Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 404

Sammelhandschrift

Papier · 1, 169, 1 Bll. · 29,8 × 19,3 cm · Madrid · 10. Oktober 1579


Schlagwörter (GND)
Antike / Kriegskunst / Iulius Africanus / Biographie / Philosophie / Marinus / Porphyrius / Plotin / Rhetorik / Gorgias / Anthropologie / Nemesius.
Diktyon-Nr.
66136.
1a–1av vacat
Ir Schenkungsexlibris, Verweis auf Index auf f. 72
Iv Verweis auf BAV, Vaticanus graecus 1771, f. 91
1) 1r–46r Iulius Africanus, Cesti
2) 46r–70r Anonymus, Ars bellandi
70v vacat
71r Titulus indicis
71v–72r vacant
72v Index manuscripti (inde a f. 73r)
3) 73r–102r Marinus, Vita Procli sive de felicitate
4) 102r Anthologia Graeca, Epigrammata Marini (9,196/197)
5) 102v–106v Gorgias, Helenae encomium
6) 107r–140r Porphyrius, Vita Plotini
140v vacat
7) 141r–168v Nemesius, De natura hominis (cap. 2 et 3)
169*r–169*v vacat

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
Madrid. Der Palatinus wurde gemäß der subscriptio auf f. 168v (siehe Angaben zu Schrift / Schreibern) dort kopiert.
Entstehungszeit
10. Oktober 1579. Der Palatinus wurde gemäß der subscriptio auf f. 168v (zitiert bei ‚Schreiber‘) an diesem Datum fertiggestellt.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
1, 169, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
29,8 × 19,3 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 1I + 7 V70 + I72 + 8 VI168 + (I-1)169*. Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 169*.
Foliierung
Vatikanische Foliierung in der rechten oberen Ecke der Rectoseite mit Bleistift (f. I-168). Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 169*).
Lagenzählung
Der Lagenbeginn wird am unteren Rand in der Mitte der Rectoseite mit griechischen Ziffern gekennzeichnet (Beginn: f. 1r: αον; Ende: f. 61r: ξον); die Zählung beginnt auf dieselbe Weise erneut auf f. 71r und wiederum auf f. 73r. Am Langenende befinden sich Wortreklamanten am inneren Rand der Versoseite.
Zustand
Prinzipiell ist der Codex in gutem Zustand, allerdings ist die Lesbarkeit dadurch deutlich beeinträchtigt, dass die Schrift bedingt durch beginnenden Tintenfraß stark auf die vorherige Seite durchscheint. Das Papier weist Flecken auf und ist teilweise sehr vergilbt.
Wasserzeichen
Es erscheinen folgende Wasserzeichen: f. 1: Croix/Kreuz Nr. 41 nach Harlfinger (5. April 1582; Hs. desselben Kopisten Andreas Darmarios).
f. 2–30, 72, 98–132: ähnlich bis sehr ähnlich Croix/Kreuz Nr. 42 nach Harlfinger (2. Oktober 1579; Hs. desselben Kopisten Andreas Darmarios); der Ähnlichkeitsgrad unterscheidet sich durch das T unterhalb des Kreises, das bisweilen fehlt.
f. 31, 32, 37, 39, 40, 60, 62, 64, 65, 68, 70: ähnlich Fleur de lis/Lilie Nr. 6989 nach Briquet (Miré, anno 1566 – allerdings hier Lilie zwischen den Buchstaben I und A).
f. 46–59: ähnlich Croix latine, inscrite dans un cercle avec P et I Nr. 5700 nach Briquet (Toulouse/Madrid, anno 1574).
f. 73–96: Croix/Kreuz Nr. 43 nach Harlfinger (26. September 1579/2. Oktober 1579; Hss. desselben Kopisten Andreas Darmarios).
f. 134–167: ähnlich Croix/Kreuz Nr. 43 nach Harlfinger (s. o.), allerdings mit N statt M neben dem Kreuz.

