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Zum Personenkreis in der Wandmalereirestaurierung Niedersachsens

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ehe Empfehlungen war auch die Ausbildung. Refe-
renzen bekannter Meister und ein umfassendes Tätig-
keitsfeld sorgten oftmals dafür, dass die Maler be-
stimmte Aufträge erhielten. So wurde in Isernhagen-
Kirchhorst der Maler Ebeling von Hermann Schaper
zur Instandsetzung der Gewölbeausmalung empfoh-
len, nachdem ein Dekorationsmaler noch die Freile-
gung durchgeführt hatte. Dieser Auftrag war für Ebe-
ling einer der ersten in seiner selbstständigen Lauf-
bahn und die abschließende positive Beurteilung
durch die Denkmalpflege führte zu weiteren Empfeh-
lungen und Folgeaufträgen. Provinzialkonservator
Reimers, der hauptamtlich Museumsdirektor des Pro-
vinzialmuseums in Hannover war, führte zunächst
Verhandlungen mit Ebeling, als 1904 ein Restaurator
angestellt werden sollte. Erst als dieser und andere
Kirchenmaler aufgrund der niedrigen Besoldung ab-
gesagt hatten, wurde der Maler Rudolf Schiele einge-
stellt, der wie Ebeling bei Schaper gelernt hatte.197
Auch die Kirchengemeinden sprachen mitunter Wün-
sche nach bestimmten Restauratoren aus. Wichten-
dahl, der als Kunstmaler bekannt war, nicht aber als
Restaurator, wurde auf Wunsch eines befreundeten
Kirchenvorstehers für die Restaurierung der Choraus-
malung der Kirche in Nordstemmen-Mahlerten heran-
gezogen, woraufhin Provinzialkonservator Siebern
bemerkte, dass dagegen von denkmalpflegerischer
Seite nichts eingewendet werden könne.198
Empfehlungen und Erfahrungen mit den Malern fie-
len durchaus unterschiedlich aus. Provinzialkonserva-
tor Siebern war der Ansicht, dass Wildt wenig Erfah-
rungen auf dem Gebiet der Restaurierung habe und
bevorzugte Gotta für die restauratorischen Maßnah-
men in Idensen. Dagegen war Konsistorialbaumeister
Fischer offenbar von den Qualitäten Wildts überzeugt
und beauftragte ihn gegen den Wunsch Sieberns. Das
Ergebnis bewertete Fischer positiv und einige Jahre
später beschäftigte er Wildt erneut mit einer Wand-
malereirestaurierung.
Nach bisherigem Kenntnisstand stellte die restaurato-
rische Arbeit der meisten Maler nicht ihren Arbeits-
schwerpunkt dar. Ausnahme ist einzig Hans Karl
Martin Gotta, der zu einem großen Anteil restaurato-
risch tätig war. Dieser Anteil fällt jedoch vor allem in
die Zeit der 1950er Jahre, die aufgrund einiger
Berufsbild- und Prioritätsverschiebungen kaum mit
der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg und mit der Wei-
marer Zeit verglichen werden kann. Allen Malern war
die künstlerische Prägung gemein. Sie definierten sich
weniger als Handwerker denn als Künstler. Hans Karl
Martin Gotta und August Wildt ließen sich 1957 die
künstlerische Eignung bescheinigen. Gotta gab an,
dass er die Meisterprüfung vor allem deswegen abge-
legt habe, „um, wie es hin und wieder verlangt
wurde, neben den künstlerischen Arbeiten auch eini-
ge Anstricharbeiten in den Kirchen mit übernehmen
zu können."199

Die Maler lassen sich in ihren Arbeitsschwerpunkten
unterteilen in Kirchenmalerei, Landschaftsmalerei und
Kunstpädagogik, wobei sich bei allen, auch bei den
Lehrern, verschiedene Kirchenausmalungen nachwei-
sen lassen. Restauratorische Tätigkeiten standen da-
bei nicht im Vordergrund, hatten aber offenbar einen
großen Stellenwert in der Wertschätzung der Künst-
ler.200 Über Morisse heißt es sogar, er sei im Olden-
burger Raum durch seine Tätigkeit in der Wandmale-
reirestaurierung bekannt geworden,201 obwohl er dort
nur fünf derartige Arbeiten ausführte. Dies mag
begünstigt gewesen sein durch seine vorhergehende
Anstellung bei Hermann Schaper.
Nach dem bisherigen Forschungsstand waren August
Olbers und Reinhold Ebeling hauptsächlich im Bereich
der Wandmalereirestaurierung tätig. Olbers war für
Schaper vermehrt in Schleswig Holstein tätig, wo er
Kirchenausmalungen restaurierte und teilweise re-
konstruierte. Im Königsberger Dom fertigte er Pausen
der dort freigelegten Wandmalereien an. Später ar-
beitete er viel im hannoverschen Raum und restaurier-
te sowohl Ausmalungen als auch Ausstattungsgegen-
stände. Ebelings Werkliste weist zum größten Teil
Instandsetzungsmaßnahmen von Wandmalereien auf.
Zwar arbeitete auch er als Kirchenmaler und führte
Neufassungen durch. Dieses Betätigungsfeld war aber
kleiner als das der Restaurierung. Ebeling beschränkte
sich nicht auf Wandmalereirestaurierungen, sondern
führte auch Arbeiten an Altären, Gemälden und Epi-
taphien aus. Diese Ausweitung des Betätigungsfeldes
ist auch bei den beiden Gottas feststellbar.
Die größte Sparte der Kunst- und Kirchenmaler hatte
ihren Schwerpunkt in der Ausmalung von Kirchen
und anderen Gebäuden. Adolf Quensen war als Kir-
chenmaler im gesamten preußischen Gebiet tätig.
Sievers bezeichnete sich als Dekorationsmaler und
gab in seiner Referenzliste 1910 viele Kirchen- und
Kapellenausmalungen an. Kruse war als Kirchenmaler
hauptsächlich mit der Ausmalung von Kirchen im
Osnabrücker Raum beschäftigt. Auch Hustermeier,
über den nur wenige Kenntnisse erarbeitet werden
konnten, war mindestens 30 Jahre als Kirchenmaler
tätig.202 Wichtendahl malte zahlreiche Kirchen in
Hannover aus und war darüber hinaus auch überre-
gional tätig, wie beispielsweise in Berlin, Köln und
Wiesbaden. Zudem gestaltete er viele Entwürfe für
Mosaiken. Seine für die vorliegende Arbeit relevante
Wandmalereirestaurierung war vermutlich die einzige
derartige Maßnahme, die er durchführte. Allerdings
verlegte er gegen Ende seines Lebens seine Tätigkeit
ganz in den restauratorischen Bereich: Als Konserva-
tor der Kunstsammlungen des Gesamthauses Braun-
schweig/Lüneburg war er für die Inventarisation und
Restaurierung der Gemäldesammlungen zuständig.
Eine ähnliche Entwicklung ist auch bei Friedrich Koch
feststellbar. Zunächst war er in der Malerei tätig, mal-
te das Wohnhaus des Architekten Karl Mohrmann in
 
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