Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 425

Philologische Sammelhandschrift zu Hesiod

Papier · 3, 101, 1 Bll. · 21,6 × 16 cm ·  Oberitialien (?) · 1. Hälfte des 16. Jhs.


Schlagwörter (GND)
Hesiod / Antike / Epos / Theogonie / Werke und Tage / Scholien.
Diktyon-Nr.
661257.
1ar–v vacat
2ar Schenkungsexlibris
2av vacat
3ar Titel
3av vacat
1) 1r–47v Anonymus, Excerpta e scholiis in opera et dies Hesiodi (fragmentarischer Auszug)
2) 48r–71r Anonymus, Scholia in theogoniam Hesiodi
3) 71r–75v Johannes Pediasimus, Exerpta e Scholiis in Hesiodi scutum 1–456
4) 76r–84r Hesiod, Opera et dies 617–828
5) 84r–100v Hesiod, Theogonia 1–408
6 - Nachtrag) 100v–101r Proclus, Excerpta e Scholis in opera et dies Hesiodi 9–28
101v–102*v vacant

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
Oberitialien (?).
Entstehungszeit
1. Hälfte des 16. Jhs. Aufgrund der Lebensdaten des Schreibers Konstantinos sowie aufgrund des weiteren Schriftbefundes ist von einer Entstehungszeit in der ersten Hälfte des 16. Jhs. auszugehen, siehe auch Di Gregorio, Scholia, S. 4.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Westliches Papier.
Umfang
3, 101, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
21,6 × 16 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 12a + 13a + (IV-1)7 + 5 IV47 + V57 + 2 IV73 + 275 + 3 IV99 + 2101 + (I-1)102*. Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 102*. Ein Bl. wurde aus der ersten Lage entfernt. Bl. 3a ist mit 417 nummeriert.
Foliierung
In der Ecke Kopfsteg – Außensteg ist eine vatikanische Foliierung mit Bleistift vorhanden (f. 1–101). Auf Folium 3ar ist jedoch eine ältere Zählung erkennbar (417), die darauf hindeutet, dass das Bl. ursprünglich aus einem anderen Codex stammt. Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a–3a, 102*).
Lagenzählung
Von Bl. 1 bis 74 ist eine Lagenzählung vorhanden: Auf der jeweils ersten und letzten Seite der Lagen findet sich mittig im Fußsteg eine Lagennummerierung mit griechischen Zahlen. Diese Zählung ist an einigen Stellen fehlerhaft (so wird die fünfte Lage auf der ersten Seite f. 16r mit ϛ΄, am Lagenende f. 23v hingegen richtigerweise mit ε΄ nummeriert. Zudem offenbart die Lagenzählung, dass der Text nur fragmentarisch erhalten ist und etliche Lagen fehlen. Vorhanden sind Lagen 1, 3, 5, 6, 14, 15, 28, 29 und 31; es ist jedoch auch bei einem vermeintlichen Sprung in der Zählung nicht immer ein Textverlust auszumachen.
Zustand
Die Hs. wurde durch neuzeitliche Maßnahmen restauriert. Es sind Schäden durch Wurmfraß im Falz des Vorderspiegels und auf mehreren Bll. erkennbar. Die Bindung ist teilweise sehr in Mitleidenschaft gezogen. In der Hs. sind Anzeichen von beginnendem Tintenfraß zu erkennen. Bl. 66 wurde im unteren Drittel durch Aufkleben neuzeitlichen Papier in Stand gesetzt. Bei den unteren fünf (recto) bzw. sechs (verso) Zeilen ist daher Textverlust festzustellen.
Der Zustand des Papiers ist sehr heterogen: Einige Blätter sind noch sehr rein und hell, viele andere sind zum Teil sehr vergilbt und fleckig.
Folium 8r ist durch verwischte Tintenflecken verunreinigt; die Schrift ist an allen Stellen noch deutlich zu erkennen.
Die Texte sind nur fragmentarisch erhalten, da mindestens 22 Lagen fehlen, siehe „Lagenzählung“.
Die Tinte auf den Bll. 32–47 und 78–99 ist sehr viel stärker ausgeblichen als auf den übrigen Bll.
Die Bll. 100–101 sind ein vermutlich später hinzugefügter Zusatz.

