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Restaurierungsgeschichte
1904 Freilegung und Restaurierung der Weltge-
richtsdarstellung und vermutlich auch der Sakra-
mentsnischenbekrönung. Rekonstruktion der dekora-
tiven Bemalung im westlichen Teil der Kirche, Neu-
bemalung der Bögen im östlichen Teil. Ausführung
sämtlicher Arbeiten durch einen Kirchenmaler aus
Oldenburg.249
1964 Restaurierung der Weltgerichtsdarstellung.250
1986 Restauratorische Behandlung von Brand-
schäden.251
Restauratorische Maßnahmen 1904
Auffindung und Freilegung
Die Weltgerichtsdarstellung im Chorgewölbe wurde
1904 durch den Oldenburger Kirchenmaler Wilhelm
Morisse freigelegt. Dieser hatte den Auftrag für die
Neuausmalung der Gewölbe. Beim „Abkratzen" der
alten Anstriche entdeckten die Maler die mittelalterli-
che Malerei: „Nach sorgfältigem Entfernen der ver-
schiedenen Anstrichschichten wurde ein Gemälde das
jüngste Gericht darstellend freigelegt."252 Die
Weltgerichtsdarstellung wies nach der Freilegung etli-
che Schäden auf, die Darstellungen des Weltenrich-
ters, Marias und Johannes des Täufers waren aber
eindeutig erkennbar und in Lokaltönen und Zeich-
nung zu großen Teilen erhalten. Die Engel und der
Höllenschlund wiesen dagegen große Fehlstellen auf
und die Darstellung des Himmlischen Jerusalem mit
Petrus ist auf dem Foto nach der Freilegung nur noch
zu erahnen. Morisse fertigte ein Aquarell der freige-
legten Malerei an, das nur zum Teil den realen Be-
stand wieder gibt. Er nahm zwar viele Fehlstellen auf,
interpretierte aber zumindest die Darstellung des
Himmlischen Jerusalem nach seinen eigenen Vor-
stellungen, denn diese erweckt den Eindruck weitge-
hender Erhaltung. In den beiden westlichen Gewöl-
ben wurden dekorative Malereien an den Rippen und
in den Gewölbescheiteln freigelegt, außerdem am
Gurtbogen zwischen den beiden Gewölben. Außer-
dem entdeckte Morisse in einem Gewölbefeld des
westlichen Jochs eine Darstellung der Marienkrö-
nung. „Leider war das Bild durch die im Laufe der Zeit
vorgenommenen Ausbesserungsarbeiten schadhaft u.
am Marienwerk so zerstört, daß von einer Wiederher-
stellung abgesehen werden mußte. An den Anstrich-
schichten konnte ich indessen feststellen, daß das Bild
etwas später gemalt worden ist. Besonders schön
waren sechs Engelfiguren."253
Die Sakramentsnischenbekrönunq ist in Morisses
Bericht nicht erwähnt und könnte demnach auch zu
einem späteren Zeitpunkt freigelegt worden sein.
Restaurierung
Morisse führte auch die Restaurierung der freigeleg-
ten Malereien aus. Die ornamentalen Malereien in
den westlichen Jochen scheint er, nach seinen Worten
zu urteilen, nur teilweise freigelegt und aufgrund die-
ser Befunde rekonstruiert zu haben: „Die in den bei-
den ältesten Gewölben der Kirche gefundenen roma-
nischen Ornamente sind nach sorgfältigen Unter-
suchungen wiederhergestellt und ergänzt."254 Die
Weltgerichtsdarstellung wurde durch Morisse lasie-
rend übermalt, wobei er sich vermutlich an den erhal-
tenen Bestand hielt, denn seine vorhergehende Be-
schreibung des Kolorits war ausführlich und er hielt
Zeichnung und Farbgebung für künstlerisch sehr
wertvoll. Die Farbigkeit der Gewänder entspricht
heute jedoch nicht mehr dieser Beschreibung. Den
Weltenrichter schilderte Morisse folgendermaßen:
„Die Ghristusfigur ist als Hauptfigur besonders farbig.
