Heidelberg, Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. graec. 47

Athenaeus, Deipnosophistae

Papier · 2, 349, 2 Bll. · 22 × 16 cm · Venedig · 1505–1506


Schlagwörter (GND)
Philosophie / Athenaeus, Naucratites / Gastmahl.
Diktyon-Nr.
32457.
Vorderspiegel vacat (Marmorpapier)
1ar–1av vacat
1r Fuggersignatur, Inhaltsvermerk
1v vacat
1) 2r–187r Athenaeus, Deipnosophistae 3–9
187v Subscriptio des Schreibers
188r–191r vacant
191v Federprobe
2) 192r–347r Athenaeus, Deipnosophistae 10–15
347v Subscriptio des Schreibers
348r–351*r vacant
351*v vacat (Marmorpapier)

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
Venedig. Gemäß der subscriptiones: scrips. Paul. Decan. Ven. Patr. Venet. MDVI. XI Cal. Maias prefec. (f. 187v); scripsit Paul. Decan. Ven. Patrit. Venetiis. MDV. XI Cal. Sept. prefec. (f. 347v).
Entstehungszeit
1505–1506 . F. 1r–187v sind gemäß der subscriptio auf f. 187v am 21. April 1506 fertiggestellt: scrips. Paul. Decan. Ven. Patr. Venet. MDVI. XI Cal. Maias prefec. F. 192r–347v sind gemäß der subscriptio auf f. 347v am 22. August 1505 vollendet: scripsit Paul. Decan. Ven. Patrit. Venetiis. MDV. XI Cal. Sept. prefec.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Westliches Papier, am Vorder- und Hinterspiegel Marmorpapier.
Umfang
2, 349, 2 Bll.
Format (Blattgröße)
22 × 16 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(II-2)Spiegel/1a + 11 + 23 IV185 + III191 + 8 VI254 + (IV+1)262 + 10 IV342 + (IV-1)349+ (II-2)350*/351*. Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 350*/351*. Ein Bl. entfernt hinter 349. Zählfehler: 234 doppelt vergeben. Nach f. 261 folgt ein später eingebundenes ungezähltes Blatt, f. 261a.
Auf die Spiegel sowie die zugehörigen Vorsatzbll. wurde jeweils ein Doppelbl. aus Marmorpapier geklebt, so dass das Marmorpapier die Rectoseite von Bl. Spiegel bzw. die Versoseite von Bl. 351* bildet.
Foliierung
Rezente Foliierung in der rechten oberen Ecke der Rectoseite mit Bleistift (f. 1–349); die Ziffer 234 wurde dabei auf zwei aufeinanderfolgenden Seiten vergeben. Im Zuge dieser Foliierung wurden vermutlich die einzelnen Bücher mit griechischen Ziffern ebenfalls mit Bleistift gezählt. Ab f. 193r findet sich oben rechts eine fortlaufende Nummerierung mit brauner Tinte beginnend bei 2. Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 350*, 351*).
Lagenzählung
Der Lagenbeginn wird bis f. 186r unten auf der Rectoseite zum rechten Rand hin mit griechischen Ziffern markiert (Beginn: f. 2r: αον; Ende: f. 186r: κδον). Am Lagenende am inneren unteren Rand der Versoseite erscheinen Wortreklamanten. Ab f. 192r gibt es nur noch Wortreklamanten an derselben Stelle; eine Lagenzählung findet nicht statt.
Zustand
Das Papier befindet sich in gutem Zustand und ist nahezu unbeschädigt, allerdings sind etliche Einzelblätter lose. Größere Flecken wie auf f. 10r oder 17v beeinträchtigen die Lesbarkeit nicht. Teilweise sind die oberen Ecken beschädigt (z.B. f. 63, 192, 193).
Wasserzeichen
Alle Wasserzeichen liegen im Falz und sind deshalb nicht sicher zu identifizieren. Es finden sich: f. 2–23, 89, 147, 192–349: ähnlich Arbalète/Armbrust Nr. 38 Harlfinger (Udine: 29. September 1497); f. 27–189: entfernte Ähnlichkeit mit Anker/Ancre Nr. 32 Harlfinger (ohne Ort; 18. Januar 1507).

