Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 329

Philostratus, Vita Apollonii

Papier · 2, 65, 1 Bl. · 23,5 × 15,5 cm · Konstantinopel (?) · 1. Hälfte 14. Jh.


Schlagwörter (GND)
Biographie.
Diktyon-Nr.
66061.
1ar–2ar vacant
2av Schenkungsexlibris
1) 1r–65r Flavius Philostratus, Vita Apollonii (Fragment)

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
Konstantinopel (?).
Entstehungszeit
1. Hälfte 14. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
2, 65, 1 Bl.
Format (Blattgröße)
23,5 × 15,5 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 12a + 4 IV32 + 133 + 4 IV65 + (I-1)66*. Bl. 33 gehört vom Text her vor Bl. 1.
Foliierung
Vatikanische Foliierung (f. 1–65) in zweifacher Ausführung: jeweils oben und unten rechts in der Ecke. Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 2a, 66*).
Lagenzählung
Griechische Zahlen zu Lagenbeginn recto und Lagenende verso. Die Zählung beginnt mit einer griechischen 7.
Zustand
Die Hs. ist unvollständig: am Anfang fehlen drei Bücher und ein Teil des vierten. Die Hs. weist viele Beschädigungen auf: die meisten Blätter haben erhebliche Wasserschäden. Bei einigen Blättern sind die Bindungen restauriert worden. Die Lesbarkeit ist aber durchgängig uneingeschränkt gegeben. Die Ränder wurden beschnitten, so dass einige Marginalien unvollständig sind.
Wasserzeichen
Zwei Wasserzeichen: 1. (f. 1–8, 17/24, 25–32, 42–65): Krone, ähnlich Mošin-Traljić 3200 (1319/1320); 2. (f. 9–16, 19/22, 33, 34–41): Krone, ähnlich Mošin-Traljić 3201 (1329).

Schriftraum
11,5 × 17,5–18 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
31–36 Zeilen; f. 21v: 39 Zeilen.
Schriftart
Hand 1: Die Schrift gehört zu den mani erudite, die sich im 14. Jh. in und um Konstantinopel herausbilden. Charakteristisch sind die aufkommenden Ligaturen und die raumgreifenden Oberlängen (bei Tau, Gamma, Zirkumflex etc.). Die Verwandtschaft zum stile beta-gamma ist zu erkennen, wenngleich dessen unproportionale Vergrößerung einzelner Buchstaben (Beta, Gamma, Omega) hier weitgehend nivelliert ist. Kursiver Duktus mit Tendenz zur Verbindung von Buchstaben innerhalb eines Wortes. Hand 2: Fast senkrechte Minuskel mit Fettaugenelementen, Anklänge an den Metochitesstil.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Hand 1: 1r–21r, 22r–65r: der Schreiber wird als Anonymus A bezeichnet (dazu Bianconi 2008). Hand 2: 21v Georgius Galesiotes (RGK I, Nr. 57 = RGK II, Nr. 77 = RGK III, Nr. 97, ca. 1278-nach 1357). Bianconi diskutiert (S. 280–288) die Frage, ob anonimo a mit Iohannes Argyropoulos (RGK I, Nr. 158 = RGK II, Nr. 212 = RGK III, Nr. 263, ca. 1415–1487) gleichzusetzen sein könnte. Seine Skepsis kann durch diese Hs. untermauert werden, denn die Chronologie der beiden Schreiber wäre schwierig in Einklang zu bringen.
Überdies gibt es Annotationen von L. Zaccagnius (BAV: vgl. Mumprecht, S. 1016). Auf 5r, 6r und anderen Bll. sind Marginalien in einer Semimajuskel, die im frühen 15. Jh. in Italien vor allem bei Schülern des Chrysoloras auftaucht: sie hat große Ähnlichkeit mit der Hand von Leonardo Bruni (2. Viertel 15. Jh., RGK III, Nr. 381).
Buchschmuck
Die Initialen an den Buchanfängen sind vergrößert und rubriziert. Rubriziert sind auch die Buchüberschriften. Weiteren Buchschmuck gibt es nicht.

