil geschrieben. Text 2 beginnt mit einer rubrizierten Initiale, die etwa doppelte Zeilenhöhe hat. Der Anfang von Text 3 ist mit einem rubriziertem Ziertor geschmückt, das die Höhe von sieben Zeilen hat. Die Überschrift und die Initiale zum Textbeginn sind ebenfalls rubriziert. Im Textinneren sind die Namen von zitierten Autoren unterstrichen.

Nachträge und Benutzungsspuren
Stempel der BAV auf 1r und 133v. 2ar: Schenkungsexlibris. 1r: Capsa-Nr. C. 1; Signatur Cod. Palat. 318, Provenienzvermerk Cyp, darunter ein irreführender Titel Basilii Magni & aliorum uariae orationes. Auf 114v befindet sich, um 90 Grad gedreht, eine Notiz über eine Warentransaktion aus dem Jahr 1423 (ediert und beschrieben bei Schreiner, Finanz- und Wirtschaftsgeschichte, S. 206–207), daneben ein unedierter Vertragstext.

Einband
Roter Ledereinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; späterer Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten), vgl. Schunke, Einbände, II, S. 909.
Provenienz
Kreta / Venedig? / Augsburg / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Die Notizen auf 114v sind 1423 in Kreta entstanden. Für die wesentlich ältere Hs. lässt sich byzantinische Herkunft vermuten. Die Hs. gelangte später in die Hände des Zyprioten Hieronymus Tragodistes Cyprius (vgl. Provenienzvermerk Cyp. auf 1r), aus dessen Besitz (bzw. durch dessen Vermittlung) Ulrich Fugger 1555 mindestens 98 griechische Hss. kaufte (vermutlich in Venedig, vgl. Lehmann, Fuggerbibliotheken I, S. 114. Im Fall dieser Hs. geschah das wohl erst nach 1555, denn im Fuggerkatalog BAV, Pal. lat. 1916, f. 530v, ist sie erst nachträglich in margine ergänzt worden). Mit diesen kam auch Pal. gr. 318 nach Augsburg, 1567 nach Heidelberg, wo er nach Fuggers Tod 1584 in die Bibliotheca Palatina integriert wurde. 1623 wurde diese Bibliothek nach Rom gebracht, wo sie sich zum großen Teil noch heute befindet.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_gr_318
Literatur
Stevenson, Graeci, S. 183–184; Schreiner, Finanz- und Wirtschaftsgeschichte, S. 206–207; Michail Vadimovic Bibikov, Vizantijskij prototip drevnejšej slavjanskoj knigi, Moskau 1996 (Izbornik Svjatoslava 1073 g.), S. 112–114; Maximi Confessoris Liber Asceticus, editus a Peter Van Deun, Turnhout 2000 (Corpus Christianorum, Series Graeca 40), S. CXX–CXXI; Αksinija Džurova, Le rayonnement de Byzance. Les manuscrits grecs enluminés des Balkans (VIè–XVIIIè siècles), Catalogue d'exposition (XXIIe Congrès International d'Études Byzantines, Sofia, 22–27 août 2011), Sofia 2011, S. 14.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Inhalt

1) 1r–5r Digitalisat

Verfasser
Thalassius Abbas (GND-Nr.: 100961843).
Titel
Centuria IV de caritate et continentia.
Angaben zum Text
CPG 7848. - Laut Lagenzählung fehlen zu Beginn drei Quaternionen. Dieser Umfang entspricht ungefähr den ersten drei Centurien und dem ersten Satz der vierten (Migne PG 91, Sp. 1427–1457), womit der Text der Hs. wohl ursprünglich vollständig war. Früher wurde die Urheberschaft Basilius dem Großen zugeschrieben (vgl. Überschrift).
Titel (Vorlage)
1r Basilii Magni & aliorum variae orationes.
Incipit
1r β’ μὴ νομίζε κεχωρίσθαι τῆς πρὸς τὴν σάρκα …
Explicit
5r μεθ’ὧν αὐτῶ ἡ δόξα καὶ τὸ κράτος εἰς τοὺς αἰώνας τῶν αἰώνω, ἀμήν.
Nachträge und Rezeptionsspuren
1r oben rechts Annotation (Friedrich Sylburg): Septima hac Maximi Confessoris centuria esse videtur. nam sequens Asketicus sermo, qui eidem huic autori adscribitur, Maximo tribuitur in Volumine 91. & Maximi Centuriae sex leguntur in eodem, cum aliis eiusdem.
Edition
Migne PG 91, Sp. 1457–1469.

