Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 58

Philologische Sammelhandschrift

Papier · 3, 132, 1 Bll. · 27,7 × 19,4 cm · Italien · 1490 bis Mitte des 16. Jhs.


Schlagwörter (GND)
Dionysius Harlicarnassensis.
Diktyon-Nr.
65791.
1ar–2v vacant
Ir Fuggersignatur, Inhaltsvermerk
Iv vacat
1) 1r–32v Dionysius Harlicarnassensis, De Thucydide
2) 33r–79r Dionysius Harlicarnassensis, De Demosthenes dictione V,1,2–58,4
3) 79r–85v Dionysius Harlicarnassensis, Ad Ammaeum
86r–88v vacant
4) 89r–104r Dionysius Harlicarnassensis, De antiquis
5) 104r–115r Dionysius Harlicarnassensis, De Isocrate
6) 115r–125v Dionysius Harlicarnassensis, De Isaeo
119rv vacat
7) 125v–132v Dionysius Harlicarnassensis, Epistula ad Pompeium Geminum
133*rv vacat

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
Italien.
Entstehungszeit
1490 bis Mitte des 16. Jhs. Die Datierung ergibt sich aus den biographischen Daten der Schreiber: Zacharias Kallierges sowie Petros Hypselas wirkten von Ende des 15. bis Anfang des 16. Jhs. als Kopisten griechischer Hss. (vgl. RGK III, Nr. 119 und 349).
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Westliches Papier.
Umfang
3, 132, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
27,7 × 19,4 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 12a + 1I + 16 IV128 + II132 + (I-1)133*. Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 133*.
Foliierung
Vatikanische Foliierung (f. 1–132). Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a–2a, 133*).
Lagenzählung
Jeweils die erste Seite einer jeden Lage ist mit griechischen Ziffern im Fußsteg, zum Teil wiederholt im Kopfsteg, ausgezeichnet. Einige Lagenenden werden ebenfalls durch einfache, aber auch durch doppelte Angabe der jeweiligen Ziffer angegeben. Die Zählung ist nicht durchgehend: Lage α’ bis δ’ = Bll. 1–32; Lage α’ bis η’ = Bll. 33–88; Lage Α’ bis ΣΤ’ = Bll. 89–132.
Zustand
Die Restauration der Hs. durch die vatikanische Bibliothek wurde am 30. April 1992 abgeschlossen, sodass der Band in einem guten bis sehr guten Gesamtzustand vorliegt. Das Papier ist nur an den äußeren Rändern leicht vergilbt; einige Seiten weisen Verunreinigungen auf.

Schriftraum
20,6 × 19,4 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
30 Zeilen.
Schriftart
Die drei unterschiedlichen Hände der Hs. sind den humanistischen Gebrauchsschriften der Entstehungszeit zuzurechnen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Petros Hypselas (Bll. 1–32) / Anonymus (Bll. 33–85) / Zacharias Kallierges (Bll. 89–132), siehe RGK III, Nr. 119 und 349.
Buchgestaltung
Der Text der Hs. ist durchgehend einspaltig gestaltet. Die Gestaltung lässt ausreichend Platz für Marginalscholien am Außensteg sowie im Fußsteg, der jedoch nur im Bereich von f. 89r bis 132v spärlich für Anmerkungen genutzt wurde.
Buchschmuck
Der Text ist eher schlicht gehalten und weist nur dezente Verzierungen auf, die sich von Text zu Text unterscheiden. 1) Der Beginn des ersten Textes (f. 1r) wird durch ein dreisträngiges Flechtwerk markiert, das durch ein Seilband umrandet wird, das an den Ecken in Palmetten übergeht und an den langen Seiten je drei Schleifen wirft. Das gesamte Ornament ist – ebenso wie die mit Fleuronné verzierte Initiale - zweifarbig in einem Rot- und in einem Gold-/Gelbton gehalten. Anführungszeichen sind in roter Farbe gezeichnet, weitere scheinbar von anderer Hand in dunkler Tinte nachgetragen (Bsp. f. 23v). Die Kustoden sind in roter Tinte gezeichnet und mit gleichfarbigem Strichwerk verziert. Am Ende des Textes füllen im Wechsel rote und schwarze Cruces den übrigen Zeilenraum. Die letzte Zeile ist ebenfalls mit farbigen Cruces gestaltet, in deren Zentrum das Monokondylion für τέλος steht. 2) Der Beginn des Textes (f. 33r) wird durch eine Ranke mit floralen Elementen an den Enden in roter und goldener/gelber Farbe markiert. Die zweizeilige Überschrift des Textes ist in roter Farbe geschrieben, einige Buchstabeninnenräume sind mit der goldenen/gelben Farbe ausgefüllt. Der Freiraum in der zweiten Zeile wird mit Doppelpunkten und Tilden ausgefüllt. Die kalligraphische Initiale mit Fleuronné in den beiden gleichen zuvor genannten Farben gehalten. Anführungszeichen sind im Wechsel Rot und Gold/Gelb. Einer der beiden Innenräume des Buchstaben φ ist öfters, aber nicht regelmäßig mit roter oder auch dunkler Tinte ausgemalt. Marginalien sind in roter Farbe gehalten, die teilweise durch ein vertikales schwarz-gelbes Wellenband auf der äußeren Seite flankiert werden. Der unbeschriebene Raum in der letzten Zeile des Textes wird mit Doppelpunkten, einer Tilde und Cruces abwechselnd in schwarzer und roter Tinte gefüllt. 3), 5), 6) und 7) Der Beginn der Texte (f. 79r, 104r, 115r und 125v) wird nur durch die Überschrift in roter Tinte markiert. Die kalligraphische Initiale ist in roter Farbe mit Fleuronné geschmückt. 4) Zu Beginn des Textes (f. 89r) ist mittig im Kopfsteg ein Knotenmuster mit auslaufenden Linien in roter Farbe. Darunter in der gleichen Farbe ein komplexeres dreisträngiges Flechtwerk, das an den Enden in je zwei Palmetten ausläuft. Darunter die zweizeilige Überschrift, von der die erste Zeile in epigraphischer Auszeichnungsschrift verfasst ist. Die Initiale des Textes hat die Höhe von fünf Zeilen, das Fleuronné nimmt den vertikalen Raum von weiteren sechs Zeilen ein. Die Kustoden sind in roter Tinte geschrieben. Marginalien sind in roter Farbe, jedoch ohne das wellenförmige Band. Anführungszeichen sind in dunkler Tinte gezeichnet.

