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innerliches Interesse an aller Philosophie. Seine Stu-
dienjahre begann er mit hartnäckiger Versenkung in
Kant’s Kritik der reinen Vernunft. Dann hat er sich mit
Schopenhauer, endlich mit Nietzsche beschäftigt, nie-
mals jedoch so, dass er einem von ihnen als gläubiger
Jünger sich hingegeben hätte. Er suchte weiter. Dabei
las er unermüdlich Werke der schönen Litteratur aller
Völker, und allen Gewinn aus der Philosophie, aus der
Lektüre, aus scharfer Beobachtung des eigenen Innern
und des Lebens um ihn — alles verarbeitete er zu dem
grossen Bau jener inneren Welt, in der er eigentlich lebte.
Sein Schicksal war besiegelt, als er in jenen uralten
rätselvollen Vorstellungen griechischer Religion Grund-
wahrheiten zu erkennen glaubte, tiefsinnige Antworten
auf die ewigen Fragen des Lebens, die über alles ein
helles, ein fast furchtbares Licht verbreiteten. Seit die-
sem Augenblick einer ungeheuren Synthese alles Er-
lebten und Gedachten war der Sturz nicht mehr auf-
zuhalten. Er spricht davon, wie auf der Reise nach dem
ätolischenThermon, die er in den letzten Tagen des Au-
gust unternahm um sich abzulenken, auf der Fahrt von
Athen nach Patras unablässiges unstillbares Denken je-
des Wollen aufgezehrt habe, wie jeder Gedanke, unent-
rinnbar ihn gepeinigt habe wie körperlicher Schmerz.
In Thermon selbst, wo er sich wohler fühlte, scheint
ihn eine Nervenerschütterung gepackt zu haben, die
ihm als Vorspiel eines Schlaganfalls erschien. Er
spricht von der zarten Sorge, die ihm sein Freund
Georgios Sotiriadis damals gewidmet habe. In dem wil-
den Aufflammen des geistigen Lebens in jenen Tagen
war die Kraft verbraucht. Es kamen die Tage, da er
den Wahnsinn dicht vor sich sah, und beschloss ihm
zuvorzukommen. Er war nicht der Mann, der in Mittei-
lung und Freundeszuspruch Trost finden konnte. So
ging er aus dem Leben.
innerliches Interesse an aller Philosophie. Seine Stu-
dienjahre begann er mit hartnäckiger Versenkung in
Kant’s Kritik der reinen Vernunft. Dann hat er sich mit
Schopenhauer, endlich mit Nietzsche beschäftigt, nie-
mals jedoch so, dass er einem von ihnen als gläubiger
Jünger sich hingegeben hätte. Er suchte weiter. Dabei
las er unermüdlich Werke der schönen Litteratur aller
Völker, und allen Gewinn aus der Philosophie, aus der
Lektüre, aus scharfer Beobachtung des eigenen Innern
und des Lebens um ihn — alles verarbeitete er zu dem
grossen Bau jener inneren Welt, in der er eigentlich lebte.
Sein Schicksal war besiegelt, als er in jenen uralten
rätselvollen Vorstellungen griechischer Religion Grund-
wahrheiten zu erkennen glaubte, tiefsinnige Antworten
auf die ewigen Fragen des Lebens, die über alles ein
helles, ein fast furchtbares Licht verbreiteten. Seit die-
sem Augenblick einer ungeheuren Synthese alles Er-
lebten und Gedachten war der Sturz nicht mehr auf-
zuhalten. Er spricht davon, wie auf der Reise nach dem
ätolischenThermon, die er in den letzten Tagen des Au-
gust unternahm um sich abzulenken, auf der Fahrt von
Athen nach Patras unablässiges unstillbares Denken je-
des Wollen aufgezehrt habe, wie jeder Gedanke, unent-
rinnbar ihn gepeinigt habe wie körperlicher Schmerz.
In Thermon selbst, wo er sich wohler fühlte, scheint
ihn eine Nervenerschütterung gepackt zu haben, die
ihm als Vorspiel eines Schlaganfalls erschien. Er
spricht von der zarten Sorge, die ihm sein Freund
Georgios Sotiriadis damals gewidmet habe. In dem wil-
den Aufflammen des geistigen Lebens in jenen Tagen
war die Kraft verbraucht. Es kamen die Tage, da er
den Wahnsinn dicht vor sich sah, und beschloss ihm
zuvorzukommen. Er war nicht der Mann, der in Mittei-
lung und Freundeszuspruch Trost finden konnte. So
ging er aus dem Leben.