I2Ö
ERNST PFUHL
236. Grab 47 (6o). Beil. XV 3. Stomion einer Kanne oder
Flydtia mit weitem Halse. Rotgrauer Thon.
Die folgende Besprechung der theräischen Gefässe setzt Dra-
gendorffs grundlegende Ausführungen überall voraus. Wieder-
holungen konnten umsomehr vermieden werden, als die neuen
Funde seine Ergebnisse lediglich bestätigen, auch da, wo sie
über die ihm vorliegenden Formen hinausgehen.
Neu ist zunächst die Gruppe der un bemalten P i t h o i
und Amphoren. Für die Entwicklung der bemalten Pithoi
ist aus ihnen nichts zu lernen. I und 2 (Abb. 17 und 18) sind
von so schlechter Arbeit, dass sie nur die einfachsten Formen
erhalten konnten ; eine weit ausladende Lippe z. B. wäre leicht
abgebrochen, wie der Fuss von 1 denn auch mit Gips alt geflickt
ist. Der schöne Pithos 7 (Beil. I 3) dagegen steht eher seiner-
seits unter dem Einfluss der gemalten Amphoren — oder ihrer
Metallvorbilder—, zu deren jüngeren ihn die Henkelform stellt.
Wie ein solches Gefäss von grober Arbeit aussieht, zeigt 8
(Beil. I 4). Auch die Scherben fügen dem aus Doppelkreisen,
Dreiecken, Zickzackbändern und Gruppen von Parallellinien
bestehenden Vorräte an Zierformen nichts weiter hinzu. Die
bauchigen Pithoi mit niedrigem Halse schliesslich haben zwar
Bedeutung als Ubergangsform zwischen den beiden Hauptarten
der Pithoi, — worüber weiteres bei den kretischen Gefässen—,
lehren jedoch nichts für die Hauptträger des theräischen Stiles.
Dem gegenüber kann es, nachdem die P'unde zweier grosser
Friedhöfe vorliegen, fraglich erscheinen, ob die Grundform der
bemalten Pithoi in der theräischen Töpferei ursprünglich hei-
misch ist, oder ob sie auf fremde Vorbilder zurückgeht. Letzte-
rer Annahme ist der Fund des grossen kretischen Pithos C 15
(Beil. XVIII 1) und der Scherbe C 16 günstig: sie stellen jene
Grundform dar. Vereinzelt würde das nichts beweisen ; aber es
lässt sich eine starke Einfuhr kretischer Topfware nach weisen,
und zwar hauptsächlich groben Geschirres, in dem die Erzeug-
nisse der Insel versendet wurden. Wenn nur zwei grosse Pithoi
und keines von den riesigen Reliefgefässen gefunden wurde, so
kann dies daran liegen, dass man solcher Urnen für kleine Kin-
ERNST PFUHL
236. Grab 47 (6o). Beil. XV 3. Stomion einer Kanne oder
Flydtia mit weitem Halse. Rotgrauer Thon.
Die folgende Besprechung der theräischen Gefässe setzt Dra-
gendorffs grundlegende Ausführungen überall voraus. Wieder-
holungen konnten umsomehr vermieden werden, als die neuen
Funde seine Ergebnisse lediglich bestätigen, auch da, wo sie
über die ihm vorliegenden Formen hinausgehen.
Neu ist zunächst die Gruppe der un bemalten P i t h o i
und Amphoren. Für die Entwicklung der bemalten Pithoi
ist aus ihnen nichts zu lernen. I und 2 (Abb. 17 und 18) sind
von so schlechter Arbeit, dass sie nur die einfachsten Formen
erhalten konnten ; eine weit ausladende Lippe z. B. wäre leicht
abgebrochen, wie der Fuss von 1 denn auch mit Gips alt geflickt
ist. Der schöne Pithos 7 (Beil. I 3) dagegen steht eher seiner-
seits unter dem Einfluss der gemalten Amphoren — oder ihrer
Metallvorbilder—, zu deren jüngeren ihn die Henkelform stellt.
Wie ein solches Gefäss von grober Arbeit aussieht, zeigt 8
(Beil. I 4). Auch die Scherben fügen dem aus Doppelkreisen,
Dreiecken, Zickzackbändern und Gruppen von Parallellinien
bestehenden Vorräte an Zierformen nichts weiter hinzu. Die
bauchigen Pithoi mit niedrigem Halse schliesslich haben zwar
Bedeutung als Ubergangsform zwischen den beiden Hauptarten
der Pithoi, — worüber weiteres bei den kretischen Gefässen—,
lehren jedoch nichts für die Hauptträger des theräischen Stiles.
Dem gegenüber kann es, nachdem die P'unde zweier grosser
Friedhöfe vorliegen, fraglich erscheinen, ob die Grundform der
bemalten Pithoi in der theräischen Töpferei ursprünglich hei-
misch ist, oder ob sie auf fremde Vorbilder zurückgeht. Letzte-
rer Annahme ist der Fund des grossen kretischen Pithos C 15
(Beil. XVIII 1) und der Scherbe C 16 günstig: sie stellen jene
Grundform dar. Vereinzelt würde das nichts beweisen ; aber es
lässt sich eine starke Einfuhr kretischer Topfware nach weisen,
und zwar hauptsächlich groben Geschirres, in dem die Erzeug-
nisse der Insel versendet wurden. Wenn nur zwei grosse Pithoi
und keines von den riesigen Reliefgefässen gefunden wurde, so
kann dies daran liegen, dass man solcher Urnen für kleine Kin-