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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Historische Brückenkonstruktionen - technische Bauwerke der Eisenbahn in Niedersachsen — Hameln: CW Niemeyer Buchverlage, Heft 33.2006

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.51263#0204
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202

Historische Brückenkonstruktionen

Übersicht - Brückenbauentwicklung

Brückenbauentwicklung bei der Eisenbahn
im Gebiet von Niedersachsen
1847 gilt die Allerbrücke bei Verden (5/2/B49) mit
393 m als längste hölzerne Eisenbahnbrücke im
Königreich Hannover. Das gewaltige eingleisige
Bauwerk verfügt über 23 mehrfache Sprengwerke
mit Lichtweiten von 14 m (Strecke Wunstorf-
Bremen). Gleichzeitig existiert bei Hannover die
wohl einzige zweigleisige Eisenbahnbrücke mit
hölzernen Überbauten. Die Leinebrücke (7/1/B15)
weist doppelte Sprengwerke auf, die acht Öffnun-
gen mit Lichtweiten von 11,68 m Überspannen
(Strecke Hannover-Wunstorf). Neben der Aller-
und Allerflutbrücke bei Verden und der Leine-
brücke zählen im Untersuchungsgebiet damals die
llmenaubrücken bei Lüneburg (3/4/B58) und
Bienenbüttel (3/3/B48a) sowie die Gerdaubrücke
bei Uelzen (3/2/B33) mit Stützweiten von bis zu
17 m zu den letzten großen Eisenbahnbrücken
mit hölzernen Überbauten.
- Zu Beginn der 1850er Jahre entwickelt die
Königliche Eisenbahn Direktion in Hannover für
die Süd- und Westbahn die ersten vollwandigen
Blechträgerbrücken in Deutschland. Gitterträger
spielen bei der Planung so gut wie keine Rolle.
Positive Erfahrungen mit den neuen schmiedeei-
sernen Balkenbrücken bewirken, dass auch bei
den älteren Hannoverschen Bahnen zunehmend
genietete Blechträger schadhafte Holzkonstruk-
tionen ersetzen, sodass 1856 bereits 52 Objekte
mit eisernen Überbauten verzeichnet sind.
1854 erfolgt die Inbetriebnahme der ersten
Drehbrücke mit einarmiger Blechträgerkonstruk-
tion im Bereich von Niedersachsen für die Leda-
brücke bei Leer (8/3/B19a) (Strecke Papenburg-
Emden).
1855 zählen zwei große Gewölbebrücken aus
Stein, die die Werra (101/1/B37) und Fulda
(101/2/354) Überspannen, zu den bedeutendsten
Brückenbauten der Hannoverschen Südbahn. Die
Viadukte bilden damals den Höhepunkt der
Massivbaukunst im Königreich Hannover (Strecke
Göttingen-Kassel).
1856 entsteht für die Braunschweigische Südbahn
der erste und einzige größere engmaschige
Gitterträger im Gebiet von Niedersachsen für die
Okerbrücke bei Börßum (11/1/B16) mit Licht-
weiten von 24,80 m. Beidseitig vorgesehene
Flutbrücken weisen das gleiche Konstruktions-
prinzip auf (Strecke Börßum-Kreiensen).

1859 dienen die ersten eisernen Fachwerkträger
mit einteiligem Ständerfachwerk in Deutschland
für die llmenaubrücke bei Bienenbüttel (3/3/B48a)
mit Weiten von 16,64 m (Strecke Uelzen-Lüne-
burg).
1864 entstehen die ersten Schwedler-Träger in
Deutschland für die Weserbrücke bei Kloster
Corvey (11/3/B91) mit Stützweiten von 58,30 m
(Strecke Holzminden-Altenbeken).
1865 gehört der Luhe-Viadukt bei Greene
(11/2/B62) zu den herausragenden Kunstbauten
der Holzmindener Bahn. Die achtbogige Gewöl-
bebrücke ist weitgehend original erhalten und
stellt heute das bedeutendste Beispiel dieser
Baugattung in Niedersachsen dar (Strecke Kreien-
sen-Holzminden).
1867 erfolgt die Bestimmung der Dimensionen für
Normalbrücken mit eisernem Überbau unter Ver-
wendung von Walzprofilen bis 40 Fuß (11,68 m)
lichter Weite als Weiterentwicklung der frühen
Vollwandträger der hannoverschen Bahnen.
1872 entstehen Schwedler-Träger für eine Leine-
und Ihmebrücke bei Hannover (10a/1/B1 + B2)
(Strecke Hannover-Hameln), die heute neben den
erhaltenen Überbauten der Dömitzer Elbbrücke
(751/1/B1) zu den einzigen Objekten dieser Bauart
in Niedersachsen gehören. Vermutlich sind es sogar
die letzten Exemplare in Norddeutschland.
1872 bilden die ersten Halbparabelträger im
Bereich von Niedersachsen die Überbauten der
Weserbrücke bei Emmerthal (10/2/B74) mit
Stützweiten von 64,80 m (Strecke Hameln-Bad
Pyrmont).
1873 dient die erste Eisenbahnbrücke mit Gerber-
Träger in Deutschland zur Unterführung der Luhe
bei Garstedt (151/3/B38) mit Stützweiten von
13,65 m und 14,12 m (Strecke Buchholz-Lüne-
burg).
Um 1875 entwickelt die Firma Liebold & Co. in
Holzminden eine neuartige Bruchstein-Zement-
Bauweise, mit der sich massive Bogenbrücken für
die Eisenbahn in kurzer Zeit kostengünstig errich-
ten lassen. Nachdem die ersten Brücken 1885 für
die Zahnradbahn Blankenburg-Tanne im Harz rea-
lisiert werden, entstehen ab 1893 auf der Strecke
Bad Harzburg-Ilsenburg mehrere Objekte mit
parabel- und segmentbogenförmigen Gewölben,
von denen einige bis heute erhalten sind
(7 09/1 /B15).
 
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