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Restaurierungsgeschichte mittelalterlicher Gewölbe- und Wandmalereien im Gebiet des heutigen Niedersachsen
Er beschreibt die einzelnen Arbeitsabläufe detailliert
und erwähnt die verwendeten Materialien, was als
relativ fortschrittlich und nicht selbstverständlich an-
zusehen ist. Curdt fotografierte zudem viele der Pfei-
lerfiguren vor der Restaurierung, nach Abnahme der
Übermalungen und noch einmal nach Beendigung
der Restaurierung. Diese systematische Arbeit kann
als fotografische Dokumentation bewertet werden,
die das Ziel hatte, die Veränderungen nach den wich-
tigsten Arbeitsschritten festzuhalten. Eine so metho-
dische Form der Dokumentation findet man auch in
den 1930er Jahren in Niedersachsen nicht häufig.
Relevanz der Restaurierungsgeschichte für die
kunsthistorische Einordnung
Der mittelalterliche Malereibestand liegt reduziert vor
und ist durch die verschiedenen Restaurierungen ver-
ändert worden. Auch wenn die starken Übermalun-
gen des 19. Jahrhunderts durch Curdt in den 1930er
Jahren entfernt und durch zurückhaltendere Ergän-
zungen und Lasuren ersetzt wurden, sind die Male-
reien nicht frei von späteren Zutaten. Wie Curdt selbst
berichtete, sind von der mittelalterlichen Malerei teil-
weise nur die Konturen erhalten gewesen, wobei es
sich jedoch wahrscheinlich eher um die freskal abge-
bundene Vorzeichnung handelte. Von den Lokaltönen
und den Modellierungen durch Lichthöhungen und
Schattierungen waren teilweise nur kleinste Fragmen-
te erhalten. Curdt hat diese lasierend rekonstruiert.
Durch den nicht erhaltenen maltechnischen Aufbau
lässt sich die Malerei stilistisch und zeitlich nicht
genau datieren. Die Bildkomposition und die Anlage
der Formen sind jedoch weitestgehend unverändert
und zeigen die künstlerische Qualität und den Stil der
Entstehungszeit. Insgesamt hatte die Restaurierung
durch Curdt weitaus weniger prägenden Einfluss auf
das Erscheinungsbild der Malereien als die des 19.
Jahrhunderts. Eine optische Unterscheidung besteht
aber nun zwischen der farbenprächtigen Ausmalung
von Chor und Vierung und den von ihren stark farbi-
gen Übermalungen befreiten Pfeilerfiguren.
Literatur
Assmann, Caroline: Die Restaurierungsgeschichte der
Decken- und Wandmalereien im Braunschweiger
Dom von der Freilegung 1845 durch Heinrich Brandes
bis zur Restaurierung unter Fritz Herzig in den 50er
Jahren des 20. Jahrhunderts, unveröffentlichte Fach-
arbeit zum Diplom, Fachhochschule Hildesheim/Holz-
minden/Göttingen, Hildesheim 1999.
Brenske, Stefan: Die mittelalterlichen Monumental-
malereien im Dom zu Braunschweig, unveröffentlich-
te Hausarbeit an der Universität Hamburg, Hamburg
1986 (?).
Brenske, Stefan: Der Hl. Kreuz-Zyklus in der ehemali-
gen Braunschweiger Stiftskirche St. Blasius (Dom) -
Studien zu den historischen Bezügen und ideologisch-
politischen Zielsetzungen der mittelalterlichen Wand-
malereien, Dissertation an der Universität Hamburg,
Hamburg 1988.
Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenk-
mäler, Bremen/Niedersachsen, bearbeitet von Gott-
fried Kiesow u. a., Neubearbeitung, München/Berlin
1977.
Die Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Braun-
schweig, bearb. von Paul Jonas Meier und Karl
Steinacker, Wolfenbüttel 1906, 1926.
Essenwein, August: Die Wandgemälde im Dome zu
Braunschweig, Nürnberg 1881.
Grote, Rolf-Jürgen/Van der Ploeg, Kees: Wandmalerei
in Niedersachsen, Bremen und im Groninger Land,
Bd. 2, Katalogband, München/Berlin 2001.