Schriftraum
22 × 10,8 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
F. 1r–1v, 25v–168v: 19–20 Zeilen; f. 2r–25r: 19 Zeilen.
Schriftart
Kaum sich zur Seite neigende Gebrauchsschrift mit markanten Ober-, aber geringen Unterlängen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Der Palatinus wurde gemäß der subscriptio auf f. 168v von Andreas Darmarios kopiert (RGK I, Nr. 13 = RGK III, Nr. 22): ὑπὸ ἀνδρέου δαρμαρίου τοῦ ἐπιδαυρίου εἴληφε τέρμα ἐν τῷ ἔτει αφοθ ὀκτωβρίῳ δεκάτῃ ἐν μαδριλλίῳ τῆς ἱσπανίας ἔνθα ἡ κατοίκησις βασιλέως ἱσπανῶν. Dem Kopisten werden teilweise f. 2r–25r abgesprochen (z.B. von Henry 1948, S. 250 und Masullo 1977–1978, S. 119), vermutlich zu Recht. Es ist aufgrund des ähnlichen Duktus jedoch zu vermuten, dass es sich dort um einen Kopisten aus dem Umfeld des Berufsschreibers Darmarios handelt, zumal sich auf f. 3r–4v Marginalien des Darmarios finden (vgl. Masullo 1977–1978, S. 119).
Buchgestaltung
Auf f. 1r–2v befindet sich ein Inhaltsverzeichnis für die Cesti, auf f. 72v eines für den Rest der Handschrift.
Die einzelnen Kapitel der Cesti und der Ars bellandi folgen aufeinander, wobei Überschriften als Trennelement fungieren oder Texte am Ende der Seite als botryonum formulae auslaufen. - Gleiches gilt für die ab f. 73r folgenden restlichen Texte.
Buchschmuck
Die Cesti besitzen eine rote Überschrift auf f. 1r, die Überschrift des Inhaltsverzeichnisses auf f. 1r ist ebenfalls rot. In diesem Index erhalten die einzelnen Kapitel rote Initialen. Der Text der Cesti beginnt auf f. 3r mit einer roten Initiale mit floralem Dekor. Die einzelnen Kapitel weisen ebenfalls rote Überschriften und rote Initialen auf; ab f. 25v erhalten die Kapitelüberschriften nur eine rote Initiale und sind sonst in derselben Tintenfarbe wie der Text ausgeführt. Der Schluss des 18. Kapitels über die Elephanten ist sowohl auf f. 34r als auch auf f. 34v als botryonum formulae ausgearbeitet, wobei auf f. 34v eine rote τέλος-Bemerkung erscheint.
Das Inhaltsverzeichnis auf f. 72v besitzt eine Zierlinie über der Überschrift; die einzelnen Werktitel haben eine schwarze Initiale.
Die Vita Procli besitzt auf f. 73r eine rote Überschrift mit schwarzer Initiale, worüber eine rot-schwarze Zierlinie gesetzt ist. Der Text erhält eine schwarze Initiale mit floralen Elementen; Unterkapitel weisen ebenfalls schwarze Initialen auf. Die τέλος-Bemerkung auf f. 102r ist mit roter Tinte ausgeführt. Die Rubrizierungen sind mit sehr wässriger Tinte geschrieben worden.
Die Epigramme des Marinus weisen auf f. 102r eine rot-schwarze Überschrift und eine rot-schwarze Initiale auf.
Die Vita Plotini weist auf f. 107r eine rote Überschrift mit roter Zierlinie darüber auf. Der Text besitzt eine schwarze Initiale, ebenso die Unterkapitel. Neben der τέλος-Bemerkung auf f. 140r erscheinen Zierlinien.
Über der Überschrift von De natura hominis auf f. 141r erscheint eine schwarze Zierlinie. Der Text weist eine schwarze Initiale mit floralem Dekor auf. F. 168r und 168v ist als botryonum formulae gestaltet.
Die subscriptio auf f. 168v ist ebenfalls als botryonum formulae ausgeführt.

