Heidelberg, Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. graec. 353

Scholia in Pythias 5–12 Pindari

Papier · 3, 29, 2 Bll. · Venedig · Anfang des 16. Jhs.


Schlagwörter (GND)
Antike / Pindarus / Oden / Lyrik / Kommentar / Scholien.
Diktyon-Nr.
66085.
1ar vacat (Marmorpapier)
1av–2av vacant
3ar Inhaltsverzeichnis (lateinisch)
3av vacat
4ar Schenkungsexlibris
4av vacat
1) 1r–28r Anonymus, Scholia in Pythias 5–12 Pindari
28v–30*r vacant
30*v vacat (Marmorpapier)

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
Venedig. Gemäß dem Wasserzeichen Echelle/Leiter Nr. 5920 nach Briquet (Venedig, anno 1491) auf f. 9, 11, 12, 15, 16, 18 kommt Venedig als Entstehungsort infrage.
Entstehungszeit
Anfang des 16. Jhs. Darauf deuten die Wasserzeichen Arbalète/Armbrust Nr. 51 nach Harlfinger (anno 1509) und Echelle/Leiter Nr. 5920 nach Briquet (Venedig, anno 1491). Auch die Schrift des Schreibers von f. 1 und 2, wo sich keine Wasserzeichen finden, passt in diese Zeit.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
3, 29, 2 Bll.
Format (Blattgröße)
24,0–24,2 × 17,3 cm (f. 1–18); 23,5 × 17,2 cm (f. 19–28).
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)2a + 13a + IV8 + 2 V28 + (I-1)29*. Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 29*.
Auf die Spiegel sowie die Vorsatzbll. wurde jeweils ein Doppelbl. aus Marmorpapier geklebt, so dass ein Doppelbl. aus Marmorpapier die Spiegel und ein weiteres die Rectoseite von Bl. 1a und die Versoseite von Bl. 30* bildet. Das zusammengeklebte Doppelbl. (f. 1a/30*), ist um die drei Textlagen (f. 1–28) herumgelegt.
Foliierung
Vatikanische Foliierung in der rechten oberen Ecke der Rectoseite mit schwarzer Tinte (f. 1–28). Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a–3a, 29*).
Lagenzählung
Am inneren Rand unten erscheinen am Ende der Lage Wortreklamanten.
Zustand
Guter Zustand; das Papier weist immer wieder größere Flecken auf, welche die Lesbarkeit in der Regel nicht beeinträchtigen. F. 8v enthält Schimmelspuren.
Wasserzeichen
Die Wasserzeichen liegen allesamt im Falz, was eine sichere Zuordnung erschwert: Auf f. 3 und 6 befindet sich Arbalète/Armbrust Nr. 51 nach Harlfinger (anno 1509); auf f. 9, 11, 12, 15, 16, 18 sehr ähnlich Echelle/Leiter Nr. 5920 nach Briquet (Venedig, anno 1491); auf f. 20, 22, 25, 27 erscheint ein Wasserzeichen, das nur entfernt Ähnlichkeit mit Echelle/Leiter Nr. 22 nach Harlfinger (anno 1536) hat. Gemäß Irigoin 1952, S. 367 weist der Palatinus dieselben Wasserzeichen auf wie die Monacenses graeci 492 und 565, die ebenfalls Abschriften des Vaticanus graecus 1312 darstellen.

Schriftraum
17,2–17,4 × 10,0–10,7 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
34 Zeilen.
Schriftart
Jeweils individuelle Gebrauchsschrift der Entstehungszeit.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Vom ersten Schreiber stammen f. 1r–2v, von einem zweiten f. 3r–28r. Beide sind nicht zu identifizieren.
Buchgestaltung
Die Scholien folgen ohne Abgrenzung aufeinander. In der letzten Zeile des jeweiligen Scholienblocks finden sich in der Regel Zierlinien als Füllelemente (z. B. auf f. 6v, 19v, 26r). Am Rand wiederholt der Schreiber z. B. interessante Namen und Dinge. Die metrischen Scholien sind meist als ein Satz pro Zeile angeordnet.
Buchschmuck
Die Initialen der Scholien zur 5. und 6. Pythie wurden nicht hinzugesetzt. Ab denen zur 7. Pythie sind teilweise stark verblasste rotbraune Initialen sichtbar, die ab den Scholien zur 9. Pythie deutlicher zu erkennen sind. Initialen erhalten die einzelnen Zeilen der metrischen Scholien sowie das darauffolgende mit Γέγραπται beginnende Scholion. Griechische Ziffern besitzen teils rotbraune Zahlstriche. Gelegentlich sind Marginalien des Schreibers in Rot ausgeführt, teils auch in Hellgrau (sofern diese dem Kopisten überhaupt zuzuordnen sind). Die Zierlinien am Ende des Scholienblocks sind bisweilen rotbraun.