Nachträge und Benutzungsspuren
Auf f. Ir findet sich der Erwerbvermerk 58. Hen(ricus) und der Titel der Hs. Dionysii Halicarnas. ad Q. Aelium Tubernonem. Item ad Gn. Pompeium. Item de antiquis Oratoribus. Zudem wird die alte Fugger-Signatur 58 wiederholt und die gültige Signatur 58 Pal. gr. angegeben.

Einband
Roter Ledereinband der BAV aus der Zeit der von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; späterer Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten), vgl. Schunke, Einbände, II, S. 909.
Provenienz
Augsburg / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Für die mit Hen. bzw. Henr. gekennzeichneten Manuskripte kann keine eindeutige Aussage bezüglich der Provenienz getroffen werden. Hier wurden bislang zwei Vorschläge zur Identifikation des Vorbesitzers gemacht, die beide davon ausgehen, dass es sich um ein Kürzel des Vornamens Heinrich/Henricus/Henri handelt: Zwischen 1558 und 1568 hatte Henri Estienne (1531–1598), protestantischer Buchdrucker, Philologe und Humanist aus Frankreich, enge Beziehungen zu Fugger. Er durfte u.a. Handschriften aus der Bibliothek Fuggers nutzen, um sie in seiner Offizin zu drucken.
Ungefähr zur selben Zeit hielt sich auch der Schotte Henry Scrimger (1506–1572), Jurist und Philosoph, auf Einladung Fuggers in Augsburg auf, wo er selbst eine umfangreiche Bibliothek mit Drucken und Handschriften aufbaute (Lehmann, Fuggerbibliotheken I, S. 132–153). Von 1553 bis 1563 arbeitete er für Fugger und erwarb u.a. in Italien zahlreiche Handschriften für ihn.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_gr_58
Literatur
Stevenson, Graeci, S. 29; Denys D´Harlicarnasse, Opuscules Rhétoriques I, ed. Germanie Aujac, Paris 1978, S. 69–74 (Sigle T); Denys D´Harlicarnasse, Opuscules Rhétoriques II, ed. Germanie Aujac, Paris 1988, S. 45–160 (Sigle T); Denys D´Harlicarnasse, Opuscules Rhétoriques IV, ed. Germanie Aujac, Paris 1991, S. 44–125 (Sigle T); Denys D´Harlicarnasse, Opuscules Rhétoriques V, ed. Germanie Aujac, Paris 1992, S. 51–68 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen).
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Inhalt

1) 1r–32v Digitalisat

Verfasser
Dionysius Harlicarnassensis (GND-Nr.: 118672037).
Titel
De Thucydide.
TLG-Nummer
0081.010.
Schrift / Schreiber
Der Schreiber ist der Kopist Petros Hypselas. Bei der Schrift handelt es sich demnach um eine Gebrauchsschrift einer geübten Hand. Charakteristisch sind die Oberlängen der Buchstaben τ und ω und die Unterlängen der Buchstaben χ und ψ. Oft Trema über ι.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Marginalien und Korrekuren von zwei weiteren Händen.
Edition
Denys D´Harlicarnasse, Opuscules Rhétoriques IV, ed. Germanie Aujac, Paris 1991, S. 44–125 (Sigle T).