Schriftraum
15,3 × 9–11,2 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
f. 1r–75r: 26 Zeilen; f. 76r- 99v: 13 Zeilen; f. 100r–101v: 16–28 Zeilen.
Schriftart
Die Schrift ist den humanistischen Gebrauchsschriften des 16. Jhs. zuzuordnen. Die Schrift ist leicht nach rechts geneigt, weist die üblichen Ligaturen und einige Abkürzungen auf. Charakteristisch ist das ausladende Ypsilon bei Wortbeginn und das regelmäßige Tremazeichen über Iota und Ypsilon, siehe auch RGK I, Nr. 233, RGK II, Nr. 322, RGK III, Nr. 377.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Der Schreiber der Folia 1r–75v und 100v–101r ist der Kopist Konstantinos (Κωνστάντινος) (RGK I, Nr. 233, RGK II, Nr. 322, RGK III, Nr. 377), siehe Stefec 2014, S. 192.
Buchgestaltung
Der Schriftspiegel ist nicht immer klar definiert; die Zeilen enden nicht stets bündig. Zitate werden mit Anführungszeichen im Außensteg vor den entsprechenden Zeilen als solche markiert. Die Schrift wurde nicht sehr gründlich von einem Rubrikator bearbeitet: An einigen Stellen fehlen die (rubrizierten) Initialen, wie beispielsweise auf Folium 4v (erste Zeile des Zitats). An vielen Stellen sind im Außensteg zeigende Finger als Markierungen einzelner Stellen gezeichnet, wobei nicht ausgeschlossen werden kann, dass diese von späterer Hand eingefügt worden sind.
Buchschmuck
Der Buchschmuck der Hs. ist sehr dezent. Überschriften und Initialen von Kapitel und Unterkapitel sind auf den Folia 1r–15r in roter Tinte gezeichnet, jedoch ansonsten unverziert. Über der Überschrift von (1) wurde ein rubriziertes, einfaches Wellenband eingefügt, das an den Enden in stilisierte Palmetten ausläuft (f. 1r). Über (5) wurde ein ähnliches Zierband eingefügt, jedoch in der bräunlichen Tinte des Textes.

Nachträge und Benutzungsspuren
Auf dem Vorderspiegel wurde eine Besitzmarke der BAV eingeklebt und mit Bleistift die Signatur Pal. grec. 425 notiert. Auf Folium 2ar, dessen Format deutlich kleiner als das der übrigen Bll. ist, wurde das Schenkungsexlibris von Maximilian I. aufgeklebt; darüber im Kopfsteg nahe des Bundstegs ist die alte Signatur P: 425 zu lesen. Der Titel der Hs., Hesiodi fragmenta: cum scholiis Gr, wurde auf f. 3ar festgehalten. In der Ecke Kopfsteg – Außensteg findet sich die Blattzahl 417. Auf Folium 1r wurde (wie auch auf Folium 99v) der vatikanische Besitzstempel platziert.

Einband
Mit weißem Pergament überzogener Pappdeckel der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI., der Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius VI. (oben) und Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada (unten); in der Mitte der beiden Wappen ist ein Zierornament in Wappenform, vgl. Schunke, Einbände, II, S. 912.
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Unbekannt ist, wann die mindestens 22 Lagen verloren gegangen sind, und mit welchem Umfang die Hs. in Heidelberg und später in Rom ankam. Die Hs. ist nicht im Katalog der Fuggerbibliotheken gelistet (BAV, Pal. lat. 1950).