Nachträge und Benutzungsspuren
Lateinisches Inhaltsverzeichnis auf f. 3ar. Schenkungsexlibris an Papst Gregor XV. und Altsignatur auf f. 4ar. Inhaltsvermerk und Fuggersignatur 353. seors. auf f. 1r. Stempel der Bibliothèque nationale de France und der Universitätsbibliothek Heidelberg auf f. 1r, erneuter Stempel der Bibliothèque nationale de France auf f. 28r. Zusätze durch Sylburg (Schriftvergleich anhand BAV, Pal. lat. 429bis, f. 259r).

Einband
Roter Ledereinband der BAV mit dem goldenen Wappenstempel von Papst Pius VI. auf dem vorderen Buchdeckel und dem von Francesco Saverio de Zelada auf dem hinteren Buchdeckel. Auf den Rücken sind Blumen eingeprägt.
Provenienz
Augsburg / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Das Manuskript gelangte als Einzelanschaffung (seors.) und ungebunden (non liga.) in den Besitz Ulrich Fuggers (Fuggersignatur 353. seors. auf f. 1r; vgl. BAV, Pal. lat. 1950, f. 192r: In Pindarum scholia. char. non liga. 352. seors; dort mit falscher Signatur 352 anstelle 353). Fugger übersiedelte 1564 nach Heidelberg, wohin ihm seine Bibliothek 1567 folgte, und vermachte sie nach seinem Tod 1584 an Kurfürst Friedrich IV. 1623 wurde die Hs. als Kriegsbeute nach Rom gebracht. 1798 wurde sie nach Paris gebracht und 1815 zurück nach Heidelberg.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpgraec353
Literatur
Stevenson, Graeci, S. 201; Jean Irigoin, Histoire du texte de Pindare, Paris 1952, S. 367f.; Alexander Turyn, De codicibus Pindaricis, Krakau 1932, S. 41.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Inhalt

1) 1r–28r Digitalisat

Verfasser
Anonymus.
Titel
Scholia in Pythias 5–12 Pindari.
TLG-Nummer
5034.001.
Angaben zum Text
f. 1r–6v In Pythiam 5; f. 6v–8v In Pythiam 6; f. 8v–9v In Pythiam 7; f. 9v–13v In Pythiam 8; f. 13v–19v In Pythiam 9; f. 19v–23r In Pythiam 10; f. 23r–26r In Pythiam 11; f. 26r–28r In Pythiam 12. - Es handelt sich um einen descriptus des Vaticanus graecus 1312, weil der Palatinus als Einziger außer dem Vaticanus metrische scholia vetera zu den Pythien 5 bis 12 bietet; im Text finden sich immer wieder Lücken, wo der Kopist wohl die Vorlage nicht lesen konnte (Irigoin 1952, S. 368). Dass der Palatinus keinen descriptus von UB Heidelberg, Cod. Pal. graec. 40 darstellt (so die Behauptung von Turyn 1932, S. 41), macht aufgrund der metrischen Scholien Irigoin 1952, S. 368 deutlich.
Die Scholien zur 6. Pythie enden auf f. 8v in der 15. Zeile von oben; die zur 7. Pythie beginnen in derselben Zeile. Die Scholien zur 8. Pythie enden mit Scholion 140e (Edition Drachmann) – passend zur Vorlage, dem Vaticanus graecus 1312. Die Marginalien stammen vermutlich alle aus der Feder des Kopisten, der am Rand Korrekturen (ausgelassene Scholien) anfügt und interessante Namen und Dinge hervorhebt.
Explicit
28r εἴρηται: πυθίων τέλος.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Sylburg (Schriftvergleich anhand BAV, Pal. lat. 429bis, f. 259r) hat auf f. 1r einen Inhaltsvermerk am Rand hinzugefügt, sowie die folgenden Scholien durch Titel voneinander abgegrenzt (übersehen hat er jedoch den Beginn der Scholien zur 7. Pythie).
Edition
Scholia vetera in Pindari carmina, Vol. II: Scholia in Pythionicas recensuit Anders Bjørn Drachmann, Leipzig 1910, S. 170–270 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen).


Bearbeitet von
Dr. Anne-Elisabeth Beron, Universitätsbibliothek Heidelberg, 11.03.2020.
Katalogisierungsrichtlinien
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Gefördert durch
The Polonsky Foundation Greek Manuscripts Project: a Collaboration between the Universities of Cambridge and Heidelberg – Das Polonsky-Stiftungsprojekt zur Erschließung griechischer Handschriften: Ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Cambridge und Heidelberg.