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Archiv für die Geschichte der Stadt Heidelberg: eine Vierteljahresschr — 1.1868

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XXIV. Heidelberger städtische Verhältnisse und Zustände im 18. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.35626#0184

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168

s.. Der Wachttneisterlieutttant, welcher die Bürger zur Wache aufzu-
bielen hatte, zu der täglich nur l2 Mann nöthig waren, bot deren
immer mehr, gewöhnlich die doppelte Zahl, 24, auf. Diese 24 Auf-
gebotenen, welche meist nicht kamen und ihrem Ersatzmann für den
Tag 12 Kreuzer zu zahlen hatten, zahlen aber alle und da nur 12
Soldaten von der Freicompagnie die Wache bezogen und ihr Taggeld
'erhielten, so lag es auf der Hand, daß der Wachtmeisterleutenant
und die Wachtmeister die Tagegelder der übrigen 12 Aufgebotenen
in ihren Beutel fließen ließen. — 6. Zur Meßzeit mußten die
Wachten von den Bürgern bezahlt werden, da doch die fremden Krämer
auf Kosten der einheimischen Vortheil durch die Messe zögen — o.
Auf den Wachtstuben wurde viel Holz verbraucht, 170 Mäße, welche die
Stadtkasfe belasteten. Dein Lauerbeständer Hoffmann, der das städtische
Holz zu verwalten lind auf die Wachten den Bedarf zu liefern hatte,
wurde Schuld gegeben, daß er sich dabei habe Unterschleife zu Schulden
kommen lassen. Hoffmann, zur Rechenschaft gezogen, gestand nach
manchen Ausfluchten, der verstorbene Stadtdirektor Sartorius habe,
unter dem Titel des Bedarfs für die Wachen, von dem 2. Jahre
seines Dienstantritts an bis zu seinem Tode jährlich 15—16 Karch
Holz unentgeltlich aus dem Lauer bezogen.

22) So geschah es gerade während der Untersuchung dieser Beschwerde am
1 August 1700. Es wurden 24 Bürger geladen; nach Verabredung stellten sich
dieses Mal alle 24 Mann persönlich ein, wodurch die Beschwerde als gegründet
anerkannt werden mußte. Der Leutenant Becker schob die Schuld auf den Wacht-
meister Voß, der sich damit entschuldigte, daß die 24 Bürger auf 2 Tage bestellt
gewesen seien, es sei vergessen worden, dies dem Einzelnen mitzutheilen. Die
Beschwerdeführer verlangten in Folge hievon die Bestrafung Beider, die Ent-
ziehung ihrer Personalsreiheit, machten überhaupt den Vorschlag, die Bürger mit
den Wachen, besonders zur Zeit der Messe zu verschonen: die auswärtigen Krämer,
welche die Messe bezögen und manchen Vortheil genössen, sollten das Wachgeld
hiefür bezahlen; die Stelle des Leutenants und Wachtmeisters seien überhaupt
unnöthig, da ihre Dienste durch die Hauptleute und Corporäle gegen die Tages-
gebühr von 24 Kreuzer versehen werden könnten; ebenso sei der Reiteradjutant,
als unnöthig bei der Wache, abzuschaffen. Dadurch würden viele Personalfrei-
heiten eingehen, die Bürgerschaft erleichtert und die Hofkammer mit der Stadt-
kasse geschont, von denen jede dem Leutenant 50 fl, dem Wachtmeister 37 fl.
bezahlen mußte.
 
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