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ERNST PFUHL

16. Kretischer Pithos C I, rings umpackt mit Scherben einer
grossen theräischen Amphora. In der Mündung der theräische
Kochtopf A 198, darüber gestülpt der Fuss der Amphora, von
der die Scherben der Packung stammen. In dem Topf und in
der Amphora verbrannte Knochen, letztere ungewöhnlich stark.
Hinter 16 lagen die kretische Kanne C 66 und die theräische
Schale A 154 (in Abb. 6 irrtümlich ausgelassen), weiter vorn
lag ein Kugelkännchen aus gelbem Thon (P). Vorn zwischen
15 und 16 fanden sich die Reste eines Dolchmessers V 44.
In dem Grabe waren mindestens vierzehn Tote beigesetzt;
wahrscheinlich war auch die Amphora 8 eine Urne, denn sie
war sorgfältig aufgestellt und verpackt. Die obere Amphora
von 12 kann eher Beigaben enthalten haben. Die vornehmste
Beisetzung ist 16, denn zu ihr gehört mindestens der grössere
Teil des neben ihr aufgestapelten Geschirrs sowie der Dolch.
14 mit dem Skyphos und der Bronzekanne darin enthielt ge-
wiss niemals Knochen; aber auch Wein kann nicht in dem auf
der Seite liegenden Gefässe gewesen sein. Neben dem reich-
lichen Trinkgeschirr erscheint nur ein sicheres Salbgefäss. Der
Kochtopf in der Mündung von 16 wird eher eine spätere Bei-
setzung als die Gebeine eines etwa mit dem Herrn gefallenen
Dieners enthalten. Das kleine Mädchen von 11 hat man mit
seinem Schmucke begraben und ihm eine Mahlzeit, von welcher
der Thunfischwirbel stammen wird, sowie ein Salbgefäss in die
Urne mitgegeben ; die Amphora in der Mündung kann Getränk
enthalten oder beim Totenopfer gedient haben. Reich ist auch
die Beisetzung 2 : bei den Knochen lagen ein Kochtopf, d. h.
wohl eine Mahlzeit, ein Salbgefäss und verschiedene Gewand-
nadeln, darunter eine grosse eiserne Perone ; eine solche fand
sich auch in I. Mit den Nadeln war vermutlich das Gewand
zugesteckt, in welches man die Knochen hüllte. Von den Scher-
ben in der Packung fragt es sich, in wieweit sie als Beigaben
anzusehen sind; vielleicht rühren sie von Gefässen her, die
beim Totenopfer verwendet wurden. Ein Trinkgefäss ist die
Bronzeschale; die besonders verpackte Kanne 4 kann auch
Salböl enthalten haben; sie wird mit einem Pfropfen ver-
schlossen gewesen sein. Jeder von den anderen Urnen ist min-
destens ein Napf, d. h. wohl eine Mahlzeit beigegeben.
 
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