Schriftraum
17 × 10 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
34 Zeilen.
Linierung
Ein Liniensystem ist nur deutlich auf f. 191v zu sehen, das auch für eine Federprobe genutzt wurde.
Schriftart
Individuelle Gebrauchsschrift der Entstehungszeit.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Die Handschrift wurde von Paolo da Canale (lat. Paulus Decanalis) (1481–1508), einem Patrizier und Bekannten von Aldo Manuzio, in Venedig angefertigt. Dabei hat da Canale 1505 zuerst den hinteren Teil der Handschrift (f. 192r–347v) angefertigt, dann 1506 den vorderen. Es finden sich folgende subscriptiones: scrips. Paul. Decan. Ven. Patr. Venet. MDVI. XI Cal. Maias prefec. (f. 187v); scripsit Paul. Decan. Ven. Patrit. Venetiis. MDV. XI Cal. Sept. prefec. (f. 347v).
Buchgestaltung
Am rechten bzw. linken Rand hat der Schreiber Platz ausgespart und notiert dort teilweise die in den Deipnosophistae zitierten Autoren und wiederholt interessante Wörter (teils in roter Tinte, teils in der Tintenfarbe des Textes). Ebenfalls ist die Kapitelzahl am Rand notiert.
Am Ende eines Buches bleibt die jeweilige Seite in der Regel frei (nicht jedoch beim Übergang vom 8. zum 9. Buch auf f. 164r).
Buchschmuck
Immer wieder sind interessante Wörter am Rand in roter Tinte wiederholt. Die Kapitelzahlen sind in rotbrauner Tinte gehalten. Für die Initialen am jeweiligen Buchbeginn wurde Platz ausgespart, aber sie sind nicht eingetragen worden.

Nachträge und Benutzungsspuren
Capsa-Nr. C. 18, Fuggersignatur 47. eg. und Inhaltsvermerk auf f. 1r. Stempel der Bibliotèque nationale de France auf f. 2r und 347v. Der Zusatz oben auf f. 2r dürfte von Sylburg stammen (Schriftvergleich anhand BAV, Pal. lat. 429bis, f. 259r). Federprobe des Schreibers auf f. 191v. Zwischen f. 261v und 262r ist ein nicht gezähltes Blatt (f. 261a) mit Kommentaren eines Benutzers aus dem 19. Jh. zum Incipit und Explicit des 3. und 15. Buches eingeklebt; auf der Rückseite ist Coccinus zu lesen. Auf f. 351*r ist mit Bleistift 23. Aug. 1826 notiert, wobei es sich um das Datum einer Benutzung oder Ausleihe handeln könnte.

Einband
Roter Ledereinband der BAV mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius VI. (oben) und Francesco Saverio de Zelada (unten) auf dem Rücken.
Provenienz
Padua / Venedig / Augsburg / Heidelberg / Rom / Paris.
Geschichte der Handschrift
Die Handschrift befand sich möglicherweise in der Bibliothek des Humanisten Niccolò Leonico Tomeo (1456–1531) in Padua (vgl. Gamba 2014, S. 350f.), von wo sie in den Besitz des Venezianer Humanisten Giovanni Battista Cipelli (Egnazio) kam. Sie ging bald nach dessen Tod 1553 in den Besitz Ulrich Fuggers über (Fuggersignatur 47. eg. auf f. 1r; vgl. BAV, Pal. lat. 1950, f. 184r: Athenaei dipnosophistarum. char. 47. egna.). Fugger übersiedelte 1564 nach Heidelberg, wohin ihm seine Bibliothek 1567 folgte, und vermachte sie nach seinem Tod 1584 an Kurfürst Friedrich IV. 1623 wurde die Hs. als Kriegsbeute nach Rom gebracht. 1798 wurde sie nach Paris gebracht und 1815 zurück nach Heidelberg.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpgraec47
Literatur
Stevenson, Graeci, S. 24f.; Eleonora Gamba, Un nuovo manoscritto copiato da Niccolò Leonico Tomeo (Par. gr. 1833). Appunti per la ricostruzione della sua biblioteca, in: Eikasmos 25, 2014, S. 350f.; Jean Irigoin, L'édition princeps d'Athénée et ses sources, in: REG 80, 1967, S. 421f.; Athenaei Naucratitae Dipnosophistarum libri XV, Vol. I: Libri I-V recensuit Georgius Kaibel, Leipzig 1887, S. XIII; Fabio Vendrusculo, Una lunga latitanza: Il famoso Farnesianus di Ateneo, in: The legacy of Bernard de Montfaucon: Three Hundred Years of Studies on Greek Handwriting: Proceedings of the Seventh International Colloquium of Greek Palaeography (Madrid – Salamanca, 15–20 September 2008) edited by Antonio Bravo García/Inmaculada Pérez Martín, Turnhout 2010, S. 211 mit Anm. 9.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Inhalt

