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Abraham
Mala Gallina, Malum Ovum, Das ist: Wie die Alten sungen, so zwitzern die Jungen: Im Zweyten Centi-Folio Hundert Ausbündiger Närrinnen Gleichfalls in Folio, Nach voriger Alapatrit-Pasteten-Art, So vieler Narren Generis Masculini, Anjetzo auch Mit artigen Confecturen, Einer gleichen Anzahl Närrinnen Generis Foeminini, Zum Nach-Tisch, Allen Ehr- und Klugheit-liebenden Frauenzimmer zur lustigen Zeit-Vertreib und wohlgemeinten Warnung In Hundert schönen Kupffern moralisch vorgestellt — Wien, 1713 [VD18 14661225]

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https://doi.org/10.11588/diglit.37593#0649
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44r

Die zartlichte Närrin.
«DLIeKöni'gin von Saba hat auffeineZeit etliche kleine Knäbl /
MA und erliche kleine Mägdlein gantz gleich bekleidet/und angelegt/
solche nachmals auff einen sehr grossen und prächtigen Saal vor den
König Salomon geführet/ und ihn befragt/ er wolle doch/ Vermög
seiner Weißheitanssagen / welche ans diesen Mägdlein oder Knäb-
lsin seynd. Salomon lasset alsobald einen grossen silbernen Kessel Her-
vey bringen/voll mit kaltem Brunnen-Wssser/unb befilcht allen/daß
sie sich sollen waschen. /Ulo! sprach er zu der Königin/ anjetzo will ich
mit dem Finger auff sie Leuten/ und in aller Wahrheit sagen/ welches
Knäbel oder Mägdlein seyen. Diejenige/welche mit beeden Händen
frisch in das Wasser gefahren/und fein starck gewaschen. Diese/ sagt
Salomon / seynd Knaben / welche aber nur mit einer Hand gar zart
und haicklich in das Wasser greiffen/solche seynd die Mägdlein/Wie er
Sann hierinnengarnichtgefehlet. Worauserhellet/ daß die Weibs-
bilder weit zarter und haicklicher seyen als die Männer/ nun aber solle '
SasFrauenzimmervonGerbern lernen / wie sie nicht allzu zärtlich
seyn sollen.
Die Gerber verfahren erschröcklich grob mit LenenHäuten/man
schabtsie/ mantrittsie/ manschlägrsie/ manbaitztsie/manhängtsie
gar auffwieelnenDieban Galgen; aberdiß alles ist ihnen nützlich/
und werdennachmalsum viel Geld verkaufft. Nichts nützlicher ist
dem Menschen / als wann er mit seiner Haut nicht haicklich umgehet/
Sann der menschliche Leib ist wie ei» Brenn-Nessel / wannmandiese
gar zart anrühret/fv brennt sie grvb/nicht aber/ so man sie hart reibet.
Der menschliche Leib ist wie ein Wein-Stock/ wann man diesen nicht
wohl beschneid/und manche Wunden versetzt/so bringt er kein Frucht.
Der menschliche Leib ist wie ein Saiten / wann man diese nicht wohl
anspannt / so gibt sie keinen Klang. Der menschliche Leib ist wie ein
Fisch/ den man die Aal nennet/ wann man solche nicht hart mit den
Händen drucket/fo schlipffert sie aus. Der menschliche Leib ist wie der
Kkk Flachs/
 
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