Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Müller, Michael Christian; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Orgeldenkmalpflege: Grundlagen und Methoden am Beispiel des Landkreises Nienburg/Weser — Hameln: Niemeyer, Heft 29.2003

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.51261#0027
Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

26 Darstellung einer hängenden Traktur mit Wellenbrett und geöffnetem Ventilkasten

lieh versetzt und dann wie-
der senkrecht weitergelei-
tet, denn die Welle ist über
ein weiteres Wellenärm-
chen mit einer Abstrakte
verbunden, die bis zur
Windkammer der Windla-
de reicht. Hier wird sie
durch einen Draht ab-
gelöst, der in die Wind-
kammer führt und mit der
Unterseite des Ventils ver-
bunden ist (vgl. Abb. 4).
Damit durch die Bohrung
für den Draht kein Wind-
verlust eintritt, ist sie durch
ein Ledersäckchen, die Pul-
pete, verschlossen, die der
Draht durchsticht. Durch
den Tastenimpuls wird
schließlich das Ventil auf-
gezogen.
Es sei noch einmal betont,
dass dieses Beispiel einer
hängenden Traktur ein bewusst einfach gewähltes, weil
auch illustrierbares Beispiel ist. Angewandt wird sie zum
Beispiel bei Brustwerken, die unmittelbar über der
Spielanlage positioniert sind, und daher mit geringem
Aufwand erreichbar sind. Gerade wenn ein Brustwerk
vorhanden ist, wird aber für das folgende Werk, das im
Normalfall das Hauptwerk ist, die Traktur häufig zunächst
nach hinten statt nach oben gelenkt werden. Hier han-
delt es sich somit um eine liegende Traktur.75 Es ist leicht
nachvollziehbar, wie hoch der konstruktive Aufwand -
insbesondere in Zeiten vor CAD - ist, um mehrmanualige
große Orgeln mit je 56 oder 61 Tasten pro Manual zuzüg-
lich Pedal mit einer Spieltraktur auszustatten, die leicht-
gängig ist und damit die zeittypischen Forderungen an
die Artikulation im Orgelspiel erfüllt.

die mit seinem oberen Ende verbundene Schleife um
eine definierte Strecke verschoben wird. Auch hier sei
angemerkt, dass diese prinzipiell bestechend einfache
Mechanik auch bei Orgeln mit 30 oder 40 Registern
umgesetzt werden musste und außerdem die Wege der
Spieltraktur zu berücksichtigen waren. Sämtliche Ele-
mente hatten aber am Spielschrank zusammenzulaufen
und dort auch in ihrer Anordnung strukturiert, das heißt
überschaubar zu sein. Da es im 18. Jahrhundert eben
noch keine elektrischen oder elektronischen Registrier-
hilfen gab, hatten die Züge idealerweise so angeordnet
zu sein, dass entsprechend der Nutzung und der Dispo-
sition der Orgel ein einigermaßen zügiges Registrieren
möglich war.

Nicht unkomplizierter, aber robuster ausführbar ist die
Registertraktur, die hier auf die Schleif lade bezogen sein
soll (Abb. 27). Bei der seitenspieligen Orgel konnte der
Registerzug unmittelbar oder kurzwegig mit der Schleife
verbunden werden. Befindet sich die Spielanlage der
Orgel auf der Prospektseite, mussten auch die Bewe-
gungen der Registerzüge seitlich umgelenkt und nach
oben geführt werden. Allerdings war zu beachten, dass
die Schleifen ja nicht nach unten aufgezogen, sondern
genau quer zur Bewegung des Registerzuges verscho-
ben werden mussten. Dies erreichte man mit Hilfe der
„Schwerter", also speziell zugeschnittener Bretter, die in
ihrer Mitte drehbar gelagert sind. Wenn die
Bewegungsrichtung des Registerzugs mit Hilfe von
Winkeln in die Querrichtung umgelenkt war, bewirkte
die Auslenkung des Schwertes am unteren Ende, dass


27 Estorf, Ev. Kirche, Orgel, Blick auf die Registertraktur
(Schwerter) oberhalb der Tastatur

25
 
Annotationen