2) 33r–79r Digitalisat

Verfasser
Dionysius Harlicarnassensis (GND-Nr.: 118672037).
Titel
De Demosthenes dictione V,1,2–58,4.
TLG-Nummer
0081.006.
Titel (Vorlage)
Θουκυδίδου ἔκφρασιν τῆς στάσεως τῶν κερκυραίων.
Incipit
33r [πόλε]ων, καὶ τὰ ἐφυστερίζοντά που.
Schrift / Schreiber
Dichte Gebrauchsschrift eines geübten Schreibers, die leicht nach rechts geneigt ist. Markant sind die Oberlängen des τ und oft von α, die Unterlänge des χ und die Schreibweise des φ. Der Schreiber lässt kaum Wortzwischenräume und nutzt gern Ligaturen.
Edition
Denys D´Harlicarnasse, Opuscules Rhétoriques II, établi et traduit par Germanie Aujac, Paris 1988, S. 45–160 (Sigle T).

3) 79r–85v Digitalisat

Verfasser
Dionysius Harlicarnassensis (GND-Nr.: 118672037).
Titel
Ad Ammaeum.
TLG-Nummer
0081.008.
Titel (Vorlage)
Διονύσιος Ἀμμαίῳ τῷ φιλτάτῳ πλείστα χαίρειν.
Schrift / Schreiber
Siehe zu 2).
Edition
Denys D´Harlicarnasse, Opuscules Rhétoriques V, ed. Germanie Aujac, Paris 1992, S. 51–68 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen).

4) 89r–104r Digitalisat

Verfasser
Dionysius Harlicarnassensis (GND-Nr.: 118672037).
Titel
De antiquis oratoribus.
TLG-Nummer
0081.002.
Titel (Vorlage)
ΔΙΟΝΥΣΊΟΥ ἉΛΚΑΡΝΑΣΈΩΣ, ΠΕΡῚ τῶν ἀρχαίων ῥητόρων.
Schrift / Schreiber
Der Schreiber ist Zacharias Kallierges. Die Schrift des geübten Kopisten ist eine Gebrauchsschrift ohne Kürzungen, aber mit vielen Ligaturen. Markant sind das lunare Sigma, die Oberlänge von τ, die ausschweifenden Ober- und Unterlängen in der ersten und letzten Zeile einer Seite (z.B. f. 98v, 100v), die ausschweifenden Ligaturen und die markante Ligatur für τῶν (z.B. f. 96v, 99r, 102v und 109v).
Edition
Denys D´Harlicarnasse, Opuscules Rhétoriques I, ed. Germanie Aujac, Paris 1978, S. 69–74 (Sigle T).

5) 104r–115r Digitalisat

Verfasser
Dionysius Harlicarnassensis (GND-Nr.: 118672037).
Titel
De Isocrate.
TLG-Nummer
0081.004.
Titel (Vorlage)
Ἰσοκράτης ἀθηναῖος.
Schrift / Schreiber
Siehe zu 4).
Edition
Denys D´Harlicarnasse, Opuscules Rhétoriques I, ed. Germanie Aujac, Paris 1978, S. 115–147 (Sigle T).

6) 115r–125v Digitalisat

Verfasser
Dionysius Harlicarnassensis (GND-Nr.: 118672037).
Titel
De Isaeo.
TLG-Nummer
0081.005.
Titel (Vorlage)
Ἰσαῖος ἀθηναῖος.
Schrift / Schreiber
Siehe zu 4).
Edition
Denys D´Harlicarnasse, Opuscules Rhétoriques I, ed. Germanie Aujac, Paris 1978, S. 148–174 (Sigle T).

7) 125v–132v Digitalisat

Verfasser
Dionysius Harlicarnassensis (GND-Nr.: 118672037).
Titel
Epistula ad Pompeium Geminum.
TLG-Nummer
0081.015.
Titel (Vorlage)
Διονύσιος Γναίῳ Πομπηίῳ χαίρειν.
Schrift / Schreiber
Siehe zu 4).
Edition
Denys D´Harlicarnasse, Opuscules Rhétoriques V, ed. Germanie Aujac, Paris 1992, S. 78–99 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen).


Bearbeitet von
Paul A. Neuendorf, Universitätsbibliothek Heidelberg, 03.08.2020.
Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Gefördert durch
The Polonsky Foundation Greek Manuscripts Project: a Collaboration between the Universities of Cambridge and Heidelberg – Das Polonsky-Stiftungsprojekt zur Erschließung griechischer Handschriften: Ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Cambridge und Heidelberg.