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Restaurierungsgeschichte mittelalterlicher Gewölbe- und Wandmalereien im Gebiet des heutigen Niedersachsen

toren/Kirchenmalern stützt sich die Untersuchung
weitgehend auf unveröffentlichtes Archivmaterial und
zeitgenössische Publikationen.
Zur Geschichte der niedersächsischen Denkmalpflege
verdichten sich die Kenntnisse in publizierten Quellen
erst seit den 1950er Jahren. Die denkmalpflegeri-
schen Tätigkeiten zuvor sind lediglich den zeitgenös-
sischen Berichten zur Denkmalpflege2 und allgemein
dargestellt einzelnen Publikationen zu entnehmen,
für die exemplarisch Engel3 und Seegers-Glocke4
genannt seien. Über die ausführenden Restauratoren/
Kirchenmaler berichten in erster Linie populärwissen-
schaftliche Quellen wie Holze,5 der den künstlerischen
Werdegang des Oldenburger Malers Wilhelm Morisse
darstellt. Mit dessen restauratorischer Arbeit beschäf-
tigt sich Holze dagegen nur am Rande. Lediglich die
Biografien und Arbeiten der Restauratorenfamilie
Gotta sind im Rahmen einer Diplomarbeit an der
Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen
ausführlicher bearbeitet worden.6
Zur Geschichte der Denkmalpflege und Restaurierung
in Deutschland und Europa lässt sich eine Vielzahl von
zeitgenössischen Primärquellen und Grundlagen-
werken heranziehen, die allgemeine Entwicklungen
und Tendenzen aufzeigen. Zu Ersteren zählen Dehio,
Hager und Riegl,7 die sich Anfang des 20. Jahrhun-
derts mit damals aktuellen Problemen der Denkmal-
pflege beschäftigen. Als ebenso wertvolle Quellen
dienen die seit 1899 erscheinende Zeitschrift ,Die
Denkmalpflege' und die stenografischen Berichte der
Tage für Denkmalpflege seit 1900.8
Kiesow, Huse, Martin/Krautzberger und Scheuermann
widmen sich der Geschichte der deutschen Denkmal-
pflege und zeigen die allgemeinen Tendenzen und
Entwicklungen bis in die 1970er Jahre bzw. bis heute
auf.9 Als Grundlage für die Auseinandersetzung mit
den Theorien Dehios und Riegls bilden neben deren
eigenen Publikationen die noch immer aktuellen Wer-
ke von Conrads, Wohlleben, Bacher und Harnon-
court.’0 Die Geschichte der Denkmalpflege in Sach-
sen-Anhalt und in Bayern ist in zwei Publikationen11
umfassend dargelegt, die als Vergleich hinzugezogen
werden konnten.
Jüngere Publikationen, die schwerpunktmäßig auf die
Restaurierungsgeschichte von Wandmalereien in
Deutschland eingehen, bleiben die Ausnahme. Die
Publikation von Jakobs12 bietet in drei umfangreichen
Bänden Aufschluss über die Restaurierungsgeschichte
der Wandmalereien der St. Georgskirche in Reichen-
au-Oberzell. Bathe zeigt die Restaurierungsgeschichte
der Wandmalereien im Kapitelsaal der ehemaligen
Benediktinerabtei in Brauweiler auf.13 Schädler-Saub
untersucht die Kunst- und Restaurierungsgeschichte
von fränkischen Wandmalereien und bietet mit detail-
lierten Quellenstudien eine fundierte Grundlage für
Vergleichsmöglichkeiten.14 In einigen ICOMOS-Ver-
öffentlichungen werden Fallbeispiele historischer Res-

taurierungen vorgestellt, denen restauratorische,
naturwissenschaftliche und kunstwissenschaftliche
Forschungen zu Grunde liegen.15 Eine Publikation des
Landesamtes für Denkmalpflege in Sachsen-Anhalt
gibt Einblick in 75 Jahre Restaurierung in der dortigen
staatlichen Denkmalpflege.16 Darüber hinaus sind die
Jahrbücher der einzelnen Ämter für Denkmalpflege in
den deutschen Bundesländern und die aktuellen kon-
servierungs- und restaurierungsspezifischen Zeitschrif-
ten zu nennen, in denen sich ebenfalls Beiträge zur
Restaurierungsgeschichte einzelner Kunstdenkmale
finden.17
Die Restaurierungsgeschichte von mittelalterlichen
Wandmalereien in Niedersachsen wurde bisher aus-
schließlich anhand von Einzelbeiträgen bearbeitet.
Selbst in Standardwerken der Kunstgeschichte oder
Denkmalpflege zu mittelalterlichen Wandmalereien
Niedersachsens findet die detaillierte Bearbeitung und
Bewertung der Restaurierungsgeschichte nur selten
Erwähnung. Die genannten Werke können jedoch als
Grundlage für die Auswahl geeigneter Wandmale-
reien dienen und beinhalten zudem wichtige kunst-
und kulturgeschichtliche sowie baugeschichtliche
Informationen. Hier lassen sich vor allem Dehio mit
dem Verzeichnis der Kunstdenkmäler in Niedersach-
sen und Bremen und die Kunstdenkmälerinventare für
Niedersachsen, in denen ausführliche Daten zur Bau-
und Kunstgeschichte enthalten sind, nennen.18 Die
jüngste Publikation auf diesem Gebiet von Grote/van
der Ploeg erfasst den umfangreichen Bestand an mit-
telalterlichen Wandmalereien Niedersachsens und
beinhaltet neben einer ausführlichen Beschreibung
der Darstellungen auch Daten und Maßnahmen von
Restaurierungen.19 Schädler-Saub geht näher auf die
Restaurierungsgeschichte einiger ausgewählter nie-
dersächsischer Wandmalereien ein.20 Im Rahmen ihres
Forschungsprojekts im Jahr 2000 im Fachbereich
Konservierung und Restaurierung der HAWK, Fach-
hochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen zur
Mitteialterrezeption und Restaurierung im 19. Jahr-
hundert - am Beispiel mittelalterlicher Kirchen in
Niedersachsen, wurden zahlreiche Informationen zu
Auffassungen, Methoden und Techniken der Restau-
rierung gesammelt. Teilweise konnten Ergebnisse von
Fach- und Diplomarbeiten, die die Restaurierungsge-
schichte einzelner Wandmalereien aufzeigen, in die
vorliegende Arbeit einfließen.21
Im Rahmen des Kooperationsvertrages zwischen der
HAWK, Fachbereich Konservierung und Restaurie-
rung, und dem Niedersächsischen Landesamt für
Denkmalpflege gab es bereits zahlreiche Untersu-
chungen von Wandmalereien, bei denen eine Be-
standserfassung durchgeführt wurde und die histori-
schen Restaurierungen Erwähnung finden.22
Eine zusammenfassende Darstellung und Bewertung
der niedersächsischen Restaurierungsgeschichte er-
folgte bislang nicht.
 
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