Nachträge und Benutzungsspuren
Signaturschild der BAV auf dem Vorderspiegel. Schenkungsexlibris an Papst Gregor XV. und Altsignaturen auf f. Ir. Dort ferner ein Verweis auf den Index von f. 72; von derselben Hand auf f. Iv ein Verweis auf den Vaticanus graecus 1771, f. 91 (dort Beginn der Cesti des Iulius Africanus, die hier auf f. 1 anfangen). Im Inhaltsverzeichnis der Cesti auf f. 1v–2v hat vermutlich dieselbe Person, welche die Foliierung vorgenommen hat, die einzelnen Kapitel nach der griechischen Zählung mit arabischen Ziffern weiter durchnummeriert. Im zweiten Inhaltsverzeichnis auf f. 72v hat eine rezente Hand mit schwarzer Tinte Seitenzahlen ergänzt.

Einband
Roter Ledereinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; späterer Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten), vgl. Schunke, Einbände, II, S. 909.
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Der Hauptschreiber des Palatinus Andreas Darmarios war als Kopist u.a. für den italienischen Juristen Giulio Pace de Beriga tätig (vgl. RGK III, Nr. 22), bei dem es sich wohl um den ersten Besitzer handelt. Von ihm hatte Sylburg den Palatinus im Jahr 1591 erworben, nachdem Pace de Beriga 1585 nach Heidelberg gekommen war (vgl. BAV, Pal. lat. 429bis, f. 259r: Iulii Africani Strategica cum aliis quibusdam auctoribus, folio: continet folia 166). Nach der Einnahme Heidelbergs gelangte die Handschrift 1623 nach Rom.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_gr_404
Literatur
Stevenson, Graeci, S. 263; Rita Masullo, I manoscritti vaticani della Vita Procli di Marino, in: Annali della Facoltà di lettere e filosofia dell'Università di Napoli 20, 1977–1978, S. 118f.; Paul Henry, Études plotiniennes II, Les manuscrits des Ennéades, Brüssel 1948, S. 250.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Inhalt

1) 1r–46r Digitalisat

Verfasser
Iulius Africanus (GND-Nr.: 118558706).
Titel
Cesti.
TLG-Nummer
2956.002.
Angaben zum Text
CPG 1691.1. - f. 1r–2v Index; f. 3r–41r Liber I; f. 41r–46r Liber II. - Dem Text ist ein Inhaltsverzeichnis vorgeschaltet (f. 1r–2v). Der Schreiber hat auf f. 27v–29r geometrische Figuren in den Text integriert.
Titel (Vorlage)
1r Ἰουλίου ἀφρικανοῦ πρὸς πολεμίων παρασεκευή.
Schrift / Schreiber
Auf f. 3r–4v erscheinen Marginalien des Darmarios (vgl. Masullo 1977–1978, S. 119), obwohl diese Partien einem unbekannten Schreiber aus dessen Umfeld zuzuordnen sind.
Edition
Jean-René Vieillefond, Les "Cestes" de Julius Africanus, Étude sur l’ensemble des fragments avec édition, traduction et commentaires, Florenz 1970, S. 103–187, 201–213 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen).

2) 46r–70r Digitalisat

Verfasser
Anonymus.
Titel
Ars bellandi.
Angaben zum Text
Der Text, der unmittelbar auf die Cesti folgt und nicht als etwas Neues markiert wird, hat gemäß Stichproben keine Entsprechung im TLG. Da Themen wie Zeiteinteilung bei Nachtwache mittels Wasseruhr, das heimliche Einschmuggeln von Waffen o.ä. behandelt werden, liegt eine rezentere (byzantinische?) Weiterschreibung der bisher kopierten Cesti-Paragraphen nahe.
Titel (Vorlage)
46r Περὶ κλεψύδρας.
Incipit
46r Κλεψύδρα πάνυ χρήσιμον τὸ κτῆμα πρὸς τοῦς νύκτωρ φυλάσσοντας.
Explicit
70r ἔτι δὲ καὶ οἱ ἄκροι στίχοι τῶν πλευρῶν τῆς φάλαγγος. Ἰουλίου ἀφρικανοῦ πολεμικὰ τέλος.