Hentschel, Barbara: Der Maler Heinrich Brandes und
dessen Wandgemälde im nördlichen Querschiff des
Braunschweiger Doms, unveröffentlichte Facharbeit
zum Diplom, Fachhochschule Hildesheim/Holzmin-
den/Göttingen, Hildesheim 1999.
KDM, Bd. 9, S. 10-12.
Klamt, Johann-Christian: Die mittelalterlichen Monu-
mentalmalereien im Dom zu Braunschweig, Inaugu-
ral-Dissertation, Berlin 1968.
Koch, Norbert: Der Innenraum des Braunschweiger
Domes (ehemalige Stiftskirche St. Blasii), in: Landes-
ausstellung Niedersachsen, Bd. 4, Stuttgart, Bad
Cannstatt 1985.
Schädler-Saub, Ursula: Mittelalterliche Kirchen in
Niedersachsen, Petersberg 2000.
Seelecke, Kurt/Herzig, Fritz: Wiederherstellung der ro-
manischen Wandmalereien im Südquerschiff des
Braunschweiger Doms, in: Niedersächsische Denkmal-
pflege. 2. 1955/56, Hildesheim 1957, S. 25-28.
Quellen
NLD, BuK, Schriftarchiv, o. Sign.
NLD, R, Sign. 031-5334-002-01.
Bildmaterial
Bildarchiv Foto Marburg:
S/W-Fotos der Baumaßnahmen 1937-41.
NLD, BuK, Fotothek:
S/W-Fotos der Gewölbe und Wände von Chor und
Vierung von 1937.
S/W-Fotos der Pfeilerfiguren im Langhaus als Vor-, Zwi-
schen- und Endzustand der Restaurierung 1937-1941.
Borrmann, Richard (Hg.) unter Mitwirkung von H.
Kolb, O. Vorlaender: Aufnahmen mittelalterlicher
Wand- und Deckenmalereien in Deutschland, Bd. II,
1912-1926, Tübingen-Berlin 1926, Tafel 29.
Restaurierungsgeschichte mittelalterlicher Gewölbe- und Wandmalereien im Gebiet des heutigen Niedersachsen
Er beschreibt die einzelnen Arbeitsabläufe detailliert
und erwähnt die verwendeten Materialien, was als
relativ fortschrittlich und nicht selbstverständlich an-
zusehen ist. Curdt fotografierte zudem viele der Pfei-
lerfiguren vor der Restaurierung, nach Abnahme der
Übermalungen und noch einmal nach Beendigung
der Restaurierung. Diese systematische Arbeit kann
als fotografische Dokumentation bewertet werden,
die das Ziel hatte, die Veränderungen nach den wich-
tigsten Arbeitsschritten festzuhalten. Eine so metho-
dische Form der Dokumentation findet man auch in
den 1930er Jahren in Niedersachsen nicht häufig.
Relevanz der Restaurierungsgeschichte für die
kunsthistorische Einordnung
Der mittelalterliche Malereibestand liegt reduziert vor
und ist durch die verschiedenen Restaurierungen ver-
ändert worden. Auch wenn die starken Übermalun-
gen des 19. Jahrhunderts durch Curdt in den 1930er
Jahren entfernt und durch zurückhaltendere Ergän-
zungen und Lasuren ersetzt wurden, sind die Male-
reien nicht frei von späteren Zutaten. Wie Curdt selbst
berichtete, sind von der mittelalterlichen Malerei teil-
weise nur die Konturen erhalten gewesen, wobei es
sich jedoch wahrscheinlich eher um die freskal abge-
bundene Vorzeichnung handelte. Von den Lokaltönen
und den Modellierungen durch Lichthöhungen und
Schattierungen waren teilweise nur kleinste Fragmen-
te erhalten. Curdt hat diese lasierend rekonstruiert.
Durch den nicht erhaltenen maltechnischen Aufbau
lässt sich die Malerei stilistisch und zeitlich nicht
genau datieren. Die Bildkomposition und die Anlage
der Formen sind jedoch weitestgehend unverändert
und zeigen die künstlerische Qualität und den Stil der
Entstehungszeit. Insgesamt hatte die Restaurierung
durch Curdt weitaus weniger prägenden Einfluss auf
das Erscheinungsbild der Malereien als die des 19.