Ein leuchtend roter Mantel ist ihm um die Schultern
gelegt."255 Ein undatiertes SA/V-Foto (s. S. 326) zeigt
das Gewand insgesamt in recht dunklen Tönen. Die
Schatten setzen sich nicht sehr stark gegen die Farb-
flächen ab. Heute dagegen ist das Gewand des Chris-
tus in einem gebrochenen Weißton sichtbar, ähnlich
dem der Gewölbefelder. Nur Binnenzeichnung und
Schatten sind Rot. Ähnliche Effekte sind auch bei den
Untergewändern der Maria und des Petrus zu beob-
achten. Das der Maria wurde von Morisse als Rot, das
des Petrus als Braun-Rot beschrieben. Heute sind
beide in einem gebrochenen Weiß sichtbar. Wie bei
Christus sind auch hier nur die Gewandfalten rot
gemalt, wobei sich die Rottöne der drei Gewänder
nicht unterscheiden. Die Engel waren nach Morisse
grün, braun und rot gemalt, wovon nur noch Spuren
geblieben sind. Auch deren Gewänder erscheinen
heute in blassen Farben. Braun ist gar nicht erkennbar
und die Haare sind Ocker. Ob diese Veränderung auf
die Restaurierung von 1964 oder die von1986 zurück-
zuführen ist, ist nicht zu ermitteln, da das erwähnte
Foto ohne Datierung ist.
Auch andere, von Morisse beobachtete Details sind
heute nicht mehr zu beobachten, so zum Beispiel die
von ihm beschriebene Zeichnung und Binnenzeich-
nung: „Besonders fein gezeichnet sind die Hände der
Maria und das Haar an vielen Figuren."256 Heute fehlt
zu einem großen Teil die Binnenzeichnung, die
Lokaltöne der Haare sind flächig angelegt. Vermutlich
sind solche Details schon durch die Übermalungen
und Ergänzungen Morisses verloren gegangen, was
aber nicht anhand der Archivalien belegt werden
kann. Zu den verschiedenen restauratorischen Maß-
nahmen sind, abgesehen vom Bericht Morisses, kei-
nerlei Quellen erhalten.
Restaurierungsgeschichte
1904 Freilegung und Restaurierung der Weltge-
richtsdarstellung und vermutlich auch der Sakra-
mentsnischenbekrönung. Rekonstruktion der dekora-
tiven Bemalung im westlichen Teil der Kirche, Neu-
bemalung der Bögen im östlichen Teil. Ausführung
sämtlicher Arbeiten durch einen Kirchenmaler aus
Oldenburg.249
1964 Restaurierung der Weltgerichtsdarstellung.250
1986 Restauratorische Behandlung von Brand-
schäden.251
Restauratorische Maßnahmen 1904
Auffindung und Freilegung
Die Weltgerichtsdarstellung im Chorgewölbe wurde
1904 durch den Oldenburger Kirchenmaler Wilhelm
Morisse freigelegt. Dieser hatte den Auftrag für die
Neuausmalung der Gewölbe. Beim „Abkratzen" der
alten Anstriche entdeckten die Maler die mittelalterli-
che Malerei: „Nach sorgfältigem Entfernen der ver-
schiedenen Anstrichschichten wurde ein Gemälde das
jüngste Gericht darstellend freigelegt."252 Die
Weltgerichtsdarstellung wies nach der Freilegung etli-
che Schäden auf, die Darstellungen des Weltenrich-
ters, Marias und Johannes des Täufers waren aber
eindeutig erkennbar und in Lokaltönen und Zeich-
nung zu großen Teilen erhalten. Die Engel und der
Höllenschlund wiesen dagegen große Fehlstellen auf
und die Darstellung des Himmlischen Jerusalem mit
Petrus ist auf dem Foto nach der Freilegung nur noch
zu erahnen. Morisse fertigte ein Aquarell der freige-
legten Malerei an, das nur zum Teil den realen Be-
stand wieder gibt. Er nahm zwar viele Fehlstellen auf,
interpretierte aber zumindest die Darstellung des
Himmlischen Jerusalem nach seinen eigenen Vor-
stellungen, denn diese erweckt den Eindruck weitge-
hender Erhaltung. In den beiden westlichen Gewöl-
ben wurden dekorative Malereien an den Rippen und
in den Gewölbescheiteln freigelegt, außerdem am
Gurtbogen zwischen den beiden Gewölben. Außer-
dem entdeckte Morisse in einem Gewölbefeld des
westlichen Jochs eine Darstellung der Marienkrö-
nung. „Leider war das Bild durch die im Laufe der Zeit
vorgenommenen Ausbesserungsarbeiten schadhaft u.
