Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 64

Michael Psellus, Homerparaphrase

Papier · 1, 303, 1 Bll. · 32,5 × 22,7 cm · Venedig (?) · 1460er Jahre


Schlagwörter (GND)
Epos / Philologie.
Diktyon-Nr.
65797.
1ar-Iv vacant
1) 1r–302r Michael Psellus (?), Paraphrasis in Homeri Iliadem

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
Venedig (?).
Entstehungszeit
1460er Jahre.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Westliches Papier.
Umfang
1, 303, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
32,5 × 22,7 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 1I + 15 V150 + 1151 + IV159 + 1160 + 14 V300 + 2302 + (I-1)303*. Vorderspiegel Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 303*.
Foliierung
Vatikanische Foliierung (f. 1–302). Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 303*).
Lagenzählung
Spuren einer griechischen Lagenzählung auf der ersten Rectoseite sind nur auf 110r, 141r, 162r und 272r erhalten.
Zustand
Die Hs. ist noch gut lesbar. Besonders am Anfang und Ende gibt es zahlreiche Stockflecken. Einige Bll. wurden neu eingeheftet, wobei es zu Verwechslungen in der Reihenfolge gekommen ist (vgl. Annotation 1ar).
Wasserzeichen
Angeblich Harlfinger II, ancre 11, monts 90 (beide datiert auf 1504). In den Digitalisaten erscheint jedoch keines von diesen, sondern durchgängig ein „Greif ähnlich Briquet 746465 (Udine 1461/Venedig 1461/Rom 1464 – Florenz 1464 mit Variante Venedig 1460–67).“ (Vassis 1991, S. 104/105). Dieses Motiv erscheint oft in mittelitalienischen Hss. der 2. Hälfte des 15. Jhs.

Schriftraum
22 × 13–19 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
26 Zeilen.
Schriftart
Individuelle humanistische Minuskel.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Georgios Chomatas Alexandrou (RGK I, Nr. 54 = RGK II, Nr. 72 = RGK III, Nr. 89). Hss. aus seiner Hand sind von 1459 bis zum Ende des Jhs. belegt.
Buchgestaltung
Die Iliasparaphrase füllt die gesamte Hs. aus. Der Haupttext wird weitgehend von Klammerglossen begleitet.
Buchschmuck
Zu Beginn des ersten Buches befindet sich eine rubrizierte Initiale in zweizeiliger Höhe, die mit floralen Elementen geschmückt ist. Kleinere, ebenfalls rubrizierte Initialen gibt es am Beginn der weiteren Bücher. Die Zählung der Bücher erfolgt ebenfalls, in rubrizierten Buchstaben, am Anfang der Bücher und oben auf jeder Rectoseite. Manche Buchanfänge sind auch mit Zierelementen geschmückt.

Nachträge und Benutzungsspuren
Stempel der BAV auf 1r und 302r. Ir: Capsa-Nr. C. 4; Allacci-Signatur 395; Signatur 64; Provenienzvermerk Hen. Dort steht auch der Titel der Hs.: Paraphrasis Pselli in Homeri Iliada cum scholiis. Auf 1ar ist ein Hinweis zur Reihenfolge der Bll.: Foliorum ordo sic restituendus 161. 152–159. 151. 160. 162. C. G. 26–VII–1952.