Nachträge und Benutzungsspuren
Stempel der BAV auf 1r und 64v. Die Hs. selbst weist keinen Provenienzvermerk auf. Einen entsprechenden Hinweis gibt es aber im Katalog BAV, Pal. lat. 1916, f. 546r: dort wird die Hs. als seors. eingeordnet. Das bedeutet, dass sie als Einzelstück an Ulrich Fugger gekommen ist. Ein bibliothekarischer Hinweis auf f. 33r: Hoc folium spectat ad Librum IV et poni debet initio huius codicis. - Am Ende (f. 65r) ist eine Subskription: ἔστη γραφὶς γράφουσα γραφῆς γραφέως | γραφῆς ἐνταῦθα τελεσθείσης ἀξίως.

Einband
Roter Ledereinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; späterer Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten), vgl. Schunke, Einbände, II, S. 909.
Provenienz
Italien / Augsburg / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Die Hs. dürfte im 15. Jh. in Italien benutzt worden sein. Darauf deuten zahlreiche Marginalien im Stil der Chrysoloras-Schüler hin. Sie kam Mitte des 16. Jhs. als Einzelstück an Ulrich Fugger. Fugger übersiedelte 1564 nach Heidelberg, wohin ihm seine Bibliothek 1567 folgte, und vermachte sie nach seinem Tod 1584 an Kurfürst Friedrich IV. 1623 wurde die Hs. als Kriegsbeute nach Rom gebracht, wo sie sich seitdem befindet. Die Hs. stand wohl Olearius (Leipzig 1709) für seine Ausgabe zur Verfügung.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_gr_329
Literatur
Stevenson, Graeci, S. 192; Daniele Bianconi, Sui copisti del Platone Laur. Plut. 59. 1 e su altri scribi d'età paleologa. Tra paleografia e prosopografia, in: Daniele Bianconi (Hrsg.), Oltre la scrittura. Variazioni sul tema per Gugliolmo Cavallo, Paris 2008 (Dossiers byzantins 8), S. 253–288, hier S. 258, 278; Gerard Boter, Towards a new critical edition of Philostratus‘ Life of Apollonius: the Affiliation of the Manuscripts, in: Kristoffel Demoen (Hrsg.), Theios Sophistes. Essays on Flavius Philostraturs‘ Vita Apollonii, Leiden/Boston 2009, S. 21–56; Gerard Boter, Studies in the Textual Tradition of Philostratus‘ Life of Apollonius of Tyana, in: Revue d’histoire des textes 9, 2014, S. 1–49, hier S. 2, 10, 23, 40; Antonio Rollo, Modelli grafici tra Demetrio Scarano e Ambrogio Traversari, in: Christian Brockmann/Daniel Deckers/Dieter Harlfinger/Stefano Valente (Hrsg.): Griechisch-byzantinische Handschriftenforschung, Berlin/Boston 2020, S. 249–264, hier S. 249, Anm. 2.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Inhalt

1) 1r–65r Digitalisat

Verfasser
Flavius Philostratus (GND-Nr.: 118594044).
Titel
Vita Apollonii.
TLG-Nummer
0638.001.
Angaben zum Text
Der Text beginnt f. 33rv (in Buch 4, Kapitel 25) und wird ohne Textlücke auf 1r fortgesetzt. f. 33r–v und f. 1r–6v Buch IV; f. 6v–19r Buch V; f. 19r–32v und f. 34r–36r Buch VI; f. 36r–49v Buch VII; f. 49v–65r Buch VIII. Die Hs. gehört wohl zur „schlechteren“ Textfamilie X2 (vgl. Mumprecht, S. 1016).
Incipit
33r ὠ ζωγράφει τὸν νεινίαν καὶ ἐθεώρει.
Explicit
65v ὧν αὐτοὶ ἠξιοῦντο.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Eine Annotation auf 1r verweist auf eine Edition: Lib. IV. pag. 186.
Edition
Philostratus, Flavius: Das Leben des Apollonius von Tyana, Griechisch – deutsch, hrsg., übersetzt und erläutert von Vroni Mumprecht, München/Zürich 1983, S. 404–970 (Hs. als Sigle P herangezogen).


Bearbeitet von
Vinzenz Gottlieb, Universitätsbibliothek Heidelberg, 20.05.2021.
Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Gefördert durch
The Polonsky Foundation Greek Manuscripts Project: a Collaboration between the Universities of Cambridge and Heidelberg – Das Polonsky-Stiftungsprojekt zur Erschließung griechischer Handschriften: Ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Cambridge und Heidelberg.