Jahrhunderts. Eine optische Unterscheidung besteht
aber nun zwischen der farbenprächtigen Ausmalung
von Chor und Vierung und den von ihren stark farbi-
gen Übermalungen befreiten Pfeilerfiguren.
Literatur
Assmann, Caroline: Die Restaurierungsgeschichte der
Decken- und Wandmalereien im Braunschweiger
Dom von der Freilegung 1845 durch Heinrich Brandes
bis zur Restaurierung unter Fritz Herzig in den 50er
Jahren des 20. Jahrhunderts, unveröffentlichte Fach-
arbeit zum Diplom, Fachhochschule Hildesheim/Holz-
minden/Göttingen, Hildesheim 1999.
Brenske, Stefan: Die mittelalterlichen Monumental-
malereien im Dom zu Braunschweig, unveröffentlich-
te Hausarbeit an der Universität Hamburg, Hamburg
1986 (?).
Brenske, Stefan: Der Hl. Kreuz-Zyklus in der ehemali-
gen Braunschweiger Stiftskirche St. Blasius (Dom) -
Studien zu den historischen Bezügen und ideologisch-
politischen Zielsetzungen der mittelalterlichen Wand-
malereien, Dissertation an der Universität Hamburg,
Hamburg 1988.
Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenk-
mäler, Bremen/Niedersachsen, bearbeitet von Gott-
fried Kiesow u. a., Neubearbeitung, München/Berlin
1977.
Die Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Braun-
schweig, bearb. von Paul Jonas Meier und Karl
Steinacker, Wolfenbüttel 1906, 1926.
Essenwein, August: Die Wandgemälde im Dome zu
Braunschweig, Nürnberg 1881.
Grote, Rolf-Jürgen/Van der Ploeg, Kees: Wandmalerei
in Niedersachsen, Bremen und im Groninger Land,
Bd. 2, Katalogband, München/Berlin 2001.
Hentschel, Barbara: Der Maler Heinrich Brandes und
dessen Wandgemälde im nördlichen Querschiff des
Braunschweiger Doms, unveröffentlichte Facharbeit
zum Diplom, Fachhochschule Hildesheim/Holzmin-
den/Göttingen, Hildesheim 1999.
KDM, Bd. 9, S. 10-12.
Klamt, Johann-Christian: Die mittelalterlichen Monu-
mentalmalereien im Dom zu Braunschweig, Inaugu-
ral-Dissertation, Berlin 1968.
Koch, Norbert: Der Innenraum des Braunschweiger
Domes (ehemalige Stiftskirche St. Blasii), in: Landes-
ausstellung Niedersachsen, Bd. 4, Stuttgart, Bad
Cannstatt 1985.
Schädler-Saub, Ursula: Mittelalterliche Kirchen in
Niedersachsen, Petersberg 2000.
Seelecke, Kurt/Herzig, Fritz: Wiederherstellung der ro-
manischen Wandmalereien im Südquerschiff des
Braunschweiger Doms, in: Niedersächsische Denkmal-
pflege. 2. 1955/56, Hildesheim 1957, S. 25-28.
Quellen
NLD, BuK, Schriftarchiv, o. Sign.
NLD, R, Sign. 031-5334-002-01.
Bildmaterial
Bildarchiv Foto Marburg:
S/W-Fotos der Baumaßnahmen 1937-41.
NLD, BuK, Fotothek:
S/W-Fotos der Gewölbe und Wände von Chor und
Vierung von 1937.
S/W-Fotos der Pfeilerfiguren im Langhaus als Vor-, Zwi-
schen- und Endzustand der Restaurierung 1937-1941.
Borrmann, Richard (Hg.) unter Mitwirkung von H.
Kolb, O. Vorlaender: Aufnahmen mittelalterlicher
Wand- und Deckenmalereien in Deutschland, Bd. II,
1912-1926, Tübingen-Berlin 1926, Tafel 29.