Einband
Roter Ledereinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; späterer Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten), vgl. Schunke, Einbände, II, S. 909.
Provenienz
Augsburg / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Die Hs. wurde wahrscheinlich in den 1460er Jahren in Venedig geschrieben, wie sich aus den Wasserzeichen ergibt. Allerdings ist der Kopist im betreffenden Zeitraum auch in Candia (Kreta) tätig gewesen, wo ebenfalls venezianisches Papier verwendet wurde. Es kann nicht ganz ausgeschlossen werden, dass die Hs. dort entstanden ist. Wie viele Hss. oberitalienischer Provenienz gelangte sie über einen gewissen Henricus (Stephanus oder Scrimger; siehe Provenienzvermerk Hen. auf Ir) an Ulrich Fugger, in dessen Besitz sie 1555 nachgewiesen ist (vgl. Fuggerkatalog BAV, Pal. lat. 1916, f. 548r: Pselli paraphrasis in Homeri Iliada cum schol. char. 64. Hen.). Fuggers Bibliothek gelangte 1567 nach Heidelberg und wurde 1584 Teil der Bibliotheca Palatina, die 1623 nach Rom gebracht wurde. Dort befindet sich diese Hs. noch heute.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_gr_64
Literatur
Stevenson, Graeci, S. 32; Arthur Ludwich, Aristarchs homerische Textkritik nach den Fragmenten des Didymos, vol. II, Leipzig 1885, ab S. 486 (teilediert auf S. 494–524); Harlfinger II; Vassis 1991; Maria Papanicolaiou, Seleuco Calcondila, Daniele Gaetani e i manoscritti greci del legato Gaza-Calcondila, in: Bizantinistica 16, 2014–2015, S. 259–322, hier S. 312, Anm. 135; Stefec 2014, S. 181; Leontien Vanderschelden, Manuel Moschopoulus' Paraphrase of Iliad A: Methods and Sources, in: Medioevo greco 17, 2017, S. 281–296, hier S. 285, Anm. 26.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Inhalt

1) 1r–302r Digitalisat

Verfasser
Michael Psellus (?) (GND-Nr.: 118733605).
Titel
Paraphrasis in Homeri Iliadem.
Angaben zum Text
Es handelt sich um eine relativ exakte Wiedergabe des Inhalts in anderen Worten. Einige Synonyme sind mit dem originalen Wort aus der Ilias überschrieben. Die Zuschreibung zu Michael Psellus erfolgt nicht vom eigentlichen Schreiber, sondern nur über den späteren Titel auf Ir. Die drei Apographe (Paris suppl. gr. 1045, Flor. Laur. Plut. 32.42 und Laur. Conv. Soppr. 68) tragen den Namen dieses Autors, der aber falsch sein dürfte (vgl. Vanderschelden, S. 85).
Die Bücher der Iliasparaphrase sind entsprechend der Buchzählung der Ilias mit rubrizierten griechischen Buchstaben (α-ω, oben auf jeder Rectoseite sowie zu Buchbeginn) gezählt. f. 1r–12r α; f. 12v–29r β; f. 29v–38r γ; f. 38r–48v δ; f. 49r–66r ε; f. 66v–76v ζ; f. 76v–85v η; f. 86r–96v θ; f. 96v–110r ι; f. 110r–121r κ; f. 121v–137v λ; f. 137v–146v μ; f. 146v–162v ν; f. 162v–172v ξ; f. 172v–187r ο; f. 187r–203v π; f. 203v–218r ρ; f. 218v–230r σ; f. 230r–238r τ; f. 238v–248r υ; f. 248r–259v φ; f. 259v–269v χ; f. 269v–287r ψ; f. 287r–302r ω.
Titel (Vorlage)
Ir Paraphrasis Pselli in Homeri Iliada cum scholiis.
Incipit
1r Τὴν ὀργὴν εἴπε ὦ θεὰ.
Explicit
302r οἵτε ἀδελφοὶ καὶ οἱ ἑταῖροι.
Textgestaltung
Es gibt Scholien in Form von Klammerglossen vom selben Schreiber. Rubrizierte griechische Zahlen ordnen sie den entsprechenden Stellen im Haupttext zu. Inc.: α’ διατί ὡς προστάττων ἐστὶν τῆ μούση. Die Glossen werden im Laufe der Hs. weniger, nach 66v erscheinen sie nur noch vereinzelt. Die letzten erscheinen auf 286v. Sie gehören zur D- und h-Klasse.
Edition
Immanuel Bekker, Scholiorum in Homeri Iliadem Appendix, Berlin 1827, S. 651–811 (Hs. nicht herangezogen).


Bearbeitet von
Vinzenz Gottlieb, Universitätsbibliothek Heidelberg, 19.08.2021.
Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Gefördert durch
The Polonsky Foundation Greek Manuscripts Project: a Collaboration between the Universities of Cambridge and Heidelberg – Das Polonsky-Stiftungsprojekt zur Erschließung griechischer Handschriften: Ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Cambridge und Heidelberg.