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_gr_425
Literatur
Stevenson, Graeci, S. 276; Lamperto Di Gregorio, Sulla tradizione manoscritta degli scholia vetera alla Teogonia di Ediodo, in: Aevum. Rassegna di scienze storiche – linguistiche – filologiche 46 (1972), S. 1–15, hier: S. 3 (Sigle Z); Stefec 2014, S. 137–206.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Inhalt

1) 1r–47v Digitalisat

Verfasser
Anonymus.
Titel
Excerpta e scholiis in opera et dies Hesiodi (fragmentarischer Auszug).
TLG-Nummer
5025.002; 0089.001.
Angaben zum Text
Abschnitte auf den Folia 1r–5v: περὶ τῆς τῶν ποιητῶν διαιρέσεων (f. 1r); Γένος ἡσϊόδου (f. 1v); ἡσιόδου ἔργα καὶ ἡμέραι (f. 4v); μοῦσαι πϊερίηθεν (f. 5r); τίνος ἕνεκα, ἐννέα εἰσὶν αἱ μοῦσαι (f. 5v).
Titel (Vorlage)
ἐξήγησϊς τῶν ἔργων καὶ ἡμερῶν ἡσιόδ(ου) πονηθεῖσα, παρὰ τοῦ ἐλλογίσμου ἀνδρὸς, ἰω(άνν)ου τοῦ κέκου: ~.
Textgestaltung
Der Text ist in Hinblick auf die Edition stark verkürzt. Sind größere Teile am Ende eines Absatzes ausgelassen, stehen in der Hs. zum Teil Kreuze. Es sind Marginalien von der Hand des Schreibers vorhanden. Die Überschriften der Abschnitte f. 1r–5r stehen rubriziert im Text. Ab Folium 8r werden immer wieder auch die Verse Hesiods mit einem großen Zeilenabstand angegeben; interlineare Glossen sind vorhanden.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Zuzüglich zu den Abschnittsüberschriften auf den Folia 1r–5r sind von späterer Hand in einer (heute) viel heller erscheinenden Tinte folgende weitere notiert: ἐν ποίοις χρόνοις ἦν ἡσίοδος (f. 2v); πόσοι βίβλοι ἐποιήθησαν ἡσιόδῳ (3v); πρὸς τίνα βιβλίον ἔγραψεν ὁ ἡσίοδος (4v); … Neben der Abschnittsüberschrift auf Folium 4v steht in margine von derselben Hand ἐπιγραφὴ τοῦ βιβλίου.
Edition
Scholien: Thomas Gaisford (Hrsg.), Poetae minores graeci, vol. II: Scholia ad Hesiodum, Leipzig 1823, S. 11–414 (Hs. wurde für die Ed. nicht berücksichtigt); Einsprengsel (f. 5r): Fritz Wehrli, Phainias von Eresos. Chamaileon. Praxiphanes, 2., erg. u. verb. Aufl., Basel/Stuttgart 1969, S. 100 (fr. 22b) (Hs. wurde für die Ed. nicht berücksichtigt); Hesiod: Hesiod, Theogonia, Opera et dies, scutum, ed. Friedrich Solmsen, Fragmenta selecta, edd. Reinhold Merkelbach et Martin L. West, 3. Aufl., Oxford 1990 (Hs. wurde für die Ed. nicht berücksichtigt).

2) 48r–71r Digitalisat

Verfasser
Anonymus.
Titel
Scholia in theogoniam Hesiodi.
TLG-Nummer
5025.003.
Angaben zum Text
Folium 65r ist nur zur Hälfte beschrieben. Von der Hand des Schreibers wurde daher ebendort darauf hingewiesen, dass trotz der Lücke kein Text fehle (οὐ λείπει ἐνταυθα: ~).
Titel (Vorlage)
+ ὁ τῆς θεογονίας λόγος, φυσϊκὴν διήγησϊν τῶν ὄντων ὑπαγορεύει : +.
Explicit
71r Κίρκη. λέγονται δὲ ἐκεῖσε νῆσοι Ἠλεκτρίδες : ~ ÷ τέλος : -.
Edition
Lambertus Di Gregorio (Hrsg.), Scholia vetera in Hesiodi Theogoniam, Mailand 1975, S. 1–123 (Hs. wurde für die Ed. berücksichtigt, Sigle Z).