am Marienwerk so zerstört, daß von einer Wiederher-
stellung abgesehen werden mußte. An den Anstrich-
schichten konnte ich indessen feststellen, daß das Bild
etwas später gemalt worden ist. Besonders schön
waren sechs Engelfiguren."253
Die Sakramentsnischenbekrönunq ist in Morisses
Bericht nicht erwähnt und könnte demnach auch zu
einem späteren Zeitpunkt freigelegt worden sein.
Restaurierung
Morisse führte auch die Restaurierung der freigeleg-
ten Malereien aus. Die ornamentalen Malereien in
den westlichen Jochen scheint er, nach seinen Worten
zu urteilen, nur teilweise freigelegt und aufgrund die-
ser Befunde rekonstruiert zu haben: „Die in den bei-
den ältesten Gewölben der Kirche gefundenen roma-
nischen Ornamente sind nach sorgfältigen Unter-
suchungen wiederhergestellt und ergänzt."254 Die
Weltgerichtsdarstellung wurde durch Morisse lasie-
rend übermalt, wobei er sich vermutlich an den erhal-
tenen Bestand hielt, denn seine vorhergehende Be-
schreibung des Kolorits war ausführlich und er hielt
Zeichnung und Farbgebung für künstlerisch sehr
wertvoll. Die Farbigkeit der Gewänder entspricht
heute jedoch nicht mehr dieser Beschreibung. Den
Weltenrichter schilderte Morisse folgendermaßen:
„Die Ghristusfigur ist als Hauptfigur besonders farbig.
Ein leuchtend roter Mantel ist ihm um die Schultern
gelegt."255 Ein undatiertes SA/V-Foto (s. S. 326) zeigt
das Gewand insgesamt in recht dunklen Tönen. Die
Schatten setzen sich nicht sehr stark gegen die Farb-
flächen ab. Heute dagegen ist das Gewand des Chris-
tus in einem gebrochenen Weißton sichtbar, ähnlich
dem der Gewölbefelder. Nur Binnenzeichnung und
Schatten sind Rot. Ähnliche Effekte sind auch bei den
Untergewändern der Maria und des Petrus zu beob-
achten. Das der Maria wurde von Morisse als Rot, das
des Petrus als Braun-Rot beschrieben. Heute sind
beide in einem gebrochenen Weiß sichtbar. Wie bei
Christus sind auch hier nur die Gewandfalten rot
gemalt, wobei sich die Rottöne der drei Gewänder
nicht unterscheiden. Die Engel waren nach Morisse
grün, braun und rot gemalt, wovon nur noch Spuren
geblieben sind. Auch deren Gewänder erscheinen
heute in blassen Farben. Braun ist gar nicht erkennbar
und die Haare sind Ocker. Ob diese Veränderung auf
die Restaurierung von 1964 oder die von1986 zurück-
zuführen ist, ist nicht zu ermitteln, da das erwähnte
Foto ohne Datierung ist.
Auch andere, von Morisse beobachtete Details sind
heute nicht mehr zu beobachten, so zum Beispiel die
von ihm beschriebene Zeichnung und Binnenzeich-
nung: „Besonders fein gezeichnet sind die Hände der
Maria und das Haar an vielen Figuren."256 Heute fehlt
zu einem großen Teil die Binnenzeichnung, die
Lokaltöne der Haare sind flächig angelegt. Vermutlich
sind solche Details schon durch die Übermalungen
und Ergänzungen Morisses verloren gegangen, was
aber nicht anhand der Archivalien belegt werden
kann. Zu den verschiedenen restauratorischen Maß-
nahmen sind, abgesehen vom Bericht Morisses, kei-
nerlei Quellen erhalten.