2) 5r–26v Digitalisat

Verfasser
Maximus Confessor (GND-Nr.: 118732188).
Titel
Liber asceticus.
TLG-Nummer
2892.112.
Angaben zum Text
CPG 7692.
Titel (Vorlage)
5r τοῦ αὐτοῦ λόγος ἀσκητικὸς· κατὰ πεῦσιν καὶ ἀπόκρισιν.
Incipit
5r Ἀδελφὸς ἠρώτησε γέροντα λέγων παρακαλῶ σε πατερ ἐιπεῖν μοι τίς ὁ σκοπὸς ἦν.
Explicit
26v καταλάβωμεν· σὺν αγγελοις χορεύσωμεν· σὺν ἀρχαγγέλοις ὑμνήσωμεν· τὸν κ[ύριο]ν καὶ θ[εὸ]ν ἡμῶν ἰ[ησοῦ]ν χ[ριστὸ]ν· αὐτῶ ἡ δόξα καὶ τὸ κράτος εἰς τοὺς αἰῶνας τῶν αἰώνων ἀμήν.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Annotation Sylburs auf 5r: Maximo Confessori tribuitur hic sermo Asketicus in Volumine 91.
Edition
Maximi Confessoris Liber Asceticus, editus a Peter Van Deun, Turnhout 2000 (Corpus Christianorum, Series Graeca 40), S. 5–123 (Hs. als Sigle D herangezogen).

3) 27r–133v Digitalisat

Verfasser
Anastasius Sinaita (GND-Nr.: 10093630X).
Titel
Quaestiones et responsiones.
TLG-Nummer
2896.007.
Angaben zum Text
CPG 7692. - Korrekte Blattfolge: 1–30, Lacuna (1 Bl.), 79–94 und 31–38, Lacuna, 39–78 und 95–126, Lacuna, 127–133; die Lacunae entsprechen Migne PG 89, 400B12 bis 420A9 und 576B1 bis 592C2. Zum weiteren siehe Bibikov. Auf 133v sin einige Anmerkungen von späterer Hand bei gedrehtem Bl. eingetragen, die durch Abrief oder Ausradierung kaum lesbar sind.
Titel (Vorlage)
27r ἀναστασίου μονάχου τοῦ ἐν ἁγίοις ὡς ἀληθεῖς· ἐκλογὴ τῆς θεοπνεύστου ἱερᾶς γραφῆς ἐπίτομος τὰ λεγόμενα παράλληλα· τί ἐστιν χριστιανὸς.
Incipit
27r Πίστις ὀρθὴ· καὶ ἔργα εὐσεβῆ· χριστιανὸς γάρ ἐστιν ἀληθινὸς.
Explicit
133v μετα ταῦτα ἐτμήθη λίθος ἄνευ χειρῶν.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Auf 31r hat Sylburg in margine den Textverlauf kommentiert: Deesse hic videntur multa; nempe II, III, IIII, V, & VI quaestio. nam septima sequitur tertio abhinc folio. Auch an anderen Stellen finden sich Einträge seiner Hand. Auf 38v hat er geschrieben Heca-tontadis tertiae numero ογ. i. 73.
Edition
Joseph A. Munitz/Marcel Richard, Anastasii Sinaitae Quaestiones et Responsiones (Appendices), Turnhout 2006 (Corpus Christianorum, Series Graeca 59), ab S. 171 (Hs. nicht herangezogen).


Bearbeitet von
Vinzenz Gottlieb, Universitätsbibliothek Heidelberg, 12.08.2021.
Katalogisierungsrichtlinien
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