3) 71r–75v Digitalisat

Verfasser
Johannes Pediasimus (GND-Nr.: 100968937).
Titel
Excerpta e Scholiis in Hesiodi scutum 1–456.
TLG-Nummer
2592.003.
Titel (Vorlage)
÷ σχόλια, ἀσπίδος : ~.
Explicit
75v οἱ τάφοι ἀφανίξονται τῶν ἀδίκων:.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Der Titel steht in margine; vermutlich wurde er von späterer Hand ergänzt.
Edition
Thomas Gaisford (Hrsg.), Poetae minores graeci, vol. II: Scholia ad Hesiodum, Leipzig 1823, S. 610–554 (Hs. wurde für die Ed. nicht berücksichtigt).

4) 76r–84r Digitalisat

Verfasser
Hesiod (GND-Nr.: ).
Titel
Opera et dies 617–828.
TLG-Nummer
0020.002.
Incipit
76r ὡραίου· πλειὼν δὲ κατὰ χθονὸς ἄρμενος εἴη. Εἰ δέ σε ναυτιλίης.
Textgestaltung
Der Zeilenabstand des Textes ist sehr groß dimensioniert (etwa der doppelte Zeilenabstand im Vergleich zu den vorherigen Texten).
Nachträge und Rezeptionsspuren
Von späterer Hand wurde interlinear eine lateinische Übersetzung eingefügt.
Edition
Hesiod, Theogonia, Opera et dies, scutum, ed. Friedrich Solmsen, Fragmenta selecta, edd. Reinhold Markelbach et Martin L. West, 3. Aufl., Oxford 1990, S. 76–85 (Hs. wurde für die Ed. nicht berücksichtigt).

5) 84r–100v Digitalisat

Verfasser
Hesiod (GND-Nr.: ).
Titel
Theogonia 1–408.
TLG-Nummer
0020.001.
Angaben zum Text
f. 100r vacat.
Explicit
100v μείλιχον ἐξ ἀρχῆς, ἀγανώτατον ἐντὸς Ὀλύμπου.
Textgestaltung
Der Zeilenabstand des Textes ist sehr groß dimensioniert (etwa der doppelte Zeilenabstand im Vergleich zu den vorherigen Texten). Auf Folium 97v wurde eine Dittographie gestrichen.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Von späterer Hand wurde interlinear eine lateinische Übersetzung eingefügt.
Edition
Hesiod, Theogonia, Opera et dies, scutum, ed. Friedrich Solmsen, Fragmenta selecta, edd. Reinhold Merkelbach et Martin L. West, 3. Aufl., Oxford 1990, S. 5–22 (Hs. wurde für die Ed. nicht berücksichtigt).

6 - Nachtrag) 100v–101r Digitalisat

Verfasser
Proclus.
Titel
Excerpta e Scholis in opera et dies Hesiodi 9–28.
Titel (Vorlage)
K<λῦ>θι ἰ<δ>ὼν ἀΐων τε δίκῃ δ’ ἴθυνε θέμιστας.
Incipit
100v ὁρᾷν δὲ τὸν δία πάντα, καὶ ἀκούειν εἴρηκε πάντων. δίκῃ δ’ ἴθυνε.
Explicit
101r φιλονεικίας, καὶ <ἀκροᾶσθαι ῥημάτων καὶ φημῶν> ἐν ἀγορᾷ.
Schrift / Schreiber
Humanistische Gebrauchsschrift des 16. Jhs.
Textgestaltung
Die Scholien werden durch die entsprechenden Lemmata, denen ein Kreuz vorangestellt ist, eingeleitet.
Edition
Thomas Gaisford (Hrsg.), Poetae minores graeci, vol. II: Scholia ad Hesiodum, Leipzig 1823, S. 42–56 (Hs. wurde für die Ed. nicht berücksichtigt).


Bearbeitet von
Paul A. Neuendorfer, Universitätsbibliothek Heidelberg, 19.11.2020.
Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Gefördert durch
The Polonsky Foundation Greek Manuscripts Project: a Collaboration between the Universities of Cambridge and Heidelberg – Das Polonsky-Stiftungsprojekt zur Erschließung griechischer Handschriften: Ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Cambridge und Heidelberg.