3) 73r–102r Digitalisat

Verfasser
Marinus (GND-Nr.: 100952992).
Titel
Vita Procli sive de felicitate.
TLG-Nummer
4075.003.
Angaben zum Text
Die Marginalien stammen vom Schreiber. Die unter dem Namen des Marinus überlieferten Gedichte in der Anthologia graeca folgen unmittelbar auf die Vita Procli.
Titel (Vorlage)
73r Τοῦ σοφωτάτου καὶ λογίου ἀνδρὸς μαρίνου νεαπολίτου: πρόκλος ἢ περὶ τῆς εὐδαιμονίας .
Edition
Marino di Neapoli, Vita di Proclo, Testo critico, introduzione, traduzione e commentario a cura di Rita Masullo, Neapel 1985, S. 57–93 (Hs. wurde für die Edition herangezogen, Sigle P).

4) 102r Digitalisat

Verfasser
Anthologia Graeca.
Titel
Epigrammata Marini (9,196/197).
TLG-Nummer
7000.001.
Angaben zum Text
Die unter dem Namen des Marinus überlieferten Gedichte in der Anthologia graeca ergänzen die Vita Procli desselben Autors, die unmittelbar vor den Epigrammen endet.
Titel (Vorlage)
102r στίχοι μαρίνου.
Edition
Anthologia Graeca. Buch IX-XI, Griechisch-Deutsch ed. Hermann Beckby, München 21965, S. 120f. (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen).

5) 102v–106v Digitalisat

Verfasser
Gorgias (GND-Nr.: 118696521).
Titel
Helenae encomium.
TLG-Nummer
0593.003.
Titel (Vorlage)
102v γοργίου ἑλένης ἐγκώμιον.
Textgestaltung
Die Marginalien stammen vom Schreiber.
Edition
Gorgias, Helenae encomium. Petrus Bembus, Gorgiae Leontini in Helenam laudatio edidit Francesco Donadi, Berlin/Boston 2016, S. 5–12 (Hs. wurde für die Edition herangezogen, Sigle Pl3); Hermann Diels/Walther Kranz (Hrsg.), Die Fragmente der Vorsokratiker. Griechisch und Deutsch. Zweiter Band, Berlin 1952, S. 288–294 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen).

6) 107r–140r Digitalisat

Verfasser
Porphyrius (GND-Nr.: 118595873).
Titel
Vita Plotini.
TLG-Nummer
2034.001.
Titel (Vorlage)
107r πορφύριου εἰς τὸν βίον τοῦ πλωτίνου.
Explicit
140r τέλος τοῦ πίνακος.
Textgestaltung
Die Enneaden, in welche die verschiedenen Traktate Plotins geordnet sind, nummeriert der Schreiber am Rand von f. 137v bis 139v. Der auf die Auflistung der Enneaden folgende Abschnitt aus Kapitel 26 fehlt (S. 38 Edition Henry/Schwyzer). Die Marginalien stammen vom Schreiber.
Edition
Plotini opera, Tomus I: Porphyrii vita Plotini, Enneades I-III ediderunt Paul Henry et Hans-Rudolf Schwyzer, Oxford 1964, S. 1–37 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen).

7) 141r–168v Digitalisat

Verfasser
Nemesius (GND-Nr.: 118586955).
Titel
De natura hominis (cap. 2 et 3).
TLG-Nummer
0743.002.
Angaben zum Text
CPG 3550.
Titel (Vorlage)
141r γρηγοριοῦ νύσσης περὶ ψυχῆς.
Explicit
168v τέλος σὺν θεῷ ἁγίῳ ἀμήν.
Textgestaltung
Die Marginalien stammen vom Schreiber.
Edition
Nemesii Emeseni de natura hominis edidit Moreno Morani, Leipzig 1987, S. 1–136 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen).


Bearbeitet von
Dr. Anne-Elisabeth Beron, Universitätsbibliothek Heidelberg, 11.03.2021.
Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Gefördert durch
The Polonsky Foundation Greek Manuscripts Project: a Collaboration between the Universities of Cambridge and Heidelberg – Das Polonsky-Stiftungsprojekt zur Erschließung griechischer Handschriften: Ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Cambridge und Heidelberg.