1) 2r–187r Digitalisat

Verfasser
Athenaeus (GND-Nr.: 118615688).
Titel
Deipnosophistae 3–9.
TLG-Nummer
0008.001.
Angaben zum Text
f. 2r–31r Liber 3; f. 31v–63v Liber 4; f. 64r–86r Liber 5; f. 86v–115r Liber 6; f. 115v–144v Liber 7; f. 145r–164r Liber 8; f. 164r–187r Liber 9. - Der Text ist nicht vollständig von Beginn an überliefert, sondern setzt mit 3,4 ein. Dies ist wohl der Vorlage – direkt oder über eine weitere Abschrift – cod. Marcianus gr. Z 447 geschuldet (vgl. auch Kaibel 1887, S. XIII; Vendruscolo 2010, S. 211 mit Anm. 9). Zur Beziehung des Palatinus mit der Editio princeps vgl. Irigoin 1967, S. 421f.
Titel (Vorlage)
2r τῶν Ἀθηναίου Δειπνοσοφιστικῶν.
Incipit
2r στελεόν, ῥαφανίδας, σικυοὺς τέτταρας.
Explicit
187r δόξα θεῷ.
Textgestaltung
Am Rand neben Eigennamen und interessanten Wörtern teilweise Korrekturen durch den Schreiber selbst.
Edition
Athenaei Naucratitae Dipnosophistarum libri XV, Vol. I: Libri I-V recensuit Georgius Kaibel, Leipzig 1887, S. 172–491 (Hs. wurde in der Edition erwähnt, Sigle P, vgl. S. XIII); Athenaei Naucratitae Dipnosophistarum libri XV, Vol. II: Libri VI-X recensuit Georgius Kaibel, Leipzig 1887, S. 1–396 (Hs. wurde in der Edition erwähnt, Sigle P, vgl. Vol. 1, S. XIII).

2) 192r–347r Digitalisat

Verfasser
Athenaeus (GND-Nr.: 118615688).
Titel
Deipnosophistae 10–15.
TLG-Nummer
0008.001.
Angaben zum Text
f. 192r–220r Liber 10; f. 220v–247v Liber 11; f. 248r–274v Liber 12; f. 275r–309r Liber 13; f. 309v–338v Liber 14; f. 339r–347r Liber 15.
Incipit
192r Ἀ]λλ’ ὥσπερ δείπνου γλαφυροῦ ποικίλην εὐωχίαν τὸν.
Explicit
347r τὸν Χαλκοῦν Διονύσιον τί κάλλιον ἀρχομένοισιν ἢ καταπαυομένοις ἢ τὸ πιθανότατον .
Nachträge und Rezeptionsspuren
Marginalien von vermutlich einer weiteren Hand.
Edition
Athenaei Naucratitae Dipnosophistarum libri XV, Vol. II: Libri VI-X recensuit Georgius Kaibel, Leipzig 1887, S. 396–498 (Hs. wurde in der Edition erwähnt, Sigle P, vgl. Vol. 1, S. XIII); Athenaei Naucratitae Dipnosophistarum libri XV, Vol. III: Libri XI-XV et indices recensuit Georgius Kaibel, Leipzig 1890, S. 1–560 (Hs. wurde in der Edition erwähnt, Sigle P, vgl. Vol. 1, S. XIII).


Bearbeitet von
Dr. Anne-Elisabeth Beron, Dr. Janina Sieber, Universitätsbibliothek Heidelberg, 25.06.2020.
Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Gefördert durch
The Polonsky Foundation Greek Manuscripts Project: a Collaboration between the Universities of Cambridge and Heidelberg – Das Polonsky-Stiftungsprojekt zur Erschließung griechischer Handschriften: Ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Cambridge und Heidelberg.